Carmustin Obvius 100 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung eines Konzentrats für eine Infusion

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.09.2019
Hersteller: MedacSchwering Onkologie GmbH (MSO)
Wirkstoff: Carmustin
Rezeptpflichtig

Wirkung

Carmustin Obvius 100 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung eines Konzentrats für eine Infusion enthält den Wirkstoff Carmustin.

Carmustin ist als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder anderen therapeutischen Maßnahmen (Strahlentherapie, Operation) bei Krebsformen im Gehirn (Glioblastom, Hirnstammgliom, Medulloblastom, Astrozytom und Ependymom) sowie dortigen Tochtergeschwulsten wirksam.

Des Weiteren wird Carmustin bei speziellen Krebsformen wie dem Non-Hodgkin-Lymphom und Morbus Hodgkin als Zweittherapie eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Carmustin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Carmustin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Krebsformen des Gehirns - als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder anderen therapeutischen Maßnahmen
  • Tochtergeschwulste im Gehirn - als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder anderen therapeutischen Maßnahmen
  • Krebsformen der Lymphknoten (Non-Hodgkin-Lymphom und Morbus Hodgkin) - zur Zweittherapie als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder anderen therapeutischen Maßnahmen

Dosierung

Das Medikament darf nur von erfahrenen Krebsärzten und unter entsprechender ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.

Zu Beginn der Behandlung beträgt die empfohlene Dosis als Einzelwirkstoff bei bisher unbehandelten Patienten 150 bis 200 Milligramm Carmustin pro Quadratmeter Körperoberfläche als Infusion in eine Vene. Diese Dosis kann ingesamt verabreicht oder an zwei aufeinander folgenden Tagen in einer Infusion von beispielsweise 75 bis 100 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche aufgeteilt werden.

Der Arzt wird diese Dosierung individuell verändern, wenn das Medikament in Kombination mit anderen Wirkstoffen verabreicht wird, die das Knochenmark schädigen. Gleiches gilt für Patienten, deren Knochenmark schon erschöpft ist.

Eine erneute Gabe des Medikaments wird erst dann erfolgen, wenn sich wieder genug Blutzellen gebildet haben. Dies ist in der Regel nicht vor Ablauf von sechs Wochen gegeben. Der Arzt wird daher die Blutwerte häufig kontrollieren.

Die Dosierung nach der Anfangsdosis wird entsprechend dem Blutbild des Patienten angepasst werden. Das gilt sowohl für die Einzeltherapie als auch, wenn das Medikament in Kombination mit anderen knochenmarkschädigenden Medikamenten eingesetzt wird.

Für die Dauer der Anwendung der Therapie mit dem Medikament sind keine Grenzen festgelegt worden. Ist die Krebserkrankung nicht heilbar oder treten schwerwiegende oder unerträgliche Nebenwirkungen auf, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Ethanol

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Störung der Blutbildung, Gangunsicherheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Augenschäden, vorübergehende Bindehautrötung und verschwommenes Sehen durch Netzhautblutungen, Venenentzündung, Lungenschäden, Lungenfibrose
(bei verlängerter Therapie und mehrfacher Dosis), Lungenentzündung, schwerwiegende Übelkeit und Erbrechen.
Bei Hautkontakt:
Hautentzündung, vorübergehende Dunkelfärbung der Haut

Häufige Nebenwirkungen:
akuter Blutkrebs, Knochenmarkveränderungen (nach längerem Gebrauch), Blutarmut, Essensverweigerung, Verstopfung, Durchfall, Mundschleimhautentzündung, vorübergehende Leberschäden (verzögert bis zu 60 Tage nach Verabreichung), Haarausfall, Reaktion an der Einstichstelle

Seltene Nebenwirkungen:
Venenverschlusskrankheit (bei Hochdosis-Therapie), Lungenfibrose (bei geringerer Dosierung), Nierenschäden

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Unfruchtbarkeit, Missbildungen von Ungeborenen

Besonderheiten:
Der Arzt wird die Leber-, Nieren- und Lungenfunktion während der Therapie mit Carmustin regelmäßig überprüfen und überwachen.

Wechselwirkungen

In Kombination mit Carmustin muss mit einer verminderten Wirkung von Antiepileptika wie Phenytoin gerechnet werden.

Die gleichzeitige Anwendung mit dem Magenmittel Cimetidin führt zu einem verzögerten Abbau von Carmustin im Körper und damit zu mehr Nebenwirkungen.

Carmustin vermindert bei gleichzeitiger Einnahme von Digoxin die Wirkung des Herzglykosids.

Gleichzeitig mit dem ZytostatikumMelphalan angewendet führt Carmustin zu einem erhöhten Risiko für Lungenschäden.

Gegenanzeigen

Carmustin darf bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Nitrosoharnstoffe, bei schweren Störungen der Knochenmarksfunktion oder schweren Nierenfunktionsstörungen nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Carmustin angewendet werden bei
  • Patienten mit beeinträchtigter Lungenfunktion durch Rauchen oder eine Atemwegserkrankung, weil sich diese verschlimmern kann
  • bereits bestehenden, im Röntgenbild sichtbaren Lungenveränderungen, Bestrahlungen der Lunge oder anderen Risikofaktoren für Lungenschäden
  • bestehenden Leber- und Nierenfunktionsstörungen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Arzt wird den Wirkstoff nicht Patientinnen verabreichen, die schwanger sind. Eine Anwendung in der Schwangerschaft ist nicht sicher. Daher wird er den Nutzen für die Mutter sorgfältig gegen das Risiko einer Schädigung des Ungeborenen abwägen.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine Schwangerschaft während der Behandlung und mindestens sechs Monate danach wirksam verhüten. Männliche Patienten dürfen während der Behandlung und mindestens sechs Monate danach kein Kind zeugen.

Es ist nicht bekannt, ob Carmustin beziehungsweise seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das Neugeborene/den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Daher darf während der Behandlung mit Carmustin und bis zu sieben Tage danach nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Carmustin darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden, da ihre Lunge besonders empfindlich auf den Wirkstoff reagiert.

Warnhinweise

  • Der Arzt wird die Leber-, Nieren- und Lungenfunktion während der Therapie mit Carmustin regelmäßig überprüfen und überwachen.
  • Das Medikament darf nur von erfahrenen Krebs- Ärzten und unter entsprechender ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament und mindestens sechs Monate danach darf keine Schwangerschaft entstehen; sie ist von behandelten Männern wie Frauen wirksam zu verhüten.
  • Das Medikament enthält Alkohol und ist daher für Epileptiker und Leberkranke problematisch.
  • Die Alkoholmenge in diesem Medikament kann die Fähigkeit zum Autofahren und Benutzen von Maschinen beeinträchtigen.
  • Die Lösung muss nach Zubereitung innerhalb von drei Stunden verabreicht und sollte bis zum Ende der Verabreichung vor Licht geschützt werden.
  • Durchstechflasche und Ampulle sind im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament ist bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank aufzubewahren.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Carmustin Obvius 100 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung eines Konzentrats für eine Infusion sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Carmustin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.