Dusodril retard

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.09.2007
Hersteller: Merck Pharma GmbH
Wirkstoff: Naftidrofuryl
Darreichnungsform: Retarddragee
Rezeptpflichtig

Wirkung

Dusodril retard enthält den Wirkstoff Naftidrofuryl. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Dusodril retard.

Naftidrofuryl wird zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit im Stadium zwei eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine arterielle Durchblutungsstörung, von der in erster Linie die Beine betroffen sind. Im Stadium zwei schmerzen die Beine beim Gehen, in Ruhe treten aber noch keine Beschwerden auf. Naftidrofuryl wird jedoch nur dann verordnet, wenn ein Gehtraining oder mechanische Verfahren zur Erweiterung der Blutgefäße, wie beispielsweise mittels Ballonkatheter, nicht ausreichend wirken oder nicht angewendet werden können.

Naftidrofuryl ist innerhalb seiner Substanzklasse der einzige Wirkstoff, für den nach Auffassung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft die Verbesserung der Gehfähigkeit in methodisch einwandfreien Studien wirklich nachgewiesen werden konnte.

Darüber hinaus werden auch andere Erkrankungen, die mit Durchblutungsstörungen einhergehen, mit Naftidrofuryl behandelt. Ob es hier wirklich hilft, ist aber unklar. Zu diesen Erkrankungen gehören beispielsweise funktionelle Durchblutungsstörungen an Händen und Füßen, die durch eine Fehlregulation der Gefäßweite bedingt sind (Raynaud-Syndrom). Weiterhin sind dies altersbedingte Hirnleistungsstörungen sowie Bewegungsverlust und verminderte Sinneswahrnehmung infolge eines Schlaganfalls. Ebenso gehören Erkrankungen, die mit Durchblutungsstörungen des Innenohres einhergehen, wie Hörsturz, Altersschwerhörigkeit, Ohrgeräusche oder die Ménière-Krankheit (Erkrankung mit Drehschwindel, einseitigem Ohrensausen und Hörsturz) dazu. Daneben wird der Wirkstoff auch bei Durchblutungsstörungen der Netzhaut und Aderhaut des Auges eingesetzt. So soll einer Verminderung des Sehvermögens, einem Nachlassen der Sehschärfe oder einer Einschränkung des Gesichtsfeldes entgegengewirkt werden. Bei all diesen genannten Erkrankungen ist der therapeutische Nutzen von Naftidrofuryl aber nicht gesichert.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Naftidrofuryl sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen durchblutungsfördernde Mittel, Antidementiva, zu welcher der Wirkstoff Naftidrofuryl gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Durchblutungsstörungen und Störung der Versorgung der kleinen Gefäße mit Nährstoffen auf Grund von Verstopfung der Blutgefäße und Gefäßkrämpfen
  • Krankheitszustände infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns und Störungen der Versorgung des Gehirns mit Nährstoffen
  • Durchblutungsstörungen und Störung der Versorgung des Innenohrs mit Nährstoffen

Dosierung

Im Normalfall wird täglich dreimal ein Retarddragee eingenommen. Zur Einleitung der Therapie sowie in schweren Fällen können zweimal bis dreimal täglich zwei Retarddragees gegeben werden.

Bei schweren Nierenschäden sowie einem Mangel an dem EnzymPseudo-Cholinesterase im Blut muss die Dosis verringert werden.

Die Retarddragees sollten unzerkaut mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. Über die Dauer der Behandlung entscheidet der behandelnde Arzt in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel alle drei Monate) je nach Therapieerfolg.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Titandioxid (E 171)
  • Alginsäure
  • Calciumcarbonat
  • Erythrosin (E 127)
  • Ethylcellulose
  • Glucosesirup
  • Glycerinsorbitpalmitostearat
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • modifizierte Maisstärke
  • Montanylglycolwachs
  • Povidon
  • Sucrose
  • Talkum

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Erregung, niedriger Blutdruck.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
allergisch bedingte Hautreaktionen (Nesselsucht), Müdigkeit, Blutdrucksenkung, Speiseröhrenentzündung, Erhöhung des Blutzuckers und Gefahr der Überzuckerung (Hyperglykämie), Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Unruhe, Schwindel.

Seltene Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen, Benommenheit.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Leberentzündungen, Gelbsucht infolge einer Störung des Gallenflusses, Anstieg von Leberwerten im Blut, akute Leberzelluntergänge, anfallsartige Schmerzen in der Herzgegend, Gewebswasseransammlungen, Beschwerden beim Wasserlassen, Bewusstseinsverlust ohne erkennbare Ursache, Krampfanfallsneigung, Gefäßschwellungen, Nierensteine, Kribbeln, Gefühlsstörungen und "Ameisenlaufen" der Haut.

Besonderheiten:
Während der Behandlung muss auf eine genügende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, damit eine ausreichende Urinausscheidung gewährleistet ist.

Wechselwirkungen

Naftidrofuryl verstärkt die Wirkung von Mitteln gegen Bluthochdruck, Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen sowie von Betarezeptorenblockern (werden gegen Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, Durchblutungsstörungen am Herzen, Herzrhythmusstörungen sowie grünen Star eingesetzt). Eine individuelle Dosisanpassung durch den behandelnden Arzt kann deshalb erforderlich werden. Diese Patienten sind zudem sorgfältig zu überwachen.

Gegenanzeigen

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Naftidrofuryl darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei gerade erlittenem Herzinfarkt oder bestehender schwerer Angina Pectoris (Brustenge, anfallsartige Schmerzen in der Herzgegend) besteht ebenfalls ein Behandlungsverbot. Weiterhin ist eine schwere Herzmuskelschwäche, die sich bereits in Ruhe bemerkbar macht, als Gegenanzeige anzusehen. Auch schwere Herzrhythmusstörungen, ein Schlaganfall mit Einblutungen ins Gehirn sowie niedriger Blutdruck schließen eine Therapie mit Naftidrofuryl aus.

Ebenfalls nicht behandelt werden sollten Patienten mit erhöhter Oxalsäurekonzentration im Urin, kalziumhaltigen Nierensteinen und Leberfunktionsstörungen. Das Gleiche gilt bei Patienten mit erhöhter Neigung zu Krampfanfällen.

Bei arteriellen Blutungen oder einer Blutdruckregulationsstörung beim Aufstehen und Aufsetzen sollte weiterhin keine Behandlung mit Naftidrofuryl erfolgen. Dies gilt ebenso während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Kinder.

Bei verengten Herzkranzgefäßen infolge einer Arteriosklerose (die Arterien sind verhärtet, verdickt und eingeengt) darf Naftidrofuryl nur nach vorheriger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden.

Vor jedem Behandlungsbeginn sollte ein EKG geschrieben werden. So können Patienten mit Herzrhythmusstörungen von der Therapie mit Naftidrofuryl sicher ausgeschlossen werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da derzeit keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, sollte Naftidrofuryl nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Naftidrofuryl ist für Kinder nicht geeignet.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann durch das Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Arbeiten ohne sicheren Halt, Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Alkohol verstärkt die Reaktionsvermögensbeeinträchtigung zusätzlich.
  • Eine sorgfältige ärztliche Überwachung ist bei der Behandlung von Patienten mit Herzkranzgefäßverengung mit diesem Medikament erforderlich.
  • Während der Behandlung mit diesem Medikament muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
  • Vor Behandlungsbeginn mit diesem Medikament sollte ein EKG geschrieben werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker) sowie Glucose (Traubenzucker)und ist daher nicht für Patienten mit Zuckerverwertungsstörungen geeignet.
  • Bei dem Medikament ist der Wirkstoff in ein stabiles Fettgerüst eingebettet, das manchmal mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Im Normalfall ist jedoch der Wirkstoff aus diesem Gerüst vorher nahezu vollständig herausgelöst worden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retarddragee)
100 Stück Retarddragees
80,99 Milligramm Naftidrofuryl
50 Stück Retarddragees
80,99 Milligramm Naftidrofuryl
30 Stück Retarddragees
80,99 Milligramm Naftidrofuryl

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Dusodril retard sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Naftidrofuryl (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Kapseln
Filmtabletten
Retarddragees

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.