Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml Injektionslösung
Hersteller: Braun (B. Braun Melsungen AG)
Wirkstoff: Atropin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Wirkung
Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml Injektionslösung enthält den Wirkstoff Atropin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml Injektionslösung.
Atropin ist ein Wirkstoff, der fast nur im Krankenhaus zur Anwendung kommt. Er wird bei der Narkosevorbereitung eingesetzt, aber auch zur kurzzeitigen Therapie von akut aufgetretenen Herzrhythmusstörungen mit verlangsamtem Herzschlag.
Außerdem dient Atropin als Gegenmittel bei einer Vergiftung mit Cholinesterase-Hemmstoffen. Solche werden als Medikamente eingesetzt, sind aber auch Bestandteil von Pflanzenschutzmitteln und Giftpilzen.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Atropin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiarrhythmika, zu welcher der Wirkstoff Atropin gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- Vorbehandlung zu einer Narkose
- Kurzzeittherapie von akut aufgetretenen Herzrhythmusstörungen mit zu langsamem Herzschlag
- Gegenmittel bei Vergiftungen mit Cholinesterase-Hemmstoffen (beispielsweise Pflanzengifte und Giftpilze)
Dosierung
Die Dosierung hängt sowohl von dem Anwendungsgebiet als auch vom Alter und Gewicht des Patienten ab.
Narkosevorbereitung
Erwachsene erhalten drei bis fünf Minuten vor Narkosebeginn 0,01 Milligramm Atropin-Sulfat pro Kilogramm Körpergewicht in eine Vene gespritzt. Die gleiche Dosis kann 30 bis 60 Minuten vor Narkosebeginn auch in einen Muskel oder unter die Haut gespritzt werden.
Kinder erhalten ebenfalls drei bis fünf Minuten vor Narkosebeginn 0,01 Milligramm Atropin-Sulfat pro Kilogramm Körpergewicht (Höchstdosis ist allerdings 0,5 Milligramm) in eine Vene. Diese Höchstdosis gilt auch bei Verabreichung in Muskeln oder unter die Haut, bei der 30 bis 60 Minuten vor Narkosebeginn 0,02 Milligramm Atropin-Sulfat pro Kilogramm Körpergewicht gegeben werden können.
Herzrhythmusstörungen
Erwachsenen werden 0,5 bis 1,5 Milligramm Atropin-Sulfat alle vier bis sechs Stunden in eine Vene oder einen Muskel gespritzt.
Kinder erhalten 0,01 Milligramm Atropin-Sulfat/Kilogramm Körpergewicht (mindestens 0,1 Milligramm, höchstens 0,5 Milligramm) in eine Vene. Die Dosis darf höchstens zweimal nach zehn bis 15 Minuten wiederholt werden.
Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln, Pilzen oder Medikamenten aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmstoffe
Hier hängt die Dosierung sowie die Zusatzbehandlung sehr stark von der Art und Menge des aufgenommenen Giftes ab und wird vom behandelnden Arzt bestimmt.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Natriumchlorid
- Salzsäure
- Wasser für Injektionszwecke
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Atropin sind dosisabhängig.
In schwacher Dosierung bewirkt verlangsamt Atropin den Herzschlags und kann zu einer leichten Mundtrockenheit führen.
Mittlere Dosierungen führen regelmäßig zu Mundtrockenheit, Abnahme der Schweißproduktion (Hauttrockenheit), Herzrasen, Sehstörungen infolge Pupillenerweiterung und Störung des Scharfsehens.
Bei höherer Dosierung oder besonderer Empfindlichkeit können die genannten Nebenwirkungen verstärkt auftreten. Es kann zu Reizleitungsstörungen am Herzen kommen mit Herzrhythmusstörungen, die von den Herzkammern und darüber ausgehen. Weitere Nebenwirkungen sind Muskelschwäche und Bewegungsstörungen, Störungen des Harnlassens und der Verdauung, Schluckstörungen und Sodbrennen. Auch Sprachstörungen, Unruhe- und Erregungszustände, Wahnvorstellungen, Verwirrtheitszustände, Krämpfe, Delirium und Koma sind möglich. Atropin kann außerdem einen Anfall von Grünem Star auslösen.
Sehr seltene Nebenwirkungen sind Angina pectoris-Beschwerden und eine starke Erhöhung des Blutdruckes bis hin zur Hochdruckkrise.
Bei länger dauernder Behandlung kann sich eine Speicheldrüsenentzündung als Folge der gehemmten Speichelproduktion entwickeln.
Bei Patienten mit Down-Syndrom können schon bei niedrigen Dosen eine starke Pupillenerweiterung und ausgeprägtes Herzrasen auftreten.
Überempfindlichkeitsreaktionen können in Form von Bindehautentzündung, Hautentzündung rund um das Auge, Juckreiz, Hautausschlag und -rötung sowie Nesselsucht auftreten. Sehr selten kommt es zum allergischen Schock.
Wechselwirkungen
Atropin verstärkt die Wirkung und Nebenwirkungen folgender Substanzen:
- H1-Antihistaminika
- Neuroleptika
- trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva
- des opioiden Schmerzmittels Pethidin
- Methylphenidat (wird gegen ADHS eingesetzt)
- Parkinson-Mittel mit Ausnahme der Dopaminrezeptor-Agonisten
- Antiarrhythmika wie Chinidin, Procainamid und Disopyramid
- des Magenmittels Metoclopramid.
Die gleichzeitige Anwendung des Magenmittels Cisaprid und Atropin führt zu einer vollständigen Aufhebung der Cisaprid-Wirkung.
Infolge der durch Atropin verminderten Darmtätigkeit werden gleichzeitig verabreichtes Digoxin (ein Herzglykosid) und Nitrofurantoin (ein Antibiotikum) verstärkt, das Psychopharmakon Phenothiazin und das Parkinson-Mittel Levodopa vermindert in den Körper aufgenommen.
Gegenanzeigen
Atropin darf nicht angewendet werden bei
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und chemisch ähnliche Substanzen
- einer speziellen Form des Grünen Stars (Engwinkelglaukom)
- Herzrasen, wenn es im Rahmen einer Herzmuskelschwäche oder Schilddrüsenüberfunktion oder einer Überdosierung von Schilddrüsenhormonen auftritt
- schnellen Herzrhythmusstörungen
- Verstopfung eines Herzkranzgefäßes
- Verschlüssen des Magen-Darm-Kanals und Dünndarmlähmung
- krankhaft erweiterten Dickdarmabschnitten (Megakolon)
- Verlegung der Harnwege (beispielsweise durch gutartige Prostata-Vergrößerung mit Restharnbildung
- der Muskelerkrankung Myasthenia gravis
- akuter Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem)
- Schwangerschaftsvergiftung.
Bei Gebrauch von Atropinals Gegenmittel bei Vergiftungen mit Cholinesterase-Hemmstoffen gelten die genannten Einschränkungen nur bedingt, da in diesen Fällen eine Atropin-Therapie als lebensrettend angesehen werden muss.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Atropin verwendet werden bei
- Säuglingen und Kleinkindern bis zum zweiten Lebensjahr sowie Erwachsenen über 65 Jahren, ebenso Patienten mit Down-Syndrom, weil diese Personen sehr empfindlich auf den Wirkstoff reagieren
- fiebernden Patienten, insbesondere bei Kindern und bei hoher Lufttemperatur, weil Atropin die Schweißbildung hemmt und es dadurch zu Überwärmung kommen kann
- Patienten mit frischem Herzinfarkt, weil es zu schnellen Herzrhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern kommen kann
- Herzmuskelschwäche, Verlegung der Mitralklappe im Herzen, Bluthochdruck und Schilddrüsenüberfunktion, weil Herzrasen dabei unbedingt vermieden werden muss.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Atropin wird in der Schwangerschaft nur unter strengster Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt, da ansonsten eine mögliche zu langsame Herzfunktion beim Ungeborenen übersehen werden könnte. Die Anwendung von Atropin während der Geburt und bei einer Kaiserschnitt-Operation ist verboten, da bei Mutter und Kind Herzrasen auftreten kann. Es besteht die Gefahr, dass das unbewussten Nervensystems beim Ungeborenen beeinträchtigt wird und somit nach der Geburt die Anpassung des Neugeborenen an die Umwelt beeinflusst wird.
Da Atropin in die Muttermilch übergeht, sollte bei Anwendung des Wirkstoffs abgestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Auch Säuglinge und Kleinkinder können mit Atropin behandelt werden. Allerdings reagieren sie bis zum zweiten Lebensjahr besonders empfindlich auf Überdosierungen.
Warnhinweise
- Das Medikament kann die Sehleistung und das Reaktionsvermögen so weit herabsetzen, dass Autofahren, das Bedienen von Maschinen oder das Arbeiten ohne sicheren Halt gefährlich sind. Dies gilt im verstärkten Maß im Zusammenwirken mit Alkohol.
- Besonders bei der Therapie von Herzrhythmusstörungen muss der Arzt das EKG und den Patienten ständig überwachen.
- Das Medikament darf nur unter Aufsicht eines Arztes verwendet werden.
- Das Medikament darf nicht zusammen mit Methohexital, Noradrenalin, Pentobarbital oder alkalischen Lösungen verabreicht werden.
- Nach Anbruch ist das Medikament sofort zu verwenden.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml Injektionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Atropin (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.