Fluorouracil-GRY 50 mg/ml Injektionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 30.04.2015

Hersteller: GRY-Pharma GmbH
Wirkstoff: Fluorouracil
Darreichnungsform: Injektionslösung

Rezeptpflichtig

Wirkung

Fluorouracil-GRY 50 mg/ml Injektionslösung enthält den Wirkstoff Fluorouracil.

 

Fluorouracil wird als Injektion verabreicht bei fortgeschrittenen Krebsformen des Dick- und Enddarmes, des Magens, der Bauchspeicheldrüse und bei Brustkrebs, letzterer auch wenn dieser schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.

In Form von Cremes und Lösungen wird Fluorouracil eingesetzt bei Hautveränderungen, die zu bösartigen Krebsformen führen können. Dazu gehören die sogenannten aktinischen Keratosen oder das frühe Stadium eines Typs des hellen Hautkrebses (Morbus Bowen).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fluorouracil sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Fluorouracil gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • fortgeschrittener Dickdarmkrebs
  • fortgeschrittener Magenkrebs
  • fortgeschrittener Krebs der Bauchspeicheldrüse
  • Brustkrebs, der fortgeschrittenen ist und/oder schon Tochtergeschwulste gebildet hat

Dosierung

Die Behandlung mit dem Medikament sollte nur durch Ärzte erfolgen, die in der Therapie von Krebserkrankungen erfahren sind. Am besten erfolgt der Behandlungsbeginn im Krankenhaus. Die Infusion darf nur in die Vene gegeben werden.

Bei der Dosierung gelten folgende allgemeine Richtlinien:
Fortgeschrittener Dickdarmkrebs wird mit dem Medikament allein oder in Kombination mit anderen Zytostatika in Tageseinzeldosen von 370 bis 600 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche auf einmal gespritzt oder als Dauerinfusion mit der Dosierung von 200 bis 750 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche.

Einen fortgeschrittenen Magenkrebs behandelt man allein oder in Kombination mit anderen Zytostatika in Tageseinzeldosen von 500 bis 600 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche, auf einmal gespritzt.

Fortgeschrittener Krebs der Bauchspeicheldrüse wird mit diesem Medikament allein in Tageseinzeldosen von 400 bis 500 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche auf einmal gespritzt oder als Dauerinfusion mit der Dosierung von 1000 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche.

Brustkrebs, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat, behandelt man (zusammen mit anderen Zytostatika) mit Dauerinfusionen von 500 bis 600 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche.

Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt. Sie richtet sich nach den gültigen Behandlungsrichtlinien und sollte beendet werden, wenn der Krebs nicht heilt oder weiter fortschreitet sowie bei Auftreten unerwünschter Wirkungen, die einer Weiterführung der Therapie entgegenstehen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Natriumhydroxid
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

 

Innerliche Anwendung
Häufige Nebenwirkungen:
gestörte Knochenmarksfunktion, Neutrophilen-Mangel (leicht bis schwer), Blutplättchenmangel (leicht bis schwer), Fehlen von Granulozyten, Blutarmut, Fehlen aller Blutzellen, gestörte körpereigene Abwehr mit vermehrten Infektionen, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, Bronchialkrämpfe, lebensbedrohliche Magen-Darm-Störungen, Haarausfall (meist vorübergehend), verzögerte Wundheilung, Nasenbluten, Überschuss an Harnsäure im Blut, Abgeschlagenheit, allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Antriebslosigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Angina pectoris-ähnliche Brustschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Augenzittern, Kopfschmerzen, Schwindel, Parkinson-Beschwerden, unwillkürliche Bewegungen, Hochstimmung, übermäßiger Tränenfluss, verschwommenes Sehen, Störungen der Augenbewegung, Sehnerv-Entzündung, Doppeltsehen, Sehkraftverminderung, Lichtscheu, Bindehautentzündung, Lidentzündung, narbenbedingte Fehlstellung des Augenlids, Verengung des Tränenkanals, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Herzmuskelschwäche, Herzerweiterung, herzbedingter Schockzustand, Austrocknung, Blutvergiftung, Magen-Darm-Geschwüre, Magen-Darm-Blutungen, Leberzellschädigungen, Hautausschlag, trockene Haut, Hautrisse, Hautentzündung, Nesselsucht, Lichtempfindlichkeit der Haut, Dunkelfärbung der Haut, Hautstreifen, helle Haut im Bereich des Venenverlaufs, Nagelveränderungen, Nagelauflösung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Gehirnfunktionsstörungen wie Gangstörungen, Sprachstörungen, Verwirrtheit, Orientierungsstörungen, Muskelschwäche, Sprachhemmung, Krampfanfälle, Koma (nach Infusion hoher Dosen oder bei Patienten, die den Wirkstoff schlecht abbauen), Herzstillstand, plötzlicher Herztod, (tödliche) Leberzerstörung.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsnennung:
Allgemeine allergische Reaktion (bis zum Schock), Anstieg der Schilddrüsenhormone im Blut, Blutgefäßverstopfungen, Schleimhautentzündungen (leichten bis schwersten Grades).

Besonderheiten:
Für Patienten mit vorbestehender Herzkrankheit oder Herzmuskelerkrankungen
besteht ein erhöhtes Risiko, Nebenwirkungen am Herzen zu erleiden.

Äußerliche Anwendung
Nebenwirkungen ohne Nennung der Häufigkeit:
seelische Störungen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Nervenschäden, schlechter Geschmack, blutiger Durchfall, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Mundschleimhautentzündung, allgemeine Schleimhautentzündung, Mangel an allen Blutzellen, Neutrophilen-Mangel, Blutplättchenmangel, Störung der Knochenmarksfunktion, allergische Kontaktdermatitis, Haarausfall, Blasenbildung, blasige Hautablösung, leichte Schmerzen, schuppige Haut, Abschuppungen, Schwellungen, abgezeichnete Blutgefäße, Druckempfindlichkeit, Nesselsucht, Hautausschlag, Überempfindlichkeit, Bindehautbeschwerden, Blinzeln, Tränenfluss, Reizung der Nasenschleimhaut, Lippenherpes, Fieber.
An der Auftragungsstelle:
Bläschen, Nässen, Hautschäden, Brennen, Schorfbildung, Dunkelfärbung, Schmerzen, Juckreiz, Narbenbildung, Hautausschlag, Entzündungen, Geschwüre.

Besonderheiten:
Die gesunde Haut im unmittelbaren Bereich der mit Fluorouracil behandelten Stelle rötet sich gelegentlich. Diese Rötung bildet sich nach Beendigung der Behandlung rasch zurück.

Ultraviolett- oder Sonnenbestrahlung kann zu verstärkter Hautreizung führen.

Wechselwirkungen

Alle Behandlungsmaßnahmen, die den Allgemeinzustand des Patienten verschlechtern oder die Knochenmarkfunktionen beeinträchtigen (beispielsweise durch andere Zytostatika), können die Giftigkeit von Fluorouracil erhöhen. Fluorouracil kann die Wirkung von Strahlentherapien auf die Haut verstärken.

Das Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) spielt eine wichtige Rolle für den Abbau von Fluorouracil. Die HIV-Mittel Brivudin und Sorivudin hemmen dieses Enzym und können so zu einer starken Erhöhung der Konzentration von Fluorouracil im Blut mit der Folge gefährlicher Nebenwirkungen führen. Aus diesem Grund dürfen der Wirkstoff und Brivudin, Sorivudin oder ähnliche Wirkstoffe nicht gleichzeitig angewendet werden. Dies gilt auch für die äußerliche Anwendung von Fluorouracil.

Bei gleichzeitiger Gabe des Antiepileptikums Phenytoin und Fluorouracil kann es zu einer Erhöhung der Blutkonzentration von Phenytoin bis hin zur Vergiftung kommen.

Calciumsalze der Folsäure verstärken die Wirkung von Fluorouracil. Als Folge dieser Wechselwirkung kann schwerwiegender, zum Teil tödlich verlaufender Durchfall auftreten. Außerdem kann eine gemeinsame Infusion des Calciumsalzes von Folinsäure (Calciumfolinat) mit 5-Fluorouracil aufgrund von Kristallbildungungen ein unkalkulierbares Risiko für die Patienten darstellen.

Das Magenmittel Cimetidin, das Antibiotikum Metronidazol und Immunologika aus der Wirkstoffgruppe der Interferone können die Blutkonzentration von Fluorouracil erhöhen. Dies kann seine Giftwirkung verstärken.

Bei Patienten, die zusätzlich zu den Zytostatika Cyclophosphamid, Methotrexat und Fluorouracil, Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel erhalten, tritt häufiger ein Mangel an Granulozyten im Blut auf, als nach gleicher Zytostatikagabe ohne Thiazid.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Methotrexat und äußerlich angewendetem Fluorouracil können vereinzelt schwere Hautreaktionen auftreten. Die gemeinsame Anwendung der Wirkstoffe ist daher verboten.

In Einzelfällen wurde bei Patienten, die mit dem Blutverdünner Warfarin behandelt wurden, eine Verstärkung der Blutungsneigung hervorgerufen, wenn sie zusätzlich Fluorouracil allein oder in Kombination mit Levamisol erhielten.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Fluorouracil und dem Wurmmittel Levamisol werden häufig leberschädliche Wirkungen (Anstieg von alkalischer Phosphatase, Transaminasen oder Bilirubin im Blut) beobachtet.

Bei Patientinnen mit Brustkrebs, die eine Kombinationsbehandlung mit Cyclophosphamid, Methotrexat, Fluorouracil und Tamoxifen erhielten, zeigte sich ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Blutgefäßverstopfungen.

Bei gleichzeitiger Gabe des Zytostatikums Vinorelbin und Fluorouracil mit Folsäure können schwere Schleimhautschäden mit Todesfolge auftreten.

Die Labortests für Bilirubin und für 5-Hydroxyindolessigsäure (zur Bestimmung der Konzentration des Nervenbotenstoffs Serotonin) im Harn können bei Gabe von Fluorouracil erhöhte oder falsch positive Werte ergeben.

Gegenanzeigen

Innerlich darf Fluorouracil nicht verwendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Störungen der Blutbildung und Knochenmarksfunktion
  • schweren Blutbildveränderungen
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • akuten Infektionen
  • niedriger oder fehlender Aktivität des Enzyms Dihydro­pyrimidin-Dehydrogenase(DPD), welches den Wirkstoff abbaut
  • Patienten in schlechtem Allgemeinzustand.

Bei Patienten, die Blutverdünner bekommen, darf Fluorouracil nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch einen Arzt und unter seiner Kontrolle verwendet werden, weil es zu Blutungen kommen kann.

Äußerlich darf Fluorouracil nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sowie auf Schleimhäuten und Haut-/Schleimhaut-Grenzen wie Schambereich, Nasenöffnung und Lippen oder Händen ohne Verband.

Ganz Allgemein müssen Patienten besonders ärztlich überwacht werden, bei denen die Aktivität des Enzyms Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) eingeschränkt ist. Dieses Enzym baut Fluorouracil ab und sein Mangel führt zu schweren Nebenwirkungen wie Durchfall, Schleimhautentzündungen, Störungen der Blutbildung und Nervenschäden. Zur Vermeidung schwerer Nebenwirkungen, die durch einen erblichen DPD-Mangels verursacht sind, wird eine Testung vor Therapiebeginn empfohlen.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Fluorouracil darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da es Missbildungen hervorrufen kann. Frauen dürfen während der Behandlung mit Fluorouracil nicht schwanger werden. Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, oder ist die Behandlung einer schwangeren Patientin unbedingt erforderlich, sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.

In der Stillzeit darf Fluorouracil ebenso nicht eingesetzt werden. Ist die Anwendung während der Stillzeit unbedingt notwendig, so muss abgestillt werden.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder dürfen wegen fehlender Studien zu Wirkung und Verträglicheit von Fluorouracil nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Warnhinweise

  • Bei innerlicher Anwendung kann das Medikament Übelkeit und Erbrechen auslösen, die Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen.
  • Bei der äußerlichen Anwendung des Medikaments dürfen die behandelten Hautstellen keiner UV-Bestrahlung ausgesetzt werden.
  • Das Medikament darf nicht zusammen mit Brivudin, Sorivudin oder ähnlichen Wirkstoffen eingesetzt werden.
  • Die innerliche Behandlung mit dem Medikament darf nur durch Ärzte erfolgen, die erfahren in der Therapie von Krebserkrankungen sind.
  • Ein Milliliter der Injektionslösung enthält 10,35 Milligramm Natrium, was bei natriumarmer Diät zu beachten ist.
  • Das Medikament muss vor Licht geschützt zwischen 15 und 25 Grad aufbewahrt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Injektionslösung)
20 Milliliter Injektionslösung
50 Milligramm Fluorouracil
100 Milliliter Injektionslösung
50 Milligramm Fluorouracil

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Fluorouracil-GRY 50 mg/ml Injektionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Fluorouracil (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
5-FU medac 50 mg/ml, Injektionslösung
Injektionslösung
5-FU onkovis 50 mg/ml Injektionslösung
Injektionslösung
Fluorouracil HEXAL 50 mg/ml Injektionslösung
Injektionslösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.