Ketek 400 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2007
Hersteller: sanofi-aventis
Wirkstoff: Telithromycin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Ketek 400 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Telithromycin.

Telithryomycin ist ein relativ neues Antibiotikum, das nur bei Infektionen mit Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken eingesetzt werden sollte, die resistent gegen Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine, Penicilline und Makrolid-Antibiotika sind. Insofern ist der Wirkstoff als Reservemedikament anzusehen, das nur zum Einsatz kommt, wenn andere Antibiotikatherapien aufgrund einer Unempfindlichkeit (Resistenz) der Erreger versagen.

Anwendungsgebiete für Telithromycin sind wieder aufgeflammte chronische Bronchitis, leichte bis mittelschwere Lungenentzündung (allerdings nur, wenn der Patient sich in seiner alltäglichen Umgebung infiziert hat) und Nasennebenhöhlenentzündungen bei Personen über 18 Jahren.

Mandelentzündungen und Rachenentzündungen, sofern sie durch besonders widerstandfähige Bakterien (beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A) verursacht werden und mit anderen Antibiotika nicht zu bekämpfen sind, dürfen mit Telithromycin bereits bei Kindern ab zwölf Jahren behandelt werden.

Aufgrund der schweren Nebenwirkungen von Telithromycin wie schnelle Leberschädigung, Sehstörungen, Bewußtseinsverlust und Verschlimmerung einer Myasthenia gravis schlug der Informationsdienst für Ärzt und Apotheker vor, Telithromycin ausschließlich nur im Krankenhaus bei schweren und ansonsten nicht bekämpfbaren Infektionen einzusetzen.

In Studien an Asthmatikern konnte Telithromycin die Lungenfunktion in Akutphasen der Erkrankung bessern. Worauf dieser Effekt beruht, wird zur Zeit in weiteren Studien untersucht, daher ist bisher von einem Einsatz des Antibiotikums zur Asthma-Behandlung abzuraten. (F. Little: Treating acute asthma with antibiotics - not quite yet. N. Engl.J.Med. 354,1632-1634 (2007))

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Telithromycin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Telithromycin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • leichte bis mittelschwere ambulant erworbene Lungenentzündung, plötzliche Verschlimmerung der Symptome einer chronischen Bronchitis und akute Entzündung der Nasennebenhöhlen bei Patienten ab 18 Jahren
  • Mandelentzündung oder Rachenentzündung, verursacht durch betahämolysierende A-Streptokokken, alternativ zu Betalaktam-Antibiotika, wenn diese nicht geeignet sind, bei Patienten im Alter von zwölf bis 18 Jahren

Dosierung

Das Medikament wird im Allgeminen immer in der Dosierung von 800 Milligramm Telithromycin (zwei Filmtabletten) angewendet. Die Therapiedauer richtet sich nach dem Anwendungsgebiet.

Außerhalb des Krankenhauses erworbene Lungenentzündung: sieben bis zehn Tage.

Wiederaufflammen einer chronischen Bronchitis, akute Nebenhöhlenentzündung, Mandel- und Rachenentzündungen (durch betahämolysierende A-Streptokokken verursacht): fünf Tage.

Kinder ab 12 Jahren dürfen nur im Falle einer durch betahämolysierende A-Streptokokken verursachten Mandel- und/oder Rachenentzündung mit dem Medikament behandelt werden.

Bei gestörter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance weniger als 30 Milliliter/Minute) wird der Arzt die Dosis halbieren. Dialyse-Patienten sollten das Medikament am Tag der Dialyse nach der Dialyse-Behandlung einnehmen.

Nehmen Sie einmal täglich zwei Filmtabletten unzerkaut mit reichlich Wasser zu sich. Die Einnahme kann unabhängig vom Essen erfolgen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Croscarmellose-Natrium
  • Eisen(III)-oxid (E 172)
  • Eisenoxidhydrat (E 172)
  • Hypromellose 6 cp
  • Lactosemonohydrat
  • Macrogol 8000
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Povidon K 25
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Durchfall

Häufige Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen), Leber-Enzym-Wertanstieg (Transaminasen), Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen, Pilzinfektionen der Scheide.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Verstopfung, Appetitlosigkeit, Pilzinfektionen im Mund, Mundschleimhautentzündung, Schlafstörungen, Nervosität, Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen (Eosinophilie), Hautentzündungen, Hautrötung, Hitzegefühl, Nesselsucht, Juckreiz, Herzklopfen, Sehstörungen (vorübergehend).

Seltene Nebenwirkungen:
Gelbsucht, Gallenstau (Cholestase), Missempfindungen (Kribbeln, Brennen, Parästhesien), Ohnmachtsanfall (vorübergehend), Doppeltsehen (vorübergehend), Hautausschlag, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, Pulsverlangsamung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Besiedelung des Darmes mit widerstandsfähigen Erregern (Pseudomembranöse Colitis), Geruchsstörungen, Hautrötungen (Erythema multiforme), Muskelkrämpfe.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Gesichtsschwellung (angioneurotisches Ödem), allergische Reaktionen einschließlich allergischem Schock, Herzrhythmusstörungen (Verlängerung des QT/QTc-Intervalls), Bauchspeicheldrüsenentzündung, schwere Leberentzündung, Leberversagen, schnelle Verschlimmerung einer Myasthenia gravis.

Besonderheiten:
Die Auslösung eines Schubes von Myasthenia gravis durch Telithromycin kann in Einzelfällen zu einer lebensbedrohlichen Atemlähmung führen.

Seit der Markteinführung des Wirkstoffes wurde durch die Anwendung ein akutes Leberversagen verursacht. Bemerken Patienten während der Therapie eine Gelbfärbung von Augen oder Haut, sollten sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Treten Sehstörungen und/oder Bewußtseinsverlust auf, sollten die dazu neigenden Patienten während der Einnahme von Telithromycin keine Tätigkeiten ausführen, die eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Des weiteren sollte der Wirkstoff in solchen Fällen vor dem Schlafengehen eingenommen werden, um die Auswirkungen der uerwünschten Effekte zu begrenzen. Werden Sehstörungen bemerkt, sollten sie vom Augenarzt untersucht werden.

Wechselwirkungen

Die Kombination von Ergotamin oder Dihydroergotamin mit Telithromycin ist wegen der Gefahr einer übermäßig starken Blutgefäßverengung (Gefahr von Sauerstoffunterversorgung und Ohnmachtsanfall) nicht gestattet.

Telithromycin verstärkt die Aufnahme und damit Wirkung beziehungsweise Nebenwirkungen folgender Substanzen:
  • des NeuroleptikumsPimozid sowie Astemizol und Terfenadin (beide gegen Allergien). Dadurch kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen.
  • Statinen (Mitteln zur Senkung der Blutfettwerte) wie Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin und Cerivastatin. Die Kombination der ersten drei mit Telithromycin ist verboten. Da Cerivastatin im Verdacht steht, zusammen mit Telithromycin zu Muskelschäden zu führen, muss eine mögliche Kombinationsbehandlung besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • von Immunologika wie Ciclosporin, Tacrolimus und Sirolimus
  • des Herzmittels Digoxin
  • des BetablockersMetoprolol
  • der BenzodiazepineAlprazolam, Midazolam, Triazolam
  • der Blutverdünner zum Einnehmen wie Warfarin. Hier kann es zu einer erhöhten Blutungsneigung kommen, die ärztlich überwacht werden muss.
Es wird aber auch die Wirkung von Telithromycin selbst durch andere Wirkstoffe verändert:
  • Der Abbau von Telithromycin wird durch das Tuberkulose-Mittel Rifampicin, die AntiepileptikaPhenytoin, Phenobarbital und Carbamazepin sowie Johanniskraut (gegen Depressionen) beschleunigt und damit die Wirkung abgeschwächt. Der Beginn der Therapie mit Telithromycin sollte daher frühestens zwei Wochen nach der letzten Einnahme dieser Wirkstoffe erfolgen.
  • Pilzmittel wie Itraconazol und Ketoconazol erhöhen die Blutkonzentrationen an Telithromycin.
  • Bei Leberfunktionsstörungen wird Telithromycin nur verlangsamt abgebaut, so dass mit verstärkten Wirkungen und Nebenwirkungen zu rechnen ist. Diese Abbauhemmung kann durch andere Wirkstoffe noch verstärkt werden. Dazu gehören HIV-1-Protease-Hemmer (Mittel zur Behandlung von AIDS wie Ritonavir), das Pilzmittel Ketoconazol, einige Benzodiazepine (Midazolam, Triazolam und Alprazolam) sowie den Blutfett-senkenden StatinenAtorvastatin, Lovastatin, Simvastatin und Cerivastatin verursacht werden.

Gegenanzeigen

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Telithromycin und andere Makrolid-Antibiotika darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Patienten, bei denen bestimmte Phasen des Herzschlags verlängert sind (Long-QT-Syndrom), dürfen Telithromycin nicht verwenden, da es sonst zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen kann. Aus diesem Grund ist auch die Kombination mit Wirkstoffen, die ein Long-QT-Syndrom verursachen können wie etwa das NeuroleptikumPimozid sowie Astemizol und Terfenadin (beide gegen Allergien) nicht erlaubt.

Des Weiteren ist die gleichzeitige Anwendung mit bestimmten Mitteln zur Absenkung der Blutfette (Statine) nicht gestattet. Auch Wirkstoffe wie Ergotamin, Dihydroergotamin sowie das Magenmittel Cisaprid dürfen nicht mit Telithromycin kombiniert werden.

HIV-1-Proteasehemmer oder das Pilzmittel Ketoconazol behindern den Abbau von Telithromycin und verstärken seine Lebergiftigkeit. Eine gleichzeitige Gabe ist daher bei Patienten mit stark eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion verboten.

Während und bis zu zwei Wochen nach der Behandlung mit Wirkstoffen wie dem Tuberkulose-Mittel Rifampicin, den Epilepsie-Mitteln Phenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital sowie Johanniskraut gegen Depressionen sollte Telithromycin nicht angewendet werden. Sein Abbau wäre dann beschleunigt und die Wirkung unsicher.

Auch bei Herzkranzgefäßverengungen (Angina Pectoris), Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutmagnesium- oder Blutkaliumkonzentration (Hypomagnesiämie, Hypokaliämie) sowie niedrigem Puls (weniger als 50 Schläge pro Minute) sollte die Anwendung nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Weil Telithromycin eine Verschlechterung der Krankheit verursachen kann, ist die Anwendung des Wirkstoffes bei Myasthenia gravis verboten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft darf Telithromycin nicht eingenommen werden, es sei denn, der Arzt hält es für unbedingt notwendig. Beim Menschen gibt es noch keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Telithromycin in der Schwangerschaft. In Tierexperimenten hat sich jedoch eine schädliche Wirkung auf die Ungeborenen gezeigt.

In der Stillzeit ist die Einnahme von Telithromycin nicht gestattet, da der Nachweis der Unbedenklichkeit für die Anwendung in dieser Zeit noch nicht erbracht wurde.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern unter zwölf Jahren darf Telithromycin nicht angewendet werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
  • Bei Neigung zu Sehstörungen und Bewusstseinsverlust sollte das Medikament ausschließlich vor dem Schlafengehen eingenommen werden, um die Auswirkungen der unerwünschten Effekte zu begrenzen.
  • Bei Gelbfärbung der Augen oder Haut während der Behandlung mit dem Wirkstoff ist unverzüglich eine Arzt aufzusuchen.
  • Bei anhaltendem und/oder blutigem Durchfall ist die Behandlung mit dem Medikament sofort abzubrechen.
  • Der Einsatz des Medikaments bei Kindern ab zwölf Jahren ist nur bei Mandel- und/oder Rachenentzündungen erlaubt, die durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Labornachweis!) verursacht sind.
  • Treten Sehstörungen (Doppelbilder, Störungen der Fern-Nah-Sicht) auf, solle ein Augenarzt aufgesucht werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
10 Stück Filmtabletten
400 Milligramm Telithromycin
14 Stück Filmtabletten
400 Milligramm Telithromycin
20 Stück Filmtabletten
400 Milligramm Telithromycin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Ketek 400 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Telithromycin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.