Ovestin 1mg Tabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.10.2007
Hersteller: Organon GmbH
Wirkstoff: Estriol
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Ovestin 1mg Tabletten enthalten den Wirkstoff Estriol.

Das Hormon Estriol wird gegen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, verstärkter Knochenabbau (Osteoporose) und Hautschwund (Atrophie) eingesetzt. Vor allem dient der Wirkstoff aber zur Behandlung von Störungen im Vaginalbereich. Dazu zählen:
  • Beschwerden durch eine trockene Schleimhaut wie Brennen und Juckreiz
  • Entzündungen und Pilzinfektionen der Scheide
  • Ausfluss im Jugendalter (zur Verbesserung des Aufbaus der Scheidenflora)
  • begleitende Anwendung bei gynäkologischen Operationen (zur Gewährleistung einer intakten Schleimhaut)
  • Verengungen der Scheide
  • Gewebeschwund sowie Druck- und Dehnungsgeschwüre der Scheide und des Gebärmuttermundes.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Estriol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden, Sexualhormone, zu welcher der Wirkstoff Estriol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • östrogenmangelbedingte Beschwerden durch Gewebeveränderungen am Genitale: vulvovaginale Beschwerden, Juckreiz, Brennen, trockene Scheide, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Scheidenentzündung, Ausfluss, Entzündung des Gebärmutterhalses, Verengung der Scheide sowie Druckgeschwüre und Dehnungsgeschwüre der Scheide und des Muttermunds
  • zusammen mit anderen Wirkstoffen zur Behandlung von Infektionen der Scheide
  • durch Gewebeveränderung bedingte Entzündung im Bereich der Harnröhre und der Harnblase sowie zusammen mit anderen Wirkstoffen bei Harninkontinenz
  • Beschwerden in den Wechseljahren
  • durch Östrogenmangel bedingtes "Dünnerwerden" der Haut

Dosierung

Die Behandlung eines Östrogenmangelsyndroms setzt sich in der ersten Woche aus drei Tabletten (drei Milligramm Estriol) täglich, in der zweiten Woche aus zwei Tabletten (zwei Milligramm Estriol) täglich und ab der dritten Woche aus einer Tablette (ein Milligramm Estriol) täglich zusammen.

Rückbildungserscheinungen am Genitale werden mit einer Tablette (ein Milligramm Estriol) täglich behandelt.

Die tägliche Gesamtdosis soll auf einmal unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit und möglichst zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Der beste Zeitpunkt wäre abends.

Nach jeweils vier Behandlungswochen wird der Arzt entscheiden, ob die Tabletten ohne Unterbrechung weiter eingenommen werden sollen oder ob eine einwöchige Pause sinnvoll ist.
Die Behandlung von Rückbildungserscheinungen am Genitale wird über mehrere Monate so lange fortgesetzt, bis eine Wiederherstellung erreicht ist. Wird bei der Anwendung von Ovestin 1 Milligramm Tabletten die Tagesdosis als Einmalgabe von vier Milligramm Estriol überschritten und/oder wird die Tagesdosis auf zwei oder mehr Darreichungen verteilt, ist bei Frauen mit intakter Gebärmutter über 10 bis 14 Tage gleichzeitig ein Gelbkörperhormon (Gestagen) zu verabreichen. Regelmäßig heißt hier in mindestens dreimonatigem Abstand. Bei einer Dauertherapie sollten Frauen mit intakter Gebärmutter den Ausbreitungsgrad der Gebärmutterschleimhaut einmal jährlich durch einen Gestagentest untersuchen lassen.

Wurde eine Tablette vergessen einzunehmen und ist der normale Einnahmezeitpunkt um nicht mehr als zwölf Stunden überschritten, so ist die Einnahme nachzuholen. Wurde der normale Einnahmezeitpunkt um mehr als zwölf Stunden überschritten, sollte die vergessene Tablette nicht nachträglich eingenommen werden. Die Einnahme wird dann wie gewohnt am nächsten normalen Einnahmezeitpunkt weitergeführt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Amylopektin
  • Kartoffelstärke
  • Lactose-Monohydrat
  • Magnesiumstearat

Nebenwirkungen

Bei Einnahme:

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung, Auftreten von Zwischenblutungen, Brustspannen, Veränderungen der Libido.

Seltene Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Kopfschmerzen, Schmierblutungen, Magenbeschwerden, Depressionen, schlechte Verträglichkeit von Kontaktlinsen, Gallenwegserkrankungen, Gallensteine, Akne, Müdigkeit, Demenz (Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöht sich), Sehstörungen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Beinkrämpfe, gutartige und bösartige Lebergeschwulste, Blutungen in die Bauchhöhle, Brustvergrößerung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Bluthochdruck, Erhöhung der Blutfettwerte.

Besonderheiten:
Bei der oralen Einnahme erhöht sich das Risiko für Thrombosen, Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Bei örtlicher Anwendung:

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hitzegefühl, Juckreiz (in der Scheide bei vaginaler Anwendung), Schmierblutungen, Ausfluss, Schleimhautreizung.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Brennen), Oberbauchbeschwerden, Unterbauchbeschwerden, Schmerzen (prämenstruell), Unwohlsein, Augenreizung.

Wechselwirkungen

Verschiedene Wirkstoffe, die den Abbau von Sexualhormonen beschleunigen, führen zu einer Abschwächung der Wirkung von Estriol. Infolgedessen kann es beispielsweise zu Zwischenblutungen kommen. Zu diesen Wirkstoffen zählen:Östrogene wie Estriol verändern die Blutkonzentrationen verschiedener anderer Hormone wie Schilddrüsenhormone oder Glukokortikoide. Dadurch können entsprechende Labortests falsche Ergebnisse liefern.

Bei der Anwendung von Estriolsalbe kann es durch die zusätzlich enthaltenen Hilfsstoffe wie weiße Vaseline, dünnflüssiges Paraffin oder Hartparaffin zu einer verminderten Reißfestigkeit von Kondomen aus Latex kommen.

Gegenanzeigen

Die innerliche Anwendung von Estriol (als Tablette) ist in folgenden Fällen nicht gestattet:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • ungeklärte Blutungen im Genitalbereich
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • akute oder frühere bösartige Tumoren, die durch Estriol weiter wachsen würden (Brustkrebs oder Tumoren der Gebärmutter).
  • Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Schleimhautschicht der Gebärmutter (Endometriose) und unbehandelte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut.
Nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko sollte Estriol bei schweren Leberfunktionsstörungen angewendet werden.

Der Einsatz des Wirkstoffs sollte auch dann vorsichtig erfolgen, wenn Blutgefäßerkrankungen vorliegen, die in der Vergangenheit zu Gefäßverschlüssen (Thrombosen) von Arterien oder Venen geführt haben:Auch wenn bei äußerlicher Anwendung von Estriol (als Scheidenzäpfchen oder Creme) die Nebenwirkungen im allgemeinen schwächer ausgeprägt sind, sollte der Wirkstoff nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt eingesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Das Anwendungsgebiet von Estriol schließt eine Behandlung mit dem Wirkstoff während der Schwangerschaft aus.

Estriol gelangt über die Muttermilch in den Säugling und kann zu Schädigungen des Kindes führen. Aus diesem Grund sollte der Wirkstoff während der Stillzeit nicht angewendet beziehungsweise das Kind vor Beginn der Behandlung abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Das Anwendungsgebiet von Estriol schließt eine Behandlung von Kindern mit dem Wirkstoff aus. Einzig bei Scheidenausfluss im Jugendalter ist die Anwendung des Wirkstoffs zur Verbesserung der Scheidenflora möglich.

Warnhinweise

  • Durch die Anwendung des Wirkstoffs in Form von Salben wird die Reißfestigkeit von Kondomen beeinträchtigt.
  • Es besteht ein erhöhtes Brustkrebs-, Eierstockkrebs- und Schlaganfall-Risiko.
  • Labortests zur Bestimmung von körpereigenen Hormonen können durch die Anwendung des Wirkstoffs gestört sein.
  • Die Tabletten sind in der Originalverpackung zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tabletten)
30 Stück Tabletten
1 Milligramm Estriol
60 Stück Tabletten
1 Milligramm Estriol
90 Stück Tabletten
1 Milligramm Estriol

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Ovestin 1mg Tabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Estriol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Vaginalzäpfchen (Ovulum)
Creme, Vaginalzäpfchen (Ovulum)
Creme, Vaginalzäpfchen
Vaginalcreme

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.