Cysto-Myacyne N

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2007
Hersteller: Schur Pharmazeutika GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Neomycin
Darreichnungsform: Spüllösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Cysto-Myacyne N enthält den Wirkstoff Neomycin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Cysto-Myacyne N.

Der Wirkstoff Neomycin kann in Form von Spüllösungen, Salben und Vaginalzäpfchen als Einzelwirkstoff bei verschiedenen infektionsbedingten Erkrankungen und zur Linderung von Entzündungen eingesetzt werden.

Als Spüllösung kommt Neomycin insbesondere bei schweren Harnwegsinfektionen wie chronischen Blasenentzündungen (Zystitiden), Harnwegsentzündungen infolge von Harnabflusstörungen, Blasenentleerungsstörungen bei gutartiger Prostatavergrößerung (Prostataadenom) oder krebsbedingten Wucherungen der Vorsteherdrüse (Prostatakarzinom) zum Einsatz.

In dieser Darreichungsform wird der Wirkstoff außerdem vor, während oder nach medizinischen Untersuchungen und operativen Eingriffen an der Harnblase beziehungsweise den ableitenden Harnwegen zur Vorbeugung gegen Infektionen gegeben. Zur Verhütung von Infektionen kommt Neomycin als Lösung auch bei Trägern von Dauerkathetern und bei einem Katheterwechsel zum Einsatz.

In Salben wird Neomycin zur äußerlichen Anwendung bei Haut- und Schleimhautinfektionen, Wunden und Verbrennungen angewendet. In diesem Zusammenhang dient der Wirkstoff zur Behandlung von infizierten Wunden, bakterienbedingten Ekzemen, Hautinfektionen (Dermatosen), blasenbildenden Hautflechten (Impetigo contagiosa) und eitrigen Hautausschlägen (Pyodermien).

In Cremes, kombiniert mit Dexamethason und Nystatin wird Neomycin zudem zur Anfangs- und Zwischenbehandlung von Ekzemen und entzündlichen Hautkrankheiten angewandt, wenn diese durch Bakterien und/oder Pilze verursacht sind. Insbesondere Hefepilzinfektionen und entzündliche, schorfige und eitrige Hautveränderungen mit Juckreiz sowie Verbrennungen und starker Sonnenbrand können durch die Behandlung mit dieser Wirkstoffkombination gelindert werden.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Neomycin sind bakterielle Infektionen im Genitalbereich. In Vaginalzäpfen wird der Wirkstoff in die Scheide eingeführt, um bakteriell bedingten Ausfluss (Fluor vaginalis oder Trichomonaden-Fluor), bakterienbedingte Scheidenentzündungen (Colpitis) sowie Entzündungen der äußeren weiblichen Geschlechtsteile (Vulvitis) zu verringern.

Daneben wird Neomycin häufig in Kombination mit Dexamethason und/oder Polymyxin-B in Augensalben oder Augentropfen bei Infektionen und entzündlichen Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes sowie zur Behandlung von Entzündungszuständen nach chirurgischen Eingriffen am Auge bei gleichzeitiger Vorbeugung gegen bakterielle Infektionen angewandt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Neomycin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Aminoglykosid-Antibiotika, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Neomycin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • bakteriell bedingte Entzündungen der ableitenden Harnwege, insbesondere durch Bakterien wie Escherichia coli, Proteus mirabilis und Pyocyaneus
  • bakteriell bedingte Harnwegs-Entzündungen bei Harnverhalt aufgrund einer Prostatavergrößerung
  • Entzündungs-Vorbeugung nach operativen Eingriffen, bei Harnableitung mit Kathetern und nach deren Auswechselung
  • Vorbeugung einer Entzündung nach Untersuchungen von Harnwegen und Blase mit einem Endoskop

Dosierung

Es sollte einmal bis zweimal pro Tag der Inhalt einer Faltenbalgflasche in die Harnröhre eingebracht werden. Eine Dosis entspricht 30 Millilitern der Lösung.

Das Mittel sollte nicht mit einer niedrigeren Temperatur als der des Körpers angewendet werden, um ein unangenehmes Gefühl bei der Einführung zu verhindern.

Die Behandlung erfolgt über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen.

Bei Patienten mit einem ständigen Harnblasenzugang (Dauerkatheter) kann eine Langzeitbehandlung angebracht sein.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Schwefelsäure
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allergische Hautveränderungen (Exantheme), Blutbildveränderungen, niedriger Blutdruck, Herzschlagfolgeerhöhungen (Tachykardien), Übelkeit und Erbrechen, Schwindel.

Seltene Nebenwirkungen:
Gesichtsfeldausfälle (Skotome), Atmungsstörungen in Form von Atemdepression.

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
anaphylaktischer Schock, Atemstillstand.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Muskelschmerzen, nervenbedingte Muskelstörungen (neuromuskuläre Blockaden) wie Ermüdbarkeit der äußeren Augenmuskeln, Störungen beim Kauen, Schlucken und Sprechen, Muskellähmungen (Parästhesien), Kribbeln, Einschlafen der Gliedmaßen, Augenmuskellähmungen, Gehöhrschäden, Gleichgewichtsorganschäden, leichte vorübergehende Erhöhung der Leberenzyme (SGOT, SGPT und AP), Nierenschäden, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Ausschlag, Juckreiz, Rötungen, Fieber, entzündliche Hautreaktionen, Infektionen durch Bakterien oder Sprosspilze wie Mundsoor.

Besonderheiten:
Bei der Anwendung von Neomycin in Spüllösungen können krampfartige Schmerzen im Beckenbodenbereich auftreten.

Wechselwirkungen

Neomycin hat gehörschädigende und nierenschädigende Nebenwirkungen. Um diese nicht zu verstärken, sollte die gleichzeitige Anwendung anderer gehör- oder nierenschädigender Wirkstoffe vermieden werden.

Die nierenschädigende Wirkung von Neomycin kann durch die gleichzeitige Anwendung von Cephalosporinen (Wirkstoffe gegen Bakterien) verstärkt werden. Gleiches gilt für Ciclosporin und Tacrolimus (beide aus der Gruppe der Immunologika).

Bei gleichzeitiger oder direkt aufeinander folgender Behandlung von Neomycin und Cisplatin beziehungsweise Carboplatin (beides Wirkstoffe gegen Krebs) oder Vancomycin (Wirkstoff gegen Bakterien) wird die nierenschädigende Wirkung von Neomycin ebenfalls verstärkt. In Einzelfällen kann ein lebensbedrohliches, akutes Nierenversagen auftreten.

Andere Wirkstoffe, die auch den Gehörgang oder die Nieren schädigen können, wie beispielsweise Amphotericin B (Wirkstoff gegen Pilzinfektionen) oder Schleifendiuretika (Entwässerungsmittel wie Etacrynsäure und Furosemid), können die Gefahr erhöhen, dass gehörgangschädigende und nierenschädigende Nebenwirkungen von Neomycin auftreten.

Bei kombinierter Anwendung von Polypeptid-Antibiotika (Wirkstoffe gegen Bakterien) und Neomycin treten verstärkt Nebenwirkungen auf.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Muskelentspannungsmitteln (Muskelrelaxanzien) kann es zu einer Verstärkung der Nervenreizleitungsblockade kommen und es besteht die Gefahr der Atemlähmung. Gleiches gilt für Narkosegase (wie zum Beispiel Halothan). Das Narkosegas Methoxyfluran wird zudem in seiner nierenschädigenden Wirkung durch Neomycin verstärkt.

Bei Therapie mit Bisphosphonaten (Wirkstoffe gegen Osteoporose) und gleichzeitiger oder um mehrere Wochen voraus gegangener Behandlung mit Neomycin ist das Risiko von schweren Blutkalziumerniedrigungen erhöht. Herzrhythmusstörungen können die Folge sein.

Bei Patienten mit schwerer Nierenschwäche kann bei gleichzeitiger Behandlung mit Penicillinen (Wirkstoffe gegen Bakterien) die Wirksamkeit von Neomycin beeinträchtigt sein.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf bei einer Überempfindlichkeit gegen Neomycin oder andere Aminoglykosid-Antibiotika sowie bei eingeschränkter Nierenfunktion oder bei einer Vorschädigung des Gehör- und Gleichgewichtsorgans (Vestibular- oder Cochlearorgans) nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung sollte Neomycin verabreicht werden bei der Muskelerkrankung Myasthenia gravis und bei Patienten, die gleichzeitig muskelentkrampfende Wirkstoffe (Muskelrelaxantien) erhalten.

Sorgfältig ärztlich überwacht werden müssen außerdem Patienten, die bei früheren Erkrankungen Kanamycin und/oder Streptomycin erhalten haben. Aus dieser Zeit kann eine noch nicht wahrnehmbare Höreinschränkung bestehen. Bei erneuter Einnahme kann das Gehör weiter geschädigt werden und sich eine Schwerhörigkeit bemerkmar machen.

Zur Anwendung am Auge darf der Wirkstoff nicht bei einem Befall des Auges mit Viren und Pilzen verabreicht werden.

Wird der Wirkstoff zur Behandlung von Hautinfektionen in Salbenform verwendet, so sollte er nicht auf großflächigen Wunden angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff Neomycin darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, weil bereits in der frühen Phase der Schwangerschaft das Risiko besteht, dass das Ungeborene stark geschädigt wird. Außerdem können bei der Anwendung während der Schwangerschaft Gehörschäden beim Kind entstehen.

Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über und kann so beim gestillten Säugling Durchfall verursachen. Außerdem kann die natürliche Mundflora des Kindes so verändert werden, dass bei ihm eine Pilzbesiedlung an den Schleimhäuten (Pilzinfektion im Mund) möglich ist. Neomycin darf daher in der Stillzeit ebenfalls nicht eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da die unbedenkliche Anwendung des Wirkstoffs bei Kindern nicht nachgewiesen ist, sollte Neomycin an Kinder nicht verabreicht werden.

Bei Frühgeborenen und in den ersten Lebenswochen des Kindes darf der Wirkstoff als Spüllösungen keinesfalls angewandt werden. Durch die noch nicht ausgereifte Nierenfunktion kann der Wirkstoff sich anreichern und die Nieren sowie das Gehör des Neugeborenen schädigen.

Warnhinweise

  • Das Medikament darf in Form einer Spüllösung nur kurzfristig angewendet werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament können Nierenfunktionsstörungen sowie Nierenwerterhöhungen auftreten. Regelmäßige ärztliche Kontrollen der Nierenwerte sollten daher erfolgen.
  • Bei Innenohrschwerhörigkeit darf das Medikament nicht angewendet werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Cysto-Myacyne N sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Neomycin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Spüllösungen

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.