NAVELBINE 20mg/ -30mg/ -80mg Weichkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.01.2013
Hersteller: PIERRE FABRE PHARMA GmbH
Wirkstoff: Vinorelbin
Darreichnungsform: Weichkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

NAVELBINE 20mg/ -30mg/ -80mg Weichkapseln enthalten den Wirkstoff Vinorelbin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von NAVELBINE 20mg/ -30mg/ -80mg Weichkapseln.

Vinorelbin wird alleine eingesetzt bei Patientinnen mit Brustkrebs, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat. Voraussetzung dafür ist, dass die Erkrankung nicht mit anderen Zytostatika wie Anthracyclinen oder Taxanen zu behandeln war oder eine solche Therapie nicht vertragen wird.

Ein zweites Einsatzgebiet für Vinorelbin ist der nicht kleinzellige Bronchialkrebs im Stadium 3 oder 4.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vinorelbin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Vinorelbin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Krebs der Bronchien ohne die Bildung besonders kleiner Zellen
  • Brustkrebs mit Tochtergeschwulsten (Stadium 4), bei dem Antracycline oder Taxane unwirksam waren oder vom Patienten nicht vertragen wurden - als alleinige Therapie

Dosierung

Es wird empfohlen, die Einnahme der Weichkapseln unter Aufsicht eines Arztes vorzunehmen, der Erfahrung in der Chemotherapie hat.

Erwachsene nehmen bei den ersten drei Anwendungen einmal pro Woche je 60 Milligramm Vinorelbin/Quadratmeter Körperoberfläche ein. Nach der dritten Anwendung wird der Arzt üblicherweise die Dosierung auf 80 Milligramm Vinorelbin/Quadratmeter Körperoberfläche erhöhen. Ausgenommen sind Patienten, bei denen sich schon während der ersten drei Gaben der niedrigeren Dosis das Blutbild wesentlich verschlechtert hat.

In klinischen Studien wurde auch die Abwechselung zwischen Vinorelbin zur Einnahme und solchem zur Infusion getestet. Dabei entsprechen Dosierungen von 60 und 80 Milligramm Vinorelbin/Quadratmeter Körperoberfläche zum Einnehmen Infusionen mit einer Dosis von 25 beziehungsweise 30 Milligramm Vinorelbin/Quadratmeter Körperoberfläche. Auf dieser Umrechnung wurde Therapieformen entwickelt, die eine abwechselnde Gabe von Kapseln und Infusionen erlaubt.

Bei Kombinationen mit anderen Zytostatika muss der Arzt die exakte Dosierung den Behandlungsprotokollen entnehmen, die sich in der Therapie der Erkrankung als wirksam erwiesen haben.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Glycerol
  • Hypromellose
  • Palmitoylascorbinsäure
  • Titandioxid (E 171)
  • α-Tocopherol
  • 2-Propanol
  • Aluminiumchlorid-Hexahydrat
  • Carminsäure (E 120)
  • D-Mannitol-D-Glucitol-Sorbitan-höhere Polyole-Gemisch
  • Eisenoxide und -hydroxide (E172)
  • Ethanol 99,5%
  • Gelatine
  • gereinigtes Wasser
  • Macrogol 400
  • mittelkettige Triglyceride
  • Mono- und Diglyceride aus Sonnenblumen
  • Natriumhydroxid
  • Ölsäure
  • Propylenglycol
  • Sojalecithin

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen
Mangel an neutrophilen Blutkörperchen, Blutarmut, Verstopfung, Verlust der Reflexe von tiefliegenden Sehnen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Mundschleimhautentzündung, Speiseröhrenentzündung, Essensverweigerung, erhöhte Leber-Werte (Gesamt-Bilirubin, alkalische Phosphatase, ASAT, ALAT), Haarausfall, Müdigkeit, Fieber, Schmerz an unterschiedlichen Stellen, Schwäche, Hautrötung.
bei Infusion:
Schmerzen, Entfärbung und Blutgefäßentzündung am Injektionsort.

Häufige Nebenwirkungen:
Infektion, Mangel an Blutplättchen, fieberhafter Mangel an neutrophilen Blutkörperchen, Blutvergiftung mit möglicherweise tödlichem Ausgang, allergische Reaktionen (Hautreaktionen, Atemwegsreaktionen), nervliche Missempfindungen, Störungen der Nerventätigkeit und Muskelsteuerung, Nervenentzündung (Guillain-Barré-Syndrom), Atembeschwerden, Bronchialkrämpfe, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, erhöhter Kreatinin-Wert im Blut.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwerer Natriummangel im Blut, Schwäche der Beine, Darmlähmung, Durchblutungsstörungen am Herzen (Angina pectoris), vorübergehende Veränderungen des EKG, Herzinfarkt, Erkrankungen des Lungengewebes (interstitielle Erkrankungen), Bauchspeicheldrüsenentzündung, allgemeine Hautreaktionen, Kieferschmerzen.
bei Infusion:
Gewebstod am Verabreichungsort (Nekrose).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Wasserstau im Körper (SIADH-Syndrom).

Besonderheiten:
Bei der Behandlung wird der Arzt häufig das Blutbild kontrollieren. Ab gewissen Grenzwerten muss die Behandlung bis zur Normalisierung der Werte unterbrochen und der Patient sorgfältig überwacht werden.

Wechselwirkungen

Die Kombination der Zytostatika Vinorelbin und Cisplatin hat keine bedeutenden Wechselwirkungen. Allerdings kommt es bei dieser Kombination häufiger zum Mangel an Granulozyten im Blut, die wichtig sind für die Wundheilung.

Das AntiepileptikumPhenytoin, das Tuberkulose-MittelRifampicin oder die Pilzmittel Itraconazol und Ketoconazol können die Wirkung von Vinorelbin
abschwächen.

Die Kombination von Vinca-Alkaloiden (also auch von Vinorelbin) mit dem Zytostatikum Mitomycin C erhöht das Risiko von Bronchialkrämpfen und Atemnot. In seltenen Fällen, besonders in Kombination mit Mitomycin, tritt eine Entzündung des Lungengewebes (interstitielle Lungenentzündung) auf.

Vinorelbin benötigt zur Ausscheidung aus dem Körper ein bestimmtes Eiweiß, das P-Glycoprotein. Wird dieses Eiweiß durch andere Wirkstoffe an seiner Tätigkeit gehindert, steigt die Vinorelbin-Konzentration im Körper und es kommt zu mehr Nebenwirkungen. Dies ist der Fall mit einigen Antiarrythmika und Statinen, vielen Psychopharmaka, mit Makrolid-Antibiotika und Protonenpumpenhemmern, aber auch Nahrungsmitteln wie Grapefruitsaft, Grüner Tee und Knoblauch.

Förderer des Transport-Eiweißes wie das Zytostatikum Doxorubicin, Phenobarbital (Antiepileptikum), die Psychopharmaka Trazodon und Venlafaxin sowie Johanniskraut und das GlukokortikoidDexamethason schwächen hingegen die Wirkung von Vinorelbin ab.

Eine Behandlung mit Vinorelbin sollte nicht gleichzeitig mit einer Strahlentherapie erfolgen, wenn die Leber im bestrahlten Feld liegt. Diese zusätzliche Belastung kann das Organ stark schädigen.

Weil Vinorelbin die körpereigene Abwehr sehr schwächt, sollte es grundsätzlich nicht in Kombination mit Lebendimpfstoffen, besonders nicht mit Gelbfiebererregern, verabreicht werden.

Gegenanzeigen

Vinorelbin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Vinca-Alkaloide (wie beispielsweise Vidarabin, Vincristin)
  • Mangel an Neutrophilen Blutzellen oder Blutplättchen
  • schweren akuten oder kürzlich (innerhalb der letzten 14 Tage) überstandenen Infektionen
  • schwerer Einschränkung der Leberfunktion, wenn diese nicht auf die Krebserkrankung zurückzuführen ist.
Für die Kapselform gelten noch zusätzliche Einschränkungen: Erkrankungen, welche die Aufnahme in den Körper stark beeinträchtigen und bei vorangegangener Entfernung erheblicher Teile von Magen oder Dünndarm.

Bei Patienten mit vielen Tochtergeschwulsten (Metastasen) in der Leber kann der Abbau des Wirkstoffs behindert sein. Der Arzt wird in solchen Fällen die Dosierung um ein Drittel vermindern, um eine Schädigung des Blutes zu verhindern.

Ein Kontakt von Haut, Augen oder Schleimhäuten mit dem Wirkstoff ist unbedingt zu vermeiden, damit es nicht zu Reizungen kommt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher wurden zu wenig Erfahrungen mit der Verwendung von Vinorelbin in der Schwangschaft gemacht, um Aussagen über Nutzen und Risiko zu treffen. In Tierexperimenten tötete Vinorelbin die Leibesfrüchte ab oder wirkte missbildungsfördernd. Daher dürfen Frauen während der Behandlung mit Vinorelbin nicht schwanger werden und der Einsatz des Wirkstoffs ist während der Schwangerschaft verboten. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie und bis zu drei Monate danach eine sichere Verhütungsmethode anwenden. Sollten Sie dennoch schwanger werden, ist sofort ein Arzt zu informieren.

Es ist nicht bekannt, ob Vinorelbin in die Muttermilch übergeht, daher ist vor einer Behandlung mit diesem Wirkstoff abzustillen.

Vinorelbin kann auch bei Männern das Erbgut schädigen. Daher sollten Männer, die mit Vinorelbin behandelt werden, während und bis zu sechs Monate nach der Behandlung kein Kind zeugen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit einer Behandlung mit Vinorelbin bei Kindern und Heranwachsenden wurde nicht geprüft.

Warnhinweise

  • Eine Behandlung mit dem Medikament darf nur durch Ärzte erfolgen, die auf dem Gebiet der Chemotherapie erfahren sind.
  • Ein Kontakt von Haut, Augen oder Schleimhäuten mit dem Wirkstoff des Medikaments ist unbedingt zu vermeiden.
  • Das Medikament enthält Sorbitol, was von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament muss bei zwei bis acht Grad in der Originalverpackung im Kühlschrank gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Weichkapseln)
4 Stück Weichkapseln
20 Milligramm Vinorelbin
4 Stück Weichkapseln
30 Milligramm Vinorelbin
1 Stück Weichkapseln
20 Milligramm Vinorelbin
1 Stück Weichkapseln
30 Milligramm Vinorelbin
1 Stück Weichkapseln
80 Milligramm Vinorelbin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über NAVELBINE 20mg/ -30mg/ -80mg Weichkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Vinorelbin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.