Decapeptyl Gyn

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.12.2007
Hersteller: FERRING Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Triptorelin
Darreichnungsform: Einmalspritze
Rezeptpflichtig

Wirkung

Decapeptyl Gyn enthält den Wirkstoff Triptorelin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Decapeptyl Gyn.

Triptorelin wird zur Vorbereitung auf eine künstliche Befruchtung bei Frauen mit Zyklusstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff normalisiert einen unregelmäßigen Eisprung und ermöglicht so die zeitliche Planung der künstlichen Befruchtung.

Daneben wird der Wirkstoff zur Behandlung von Wucherungen und Tumoren der Geschlechtsorgane eingesetzt. Hierzu zählen:
  • Endometriose (Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter)
  • Geschwülste in der Gebärmuttermuskulatur
  • Schwellungen der Gebärmutterschleimhaut.
Außerdem dient der Wirkstoff zur Unterstützung einer operativen Entfernung von Geschwülsten in der Gebärmutter oder der Gebärmutter selbst.

In hoher Dosierung wird Triptorelin bei männlichen Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs (Krebserkrankung der Vorsteherdrüse) eingesetzt (sofern die Krebserkrankung hormonabhängig ist).

Auch Kinder mit nachgewiesener vorzeitiger Pubertät wie Mädchen unter neun Jahren und Jungen unter zehn Jahren können mit Triptorelin behandelt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Triptorelin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Hypothalamushormone, zu welcher der Wirkstoff Triptorelin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Rückbildung des Gewebes bei Vergrößerung der Gebärmutter durch das Vorhandensein von mehreren gutartigen Geschwülsten (Myome), wenn Beschwerden bestehen
  • Verkleinerung von gutartigen Geschwülsten in der Gebärmutter vor einer geplanten operativen Entfernung der Geschwülste oder der ganzen Gebärmutter
  • nachgewiesene Endometriose (Wucherung und Absiedelung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter), wenn Beschwerden bestehen sowie die Hormonbildung der Eierstöcke unterdrückt werden soll und kein operativer Eingriff notwendig ist
  • bei unterstützender Befruchtungsbehandlung zur Verhinderung eines vorzeitigen Anstiegs von Hormonen, die einen Eisprung bewirken

Dosierung

Um ein gutartiges Geschwulst (Myom) der Gebärmutter oder eine gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) zu behandeln, wird das Medikament alle 28 Tage gespritzt. Die Behandlung beginnt etwa am dritten Tag der Monatsblutung. Während des ersten Therapiemonats sollten nicht-hormonale Empfängnisverhütungsmittel benutzt werden.

Bei einer begleitenden Fruchtbarkeitstherapie wird das Arzneimittel einmal verabreicht, und zwar am zweiten oder dritten Zyklustag (sogenannte Follikelphase) oder am 22. Zyklustag (sogenannte Lutealphase, die Zeit vom Eisprung bis zur Monatsblutung).

Das Medikament wird entweder unter die Haut (subkutan, zum Beispiel in die Bauchhaut, das Gesäß oder den Oberschenkel) oder tief intramuskulär gespritzt. Die Injektionsstelle ist monatlich zu wechseln.

Vor Behandlungsbeginn sind Östrogen-haltige Präparate (zum Beispiel orale Kontrazeptiva, Verhütunsmittel wie die "Pille") abzusetzen.

Wegen einer möglichen Wirkung auf die Knochendichte sollte das Medikament nicht länger als sechs Monate angewendet werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Dextran 70
  • Natriumchlorid
  • Natriumdihydrogenphosphat 2H2O
  • Natriumhydroxidlösung 1 N
  • Poly(glycolsäure,milchsäure) 1:1
  • Polysorbat 80
  • Propylenglycoloctanoatdecanoat
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Allgemein:
Sehr häufig:
Verringerung der Libido, Hitzewallungen, Größenabnahme der Genitalien, vermehrtes Schwitzen oder Schweißausbrüche.

Häufig:
Lokale Reaktionen an der Einstichstelle, Rückenschmerzen, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Wassereinlagerungen (Ödeme), Verstopfung, Wachstum des Tumors, Gewichtszunahme, Knochenschmerzen, Beinschmerzen, Schmerzen im Brustkorb, Gicht, Husten, Atemnot, Rachenentzündung, Hautausschläge, Sehschmerzen, Bindehautentzündung.

Gelegentlich:
Übelkeit und Erbrechen, Blutarmut, Abnutzung der Gelenke (Arthrose), Muskelschwäche, Missempfindungen (Kribbeln, Brennen), Schläfrigkeit, Haarausfall, Ohrgeräusche (Tinnitus), Bluthochdruck, Durchfall, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Gangstörungen, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Ohnmachtsanfälle, Aufstoßen, Leberentzündungen, Erhöhung der Blutzuckerwerte, Erhöhung der Harnstoffwerte, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Asthma (Wiederauftreten).

Selten:
Angina Pectoris, Lymphknotenerkrankungen, Epilepsie, allergische Reaktionen (Nesselsucht, Lichtempfindlichkeitsreaktion), Sehstörungen (Schwellung und Vorwölbung der Sehnervenpapille, Störung des Gesichtsfelds) Geschmacksveränderung, niedriger Blutdruck, Anstieg bestimmter Leberwerte (Transaminasen), Knochenbrüche, verminderte Reizempfindlichkeit, Beinkrämpfe, Benommenheit.

Sehr selten:
Lungenembolie.

Zusätzlich beim Mann:

Sehr häufig:
Impotenz.

Häufig:
Brustwuchs, Schmerzen in der Brust, gestörtes Wasserlassen, Harnverhalt, Harninkontinenz, häufiges Wasserlassen.

Gelegentlich:
Funktionsstörung der Harnröhre, Blut im Urin (Hämaturie), Harnwegsinfektionen, nächtliches Wasserlassen, Schmerzen, Prostatafunktionsstörung, Hodenfunktionsstörung, schmerzhafter Stuhldrang.

Selten:
Dammschmerzen.

Sehr selten:
Rückenmarkkompression (zusammenpressender Druck auf das Rückenmark).

Zusätzlich bei der Frau:

Häufig:
Trockene Scheide und oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Gelegentlich:
Depressionen, Nervosität, Gedächtnislücken, Hochstimmung, Vaginalblutungen, vaginaler Ausfluss.

Wechselwirkungen

Während der Behandlung mit Triptorelin sollten keine Sexualhormone aus der Gruppe der Östrogene angewendet werden, da sich die Wirkungen gegenseitig aufheben.

Gegenanzeigen

Patientinnen mit Knochenschwund (Osteoporose) oder einem erhöhten Risiko für diese Erkrankung dürfen Triptorelin nicht anwenden. Auch die Fruchtbarkeitsbehandlung mit dem Wirkstoff bei Patientinnen mit mehreren Zysten in den Eierstöcken ist nicht erlaubt.

Männer mit hormonunabhängigem Prostatakrebs oder nach einer Hodenentfernung dürfen nicht mit Triptorelin behandelt werden. Prostatakarzinom-Patienten mit Rückenmarksabquetschung oder Rückenmarksmetastasen dürfen den Wirkstoff nicht als Monotherapie anwenden.

Die Behandlung mit Triptorelin ist bei Kindern, die an einem Hirntumor leiden, nicht gestattet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Triptorelin darf nicht während der Schwangerschaft eingesetzt werden, da der Wirkstoff die Bildung von Östrogenen unterdrückt. Auf diese Weise können der normale Verlauf einer Schwangerschaft und so die Entwicklung des Kindes gestört werden. Vor Therapiebeginn ist eine Schwangerschaft daher unbedingt auszuschließen.

Es ist nicht bekannt, ob Triptorelin in die Muttermilch und damit in den Säugling übergeht. Um Schädigungen des Kindes zu vermeiden, sollte vor einer Behandlung mit dem Wirkstoff unbedingt abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Triptorelin wird zur Behandlung der vorzeitigen Pubertät bei Mädchen unter neun Jahren und Jungen unter zehn Jahren angewandt. Die Therapie mit dem Wirkstoff sollte bei Mädchen mit etwa zwölf Jahren, bei Jungen mit etwa 13 Jahren beendet sein.

Warnhinweise

  • Während der Behandlung einer Geschwulst der Gebärmutter muss deren Größe ständig ärztlich kontrolliert werden.
  • Eine unverhältnismäßig schnelle Abnahme des Gebärmuttervolumens im Vergleich zur Geschwulst kann in Einzelfällen zu Blutungen und Blutvergiftung (Sepsis) führen.
  • Vorübergehend ist eine Verschlechterung der Symptome des Prostatakarzinoms möglich.
  • Eine zeitweilige Zunahme der Knochenschmerzen ist möglich.
  • Das Risiko von Knochenbrüchen kann erhöht sein.
  • Die gebrauchsfertige Retardmikrokapsel-Lösung ist nur drei Minuten haltbar und muss sofort gespritzt werden.
  • Die Einmalspritze mit Retardmikrokapseln beziehungsweise mit Suspensionsmittel darf nicht über 8°C gelagert werden. Die Aufbewahrung erfolgt im Kühlschrank. beziehungsweise aufbewahren.
  • Der Transport darf nur in Kühlbehältern erfolgen.
  • Während der Behandlung sind Größe der Gebärmutter und des Myoms regelmäßig ärztlich zu messen und zu kontrollieren (zum Beispiel durch Ultraschall).
  • Eine schnelle Abnahme des Uterusvolumens im Vergleich zum Myom kann in Einzelfällen zu Blutungen und zu einer Blutvergiftung führen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Einmalspritze)
1 Stück Einmalspritzen
3,75 Milligramm Triptorelin
3 Stück Einmalspritzen
3,75 Milligramm Triptorelin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Decapeptyl Gyn sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Triptorelin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Einmalspritzen

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.