Brilique 60 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.04.2016
Hersteller: AstraZeneca GmbH
Wirkstoff: Ticagrelor
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Brilique 60 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Ticagrelor.

Ticagrelor dient, gleichzeitig eingenommen mit Acetylsalicylsäure (ASS), zur Verhinderung von Blutgefäßverstopfungen bei erwachsenen Patienten mit schlecht behandelbarer (instabiler) Angina pectoris und nach Herzinfarkten. Im letzteren Fall wird der Wirkstoff sowohl eingesetzt bei schweren Herzinfarkten mit Schädigung der gesamten Herzwand wie auch bei Herzinfarkten, die nur Teile der Herzwand betreffen.

Ticagrelor wird zusätzlich zu anderen Therapien angewandt: wenn die genannten Erkrankungen mit Medikamenten behandelt werden wie auch nach Aufweitungen der Herzkranzgefäße mit einem Ballonkatheter (PTCA) oder nach einer Bypass-Operation.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ticagrelor sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Thrombozytenaggregationshemmer, zu welcher der Wirkstoff Ticagrelor gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • schlecht behandelbare Angina pectoris - zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall und kombiniert mit ASS
  • Herzinfarkt mit Schädigung der gesamten Herzwand - zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarkts und kombiniert mit ASS
  • Herzinfarkt mit nur teilweiser Schädigung der Herzwand - zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarkts und kombiniert mit ASS

Dosierung

Eine Therapie mit dem Medikament beginnt üblicherweise mit einer einmaligen Dosis von 180 Milligramm Ticagrelor (dafür stehen 90-Milligramm-Tabletten zur Verfügung) und wird dann mit zweimal täglich je einer 90-Milligramm-Tablette fortgesetzt. Dazu sollte ebenfalls täglich Acetylsalicylsäure (ASS) in blutverdünnender Konzentration eingenommen werden, wenn diese vertragen wird. Im Anschluss an eine vom Arzt bestimmte ASS-Anfangsdosis wird die Behandlung mit Dosierungen im Bereich von 75 bis 150 Milligramm fortgesetzt.

Die Dosierung mit zweimal täglich einer 60-Milligramm-Tablette wird bei der Anschlussbehandlung von Patienten mit einem mindestens ein Jahr zurückliegendem Herzinfarkt und einem hohen Risiko für einen zweiten Herzinfarkt oder einen Schlaganfall verwendet. Im Allgemeinen sollte diese Art der Behandlung bis zu zwölf Monate lang erfolgen, sofern der Arzt nicht einen Abbruch der Therapie für notwendig hält. Bei Patienten mit akuter Angina pectoris könnte ein vorzeitiger Abbruch zu einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt führen. Beenden Sie daher die Therapie nicht eigenmächtig. Auch Unterbrechungen in der Behandlung sollten Sie vermeiden. Haben Sie die Einnahme einer Dosis versäumt, sollten Sie nur eine Tablette (die nächste Dosis) zur vorgesehenen Zeit einnehmen.

Patienten, die bisher mit Clopidogrel behandelt wurden, können bei Bedarf direkt auf das Medikament umgestellt werden. Der Arzt muss dabei aber zuächst die Blutgerinnung sorgfältig überwachen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)
  • Hyprolose
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • Titandioxid (E 171)
  • Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat
  • Eisenoxide (E 172)
  • Macrogol 400
  • Mannitol

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Atembeschwerden, Nasenbluten, Magen-Darm-Blutungen, blaue Flecken, Unterhaut- und Hautblutungen, Blutungen an Behandlungsstellen (Injektion, Infusion, Punktion).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gehirnblutungen, Schlaganfall, Benommenheit, Kopfschmerzen, Augenblutungen, blutiger Auswurf, Bluterbrechen, Blutungen von Magen-darm-Geschwüren, blutende Hämorrhoiden, Magenschleimhautentzündung, Blutungen im Mundraum (einschließlich Zahnfleischblutungen), Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Hautausschlag, Juckreiz, Harnwegsblutungen, Scheidenblutungen, übermäßige Monatsblutung, Blutungen nach Eingriffen, allgemeine Blutungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Harnsäureüberschuss im Blut, Verwirrtheit, nervliche Missempfindungen, Ohrenblutungen, Schwindel, Bauchfellblutungen, Verstopfung, Gelenkblutungen, Anstieg des Kreatinin-Wertes im Blut, Blutungen an Wunden und Verletzungen.

Wechselwirkungen

Eine gleichzeitige Anwendung von Acetylsalicylsäure in hohen Dosierungen (über 300 Milligramm/Tag) und Ticagrelor kann zu einer Wirkungsminderung des letzteren führen.

Die Ticagrelor-Wirkung wird durch verschiedene Wirkstoffe verstärkt. Um Blutungen zu vermeiden, darf es nicht mit dem Pilzmittel Ketoconazol, dem Makrolid-AntibiotikumClarithromycin, dem Antidepressivum Nefazodon sowie den HI-Virenhemmern Ritonavir und Atazanavir kombiniert werden. Möglicherweise verstärken auch der Blutdrucksenker Verapamil, Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen) sowie Cyclosporin (gegen Abstoßungsreaktionen nach Organverpflanzungen) die Ticagrelor-Wirkung. Wenn diese Kombinationen unvermeidbar sind, muss der Arzt den Patienten besonders sorgfältig überwachen.

Eine Abschwächung der Ticagrelor-Wirkung ist bei Kombination mit dem TuberkulosemittelRifampicin, dem GlukokortikoidDexamethason sowie den AntiepileptikaPhenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital zu erwarten.

Wirkstoffe, bei denen zwischen nützlichen und schädlichen Wirkungen nur geringe Konzentrationsunterschiede bestehen, sollten nicht mit Ticagrelor kombiniert werden. Dies gilt beispielsweise für das Magenmittel Cisaprid und Mutterkornalkaloide. Nimmt ein Patient das HerzglykosidDigoxin zusammen mit Ticagrelor ein, muss der Patient vom Arzt ebenfalls besonders sorgfältig überwacht werden.

Die gleichzeitige Einnahme von Ticagrelor mit hohen Dosen (über 40 Milligramm/Tag) von Simvastatin oder Lovastatin (beide gegen Fettstoffwechselstörungen) wird ebenfalls nicht empfohlen.

Gegenanzeigen

Ticagrelor darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • einer aktiven krankhaften Blutung
  • Gehirnblutungen in der Vorgeschichte
  • mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung.
Nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Kontrolle durch den Arzt und unter seiner Aufsicht darf Ticagrelor eingenommen werden bei
  • erhöhtem Blutungsrisiko (beispielsweise aufgrund einer kurz zurückliegenden Verletzung, einer kürzlich durchgeführten Operation, Blutgerinnungsstörungen, einer aktiven oder vor kurzem aufgetretenen Magen-Darm-Blutung oder aufgrund blutungsfördernder anderer Wirkstoffe wie beispielsweise nicht-steroidaler-Antirheumatika)
  • bevorstehenden Operationen
  • Patienten mit einem Risiko für plötzliche Verlangsamung des Herzschlages
  • Atembeschwerden
  • Patienten mit mäßigen/schweren Nierenfunktionsstörungen und jenen unter gleichzeitiger Behandlung mit Blutdrucksenkern aus der Gruppe der AT1-Rezeptor-Antagonisten
  • Patienten über 75 Jahre wegen der Gefahr einer Nierenschädigung.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter sollten geeignete Maßnahmen zur Empfängnisverhütung verwenden, um eine Schwangerschaft während der Therapie mit Ticagrelor zu verhindern.

Aus Tierexperimenten weiß man, dass Ticagrelor und seine wirksamen Stoffwechselprodukte in die Muttermilch ausgeschieden werden. Ein Risiko für Neugeborene/Säuglinge kann daher nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt muss die Entscheidung treffen, ob abgestillt oder die Behandlung beendet oder nicht begonnen werden soll. Dabei muss der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die Mutter berücksichtigt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ticagrelor wurde bei Kindern unter 18 Jahren nicht untersucht. Da es keine entsprechenden Studien gibt, ist die Anwendung des Wirkstoffs bei dieser Altersklasse nicht erlaubt.

Warnhinweise

  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft zuverlässig verhütet werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
60 Stück Filmtabletten
60 Milligramm Ticagrelor
168 Stück Filmtabletten
60 Milligramm Ticagrelor

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Brilique 60 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Ticagrelor (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.