Bavencio 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.08.2018
Hersteller: Merck Serono Europe Limited
Wirkstoff: Avelumab
Darreichnungsform: Infusionslösungs­konzentrat
Rezeptpflichtig

Wirkung

Bavencio 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält den Wirkstoff Avelumab.

Avelumab wird als alleinige Therapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem sogenannten Merkelzellkarzinom eingesetzt, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat.

Das Merkelzellkarzinom ist eine Form von Hautkrebs. Er ist 30-mal seltener als beispielsweise der schwarze Hautkrebs, tritt jedoch in letzter Zeit vermehrt auf. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 600 Menschen daran. Hellhäutige sind besonders gefährdet, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Die Mehrheit der Patienten ist über 70 Jahre alt, aber auch jüngere Menschen können daran erkranken.

Das Merkelzellkarzinom ist besonders aggressiv, da er mehr als alle anderen Hautkrebs-Arten zur Bildung von Tochtergeschwulsten neigt. Was ihn so besonders tückisch macht, ist die Gefahr der Verwechslung mit weniger bösartigen Hautkrebsformen, wodurch wertvolle Zeit für eine gezielte Behandlung verloren geht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Avelumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Avelumab gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • bestimmte seltene und sehr aggressive Form von Hautkrebs (Merkelzellkarzinom) Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat - zur alleinigen Therapie

Dosierung

Die Therapie sollte nur von einem auf dem Gebiet der Krebsbehandlung erfahrenen Arzt begonnen und überwacht werden.

Die empfohlene Dosis beträgt 10 Milligramm Avelumabpro Kilogramm Körpergewicht alle zwei Wochen. Sie wird über 60 Minuten als Infusion in eine Vene verabreicht. Dazu wird das Medikament mit einer passenden Menge Kochsalzlösung verdünnt.

Der Arzt wird die Therapie so lange fortsetzen, bis die Krankheit fortschreitet oder die Behandlung vom Patienten nicht mehr vertragen wird.

Um Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, ist vor den ersten vier Infusionen eine Vorbehandlung mit einem H1-Antihistaminikum und Paracetamol erforderlich. Wenn die vierte Infusion ohne infusionsbedingte Reaktion abgeschlossen wurde, kann der Arzt diese Vorsichtsmaßnahme bei darauffolgenden Dosen fortlassen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Essigsäure 99 %
  • Mannitol
  • Natriumhydroxid
  • Polysorbat 20
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, verminderter Appetit, Husten, Atembeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Gewichtsabnahme, infusionsbedingte allergische Reaktion

Häufige Nebenwirkungen:
Mangel an Lymphzellen, Schilddrüsenunterfunktion, Kopfschmerzen, Schwindel, Störungen der Nervenfunktion, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Lungenentzündung, Mundtrockenheit, Ausschlag (auch fleckig-blasig), Juckreiz, trockene Haut, Muskelschmerzen, Schwäche, Schüttelfrost, Grippe-ähnliche Erkrankung, erhöhte Blutwerte (Gamma-GT, alkalische Phosphatase, Amylase, Lipase, Kreatinin)

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Arzneimittelüberempfindlichkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen, (akute) Störungen der Nebennierenfunktion, Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenentzündung und Schilddrüsenunterfunktion (durch eine Autoimmunreaktion), Unterfunktion der Hirnanhangdrüse, Diabetes mellitus vom Typ 1, Nervenerkrankung (Guillain-Barré-Syndrom), Augapfelentzündung, fliegende Hitze, Dickdarmentzündung, Dickdarmentzündung durch Autoimmunreaktion, Entzündung von Dickdarm und Dünndarm, Darmverschluss, Leberentzündung, Leberentzündung durch Autoimmunrektion, (akutes) Leberversagen, Ausschlag (mit Juckreiz, Rötung, Flecken, Pusteln), Hautrötung, Hautausschlag am ganzen Körper, Schuppenflechte, schwere Hautreaktionen (abschälende Hautentzündung, Erythema multiforme), blasige Hautreaktion (Pemphigus), Juckreiz am ganzen Körper, Ekzem, Hautentzündung, Muskelentzündung, Entzündung der Nierenkanälchen, systemische Entzündungsreaktion im Körper, erhöhte Blutwerte (ASAT, ALAT, Kreatinkinase)

Seltene Nebenwirkungen:
Herzmuskelentzündung

Besonderheiten:
Der Arzt wird die Behandlung mit Avelumab beenden, wenn folgende Nebenwirkungen auftreten:
  • starke infusionsbedingte Reaktionen
  • heftige Lungenentzündung
  • Leberentzündung mit um das Fünffache erhöhten Werten an ALAT oder ASAT
  • heftiger Dickdarmentzündung
  • starker Nierentzündung oder Nierenfunktionsstörungen
  • allen starken immunbedingten Entzündungen oder Funktionsstörungen.
Die meisten immunvermittelten Nebenwirkungen, die unter Avelumab auftreten, sind vorübergehend. Sie können durch eine zeitweilige oder dauerhafte Therapie-Unterbrechung, Gabe von Glukokortikoiden und/oder unterstützende ärztliche Maßnahmen gebessert werden.

Wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen von Avelumab mit anderen Substanzen zu erwarten.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Avelumab nicht eingesetzt werden. Nicht untersucht wurde die Anwendung bei Tochtergeschwulsten im Gehirn, bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen, bei anderen Krebserkrankungen in den letzten fünf Jahren, Patienten mit transplantierten Organen, AIDS-Kranken oder Patienten mit Leberentzündung.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff verwendet werden bei
  • Patienten mit bestehenden Schilddrüsenerkrankungen
  • Leberschäden
  • Diabetes mellitus
  • beeinträchtigter Funktion der Nebenniere
  • beeinträchtigter Nieren-Funktion.
Alle diese Leiden können sich durch Avelumab verstärken.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Zwar gibt es keine Erfahrungen mit Schwangerschaften, doch weiß man aus Tierversuchen, dass Avelumab zu Fehlgeburten führt.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen daher während der Behandlung mit Avelumab eine Schwangerschaft vermeiden. Dazu ist während der Behandlung sowie bis mindestens einen Monat nach der letzten Anwendung eine zuverlässige Verhütungsmethode anzuwenden. Ein Einsatz von Avelumab während der Schwangerschaft wird der Arzt nur befürworten, wenn die Behandlung für die Gesundheit der Frau unbedingt erforderlich ist.

Es ist nicht bekannt, ob Avelumab in die Muttermilch gelangt, wie es üblicherweise bei anderen Antikörpern der Fall ist. Daher kann ein Risiko für das Neugeborene/Kind nicht ausgeschlossen werden. Behandelte Frauen sollten daher während der Behandlung und bis mindestens einen Monat danach nicht stillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Avelumab bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Eine Anwendung liegt hier in der Verantwortung des Arztes.

Warnhinweise

  • Es kann zu Ermüdung kommen, die Autofahren oder das Führen von Maschinen gefährlich macht.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sowie bis mindestens einen Monat nach der letzten Anwendung ist eine zuverlässige Verhütungsmethode anzuwenden.
  • Der Einsatz des Medikaments muss von einem Arzt überwacht werden, der erfahren in der Behandlung von Krebserkrankungen ist.
  • Das Medikament darf außer mit Kochsalzlösung nicht mit anderen Substanzen gemischt werden.
  • Das Medikament ist nach Anbruch sofort zu verdünnen und anzuwenden.
  • Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament ist bei zwei bis acht Grad Celsius im Kühlschrank aufzubewahren, darf aber nicht eingefroren werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Flasche Infusionslösungs­konzentrat)
10 Flasche Infusionslösungs­konzentrat
20 Milligramm Avelumab

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Bavencio 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Avelumab (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.