Minulet

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.09.2007
Hersteller: Wyeth Pharma GmbH
Wirkstoffkombination: Ethinylestradiol + Gestoden
Darreichnungsform: Dragee
Rezeptpflichtig

Wirkung

Minulet enthält die Wirkstoffkombination Ethinylestradiol + Gestoden.

Die Wirkstoffkombination Ethinylestradiol und Gestoden wird zur hormonellen Schwangerschaftsverhütung ("Pille", "Antibabypille") eingesetzt. Daneben können die Wirkstoffe auch zur Normalisierung von Zyklusstörungen verwendet werden. Dazu zählen zu seltene oder zu häufige Blutungen (Dysmenorrhoe).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ethinylestradiol + Gestoden sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung, Kontrazeptiva, Sexualhormone, zu welchen die Wirkstoffkombination Ethinylestradiol + Gestoden gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schwangerschaftsverhütung durch Einnahme von Hormonen ("Pille", "Antibabypille")

Dosierung

Schließen Sie vor Beginn der Anwendung eine Schwangerschaft aus. Bei einer Schwangerschaft ist das Arzneimittel abzusetzen.

Kontrolluntersuchungen sollten etwa halbjährlich erfolgen.

Falls nach einer Entbindung oder Fehlgeburt bereits mit dem Einsetzen der ersten Blutung Minulet eingenommen wird, kann der Eisprung möglicherweise nicht mehr verhindert werden.

Die erste Tablette wird an einer Stelle des entsprechenden Wochentages aus der Packung herausgedrückt. Die Tablette sollte unzerkaut mit etwas Flüssigkeit geschluckt werden. Nehmen Sie nun jeden Tag über 21 aufeinanderfolgende Tage in der angegebenen Reihenfolge die nächste Tablette möglichst zur selben Tageszeit. Dies sollte am besten abends sein. Die Regelmäßigkeit der Einnahme ist Voraussetzung für die schwangerschaftsverhütende Sicherheit. Der Abstand zwischen der Einnahme von zwei Tabletten sollte möglichst regelmäßig 24 Stunden sein. Nach Einnahme der letzten Tablette folgt eine siebentägige Einnahmepause. Jetzt kommt es in den zwei bis drei Tagen nach der letzten Tablette zu einer Blutung. Nach den sieben Tagen beginnt die Einnahme mit der nächsten Packung. Das ist unabhängig davon, ob die Blutung schon beendet ist oder nicht.

Eine vergessene Tabletteneinnahme muss spätestens innerhalb der nächsten 12 Stunden nachgeholt werden. Bei einer späteren Einnahme ist die empfängnisverhütende Wirkung in diesem Zyklus nicht mehr zuverlässig. In einem solchen Fall ist die vergessene Tablette auszulassen, die Packung aber wie üblich aufzubrauchen, um eine vorzeitige Blutung zu verhindern. Zusätzlich sollten mechanische Verhütungsmittel (Kondom) angewendet werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Calciumcarbonat
  • Lactose
  • Macrogol 6000
  • Magnesiumstearat
  • Montanglycolwachs
  • Natriumcalciumedetat
  • Povidon
  • Saccharose
  • Talkum

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Durchbruch- und Schmierblutungen, Kopfschmerzen (seltener Migräne).

Häufige Nebenwirkungen:
Wassereinlagerungen (Ödeme), Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Nervosität, Schwindelgefühl, Veränderungen der Libido, Akne, Brustschmerzen, Brustempfindlichkeit, Brustvergrößerung, Flüssigkeitsabsonderung der Brustdrüsen, Regelblutungsschmerzen (Dysmenorrhoe), Scheidenentzündung, Scheidenausfluss, Pilzerkrankungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutdruckanstieg, Bauchkrämpfe, Blähungen, Änderungen des Appetits, Veränderungen der Blutfettwerte, Hautausschlag, Flecken im Gesicht (möglicherweise bleibend), Pigmentierungsstörungen, Körperbehaarungszunahme (Hirsutismus), Haarausfall

Seltene Nebenwirkungen:
Veränderungen der Blutzuckerwerte, Knotenrose (Bildung schmerzhafter Knoten in der Haut), Kontaktlinsenprobleme (schlechte Verträglichkeit).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krampfadern, Gallenblasenerkrankungen, Gallensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberkrebs, Verschlechterung einer Störung des Abbaus von Hämoglobin (Porphyrie), Hautausschlag mit Knotenbildung (großflächig), Sehnerventzündung.

Besonderheiten:
Bei der Anwendung ist besonders auf Anzeichen einer Verstopfung von Venen oder Arterien zu achten. Diese sind zum Beispiel starke Schmerzen oder Schwellungen eines Beins, die von Druckschmerz, Erwärmung oder Änderung der Hautfarbe des Beins begleitet sein können, plötzliche unerklärliche Atemnot, starker Brustschmerz, Symptome eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls. Werden solche Probleme bemerkt, ist die Einnahme sofort abzubrechen und ein Arzt aufzusuchen.

Wechselwirkungen

Die empfängnisverhütende Wirkung der Kombination aus Ethinylestradiol und Gestoden kann durch die gleichzeitige Anwendung bestimmter Wirkstoffe erniedrigt beziehungsweise aufgehoben werden. Dazu gehören
  • Schlafmittel aus der Gruppe der Barbiturate
  • die Antibiotika Rifampicin, Griseofulvin, Ampicillin und Tetracycline
  • virenhemmende Mittel wie beispielsweise Ritonavir und Nelfinavir
  • Johanniskraut
  • Antiepileptika wie Barbexaclon, Hydantoin, Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, Oxcarbazepin, Topiramat und Felbamat
  • das GichtmittelPhenylbutazon
  • Aktivkohle
Einige Wirkstoffe verlängern oder verstärken die Wirkung von Ethinylestradiol wie
  • Atorvastatin aus der Gruppe der Statine
  • das Pilzmittel Fluconazol
  • Ascorbinsäure
  • Paracetamol (aus der Gruppe der nicht-opioiden Schmerzmittel)
  • das virenhemmende Mittel Indinavir
Da die Kombination den Blutzuckerspiegel beeinflusst, müssen Insulin und orale Antidiabetika eventuell in ihrer Dosis angepasst werden.

Die Wirkung von Theophyllin, Ciclosporin oder Glukokortikoiden kann durch gemeinsame Anwendung mit Ethinylestradiol und Gestoden verlängert werden.

Durch die Behandlung mit Ethinylestradiol kann es zu einem erhöhten Blutspiegel von Schilddrüsenhormonen kommen. Dies muss bei Untersuchungen der Schilddrüse berücksichtigt werden.

Gegenanzeigen

Die Einnahme der Wirkstoffkombination aus Ethinylestradiol und Gestoden muss unverzüglich beendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe der Kombination
  • Schwangerschaft
  • bestehenden oder früheren bösartigen Tumoren, die durch Gabe von Estradiol weiterwachsen würden (wie etwa Brustkrebs)
  • Herpesinfektionen in einer vorausgegangenen Schwangerschaft (Herpes gestationis)
  • unbehandelten Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut
  • diagnostisch nicht abgeklärten Blutungen aus der Scheide
  • akuten oder früheren schweren Lebererkrankungen (wie Lebertumoren, Leberentzündungen, Gelbsucht, Gallenstau, Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom), zumindest solange sich bestimmte Leberwerte (Transaminasen) nicht normalisiert haben
  • akuten oder früheren Blutgefäßerkrankungen, die zu Gefäßverschlüssen (Thrombosen) von Arterien oder Venen geführt haben wie etwa schwere Venenerkrankungen, Venenthrombosen, Venenentzündungen (Thrombophlebitis), Störungen der Blutgerinnung, Lungenembolie, Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt und Herzklappenfehler
  • schwer behandelbarem Bluthochdruck
  • Sichelzellenanämie
  • schweren Fettstoffwechselstörungen oder Fettsucht
  • Mittelohrschwerhörigkeit, die sich während vorangegangener Schwangerschaften verschlimmert hat
  • Migräne.
Bei den folgenden Erkrankungen kann die Wirkstoffkombination zwar angewendet werden, der Arzt muss jedoch durch laufende Kontrolle der entsprechenden Laborwerte die Entwicklung der Behandlung überprüfen und gegebenenfalls die Therapie abbrechen:
  • zuvor aufgetretene Venenentzündungen
  • eine ausgeprägte Neigung zu Krampfadern
  • Blutdruckanstieg
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Lupus erythematodes
  • Herz- und Nierenfunktionsstörungen
  • Depressionen
  • vorausgegangene leichtere Leber- und Gallenblasenerkrankungen
  • Epilepsie
  • Asthma
  • Chorea minor (Veitstanz)
  • multiple Sklerose
  • Endometriose und gutartige Gebärmuttertumoren
  • Erniedrigung des Blutkalziumspiegels
  • leichtere Fettstoffwechselstörungen oder erhebliches Übergewicht
  • Erkrankungen der Brustdrüse (Mastopathie)
  • Verwendung von Kontaktlinsen
Die Einnahme der Wirkstoffkombination begünstigt die Entstehung von Gefäßverschlüssen (Thrombosen), die zu gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können. Diese Gefahr kann durch zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Störungen der Blutgerinnung oder des Fettstoffwechsels sowie vorausgegangene Gefäßverschlüsse und eine längere Ruhigstellung (etwa durch Bettlägerigkeit) weiter erhöht werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Das Anwendungsgebiet von Ethinylestradiol und Gestoden schließt eine Behandlung mit der Wirkstoffkombination während der Schwangerschaft aus.

Die Produktion der Muttermilch kann durch Ethinylestradiol und Gestoden verringert sein. Außerdem können kleine Wirkstoffmengen in die Muttermilch und damit in den Säugling übergehen. Um Schädigungen zu vermeiden, sollte das Kind vor einer Anwendung der Wirkstoffkombination abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Das Anwendungsgebiet von Ethinylestradiol und Gestoden schließt eine Behandlung von Kindern mit der Wirkstoffkombination aus.

Warnhinweise

  • Bei Einnahme der Kombination besteht ein erhöhtes Thromboserisiko.
  • Rauchen erhöht das Risiko für schwere Nebenwirkungen.
  • Eine vergessene Einnahme kann die Wirksamkeit der Kombination herabsetzen.
  • Durchfall und Erbrechen können die Wirksamkeit der Kombination herabsetzen.
  • Die Einnahme der Kombination kann multiple Sklerose verstärken.
  • Die Einnahme der Kombination schützt nicht vor HIV-Infektionen oder anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
  • Bei Zwischenblutungen kann die Wirksamkeit der Wirkstoffkombination abgeschwächt sein.
  • Löst das Medikament Anzeichen einer Verstopfung von Venen oder Arterien aus, muss die Einnahme sofort beendet und ein Arzt aufgesucht werden.
  • Treten depressive Beschwerden und Stimmungsschwankungen auf, sollte unbedingt der behandelnde Arzt aufgesucht werden.
  • Zwischen Abklingen einer Virushepatitis und Einnahme des Präparates sollten circa sechs Monate vergehen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
21 Stück Dragee
63 Stück Dragee

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Minulet sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Ethinylestradiol + Gestoden (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.