Imurek 50 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.12.2007
Hersteller: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Azathioprin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Imurek 50 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Azathioprin.

Azathioprin wird bei der Vorbeugung einer Transplantatabstoßung bei Nieren-, Leber-, Herz-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenverpflanzungen eingesetzt.

Außerdem kann es bei schweren Formen von Autoimmunerkrankungen als Ersatz für Glukokortikoide verwendet werden, wenn diese unverträglich oder wirkungslos blieben. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel entzündlich rheumatische Erkrankungen, schwere Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, der systemische Lupus erythematodes, bestimmte Leberentzündungen, Purpura und die autoimmune hämolytische Anämie.

In einer Studie in England wurden Patienten mit schwerer Neurodermitis, die nicht mit örtlichen Medikamenten zu beherrschen war, innerlich mit Azathioprin behandelt. Die Erfolge waren deutlich besser als bei den zum Vergleich mit einem Scheinmedikament (Placebo) behandelten Patienten. In Deutschland ist Azathioprin für das Einsatzgebiet Neurodermitis allerdings noch nicht zugelassen.

Der Einsatz des Wirkstoffs erfolgt meist als ein Zusatz zu Substanzen, die das Immunsystem des Körpers unterdrücken. Üblicherweise wird er mit Glukokortikoiden kombiniert. Azathioprin gilt als Ausweichmedikament für Patienten, die Glukokortikoide nicht vertragen oder die auf solche angewiesen sind und bei denen die therapeutische Wirkung trotz hoher Dosen derselben nicht ausreichend ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Azathioprin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Immunstärkende und -schwächende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Azathioprin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen nach Transplantation von Niere, Leber, Herz, Lunge oder Bauchspeicheldrüse (üblicherweise als Kombinationspartner von immununterdrückenden Substanzen)
  • schwere Formen bei aktivem chronischen Gelenkrheumatismus, der mit weniger starken Medikamenten zur Rheumabehandlung nicht gut genug behandelt werden kann (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • chronische Leberentzündung durch Antikörper gegen körpereigene Zellen (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • SLE, eine Multisystemkrankheit, die die Haut, innere Organe und das Zentralnervensystem befällt (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • Lilakrankheit, eine Autoimmunerkrankung mit lilafarbenen Hauterscheinungen (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • Entzündung kleiner und mittlerer Arterien, vor allem der Wadenmuskeln und Unterarmmuskeln sowie innerer Organe (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • chronische Erkrankung der Haut und Schleimhaut mit Blasenbildung sowie Bildung großer praller Hautblasen durch Antikörper gegen körpereigene Zellen bei älteren Menschen (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • Morbus Behcet, eine Erkrankung mit schmerzhaften rundlichen Schäden an Schleimhäuten des Mundes und der Genitalregion, Eiteransammlungen in der vorderen Augenkammer, knötchenförmigen Hautrötungen sowie Gelenkschwellungen unbekannter Ursache (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • schwer behandelbare Blutarmut aufgrund eines schnellen Zerfalls der roten Blutkörperchen durch besondere Antikörper gegen diese Blutkörperchen (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • chronische schwer behandelbare Einblutungen der Haut und Schleimhaut aufgrund eines vorübergehenden Blutplättchenmangels (bei mäßig schweren bis schweren Verlaufsformen üblicherweise in Kombination mit Kortison zur Kortison-Einsparung, oder wenn Kortison nicht vertragen wird beziehungsweise wenn mit hochdosiertem Kortison keine ausreichende Beschwerdenlinderung erzielt werden kann)
  • schubförmig verlaufende multiple Sklerose (Muskelschwund), wenn eine Immuntherapie notwendig und eine Behandlung mit Beta-Interferonen nicht möglich ist oder die Erkrankung mit einer bisherigen Azathioprin-Behandlung gut verlief
  • Myasthenia gravis, eine Autoimmunkrankheit mit ausgeprägter schwerer krankhafter Muskelschwäche (in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung ist zu Beginn der Behandlung eine Kombination mit Kortison erforderlich, die Kortison-Dosis wird dann nach Monaten der Behandlung schrittweise reduziert)

Dosierung

Sowohl Kinder als auch Erwachsene erhalten bei Organtransplantationen zu Beginn täglich bis zu fünf Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Die Erhaltungsdosis ist mit ein bis vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich geringer (entspricht zirka ein bis vier Tabletten am Tag).
Bei Autoimmunkrankheiten werden ein bis drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht eingenommen (entspricht zirka ein bis zwei Tabletten am Tag).
Bei schubförmiger Multipler Sklerose erhalten die Patienten zwei bis drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (entspricht zirka zwei bis drei Tabletten am Tag).

Die Tabletten jeweils nach dem Essen mit reichlich Wasser einnehmen.
Nur wenn die Einnahme von Tabletten nicht möglich ist, kann Imurek intravenös gespritzt werden. Es sollte jedoch so früh wie möglich auf eine orale Behandlung umgestellt werden.
Bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa muss mindestens zwölf Monate lang behandelt werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Hypromellose
  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • vorverkleisterte Stärke
  • Macrogol 400
  • Stearinsäure

Nebenwirkungen

Die Häufigkeit von Nebenwirkungen kann je nach Anwendungsgebiet unterschiedlich sein, was Doppelungen ermöglicht.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen, Verlust weißer Blutkörperchen, Knochenmarkschädigung, Übelkeit und Erbrechen sowie Essenverweigerung (bei Rheumapatienten).

Häufige Nebenwirkungen:
Blutbildstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Abnahme der Blutplättchen, Erbrechen, Krebserkrankungen (nach Nierenverpflanzungen: Krebs der Haut, der Lymphdrüsen, des Gebärmutterhalses, der Scheide), Bauchspeicheldrüsenentzündung (nach Organverpflanzung, bei Darmentzündungen), Leberfunktionsstörung (nach Organverpflanzung), Haarausfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektionen (bei Rheuma-Patienten), Blutarmut (Anämie), Gallenverstopfung (Cholestase), Fettstuhl, Durchfall, Leberfunktionsstörung (bei Rheumapatienten), Überempfindlichkeitsreaktionen wie Unwohlsein, Schwindel, Durchfall, Fieber, Muskelspannungserhöhung, Hautausschlag, Nesselsucht, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Nierenfunktionsstörung, Blutdruckabfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Seltene Nebenwirkungen:
Leberverstopfung (nach Organverpflanzung: durch Venenverschluss), Krebs, Haarausfall, lebensbedrohliche Leberschäden, Abnahme bestimmter Blutzellen (Agranulozytose), Abnahme aller Blutzellen (Panzytopenie), andere Störungen der Blutbildung, Lungenentzündung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Tod, Lungenentzündung, schwerer Durchfall, Darmentzündungen, hämolytische Anämie, Blutkrebs.

Nur bei Transplantationspatienten:
Magen-Darm-Geschwüre, Darmblutung, Darmdurchbruch, Darmzellschäden.

Wechselwirkungen

Azathioprin wird durch andere Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Tacrolimus in seiner Wirkung verstärkt. Gleiches gilt für Furosemid, ein Entwässerungsmittel, das den Azathioprin-Abbau im Körper hemmt. Gichtmittel wie AllopurinolOxipurinol und Thiopurinol verstärken die Wirkungen von Azathioprin derartig, dass der Arzt die Dosis von Azathioprin auf ein Viertel der ursprünglichen Dosis vermindern muss.

Daneben verringert der Azathioprin die Wirkungen der meisten Muskelrelaxanzien und des blutgerinnungshemmenden Warfarin aus der Gruppe der Antikoagulanzien.

Auch die immunstimulierende Wirkung nicht-lebender Impfstoffe wird durch Azathioprin gehemmt. Der Impferfolg muss deshalb kontrolliert werden. Patienten, die Azathioprin erhalten, dürfen nicht mit lebenden Impfstoffen geimpft werden.

Wirkstoffe, die die Knochenmarksfunktion unterdrücken und die Nebenwirkungen von Azathioprin erhöhen, sollten nicht eingenommen werden. Hierzu zählen Penicillamin, Olsalazin, Mesalazin, Sulfasalazin oder viele Vertreter aus der Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Des weiteren Wirkstoffe Captopril, Cimetidin, Trimethoprim, Sulfamethoxazol und Indometacin.

Gegenanzeigen

Aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf das Immunsystem darf Azathioprin nicht eingesetzt werden, wenn der Patient an einer akuten, schweren Infektion oder an einer Infektion mit dem Varizella zoster-Virus (Windpocken, Gürtelrose) leidet. Auch bei einer Impfung mit lebenden Impfstoffen darf der Wirkstoff nicht angewandt werden. Außerdem ist bei einer Überempfindlichkeit gegen Azathioprin oder sein Stoffwechselprodukt 6-Mercaptopurin von einer Einnahme abzusehen. Stillende Mütter dürfen ebenfalls kein Azathioprin einnehmen.

Weiterhin ist die Therapie mit Azathioprin mit großer ärztlicher Vorsicht durchzuführen, wenn schwere Funktionsstörungen in Leber, Niere oder Knochenmark vorliegen. Bei leichten bis mittleren Entzündungen ist eine sorgfältige ärztliche Überwachung notwendig. Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist von einer Azathioprin-Therapie abzusehen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Allopurinol, einem Gichtmittel, oder ähnlichen Wirkstoffen, ist die Azathioprin-Dosis einzuschränken, da beide Substanzen die Herstellung von DNA-Bausteinen verringern. Werden zur selben Zeit Wirkstoffe eingenommen, die das Azathioprin-abbauende EnzymThiopurinmethyltransferase (TPMT) hemmen, so kann dies eine verstärkte Zerstörung von Blutzellen zur Folge haben.

Wenn zur selben Zeit andere zellschädigende Wirkstoffe eingenommen werden, ist die Anwendung von Azathioprin einzuschränken.

Bei einer Milzvergrößerung, akuten Infektionen oder vermehrter Sonnenbestrahlung des Patienten muss der Arzt besonders auf Zeichen von Nebenwirkungen achten.

Die Dosis muss bei Patienten mit Funktionsstörungen der Leber oder Nieren, älteren Patienten und Patienten, die eine besonders hohe Dosis erhalten, sorgfältig gewählt und regelmäßig überprüft werden. Patienten, die kürzlich eine Chemotherapie erhalten haben, dürfen genauso wie Patienten mit einem Mangel an den Azathioprin-abbauenden Enzymen Thiopurinmethyltransferase oder Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (Lesch-Nyhan-Syndrom) den Wirkstoff nicht einnehmen.

Eine besonders vorsichtige Dosierung muss bei Patienten gewählt werden, die Wirkstoffe wie Tubocurarin, Succinylcholin, Olsalazin, Mesalazin oder Sulphasalazin einnehmen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Azathioprin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Azathioprin kann auch bei Kindern verwendet werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann durch den Wirkstoff beeinträchtigt werden.
  • Frauen und Männer sollten während und drei Monate nach der Behandlung mit dem Medikament sichere empfängnisverhütende Maßnahmen treffen.
  • In den ersten acht Wochen der Behandlung sollte mindestens wöchentlich eine ärztliche Blutbild-Kontrolle erfolgen.
  • Bei Patienten mit Lesch-Nyhan-Syndrom, einer Störung des Harnsäurestoffwechsels, wird das Medikament wahrscheinlich nicht wirksam sein.
  • Bei Zeichen einer Infektion, ungeklärten blauen Flecken oder Blutungen muss sofort der Arzt informiert werden.
  • Ein Patient, der noch keine Windpocken hatte, muss während der Behandlung eine Ansteckung unbedingt vermeiden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament ist eine UV-Bestrahlung (Sonne, Sonnenbank) zu vermeiden.
  • Man sollte das Sonnenlicht meiden.
  • Dem Partner des mit Imurek behandelten Patienten sollten geeignete empfängnisverhütende Maßnahmen empfohlen werden.
  • Bei gleichzeitiger Gabe von Allopurinol sollte die normale Imurek-Dosis auf 25 Prozent reduziert werden.
  • Nach acht Wochen monatliche Blutbildkontrolle.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
100 Stück Filmtabletten
50 Milligramm Azathioprin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Imurek 50 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Azathioprin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.