Partusisten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.10.2013
Hersteller: Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Fenoterol
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Partusisten enthält den Wirkstoff Fenoterol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Partusisten.

Fenoterol hat im Wesentlichen zwei Anwendungsgebiete:
  • Der Wirkstoff wird bei Atemwegserkrankungen angewendet, bei denen die Bronchien verengt sind. Hierzu zählen das Asthma und die COPD. Es wird sowohl bei akuten Asthmaanfällen als auch zur Vorbeugung von Atemnotsanfällen eingesetzt. Eine langfristige Behandlung von Asthma und COPD mit Fenoterol sollte immer mit einer entzündungshemmenden Therapie kombiniert werden.
  • Außerdem wird Fenoterol häufig zur Wehenhemmung eingesetzt, wenn bei Schwangeren frühzeitig zwischen der 20. und 37. Schwangerschaftswoche Wehen auftreten. Auch wenn während der Geburt aufgrund gesteigerter Wehentätigkeit das Leben des Kindes in Gefahr ist, kommt der Wirkstoff häufig zum Einsatz.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fenoterol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Beta-2-Sympathomimetika, Antiasthmatika, zu welcher der Wirkstoff Fenoterol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vermeidung vorzeitiger Wehen von der 20. Schwangerschaftswoche bis zum Beginn der 37. Schwangerschaftswoche oder bis zur Reifung der kindlichen Lunge, solange die Schwangerschaft gefährdet ist und sonst keine Möglichkeit der Ursachenbeseitigung besteht

Dosierung

Nachdem eine zuverlässige Wehenhemmung zunächst mit einer niedrigen Dosis
des Medikaments als Infusion erzielt ist, kann die Weiterbehandlung mit
Tabletten fortgesetzt werden. Bei einer vorzeitigen Umstellung auf die Tabletten ist eine sichere Wehenhemmung nicht immer gewährleistet.

Zweckmäßigerweise verabreicht man die erste Tablette 15 bis 30 Minuten vor Beendigung der Infusion. Pro Tag werden dann vier bis acht Tabletten eingenommen. Der Abstand zwischen den einzelnen Einnahmen sollte drei bis sechs Stunden betragen.

Nehmen sie die Tabletten mit etwas Flüssigkeit ein. Da der enthaltene Wirkstoff Fenoterol die Nierenfunktion bremst, sollte bei der Behandlung nicht viel getrunken werden.

Die Behandlungsdauer wird vom behandelnden Arzt festgelegt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Lactose-Monohydrat
  • Stearinpalmitinsäure

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Zittern von Muskelgruppen wie beispielsweise der Finger und Hände (Tremor), Herzklopfen (Palpitationen), Herzfrequenzanstieg (Tachykardie), Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Unruhe, Nervosität, Erregung, Angstgefühl, Harnstauung, Azidose.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hemmung der Darmtätigkeit, psychische Veränderungen (Stimmungsschwankungen, Übererregbarkeit, Schlafstörungen), Herzrhythmusstörungen (Tachyarrhythmie), Erbrechen, Sodbrennen, Schwitzen, Hautausschlag, Probleme beim Wasserlassen.

Seltene Nebenwirkungen:
Blutdruckanstieg, Störungen der Blutdruckregulation, Herzstolpern (Extrasystolen), Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem), Atemnot, Angina Pectoris, Blutdruckabfall, Schwäche, Krämpfe, Muskelschmerzen, Anstieg der Transaminasen im Blut, Blutzuckerspiegelanstieg, Änderung anderer Blutwerte, Verschlechterung einer Funktionsstörung des Mutterkuchens (Plazentainsuffizienz), schwere Störungen der Darmbewegungen, Störungen der Herzdurchblutung, allergische Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag, Wasseransammlungen im Gesicht, kleine punktförmige Hauteinblutungen (Purpura), Abnahme der Blutplättchen.

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Veränderungen im EKG, Zerstörung der Skelettmuskulatur (Rhabdomyolyse).

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Abfall der Kaliumkonzentration im Blut (Hypokaliämie), Bronchienverengung.

Besonderheiten:
Bei der Anwendung von Fenoterol als Spray kommt es oft zu Reizungen von Mund und Hals sowie Husten.

Wird Fenoterol zur Wehenhemmung eingesetzt, kann die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes ansteigen. Außerdem sinkt der Blutzuckerspiegel des Kindes möglicherweise ab.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Beta-2-Sympathomimetika, Muscarinrezeptor-Antagonisten, Mitteln gegen niedrigen Blutdruck oder dem Wirkstoff Theophyllin verstärkt sich die bronchienerweiternde Wirkung von Fenoterol. Gleichzeitig verstärken sich die unerwünschten Wirkungen wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Zunahme der Herzfrequenz (Tachykardie).

Auch Glukokortikoide erhöhen die Wirkung des Fenoterols.

Werden gleichzeitig mit Fenoterol Kalzium, Vitamin-D-haltige Präparate sowie ihre Derivate (Dihydrotachysterol) oder ausschließlich am Herzen wirksame Betablocker eingenommen, können ebenfalls gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten. Tri- und tetrazyklische Antidepressiva und die antidepressiv wirkenden MAO-Hemmer können in Kombination mit Fenoterol die Herzschlagfrequenz gefährlich erhöhen.

Betablocker vermindern die Wirkung des Fenoterols und können schwere Verengungen der Bronchien hervorrufen.

Werden gleichzeitig mit Fenoterol orale Antidiabetika eingenommen, kann deren blutzuckerspiegelsenkende Wirkung vermindert sein.

Mittel, die eine Narkose herbeiführen, wie zum Beispiel Halothan, Penthrane, Dihydrobenzperidol, Fentanyl sowie Wirkstoffe der Periduralanästhesie können in Kombination mit Fenoterol einen schweren Schock auslösen.

Fenoterol verringert den Kaliumspiegel im Blut. Entwässerungsmittel beeinflussen ebenfalls den Kaliumspiegel und dürfen deshalb nur unter großer ärztlicher Vorsicht mit Fenoterol kombiniert werden. Die Wirksamkeit der Herzglykoside ist vom Kaliumspiegel abhängig, darum muss bei einer Kombination mit Fenoterol besonders gut auf die Kaliumkonzentration im Blut geachtet werden.

Es wird weniger Urin ausgeschieden und damit die Gefahr einer Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem) erhöht, wenn gleichzeitig mit Fenoterol Glukokortikoide, Kalziumsalze, Kalziumantagonisten, blutdrucksenkende Wirkstoffe wie Dihydralazin oder die schmerzlindernd und antientzündlich wirkenden nicht-steroidalen Antirheumatika eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Fenoterol darf darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • schwerer Schilddrüsenüberfunktion
  • Herzrhythmusstörungen mit schnellem Herzschlag (Tachyarrhythmie) und Reizleitungsstörung am Herzen (WPW-Syndrom)
  • Herzmuskelerkrankung, Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis), frischem Herzinfarkt, Herzklappenfehler oder koronarer Herzkrankheit
  • Phäochromozytom
  • Muskelschwund
  • schlecht behandelter Zuckererkrankung (Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Diabetes mellitus vom Typ 2)
  • schwerem Bluthochdruck und Bluthochdruck in den Lungengefäßen (pulmonalem Hochdruck)
  • eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion
  • schweren Blutungen der Geschlechtsorgane
  • verminderter Blutgerinnung, Vena cava-Kompressionssyndrom
  • Amnioninfektionssyndrom
  • Psychosen
  • Aneurysma
  • verminderter Kaliumkonzentration im Blut.
Zur Wehenhemmung sollte Fenoterol nach Möglichkeit nicht angewandt werden, wenn die Patientin unter Funktionsstörungen des Mutterkuchens (Plazentainsuffizienz), EPH-Gestose, fehlender Darmbewegung (Darmatonie), zu niedrigem Blutdruck oder verminderter Konzentration von Eiweißen im Blut leidet.

Nimmt der Patient gleichzeitig Herzglykoside ein, darf er Fenoterol nur unter größter ärztlicher Vorsicht anwenden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Fenoterol kann über den Mutterkuchen in das Blut des ungeborenen Kindes gelangen und dort Nebenwirkungen verursachen. Daher sollte es während der Schwangerschaft nicht zur Therapie von Atemwegserkrankungen, sondern lediglich zur Wehenhemmung verwendet werden.

Wenn Fenoterol zur Wehenhemmung eingesetzt wird, muss das Kind kurz nach der Geburt auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel und Bluthochdruck untersucht werden.

Während des Stillens sollte Fenoterol nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch einen Arzt zum Einsatz kommen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Atemwegserkrankungen wird Fenoterol meist inhaliert. Kinder unter vier Jahren können in der Regel noch nicht mit einem Inhalator umgehen. Auch bei Kindern ab vier Jahren sollte ein Erwachsener die Anwendung überwachen.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen ist beeinträchtigt. Vorsicht im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen.
  • Die Dosis des Medikaments darf ohne ärztliche Anweisung nicht erhöht werden.
  • Bei Verschlechterung der Atembeschwerden trotz Behandlung mit dem Medikament muss ein Arzt aufgesucht werden.
  • Das Medikament gehört zu den verbotenen Substanzen der Doping-Liste.
  • Diabetiker müssen ihren Blutzuckerspiegel bei behandlung mit dem Medikament noch sorgfältiger kontrollieren.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Partusisten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Fenoterol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.