MINIRIN parenteral
Hersteller: CSL Behring GmbH
Wirkstoff: Desmopressin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Wirkung
MINIRIN parenteral enthält den Wirkstoff Desmopressin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von MINIRIN parenteral.
Der Wirkstoff Desmopressin ist erste Wahl bei der sogenannten Wasserharnruhr (Diabetes insipidus centralis). Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die durch einen Mangel an dem wasserzurückhaltenden Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) verursacht wird. Der Mangel zeigt sich durch einen fast unstillbaren Durst und ständigen Harndrang. Desmopressin wirkt beiden Beschwerden entgegen.
Ferner wird nächtliches Durchschlafen ohne Wasserlassen durch Desmopressin wieder ermöglicht. Deshalb kann es auch gut zur Behandlung von Bettnässen (nächtliche Harninkontinenz) angewendet werden. Auch eine Austrocknung durch hohen Wasserverlust bei Verletzungen und Operationen kann mit diesem Wirkstoff verhindert werden.
Weiterhin kann Desmopressin eine angeborene Blutungsneigung (beispielsweise leichte Hämophilie A) behandeln, da es die Blutungszeit verkürzt.
Außerdem kann Desmopressin in der ärztlichen Diagnostik angewendet werden, wenn man testen will, wie gut die Niere in der Lage ist, Urin zu konzentrieren.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Desmopressin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Hypothalamushormone, zu welcher der Wirkstoff Desmopressin gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- gehirnbedingte Wasserharnruhr durch Fehlen des Hormons ADH, das die Urinausscheidung hemmt
- krankhaft erhöhte Urinausscheidung und krankhafter Durst durch einen vorübergehenden Mangel an ADH (Hormon, das die Urinausscheidung hemmt), der durch Operationen oder Entfernung der Hirnanhangdrüse oder Schädel-Hirn-Verletzungen verursacht ist
- Kurztest zur Feststellung in wie weit die Niere noch fähig ist, den Urin zu konzentrieren
- Test zur genauen Feststellung einer Wasserharnruhr
- Beschleunigung der Blutgerinnung vor Operationen, Zahnziehungen und nach Unfällen bei Patienten mit Gerinnungsstörungen
Dosierung
Das Medikament kann sehr fein dosiert werden. Sollen Ampullenbruchteile verabreicht werden, entstehen diese Dosierungen durch Verdünnung mit isotonischer Kochsalzlösung.
Zur Behandlung der Wasserharnruhr, von übermäßiger Wasserausscheidung und Durst wird die Lösung entweder in die Venen gegeben, kann aber auch unter die Haut oder in den Muskel gespritzt werden. Erwachsene erhalten dabei 1/4 bis eine Ampulle mit einem Milliliter Lösung, Kinder 1/10 bis 1/4 Ampulle und bei Säuglingen beginnt der Arzt die Behandlung mit 1/40 Ampulle. Behandlungziel sind dabei sowohl eine ausreichende Schlafdauer ohne Toilettengang als auch ein ausgewogener Wasserhaushalt des Körpers.
Zur Diagnose der Nierenfunktion und Feststellung der Wasserharnruhr wird das Medikament ausschließlich unter die Haut oder in den Muskel gespritzt. Erwachsene erhalten eine Ampulle, Kinder je nach Gewicht 1/4 bis 1/2 Ampulle, Säuglinge 1/10 Ampulle.
Zur Förderung der Blutgerinnung erhalten Erwachsene, Kinder und Säuglinge mit Gerinnungsstörungen eine Dosierung von 0,0003 bis 0,0004 Milligramm Desmopressin-Acetat-Trihydrat/Kilogramm Körpergewicht über die Vene innerhalb von 30 Minuten langsam als Infusion. Diese Behandlung wird 30 Minuten vor einer Operation oder nach einer Verletzung gegebenenfalls alle 12 bis 24 Stunden über höchstens sieben Tage erfolgen. Die Dosierung wird durch Verdünnung erreicht. Dazu erhalten Säuglinge von zwei bis zehn Kilogramm Körpergewicht zwischen 1/4 bis zu einer Ampulle in zehn Milliliter isotonischer Kochsalzlösung, Erwachsene und Kinder (20 bis 100 Kilogramm Körpergewicht) zwischen zwei bis zu zehn Ampullen, gelöst in 50 Milliliter isotonischer Kochsalzlösung.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Natriumchlorid
- Salzsäure 3,6%
- Wasser für Injektionszwecke
Nebenwirkungen
Spray
Häufige Nebenwirkungen:
Nasenverstopfung, Nasenbluten, Schnupfen, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.
Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.
Spritze
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.
Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.
Tabletten
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.
Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Hautreaktionen, allgemeine allergische Reaktionen, Blut-Natrium-Mangel, seelische Störungen (hauptsächlich bei Kindern).
Besonderheiten:
Bei übermäßiger Flüssigkeitszufuhr sowie bei Anwendung von sehr hohen Dosierungen können insbesondere bei sehr jungen und bei älteren Patienten Gewichtszunahmen und Krämpfe auftreten.
Wechselwirkungen
Stoffe, die Auschüttung an Antidiuretischem Hormon (ADH) steigern wie beispielsweise Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Chlorpromazin), das Epilepsie-Mittel Carbamazepin sowie nicht-steroidale Antirheumatika (beispielsweise Indometacin) können den Effekt von Desmopressin verstärken. Damit steigt das Risiko einer Wasserspeicherung im Körper und eines Natrium-Mangels im Blut.
Die wasserzurückhaltende Wirkung von Desmopressin kann weiterhin durch den Blutfettwertsenker Clofibrat und das wehenfördernde Hormon Oxytocin verstärkt werden.
Eine begleitende Behandlung mit dem Durchfallstopper Loperamid kann zu einer dreifachen Erhöhung der Desmopressin-Konzentration im Blut führen. Dadurch kommt es auch zu einer vermehrten Wasserspeicherung und einem erhöhten Risiko eines Blut-Natrium-Mangels.
Das orale Antidiabetikum Glibenclamid und das Antidepressivum Lithium können die Wirkung von Desmopressin abschwächen.
Eine Diät mit fast einem Drittel Fettanteil verringert deutlich die Aufnahme von eingenommenem Wirkstoff in den Körper. Obwohl das nur für eine sehr gering dosierte Behandlung mit Desmopressin-Tabletten gilt, sollten die Tabletten in zeitlichem Abstand zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Gegenanzeigen
Desmopressin darf nicht gegeben werden bei
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Patienten, die psychisch bedingt an gesteigertem Durst und vermehrter Flüssigkeitsaufnahme leiden, sollten Desmopressin nicht anwenden. Gleiches gilt für Alkoholiker mit wiederholt auftretendem krankhaft gesteigertem Durst und krankhaft vermehrter Flüssigkeitsaufnahme
- Blutgerinnungsstörungen wie dem schweren klassischen von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (Typ IIb), Patienten mit 5% Faktor VIII-Aktivität oder bei Antikörpern gegen den Gerinnungs-Faktor VIII
- Herzmuskelschwäche und anderen Erkrankungen, die eine Behandlung mit Entwässerungsmitteln erfordern
- Blut-Natrium-Mangel
- leichter oder schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute)
- erhöhter Ausschüttung von antidiuretischem Hormon (ADH).
Eine ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung ist unerlässlich bei
- der Behandlung junger und älterer Patienten
- Störungen des Flüssigkeits- und/oder Mineralhaushaltes
- Risiko einer Druckerhöhung im Gehirn
- der Bindegewebserkrankung zystische Fibrose
- Neigung zu Blutgefäßverstopfungen
- eingeschränkter Nierenfunktion.
Hinweis:
Die Behandlung des nächtlichen Bettnässens mit Desmopressin darf nur bei Patienten mit normalem Blutdruck durchgeführt werden. Es ist zu beachten, dass es bei der Verwendung von Nasensprays für diese Anwendung zu schwerem Blutnatriummangel kommen kann.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert, daher sind geringere Dosen erforderlich.
Bei der Anwendung von Desmopressin als Nasenspray können Veränderungen oder Erkrankungen der Nasenschleimhaut zu einer veränderten Aufnahme von Desmopressin führen. In diesen Fällen sollte Desmopressin als Dosierspray nicht angewendet werden.
Grundsätzlich sollte die Flüssigkeitszufuhr während der Behandlung mit Desmopressin eingeschränkt werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bezüglich der Anwendung von Desmopressin in der Schwangerschaft und Stillzeit über die Nase zeigen die bisherigen Untersuchungen keinen Hinweis auf nachteilige Wirkungen für Mutter und Kind. Bei einer Verschreibung von Desmopressin in Tablettenform für schwangere Frauen ist ärztliche Vorsicht angezeigt. Der Blutdrucks muss in solchen Fällen laufend kontrolliert werden. Der Einsatz von Desmopressin gegen den Mangel an Antidiuretischem Hormon (ADH) in der Schwangerschaft in Form von Injektionen ist unbedenklich, wenn eine ständige ärztliche Kontrolle erfolgt.
Die Anwendung des Wirkstoffs in der Stillzeit ist für das Kind unbedenklich.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
In den meisten Fällen kann Desmopressin bereits im Säuglingsalter angewendet werden, wenn es die Darreichungsform (Spritze, Spray) erlaubt.
Warnhinweise
- Die Flüssigkeitsaufnahme sollte während der Behandlung mit dem Medikament auf ein Minimum beschränkt werden.
- Während der Therapie mit dem Medikament muss derArzt einem möglichen Blut-Natriummangel vorbeugen.
- Das Medikament ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad zu lagern.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über MINIRIN parenteral sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Desmopressin (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.