Desferal
Wirkstoff: Deferoxamin
Darreichnungsform: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Wirkung
Desferal enthält den Wirkstoff Deferoxamin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Desferal.
Deferoxamin dient zur Behandlung der chronischen Überladung des Körpers mit Eisen, wie sie durch verschiedene Krankheiten hervorgerufen werden kann. So beispielsweise durch die Stoffwechselstörung Porphyrie (Porphyria cutanea tarda). Aber auch in Folge von Bluttransfusionen kann es zu Eisenüberladung kommen, wenn der Empfänger die Krankheit Thalassämie hat oder an anderen Arten von Blutarmut (sideroblastischer Anämie, autoimmunhämolytischer Anämie) leidet.
Manche Menschen speichern auch erblich krankhaft zu viel Eisen. Normalerweise kann dies durch einen Aderlass reguliert werden. Deferoxamin aber wird eingesetzt, wenn sich bei Patienten durch Begleiterkrankungen wie schwere Blutarmut, Herzerkrankungen oder Eiweißmangel im Blut ein Aderlass verbietet.
Letztlich wird Deferoxamin als Gegenmittel bei Eisenvergiftungen und zur Feststellung einer Eisenüberladung benutzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Deferoxamin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Dosierung
Die Dosierung und die Art der Verabreichung können vom Arzt individuell festgelegt und im Lauf der Therapie entsprechend der Eisenbelastung des Patienten angepasst werden. Es sollte die niedrigste wirksame Dosis gegeben werden. Um die Wirkung der Therapie zu beurteilen, wird der Arzt zu Beginn der Behandlung die Eisenausscheidung im 24-Stunden-Urin täglich bestimmen und die Wirkung steigender Dosen von Desferal ermitteln. Nach Festlegung der geeigneten Dosis reicht es, das Ausmaß der Eisenausscheidung über die Niere in Zeitabständen von einigen Wochen erneut zu messen. Die durchschnittliche Tagesdosis des Medikaments liegt in der Regel zwischen 20 und 60 Milligramm Deferoxamin-Mesilat/Kilogramm Körpergewicht.
Bei akuten Eisenvergiftungen kann die Dosierung bis zu 15 mg /kg Körpergewicht pro Stunde betragen. Diese sollte, sobald es die klinische Situation erlaubt, reduziert werden. Dies ist gewöhnlich nach 4 – 6 Stunden der Fall,sodass die gesamte in die Vene gegebene Dosis nicht die empfohlenen 80 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht in 24 Stunden übersteigt.
Die Gabe kann mittels einer Infusionspumpe fünf bis sieben Mal in der Woche über acht bis zwölf Stunden unter die Haut erfolgen. Da während Bluttransfusionen der Weg für eine Verabreichung in die Vene zur Verfügung steht, ist hier eine intravenöse Infusion möglich. Sie wird meist bei Patienten genutzt, die eine Infusion unter die Haut ablehnen. Es ist auch eine dauerhafte Infusion mit geeigneten eingepflanzten Infusionssystemen möglich.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Es liegen uns keine näheren Informationen zu den weiteren Bestandteilen vor.
Nebenwirkungen
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen,
An der Injektionsstelle:
Schmerzen, Schwellung, Verhärtung, Rötung, Juckreiz, Schorf.
Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Übelkeit, Nesselsucht, Fieber.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hochtonschwerhörigkeit, Ohrensausen, Asthma, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Wachstumsverzögerungen, Knochenveränderungen (bei hohen Dosen und besonders bei Kindern innerhalb der ersten 3 Lebensjahre).
An der Injektionsstelle:
Bläschen, Schwellungen, Brennen.
Seltene Nebenwirkungen:
Pilzinfektion der Schleimhäute, Sehverlust, Flimmersehen, Netzhauterkrankung, Sehnerventzündung, Grauer Star, Nachlassen der Sehschärfe, verschwommene Sicht, Nachtblindheit, Gesichtsfeldeinschränkung, Farbsehstörung, Hornhauttrübung, niedriger Blutdruck, Herzrasen, Kreislaufzusammenbruch.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Entzündung, Infektionen mit Yersinien (seltenen Bakterien), Bluterkrankungen (Mangel an Blutplättchen und weißen Blutkörperchen), allergische Reaktionen mit oder ohne Schock, Gesichtsschwellung, Nervenstörungen (einschließlich Schwindel, Beschleunigung oder Verstärkung einer aluminium- und dialysebedingten Gehirnerkrankung), Störungen der nervlichen Empfindung und Reizweiterleitung, nervliche Missempfindungen, Atemnot mit Blaufärbung der Haut und Wasseraustritt in der Lunge,Durchfall, allgemeiner Hautausschlag.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Krämpfe, akutes Nierenversagen, Nierenfunktionsstörung, Anstieg des Kreatinin-Wertes im Blut.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Behandlung mit Deferoxamin und dem Psychopharmakon Prochlorperazin kann zu vorübergehenden Bewusstseinsstörungen führen.
Bei schwerer chronischer Eisenüberladung kann es unter kombinierter Therapie mit Deferoxamin und höheren Dosen von Vitamin C (mehr als 500 Milligramm täglich) zu einer Beeinträchtigung der Herzfunktion kommen. Sie bessert sich allerdings nach Absetzen von Vitamin C.
Eine gleichzeitige Gabe des radioaktiven Diagnosemedikaments Gallium 67 und Deferoxamin muss unterbleiben. Der Wirkstoff bindet Gallium 67 in Komplexen und stört so die Bildgebung bei der Szintigraphie. Die Behandlung mit dem Wirkstoff sollte daher 48 Stunden vor Durchführung der Szintigraphie beendet werden.
Gegenanzeigen
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Deferoxamin nicht eingesetzt werden, es sei denn, es wurde eine erfolgreiche Desensibilisierung durchgeführt.Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Deferoxamin angewendet werden bei
- Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, weil die Ausscheidung der fertigen Komplexe über den Urin geschieht
- Kindern und Jugendlichen, weil es zu Wachstumsstörungen kommen kann
- Patienten mit Herzmuskelschwäche, weil sie sorgfältig überwacht werden müssen, besonders wenn sie zusätzlich Vitamin C erhalten
- Patienten mit aluminiumbedingter Gehirnerkrankung, weil bei ihnen Krämpfe auftreten können.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es gibt nur wenige Erfahrungen über die Anwendung von Deferoxamin bei Schwangeren. Tierexperimente an Kaninchen haben schädliche Auswirkungen auf die Nachkommenschaft gezeigt. Das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Desferoxamin darf daher während der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt angewendet werden.
Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übertritt. Ein Risiko für den Säugling ist nicht auszuschließen. Der Arzt wird darüber entscheiden, ob Deferoxamin eingesetzt und das Stillen beendet wird oder die Behandlung unterbleiben muss. Dabei wird er den Vorteil des Stillens für das Kind und den Vorteil der Therapie für die Mutter gegeneinander abwägen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Auch Kinder können mit dem Wirkstoff behandelt werden. Da es bei ihnen dadurch aber zu Wachstumsstörungen kommen kann, muss der Zustand der Kinder besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.
Warnhinweise
- Der ausgeschiedene Eisenkomplex kann den Urin rötlich-braun verfärben, was aber nicht krankhaft, sondern ein Zeichen der Wirkung ist.
- Das Medikament mit der 0,5-Gramm-Dosierung darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden, das mit der 2-Gramm-Dosierung nicht wärmer als 25 Grad.
- Nach dem Auflösen des Pulvers muss die Verabreichung innerhalb der nächsten drei Stunden beginnen.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein:
Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen,
Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit
kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Desferal sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Deferoxamin (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.