Encepur Erwachsene, FSME-Vaccine Behring

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.06.2016
Hersteller: Chiron Behring GmbH & Co. KG
Wirkstoff: FSME-Virus
Darreichnungsform: Fertigspritze
Rezeptpflichtig

Wirkung

Encepur Erwachsene, FSME-Vaccine Behring enthält den Wirkstoff FSME-Virus. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Encepur Erwachsene, FSME-Vaccine Behring.

Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute, die durch das FSME-Virus ausgelöst wird. Das Virus wird vor allem in den Monaten März bis November durch Zeckenbisse übertragen.

Nach einem Zeckenbiss schützt auch die sofortige Entfernung der Zecke nicht vor FSME, da sich die FSME-Erreger in den Speicheldrüsen der Zecke befinden und diese sofort beim Biss in die Wunde übertragen werden.

Einen Schutz gegen die gefährliche zeckenübertragene Erkrankung bietet allein die Impfung. Das sicherste Mittel ist die vorbeugende aktive Impfung im Winter, dann ist der Impfschutz schon zu Beginn der saisonalen Zeckenaktivität im Frühjahr vorhanden. Die aktive Impfung (aktive Immunisierung) gegen FSME enthält FSME-Viren, die die Krankheit nicht mehr auslösen können. Diese Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) allen Menschen empfohlen, die in virusverseuchten Regionen leben oder dorthin reisen.

Daneben gibt es eine passive Impfung (passive Immunisierung) gegen FSME, die die Erreger auch nach dem Zeckenbiss abfangen kann. Sie muss möglichst frühzeitig, spätestens jedoch innerhalb von vier Tagen nach dem Zeckenbiss gespritzt werden.

Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis tritt nur in bestimmten Gebieten auf. In Deutschland zählen dazu der Bayerische Wald, der Schwarzwald und der Odenwald. Außerhalb Deutschlands sind vor allem Österreich und Osteuropa sowie das östliche Sibirien betroffen.

Eine weitere Erkrankung, die nicht nur in speziellen Gebieten, sondern überall auf der Welt von Zecken übertragen wird, ist die von Bakterien ausgelöste Borelliose. Die FSME-Impfung schützt nicht vor Borelliose. Diese Erkrankung muss mit Antibiotika behandelt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von FSME-Virus sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff FSME-Virus gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schutzimpfung gegen Frühsommermeningoenzephalitis (FSME, eine von Zecken übertragene Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute) für Personen ab 12 Jahren, die sich dauernd oder vorübergehend in FSME-Endemiegebieten aufhalten

Dosierung

Die Dosierung kann nach zwei Mustern erfolgen. Zur Schnellimmunisierung wird dreimal eine Fertigspritze an Tag eins, Tag sieben und Tag 21 nach der ersten Verabreichung gegeben.

Die Gabe im Langzeitschema erfolgt ebenfalls dreimal. Nach der ersten Injektion folgt die zweite im Abstand von vier bis zwölf Wochen. Die letzte Gabe sollte neun bis zwölf Monate nach der ersten Spritze erfolgen. Die Auffrischungsimpfung sollte spätestens nach drei Jahren in der Regel nach zwölf bis 18 Monaten erfolgen. Die Auffrischimpfung verläuft nach dem Schema der Schnellimmunisierung.

Vor Gebrauch sollte die Impfstoff-Suspension gut geschüttelt werden. Die Injektion erfolgt in den Muskel, meist in den Oberarm. In Einzelfällen kann der Impfstoff auch unter die Haut gespritzt werden. Alle Impfungen müssen vom Arzt in den internationalen Impfausweis eingetragen werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schmerzen und Spannungsgefühl an der Injektionsstelle.

Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Erbrechen, Erkrankungen des Blutes und Lymphsystems (Lymphadenopathie).

Seltene Nebenwirkungen:
Injektionsnebenwirkungen wie Hautrötungen, Juckreiz (Urtikaria), Hautschwellungen und Druckempfindlichkeit, Nervenentzündungen, Schwindel, Sehstörungen wie unscharfes Sehen und Lichtscheue, Augenschmerzen, Schüttelfrost, unsicherer Gang.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Fieber.

Besonderheiten:
Nach der ersten Impfung können grippeähnliche Symptome und selten Fieber über 38 Grad Celsius auftreten, die in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden wieder abklingen. Ab der zweiten Teilimpfung sind Fieberreaktionen sehr selten.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der FSME-Impfung kann es in sehr seltenen Fällen zu entzündlichen Reaktionen des Gehirns kommen.

Wie bei allen Impfungen kann auch nach der Impfung mit FSME-Viren eine Verstärkung von Autoimmunerkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose oder Iridocyclitis) nicht ausgeschlossen werden, daher ist eine entsprechende Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erforderlich.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Therapie mit Immunsuppressiva wie zum Beispiel Glukokortikoide kann der Impferfolg ausbleiben. In diesen Fällen ist eine ärztliche Kontrolle mit Antikörpernachweis empfehlenswert, um festzustellen, ob weitere Auffrischimpfungen notwendig sind.

Wenn zuvor mit FSME-Immunglobulinen passiv immunisiert wurde, ist ein Abstand von vier Wochen zur aktiven Impfung mit FSME-Virus einzuhalten, da sonst die körpereigene Antwort zu schwach ist.

Impfstoffe aus inaktivierten Erregern (zum Beispiel gegen Hepatitis-A, Influenza, FSME-Virus, Tollwut, Pertussis, HIB) oder aus Toxoiden (zum Beispiel gegen Diphtherie, Tetanus beziehungsweise den entsprechenden Kombinationen) können bedenkenlos gleichzeitig mit Immunglobulinen wie FSME-Virus verabreicht werden.

Gegenanzeigen

Die Impfung sollte nicht durchgeführt werden, wenn der Patient akut an der konkreten oder einer anderen schweren Infektion erkrankt ist. Auch sollte keine Behandlung erfolgen, wenn der Patient gerade von einer Infektion genesen ist.

Für Patienten mit einer angeborenen oder erworbenen Schwäche des Immunsystems (zum Beispiel Antikörpermangelsyndrom, Immunsuppression, Strahlentherapie, Leukämie) muss der Arzt Risiko und Nutzen vor der Impfung sorgfältig abwägen.

In den äußerst seltenen Fällen, in denen Personen nach dem Verzehr von Hühnereiweiß mit Symptomen wie Urtikaria, Lippen- und Epiglottisödem, Bronchospasmus, Blutdruckabfall oder Schock reagieren, sollte die Impfung nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung und der Möglichkeit einer sofortigen Therapie erfolgen.

Der Impfstoff darf nicht in die Venen injiziert werden. Bei unbeabsichtigter Injektion in die Venen können allergische Reaktionen bis zum Schock auftreten. Geeignete Sofortmaßnahmen zur Schockbekämpfung müssen dann ergriffen werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen keine aussagekräftigen Daten über die Anwendung des FSME-Impfstoffes während der Schwangerschaft vor. Auch ist nicht bekannt, ob Bestandteile des Wirkstoffes in die Muttermilch übertreten. Daher darf der FSME-Impfstoff während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der FSME-Impfstoff für Erwachsene darf an Jugendliche ab dem vollendeten 16. Lebensjahr verabreicht werden.

Für jüngere Kinder steht ein Impfstoff mit einer geringeren Dosierung zur Verfügung. Dieser darf vom vollendeten ersten bis zum vollendeten 16. Lebensjahr gespritzt werden.

Hinsichtlich der Impfung bei Kindern wird wegen der notwendigen ärztlichen Nutzen-Risiko-Abwägung auf die aktuelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) verwiesen.

Warnhinweise

  • Nach der Impfung können Schwindel oder Sehstörungen auftreten.
  • Nach jedem Zeckenbiss ist der Impfstatus von Tetanus zu überprüfen.
  • Nach jedem Zeckenbiss muss die Möglichkeit einer Borreliose-Erkrankung in Betracht gezogen werden. Sie sollte durch eine ärztliche Untersuchung ausgeschlossen werden.
  • Bei Patienten, die allergisch auf Hühnereiweiß reagieren, kann es in seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Symptomen kommen.
  • Nicht anwenden bei Kindern unter zwölf Jahren.
  • Der Impfstoff darf nicht direkt in die Blutbahn gespritzt werden.
  • Der Impfstoff ist im Kühlschrank aufzubewahren.
  • Der Impfstoff darf nicht einfrieren.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Fertigspritze)
1 Stück Fertigspritzen
1,5 Mikrogramm FSME-Virus
10 Stück Fertigspritzen
1,5 Mikrogramm FSME-Virus
20 Stück Fertigspritzen
1,5 Mikrogramm FSME-Virus

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Encepur Erwachsene, FSME-Vaccine Behring sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff FSME-Virus (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Injektionsflaschen
Fertigspritzen

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.