Lioresal 10/-25

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.06.2008
Hersteller: Novartis Pharma GmbH
Wirkstoff: Baclofen
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Lioresal 10/-25 enthalten den Wirkstoff Baclofen.

Baclofen kann überall dort eingesetzt werden, wo eine Verkrampfung der Muskulatur aufgehoben werden soll. Der Wirkstoff ist bei Krämpfen wirksam, die durch Signale aus dem Gehirn oder aus dem Rückenmark entstehen.

Solche Verkrampfungen mit erhöhtem Muskelwiderstand können beispielsweise bei multipler Sklerose, Rückenmarksverletzungen, Kinderlähmung oder anderen Lähmungserscheinungen auftreten.

Baclofen kann oral eingenommen werden, zum Beispiel in Form von Tabletten. In schweren Fällen wird es in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekal) gespritzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Baclofen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Baclofen gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Verkrampfungen der Skelettmuskulatur bei multipler Sklerose
  • Verkrampfungen der Skelettmuskulatur bei Rückenmarkserkrankungen
  • Verkrampfungen der Skelettmuskulatur bei Rückenmarksverletzungen
  • hirnbedingte Verkrampfungen

Dosierung

Die Tabletten sind in Dosierungen zu fünf, zehn und 25 Milligramm Baclofen erhältlich. Sie sind teilbar und sollten zu den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden. Die Dosierung sollte unbedingt einschleichend geschehen. Dazu nehmen Erwachsene zunächst dreimal täglich fünf Milligramm ein und steigern die Dosis frühestens jeden dritten Tag um fünf bis 15 Milligramm. Eine Tagesdosis von 30 bis 75 Milligramm sollte nicht überschritten werden. Dies entspricht höchstens drei Tabletten Lioresal mit je 25 Milligramm des Wirkstoffs Baclofen.

Bei Kindern von zwölf bis 24 Monaten liegt die Tagesdosis bei zehn bis 20 Milligramm, zwei- bis zehnjährige Kinder können 30 bis 60 Milligramm am Tag (entsprechend 0,75 bis zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht) erhalten.

Kinder über zehn Jahre erhalten 2,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosis zu reduzieren. Die jeweilige Dosierung kann mit der notwendigen Anzahl an Lioresal-Tabletten mit je zehn Milligramm des Wirkstoffs Baclofen erzielt werden. Die Beendigung der Behandlung muss mit ausschleichenden Dosen innerhalb von drei Wochen geschehen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • mikrokristalline Cellulose
  • Magnesiumstearat
  • Povidon
  • Weizenstärke

Nebenwirkungen

Sehr häufige :
Schläfrigkeit, Abstumpfung (vor allem zu Beginn der Behandlung), Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Depressionen, Aufgedrehtheit (Euphorie), Wahnvorstellung, Albträume, Verwirrtheit (insbesondere bei älteren Patienten), Müdigkeit, Benommenheit, Willensschwächung, Zittern, Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Ermüdung, Atemstörungen, Augenzittern, Störungen des Scharfsehens, Sehstörungen, Herzklopfen, Herzleistungsverminderung, niedriger Blutdruck, Würgen, Erbrechen, Mundtrockenheit, Durchfall, Verstopfung, Magen-Darm-Störungen, Brechreiz, Blasenentleerungsstörungen (häufiges Wasserlassen, Bettnässen, Harnzwang), Hautausschlag, Schwitzen, Muskelschwäche, Muskelschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Aufregung, nervliche Missempfindungen, Geschmacksstörungen,
Bauchschmerzen, Harnverhaltung, Leberfunktionsstörungen, Sprechstörungen, Erektionsstörungen.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen, akute Gehirnfunktionsstörungen (mit
EEG-Veränderungen, Desorientiertheit, Zittern, Aufregung und Muskelkrämpfen), Mund-Gesichts-Zuckungen, Körpertemperaturerniedrigung, Leber-Enzym-Werterhöhung (SGOT, SGPT).

Besonderheiten:
Das Auftreten von Nebenwirkungen ist stark dosisabhängig.

Nach mehrmonatiger Behandlung kann ein plötzliches Therapie-Ende Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Aufregung, Wahnvorstellungen, Krampfanfälle, epileptische Anfälle und einen Anstieg der Körpertemperatur zur Folge haben.

Wechselwirkungen

Die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln wird bei gleichzeitiger Einnahme verstärkt. Andere beruhigende oder muskelentspannende Mittel (Muskelrelaxanzien) werden ebenfalls in ihrer Wirkung verstärkt. Auch bei Wirkstoffen, die die Gehirnfunktion dämpfen (wie Psychopharmaka, Schlafmittel, opioide Schmerzmittel, tri- und tetrazyklische Antidepressiva) kann es zu gegenseitiger Wirkungsverstärkung kommen. Levodopa und Carbidopa (beides Medikamente gegen Parkinson-Krankheit) erhöhen die Gefahr von Wahnvorstellungen.

Keinesfalls darf zusammen mit Baclofen Alkohol konsumiert werden, da die Wechselwirkungen mit Alkohol unvorhersehbar sind.

Da Baclofen die Leber-Enzym-Werte im Blut verändert, können entsprechende Tests verfälscht werden.

Gegenanzeigen

Baclofen darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, schwersten Nierenfunktionsstörungen, Epilepsien oder anderen Anfallsleiden.

Nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch eien Arzt und unter seiner Kontrolle darf Baclofen eingesetzt werden bei
  • eingeschränkter Nierenfunktion (hier ist die Dosis zu verringern)
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • Schäden an den gehirnversorgenden Blutgefäßen
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren
  • Störungen der Atemfunktion
  • Blasenentleerungsstörungen
  • Verwirrtheitszuständen, Parkinson-Krankheit und schweren seelischen Erkrankungen
  • akuter Vergiftung mit Alkohol oder Schlafmitteln
  • Nervenschäden im Gehirn, die bestimmte Bewegungsnerven betreffen (so genannte Bulbärparalyse) und bestimmten Rückenmarkserkrankungen mit Schulter-Arm-Lähmung (Syringomyelie).
Hinweis:
Das Spritzen von Baclofen direkt in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekal) soll nicht bei verlangsamter Zirkulation der Gehirn- oder Rückenmarksflüssigkeit oder eingeschränkten oder verminderten Reflexen erfolgen.

Zur Behandlung von Krämpfen bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei Parkinson-Krankheit oder bei durch Verletzungen hervorgerufene Erkrankungen des Gehirns ist Baclofen nicht geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft, besonders in den ersten drei Monaten, sollte Baclofen nur nach sorgfältiger Abwägung eingenommen werden. Der Wirkstoff kann durch den Mutterkuchen (Plazenta) zum Ungeborenen gelangen. Bisher wurden aber keine Schädigungen bei Ungeborenen beobachtet.

Zwar geht Baclofen in die Muttermilch über, doch sind unter normalen Umständen keine Komplikationen zu erwarten. Die Dosis sollte aber während der Stillzeit möglichst gering gehalten werden.

Welchen Einfluss auf Schwangerschaft und Stillzeit der Wirkstoff bei Gabe in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekal) hat, weiß man nicht. Daher sollte diese Form der Anwendung unterbleiben.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Baclofen ist auch zur Behndlung von Kindern geeignet. Sie erhalten je nach Alter und Körpergewicht eine angemessene Dosierung.

Die Gabe von Baclofen in die Rückenmarksflüssigkeit ist bei Kindern allerdings nicht untersucht und sollte daher bei Patienten unter 18 Jahren unterbleiben.

Warnhinweise

  • Das Medikament beeinträchtigt das Reaktionsvermögen so weit, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
  • Das Medikament kann Tests auf Leberenzymwerte im Blut verfälschen.
  • Bei Patienten mit Lebererkrankungen müssen die Leberwerte während der Behandlung regelmäßig ärztlich überprüft werden.
  • Diabetiker müssen während der Behandlung regelmäßig ihren Blutzuckerwert überprüfen.
  • Während der Behandlung darf kein Alkohol getrunken werden, da dies unvorhersehbare Wirkungen haben kann.
  • Die Behandlung muss mit langsam verminderter Dosierung beeendet werden.
  • Das Medikament ist vor Feuchtigkeit geschützt und nicht wärmer als 25 Grad zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tabletten)
50 Stück Tabletten
10 Milligramm Baclofen
50 Stück Tabletten
25 Milligramm Baclofen
100 Stück Tabletten
10 Milligramm Baclofen
100 Stück Tabletten
25 Milligramm Baclofen
20 Stück Tabletten
10 Milligramm Baclofen
20 Stück Tabletten
25 Milligramm Baclofen

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Lioresal 10/-25 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Baclofen (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.