Clivarin multi

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.12.2007
Hersteller: Abbott GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Reviparin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Clivarin multi enthält den Wirkstoff Reviparin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Clivarin multi.

Reviparin dient dazu, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern oder das Wachstum derselben zu hemmen.

Der Wirkstoff wird angewendet, um während und nach einer allgemeinchirurgischen Operation tiefen Venenthrombosen (Bein- und Beckenvenenthrombose) vorzubeugen.

Auch bei Patienten mit Verbänden, die sie in der Bewegung einschränken, beispielsweise nach Brüchen oder einem Achillessehnenriss, dient Reviparin dazu, tiefe Venenthrombosen zu verhindern.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Reviparin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Blutverdünner (Antikoagulantien), Heparine und Heparin-Ähnliche, zu welcher der Wirkstoff Reviparin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • perioperative (Zeit um eine Operation herum)und nachoperative Vorbeugung gegen tiefe Venenthrombosen (Venenverschluss durch ein Blutgerinnsel) bei niedrigem oder mittlerem Risiko für Blutgerinnsel (zum Beispiel in der Allgemeinchirurgie)
  • Vorbeugung gegen tiefe Venenthrombosen (Venenverschluss durch ein Blutgerinnsel) bei verletzten unbeweglichen Patienten mit niedrigem oder mittlerem Risiko für Blutgerinnsel (immobilisierenden Verbänden zum Beispiel nach Knochenbrüchen oder Achillessehnenriss)

Dosierung

Zur Vorbeugung gegen Thrombosen und Embolien bei operativen Eingriffen wird einmal täglich eine Einzeldosis von 0,25 Millilitern Clivarin multi unter die Haut injiziert. Die erste Injektion ist zwei Stunden vor der Operation zu verabreichen. Die Therapiedauer richtet sich individuell nach der Erkrankung und der Dauer der Risikophase.

Zur Vorbeugung gegen Venenthrombosen bei verletzten und ans Bett gebundenen Patienten wird einmal täglich eine Einzeldosis von 0,25 Millilitern Clivarin multi unter die Haut injiziert. Die erste Injektion findet dabei am Tag der Ruhigstellung statt und hält an, bis der Patient das Bett wieder verlassen kann.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Benzylalkohol 1%
  • Natriumhydroxid
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Anstieg bestimmter Enzyme im Blut (GOT, GPT, Gamma-GT, Lipase, LDH) (nicht bedeutsam, geht nach Beendigung der Therapie wieder zurück).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Veränderungen an der Injektionsstelle (wie etwa Verhärtungen, Rötungen, Verfärbungen, kleinere Blutergüsse), Thrombozytopenie (Typ I, nur zu Beginn der Therapie, im weiteren Verlauf zurückgehend).

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Gliederschmerzen, Nesselsucht, Juckreiz, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot, Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur, Blutdruckabfall), Thrombozytopenie (Typ II, lebensgefährlich und dauerhaft, die Therapie muss sofort vom Arzt beendet werden), Haarausfall (vorübergehend), Blutkaliumwerterhöhung, Hypoaldosteronismus, Übersäuerung des Körpers, Osteoporose (bei längerer Anwendung und hohen Dosen).

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Blutgefäßverkrampfung, Dauererektion, allergischer Schock (anaphylaktischer Schock).

Besonderheiten:
In Abhängigkeit von der Dosis kommt es vermehrt zu Blutungen wie etwa Hautblutungen, Nasenbluten, Schleimhautblutungen, Wundblutungen, Blutergüssen, Magen-Darm-Blutungen.

Ist eine Überempfindlichkeitsreaktion aufgetreten, darf der Patient den Wirkstoff auf keinen Fall mehr erhalten, aber auch kein anderes Heparin oder Heparin-Abkömmling.

Wechselwirkungen

Die Wirkung von Reviparin wird durch Substanzen verstärkt, welche die Blutgerinnung ebenfalls beeinflussen. Dazu gehören: Acetylsalicylsäure, Gerinnungshemmer wie die chemischen Verwandten des Cumarins, Fibrinolytika, Dipyridamol, Dextrane oder eine hochdosierte Antibiotika-Therapie mit Penicillinen, nichtsteroidale Antirheumatika wie Phenylbutazon, Indometacin und Sulfinpyrazon.

Dagegen wird die gerinnungshemmende Wirkung durch intravenös gegebenes Glyceroltrinitrat (gefäßerweiternde Mittel auf Nitro-Basis) abgeschwächt.

Die Wirkung des BetablockersPropranolol wird durch Reviparin verstärkt.

Eine gleichzeitige Behandlung mit Wirkstoffen, die die Blut-Kaliumkonzentration erhöhen, sollte nur mit besonders sorgfältiger
ärztlicher Überwachung erfolgen.

Beim Mischen von Reviparin-Lösungen mit anderen Wirkstoffen (zum Beispiel im Rahmen einer Infusion) kann es zu Unlöslichkeiten kommen. Außerdem kann der Wirkstoff zahlreiche Laboruntersuchungen verfälschen.

Gegenanzeigen

Reviparin darf nicht gegeben werden bei:
  • einer Überempfindlichkeit gegen Reviparin, Heparin oder Heparin-Abkömmlinge, einschließlich anderer niedermolekularer Heparine. Gefährlich ist vor allem eine starke, allergisch bedingte Abnahme der Blutplättchenzahl.
  • kürzlich zurückliegendem Schlaganfall oder einer Hirnblutung
  • einer drohenden Fehlgeburt.
Risiko und Nutzen der Anwendung von Reviparin müssen vom Arzt in folgenden Fällen sorgfältig bedacht werden:
  • Blutungen im Auge, zum Beispiel im Glaskörper oder in der Netzhaut und dem Verdacht auf Gefäßmissbildungen der Netzhaut
  • Gerinnungsstörungen
  • bei Störungen der Funktion der Blutplättchen
  • wenn ein Verdacht auf Tumore mit Blutungsneigung besteht.
Patienten in einer Reviparin-Therapie dürfen sich wegen des Blutungsrisikos keiner Verletzungsgefahr aussetzen.

Während der Therapie mit dem Wirkstoff sollten Injektionen in Muskeln aufgrund der Gefahr eines schweren Blutergusses unterbleiben.

Bei älteren Patienten und solchen mit vorgeschädigter Leber oder Niere müssen die Blutgerinnungswerte besonders regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Reviparin sollte nur nach strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Allerdings ergaben Tierstudien keinen Anhaltspukt für eine schädigende Wirkung des Wirkstoffs in der Schwangerschaft. Der Arzt sollte regelmäßig den Kalzium-Blutspiegel der Schwangeren bestimmen, da Reviparin möglicherweise die Kalziumkonzentration im Blut verringert.

Verboten ist der Einsatz von Reviparin ährend der Geburt bei gleichzeitiger lokaler Betäubung im Rückenmarkskanal (Epiduralanästhesie) und bei drohender Fehlgeburt.

Abtreibungen sind während der Reviparin-Therapie wegen des Blutungsrisikos sehr gefährlich.

Reviparin geht nicht in die Muttermilch über, so dass wegen einer entsprechenden Behandlung nicht abgestillt werden muss.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff kann auch bei Kindern angewendet werden. Über eine besondere Gefährdung dieser Altersgruppe ist nichts bekannt. Allerdings sollten die Gerinnungswerte auch hier regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Warnhinweise

  • Die Zahl der Blutplättchen muss regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Während der Behandlung sollte der Arzt keine Spritzen oder Rückenmarks-Narkosen geben.
  • Durch das Konservierungsmittel Benzylalkohol können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Injektionslösung)
30 Milliliter Injektionslösung
55,2 Milligramm Reviparin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Clivarin multi sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Reviparin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Fertigspritzen
Injektionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.