BindRen 1g Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2014
Hersteller: Mitsubishi Pharma Deutschland GmbH
Wirkstoff: Colestilan
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

BindRen 1g Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Colestilan.

Colestilan kommt zum Einsatz bei Erwachsenen, die an einer chronischen Nierenerkrankung im Endstadium leiden und sich einer Blutwäsche unterziehen müssen (Hämodialyse oder Peritonealdialyse). Mithilfe von Colestilan wird der Überschuss an Phospat im Blut der Patienten behandelt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Colestilan sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Dosierung

    Die empfohlene Dosis zu Anfang der Behandlung, auch für Patienten, die zuvor andere Phosphatbinder erhalten haben, beträgt sechs bis neun Gramm(!) Colestilan pro Tag, aufgeteilt auf zwei bis drei Gaben.

    Die Phosphatkonzentrationen im Blut wird der Arzt überwachen. Falls die gewünschte Phosphatkonzentration nicht erreicht wird, wird er die Dosis um drei Gramm pro Tag alle zwei bis drei Wochen erhöhen. Die maximale Tagesdosis, die in klinischen Studien untersucht wurde, beträgt 15 Gramm pro Tag. Es wird immer die Tablettenstärke verschrieben werden, die die Einnahme möglichst weniger Tabletten erfordert.

    Die tägliche Dosis der Tabletten sollten Patienten in drei gleichmäßig aufgeteilten Portionen mit oder unmittelbar nach den Mahlzeiten mit einer ausreichenden Menge Wasser zur Unterstützung des Schluckens einnehmen. Die Aufteilung der täglichen Dosis kann auf Anraten des Arztes unter Berücksichtigung der Phosphataufnahme durch die Ernährung angepasst werden. Auf jeden Fall sollten Patienten eine phosphatarme Ernährung einhalten. Die Behandlung hoher Phosphatkonzentrationen im Blut erfordert normalerweise eine Langzeittherapie.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    • hochdisperses Siliciumdioxid
    • Hyprolose
    • Hypromellose
    • Indigocarmin (E 132)
    • Carnaubawachs
    • Essigsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren
    • gereinigtes Wasser
    • hydriertes Rizinusöl
    • Polysorbat 80
    • Schellack

    Nebenwirkungen

    Häufige Nebenwirkungen:
    Calcium-Mangel im Blut, verminderter Appetit, Verstopfung, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen, Magenschleimhautentzündung, Verdauungstörungen, Durchfall, Blähungen, Bauchbeschwerden.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Magen-Darm-Entzündung, Überfunktion der Nebenschilddrüse, Folsäure-Mangel, Überschuss an Triglyzeriden im Blut, Durst, Schlaflosigkeit, Zittern, Schwindel, Kopfschmerzen, Schmeckstörung, Blutergüsse, niedriger Blutdruck, Magen-Darm-Blutung, Speiseröhrenentzündung, Schluckstörung, Kotballen, Veränderung der Stuhlgewohnheiten, Mundtrockenheit, erhöhte Leber-Enzyme, Nesselsucht, Hautausschlag, Juckreiz, trockene Haut, Muskelkrämpfe, Schmerzen an Muskeln und Knochen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen in Armen und Beinen, Schwäche.

    Seltene Nebenwirkungen:
    Vitamin K-Mangel, Verkalkung kleiner Blutgefäße, Ungleichgewicht der Mineralien im Blut, Flüssigkeitsüberladung, Erkrankung der Herzkranzgefäße, Verengung im Magen-Darm-Kanal (ein Einzelfall mit tödlichem Ausgang), Leber- und Gallenerkrankungen, allergische Hautentzündung, Schuppenflechte.

    Besonderheiten:
    In sehr seltenen Fällen erlitten Patienten bei Behandlung mit Colestilan Darmverengungen und teilweise vollständige Darmverschlüsse. Ein Anzeichen kann Verstopfung sein. Tritt eine Verstopfung auf, muss der Arzt den Patienten sorgfältig überwachen. Bei Patienten, die Verstopfungen schwerer Art oder andere schwere Magen-Darm-Nebenwirkungen haben, muss der Arzt eventuell eine andere Behandlung erwägen.

    Wechselwirkungen

    Colestilan wird nicht aus dem Magen-Darm-Kanal ins Blut aufgenommen, kann jedoch die Verfügbarkeit anderer Wirkstoffe für den Körper beeinflussen. Außerdem verändern vergleichbare Substanzen den Abbau in der Leber - so kann möglicherweise die Wirksamkeit der "Pille" beeinträchtigt sein.

    Wird eine negative Auswirkung auf die Wirksamkeit eines anderen Medikaments vermutet, sollte dieses mindestens eine Stunde vor oder drei Stunden nach der Einnahme von Colestilan eingenommen werden. Werden zu Colestilan Wirkstoffe eingenommen, bei denen Unter- oder Überdosierung eng beieinanderliegen, muss der Arzt die Dosierung besonders sorgfältig überwachen.

    So vermindert Colestilan die Aufnahme des HerzgykosidsDigoxin und seine Konzentration im Blut um 16 beziehungsweise 17 Prozent, die Konzentration des Blutdrucksenkers Enalapril sogar um 27 Prozent. Auch die Immunologika Mycophenolat, Cyclosporin oder Tacrolimus sind möglicherweise von einer Wirkungsminderung betroffen, was eine aufmerksame Kontrolle des Arztes erfordert.

    Weil Colestilan das SchilddrüsenhormonLevothyroxin stark an sich bindet, muss der Arzt die Schilddrüsenwerte überwachen.

    Patienten mit Anfallsleiden wurden aus klinischen Studien mit Colestilan ausgeschlossen. Bei der Verschreibung an Patienten, die Antiepileptika erhalten, wird der Arzt also besondere Vorsicht walten lassen.

    Gegenanzeigen

    Personen, die überempfindlich auf den Wirkstoff reagieren, dürfen kein Colestilan bekommen. Dies gilt auch für Personen mit Darmverschluss.

    Die Sicherheit und Wirksamkeit von Colestilan wurden nicht untersucht bei Patienten mit
    • Schluckstörungen
    • schweren Magen-Darm-Erkrankungen wie beispielsweise chronische oder schwere Verstopfung, Darmverengungen, Divertikulitis, Darmentzündungen, Magen-Darm-Geschwüren oder größeren Operationen in diesem Bereich vor kurzer Zeit
    • Verlegung der Gallengänge
    • schwerer Leberfunktionsstörung
    • Krampfleiden
    • vor kurzem abgelaufener Bauchfellentzündung bei Patienten, die eine Peritonealdialyse erhalten
    • vermindertem Eiweißgehalt des Blutes (Albumin unter 30 Gramm/Liter).
    Deshalb wird die Anwendung des Wirkstoffs bei Patienten mit diesen Erkrankungen nicht empfohlen.

    Colestilan allein ist nicht für die Behandlung der Überfunktion der Nebenschilddrüse geeignet, bei der es ebenfalls zu einem Überschuss an Phosphat im Blut kommt.

    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Colestilan eingesetzt werden bei
    • Erkrankungen, die schon eine Blutung im Verdauungskanal verursacht haben oder hervorrufen können wie beispielsweise Geschwüre, Magenschleimhautentzündung, nicht entzündete Divertikel, Darmentzündung und Hämorrhoiden
    • Mangel an Calcium im Blut, weil dieser ersetzt werden muss
    • Mangel an Vitamin K oder an fettlöslichen Vitaminen (Vitamin A, Vitamin E), wie er durch das Malabsorptionssyndrom oder eine Behandlung mit Blutverdünnern wie Warfarin verursacht sein kann, weil dieser ausgeglichen werden muss
    • Schilddrüsenunterfunktion, weil der dagegen eingesetzte Wirkstoff Levothyroxin durch Colestilan gebunden werden kann.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Colestilan gerät nicht ins Blut. Somit sind keine direkten Wirkungen zu erwarten.

    Zur Sicherheit und Wirksamkeit bei schwangeren und stillenden Frauen gibt es keine Studien. Bei Patientinnen, die schwanger werden oder stillen und bei denen der Arzt die Fortsetzung der Behandlung für nötig hält, kann eine Ergänzung mit Vitaminen erforderlich sein.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Die Sicherheit und Wirksamkeit von Colestilan bei Kindern und Jugendlichen im Alter von unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Es sollte daher von einer Behandlung in dieser Altersgruppe abgesehen werden.

    Warnhinweise

    • Möglicherweise müssen während der Therapie Calcium oder Vitamine ersetzt werden.
    • Die Flasche ist fest verschlossen zu halten, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
    198 Stück Filmtabletten
    1 Gramm Colestilan

    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über BindRen 1g Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Colestilan (ggf. auch Generika).

    Medikament
    Darreichungsform

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.