Estrifam
Wirkung
Estrifam enthält den Wirkstoff Estradiol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Estrifam.
Estradiol wird in erster Linie bei Frauen mit Beschwerden in Folge eines Mangels an bestimmten weiblichen Geschlechthormonen (den Östrogenen) als Hormonersatztherapie angewendet. In der Regel betrifft dies Frauen in oder nach den Wechseljahren, deren Regelblutung bereits ausgesetzt hat. Es können aber auch jüngere Frauen betroffen sein, deren Eierstöcke entfernt wurden oder eine Unterfunktion haben.
Symptome eines Östrogenmangels sind beispielsweise Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen oder depressive Verstimmungen, Rückbildung der Harn- und Geschlechtsorgane, trockene Scheide, Juckreiz im After- oder Scheidenbereich und Scheidenentzündungen. Auch ein erhöhtes Knochenbruchrisiko durch eine Knochenmasseverminderung (Osteoporose) kann Folge eines Östrogenmangels sein.
Grundsätzlich ist bei einer Hormonersatztherapie zu beachten, dass Frauen, deren Gebärmutter nicht entfernt wurde, zusätzlich mit anderen Geschlechtshormonen (den Gestagenen) behandelt werden sollten.
Weiterhin findet Estradiol Anwendung bei bestimmten Hauterkrankungen wie Akne, Unterschenkelhautgeschwüren (Ulcus cruris), perioraler Dermatitis, Rosazea und Hautausschlag (Ekzem). Aber auch bei Rückgang der Hautzellzahl mit Verminderung der Hautsubstanz und Hautausdünnung (so genannte Atrophie) oder zur Narbennachbehandlung kann dieser Wirkstoff angewendet werden.
Außerdem kann Estradiol eingesetzt werden zur Vorbeugung von Scheidenverletzungen durch Einlage eines Pessars (mechanisches Verhütungsmittel) sowie zur Linderung von Beschwerden beim Geschlechtsverkehr. Beides kann beispielseise durch eine trockene Scheide verursacht werden. Bestehen bereits pessareinlagebedingte Scheidenverletzungen, kann Estradiol zur Förderung des Heilungsprozesses angewendet werden.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Estradiol sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden, Sexualhormone, zu welcher der Wirkstoff Estradiol gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- Hormonersatzbehandlung bei Beschwerden durch Östrogenmangel während der oder nach den Wechseljahren. Es liegen nur begrenzte Erfahrungen in der Behandlung von Frauen vor, die älter als 65 Jahre sind.
- Vorbeugung einer Osteoporose (Verminderung der Knochendichte) bei Frauen nach den Wechseljahren und mit einem hohem Risiko für Knochenbrüche, die eine Unverträglichkeit oder Gegenanzeige gegen andere zur Osteoporosevorbeugung zugelassene Arzneimittel aufweisen. Es liegen nur begrenzte Erfahrungen in der Behandlung von Frauen vor, die älter als 65 Jahre sind.
Dosierung
Estrifam ist ein reines Östrogenpräparat zur Hormonsubstitutionstherapie. Estrifam/-forte wird täglich ohne Unterbrechung eingenommen. Die Behandlung von hysterektomierten Frauen nach Gebärmutterentfernung und in den Wechseljahren kann an jedem beliebigen Tag begonnen werden. Bestehen noch Monatsblutungen, wird mit der Einnahme der ersten Tablette am fünften Zyklustag (der erste Menstruationstag ist der erste Zyklustag) begonnen. Sowohl für den Beginn als auch für die Fortführung einer Behandlung wechseljahrsbedingter Symptome ist die niedrigste wirksame Dosis für die kürzest mögliche Therapiedauer anzuwenden.
Ein Wechsel zu einer höheren oder niedrigeren Dosis von Estrifam kann angezeigt sein, wenn nach dreimonatiger Behandlung keine ausreichende Besserung der Symptome erzielt werden kann oder wenn die Verträglichkeit unbefriedigend ist.
Bei Frauen ohne Gebärmutterentfernung muss die Kombination mit einem Gestagen erfolgen. Für einzunehmende Dosen über 2 Milligramm mit zusätzlicher Gestagengabe liegen aus klinischen Studien keine Daten zur Sicherheit des Endometriums vor.
Bei Frauen nach Gebärmutterentfernung wird die Zugabe eines Gestagens nicht empfohlen, es sei denn, es wurde zuvor eine Endometriose diagnostiziert.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Lactose 1H2O
- Maisstärke
- Gelatine
- Hypromellose
- Indigocarmin (E 132)
- Macrogol 400
- Magnesiumstearat
- Talkum
- Titandioxid (E 171)
Nebenwirkungen
Estradiol zu EinnahmeHäufige Nebenwirkungen:
Brust-Spannungsgefühl, überschießendes Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, Nasenkribbeln, Nasenjuckreiz, Niesen, Ausfluss, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchbruchblutungen, Schmierblutungen, Nasenbluten, Sexualtriebsteigerung, Sexualtriebverminderung, Schmerzen, depressive Verstimmungen, Benommenheit, Nervosität, Ausschlag, Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Durchfall, Bauchschmerzen, Beinschmerzen, Stimmungsschwankungen, Rückenschmerzen, Scheidenentzündung, Gewichtsveränderungen, Gewebswassereinlagerungen (Ödeme), Kraftlosigkeit.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gefäßverschlüsse, Gefäßentzündungen, Gehirnblutungen, Verminderung der Natriumausscheidung, Haargefäßeerweiterung, Blutdruckanstieg, Verminderung der Stickstoffausscheidung, anabole Wirkung, Gewichtszunahme, allergische Hauterscheinungen (Erythema multiforme), farbige Flecken im Gesicht (Chloasma), Knochenbildungsverstärkung, Längenwachstumsstörung bei Jugendlichen (nur bei hoher Dosierung), Blutcalciumerhöhung, Impotenz, Erbrechen, Appetitverlust, Magenkrämpfe, Brustkrebsrisiko, Verstärkung des Tumorwachstums, Brustvergrösserung (betrifft auch Männer), Hautreizung, Gelbsucht, Gallensteinbildung, Gallenerkrankungen, Blutfettwerterhöhung, Herzinfarkt, Depressionen, Migräne, Sehstörungen, Veränderung der Hornhautkrümmung, Stabsehen, Kurzsichtigkeit, Folsäure-Mangel, Scheidenpilzinfektion, Hemmung der Spermienproduktion (nur bei hohen Dosen), Bauchkrämpfe, Blähungen, Gewichtsabnahme, Schwindel, Müdigkeit, Wadenkrämpfe, Regelblutungsstörungen, gesteigertes Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, gutartige Brusttumore, Akne, starker Juckreiz, Bluthochdruck, Luftnot, Haarausfall, Hautblutungen, Nagelveränderungen, männliche Behaarung, Blasenentzündung, Harndrangsteigerung, Harninkontinenz, Augentrockenheit, Gelenkschmerzen, Gelenkerkrankungen, Leberwerterhöhung, Menstruationsverlängerung, Schnupfen, Angst, Zittern, Missempfindungen, Euphorie, Unruhe, Herzstolpern, Nagelveränderungen, Hautknotenbildung, Teilnahmslosigkeit, gesteigerte Wasserlassfrequenz, Konzentrationsschwäche, Fieber, Grippe-Symptome, Schlaflosigkeit, Erhöhung des Cholesterinwerts.
Seltene Nebenwirkungen:
Magendruck, Aufstoßen, gutartige Gebärmuttertumoren, Nesselsucht, Brustdrüsenabsonderung, Muskelschwächeerkrankung (Myasthenie), Zystenbildungen, Polypenbildung, allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schwere Hauterscheinungen (Stevens-Johnson-Syndrom),
Hörstörungen, Verschlimmerung von Krampfadern, Beinkrämpfe.
Vereinzelte Nebenwirkungen:
Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Erhöhung des Triglyceridwerts.
Nebenwirkungen, ohne Häufigkeitsangabe:
Erhöhung des Lebertumorenrisikos, Blutgerinnungsstörungen, Zuckerstoffwechselstörung, Hitzegefühl, Schlaganfall, Demenz.
Estradiol zur äußerlichen Anwendung
Häufige Nebenwirkungen:
Depression, Haarausfall, Gelenkschmerzen, Beinkrämpfe, Durchbruchblutung, Schmierblutung, Brustschmerzen, Brustschmerzempfindlichkeit, Brustvergrößerung, Brustdrüsenabsonderung, weißer Ausfluss, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, erhöhter Triglycerid-Wert im Blut.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Vorübergehende, leichte örtliche Reizungen (Jucken, Brennen), leichter Ausfluss, Scheidenentzündung (auch durch Hefepilzinfektion), Überempfindlichkeit, Veränderungen der Libido, Störung des Gemütszustands, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Migräne, Angst, Unverträglichkeit von Kontaktlinsen, Venenverstopfung, Lungenembolie, Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Gallenblasenerkrankung, gelbliche oder dunkle Hautverfärbung, Überbehaarung, Juckreiz, Ausschlag, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme).
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktion der Haut (allergisches Kontaktekzem).
Besonderheiten:
Bei folgende Nebenwirkungen muss die Behandlung sofort abgebrochen werden:
- Gelbsucht oder Verschlechterung der Leberfunktion
- deutlicher Erhöhung des Blutdrucks
- Einsetzen migräneartiger Kopfschmerzen
- Schwangerschaft.
Wechselwirkungen
Estradiol zur Einnahme
Die Wirkung von Estradiol kann von einer Reihe anderer Wirkstoffe abgeschwächt werden, wenn diese den Estradiol-Abbauprozess in der Leber verstärken. Das sind vor allem verschiedenste Antiepileptika (Wirkstoffe gegen Krampfanfälle), wie Barbiturate (beispielsweise Phenobarbital), Phenytoin (chemisch ein sogenanntes Hydantoin) sowie Carbamazepin. Daneben haben Griseofulvin, ein Mittel gegen Pilzerkrankungen sowie Rifampicin, das man vor allem gegen Tuberkulose einsetzt, die gleiche abschwächende Wirkung auf Estradiol. Gleiches gilt für Johanniskraut (gegen Depressionen).
Weiterhin kann jedes Antibiotikum (Wirkstoffe zur Bakterienbekämpfung) die Aufnahme von Estradiol in den Körper vermindern. Das trifft aber nur dann zu, wenn es durch das Antibiotikum zu einer Störung der natürlichen bakteriellen Besiedlung des Darmes kommt.
Ketoconazol (ein Wirkstoff gegen Pilzinfektionen) dagegen kann den Estradiolspiegel im Blut erhöhen und so dessen Wirkung verstärken.
Das ParkinsonmittelRopinirol kann in seiner Wirkung verstärkt werden.
Imipramin (Wirkstoff gegen Depressionen) kann in seiner Wirkung und seinen Nebenwirkungen verstärkt werden. Das gilt ferner für Cyclosporin (Wirkstoff aus der Gruppe der Immunologika zur Unterdrückung der Abwehr).
Bei Wirkstoffen gegen Zuckerkrankheit (Antidiabetika) muss bedacht werden, dass Estradiol die Zuckerverstoffwechslung verändern kann und gegebenenfalls die Dosis der Blutzuckerspiegelsenker geändert werden muss.
Estradiol zur äußerlichen Anwendung
Der Abbau von Estradiol kann auch bei äußerlichem Einsatz durch die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen verstärkt werden, die das abbauende Enzymsystem aktivieren. Zu diesen Substanzen gehören Antiepileptika wie Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin, die Tuberkulose-MittelRifampicin und Rifabutin sowie die virenhemmenden MittelNevirapin, Efavirenz, Ritonavir und Nelfinavir, das AntidepressivumJohanniskraut. Eine Einflussnahme kann zu einer verminderten Wirkung von Estradiol und zu Veränderungen der Monatsblutung führen.
Gegenanzeigen
Estradiol darf nicht angewendet werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- bestehendem oder früherem Brustkrebs oder einem entsprechenden Verdacht
- Krebsformen, deren Wachstum durch das Hormon Estrogen gefördert wird (beispielsweise Gebärmutterkrebs) oder einem entsprechenden Verdacht darauf
- nicht ärztlich abgeklärter Blutung aus den Geschlechtsteilen
- unbehandelten Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut
- Patientinnen, die schon Hormone gegen ihre Wechseljahresbeschwerden einnehmen
- früheren oder bestehenden Erkrankungen mit Venenverstopfung (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
- Erkrankungen, die zu einer beschleunigten Blutgerinnugn führen
- bestehenden oder erst kurze Zeit zurückliegenden Verstopfungen von Arterien (Angina pectoris, Herzinfarkt)
- akuter Lebererkrankung oder zurückliegenden Lebererkrankungen, solange sich die Leberfunktionswerte nicht normalisiert haben
- der Stoffwechselkrankheit Porphyrie.
- gutartigen Wucherungen in der Gebärmuttermuskulatur und bei Endometriose
- Risikofaktoren für Blutgefäßverstopfungen wie Fettstoffwechselstörungen, Rauchen
- Risikofaktoren für hormonabhängige Krebsformen wie beispielsweise dem Auftreten von Brustkrebs bei Müttern oder Schwestern
- Bluthochdruck
- Lebererkrankungen wie beispielsweise Lebergeschwulsten
- Zuckerkrankheit mit oder ohne Beteiligung der Gefäße
- Gallensteinen
- Migräne oder (schweren) Kopfschmerzen
- Autoimmunerkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes
- Schleimhautwucherungen der Gebärmutter in der Vorgeschichte
- Epilepsie
- Asthma
- Erkrankung der Innenohrknochen (Otosklerose).
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Estradiol ist für die Behandlung während der Schwangerschaft oder der Stillzeit nicht vorgesehen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Estradiol ist für die Behandlung von Kindern nicht vorgesehen.
Warnhinweise
- Grundsätzlich sollte vor Therapiebeginn eine gründliche frauenärztliche Untersuchung erfolgen.
- Bei Thromboseneigung oder erhöhten Thrombose-Risikofaktoren darf das Medikament nur mit besonderer Rechtfertigung und unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.
- Bei erhöhtem Brustkrebsrisiko ist eine regelmäßige frauenärztliche Kontrolle notwendig.
- Bei leichten chronischen Lebererkrankungen sollten regelmäßige ärztliche Leberwertkontrollen erfolgen.
- treten während der Behandlung Blutungen aus der Scheide auf, müssen diese ärztlich abgeklärt werden.
- Bei ungewöhnlich starkem Kopfschmerz muss eine Therapiepause eingelegt werden bis der Arzt einen drohenden Hirngefäßverschluss ausgeschlossen hat.
- Bei erhöhten Calciumwerten im Blut, Gefäßverschluss, Gelbsucht, Leberentzündung, Ganzkörper-Juckreiz, Zunahme von Epilepsie-Anfällen oder deutlicher Blutdruckerhöhung ist die Behandlung sofort zu beenden.
- Die Notwendigkeit der Behandlung sollte halbjährlich vom Arzt überprüft werden.
- Erhöhtes Risiko für Endometriumhyperplasie und -karzinom (bei längerer Östrogenmonotherapie), Brustkrebs, venöse Thromboembolien, eventuell höheres Risiko für koronare Herzkrankheit, Schlaganfall nach Hysterektomie Ovarialkarzinom
- Lagerungshinweise beachten
- Vorsicht bei angeborener Galaktose-Intoleranz, Laktase-Mangel oder Glukose-Galaktose-Malabsorption.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein:
Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen,
Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit
kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Estrifam sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Estradiol (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.