Apomorphinhydrochlorid 10 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung
Hersteller: Archimedes Pharma
Wirkstoff: Apomorphin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Wirkung
Apomorphinhydrochlorid 10 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung enthält den Wirkstoff Apomorphin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Apomorphinhydrochlorid 10 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung.
Der Wirkstoff wird zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt, wenn die Behandlung mit Levodopa die Symptome der Erkrankung, insbesondere im Hinblick auf Bewegungsstörungen, nicht ausreichend lindert.
Da die Substanz Übelkeit und Erbrechen auslösen kann, muss zwei Tage vor ihrer Gabe eine Behandlung mit Domperidon begonnen werden. Dieser Wirkstoff beschleunigt die Magenentleerung und muss in den meisten Fällen über den gesamten Behandlungszeitraum als Zusatzmedikation verabreicht werden.
Apomorphin wird unter die Haut gespritzt (subkutane Anwendung). Es muss gewährleistet sein, dass der Patient beziehungsweise die ihn pflegende Person das Medikament sachgemäß und regelmäßig verabreichen kann. Während der Therapie muss das Blutbild in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Der Wirkstoff kann zudem eingesetzt werden, um bei schweren Vergiftungen Erbrechen auszulösen. In dieser Indikation wird er heute nur noch sehr selten angewendet, weil besser verträgliche Wirkstoffe zur Verfügung stehen. Von Kindern darf Apomorphin nicht eingenommen werden, weil es schwere Kreislaufstörungen oder eine Atemlähmung hervorrufen kann.
Hinweis:
Der Wirkstoff Apomorphin diente zudem der Behandlung von Erektionsstörungen. Die entsprechenden Medikamente erfüllten jedoch nicht die in sie gesetzten Erwartungen und wurden Anfang 2005 wegen fehlender Wirksamkeit vom Markt genommen.
Apomorphin wird auch in der Homöopathie eingesetzt und ist dann, meist in Kombination mit anderen homöopathischen Wirkstoffen, auch in Medikamenten zu Einnahme (Tropfen, Tabletten) enthalten.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Apomorphin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Parkinson-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Apomorphin gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- behindernde Bewegungsstörungen bei Morbus Parkinson, die sich trotz Behandlung mit Levodopa und / oder anderen Parkinson-Mitteln nicht bessern
Dosierung
Bei manchen Parkinson-Patienten kommt es zu einem plötzlichen Wechsel von guter Beweglichkeit zur Unbeweglichkeit ("On-Off-Phänomen"). Für die Behandlung mit dem Medikament kommen nur solche Patienten infrage, die das Einsetzen der „Off“-Symptomatik erkennen können und entweder in der Lage sind, sich das Arzneimittel selbst zu spritzen oder eine verantwortliche Pflegeperson haben, die die Injektion bei Bedarf durchführen kann.
Das Medikament wird unter die Haut gespritzt, kann aber auch als Unterhaut-Infusion verwendet werden. Bei Bedarf kann die Injektionslösung mit isotonischer Kochsalzlösung oder Wasser für Injektionszwecke verdünnt werden. Die Anwendung darf keinesfalls in ein Blutgefäß erfolgen.
Weil das Medikament starke Übelkeit erzeugt, muss der Patient unbedingt seit mindestens zwei Tagen vor Therapiebeginn dreimal täglich etwa 20 Milligramm Domperidon einnehmen. Die Einstellung auf Apomorphin soll unter den kontrollierten Bedingungen einer Spezialklinik erfolgen. Der Patient wird dabei von einem in der Behandlung des Morbus Parkinson erfahrenen Arzt überwacht. Die übliche Parkinson-Therapie des Patienten wird dabei vor Beginn der Behandlung mit Apomorphin optimiert.
Die für den einzelnen Patienten angemessene Dosis wird vom Arzt durch ein schrittweises Vorgehen ermittelt. Während einer "Erstarrungsphase ("Off") erhält der Patient zunächst ein Milligramm Apomorphin-Hydrochlorid unter die Haut gespritzt und wird anschließend 30 Minuten auf eine Verbesserung der Beweglichkeit hin beobachtet. Tritt kein oder ein lediglich unzureichender Erfolg ein, kann nach mindestens 40 Minuten eine zweite Dosis von 2 Milligramm Apomorphin-Hydrochlorid angewendet und der Patient weitere 30 Minuten beobachtet werden. So wird die Dosierung schrittweise im Abstand von jeweils mindestens 40 Minuten gesteigert, bis eine entsprechende Beweglichkeit erreicht ist.
Sobald die entsprechende Dosis vom Arzt festgelegt ist, kann bei den ersten Anzeichen einer „Off“-Phase eine einzelne Injektion in die Haut des Unterbauchs oder der Außenseite des Oberschenkels verabreicht werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Aufnahme des Wirkstoffs an verschiedenen Injektionsstellen beim selben Patienten unterschiedlich ist. Daher ist der Patient über die nächste Stunde hinsichtlich des Behandlungserfolgs zu beobachten. Je nach der Reaktion des Patienten kann die Dosierung entsprechend geändert werden. Die optimale Dosierung ist von Patient zu Patient unterschiedlich, bleibt aber nach erfolgter Einstellung bei einem bestimmten Patienten relativ gleich.
Die Tagesdosis kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein und liegt normalerweise zwischen 3 und 30 Milligramm Apomorphin-Hydrochlorid. Diese Dosis wird in Form von einer bis zehn, manchmal sogar zwölf Injektionen täglich verabreicht. Dabei sollte aber eine Tagesgesamtdosis von 100 Milligramm Apomorphin-Hydrochlorid und bei den einzelnen Injektionen eine Dosis von 10 Milligramm nicht überschritten werden.
Sobald die Behandlung festgelegt ist, kann bei manchen Patienten das übelkeitshemmende Domperidon schrittweise vermindert werden. Allerdings kann man nur bei wenigen völlig darauf verzichten, ohne dass es zu Erbrechen oder niedrigem Blutdruck kommt.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Natriumhydroxid 99 %
- Natriummetabisulfit
- Salzsäure 37 %
- Wasser für Injektionszwecke
Nebenwirkungen
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verhärtung des Gewebes an der Injektionsstelle.
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, insbesondere zu Beginn der Behandlung, Schläfrigkeit, neurologische Störungen wie Verwirrung, Halluzinationen.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Orthostatische Hypotonie (starker Blutdruckabfall beim Aufstehen aus der liegenden Position), Bewegungen, die vom Patienten nicht kontrolliert werden können (Dyskinesien), Blutarmut und Veränderungen des Blutbildes, Atemstörungen.
Seltene Nebenwirkungen:
Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen (Eosinophilie).
Besonderheiten:
Die Patienten sollten vom Arzt und ihren Angehörigen regelmäßig hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten wie krankhafte Spielsucht, krankhaft gesteigerter Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang beobachtet werden. Wenn solche Symptome auftreten, sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.
Wechselwirkungen
Mit dem Antiemetikum Domperidon gibt es Wechselwirkungen, die zu Herzrhythmusstörungen führen. Vor einer gemeinsamen Anwendung und auch während dem gemeinsamen Einsatz wird der Arzt die Risikofaktoren beim einzelnen Patienten sorgfältig beurteilen. Wichtige Risikofaktoren sind schwerwiegende Herzerkrankungen, schwere Leberfunktionsstörung oder ein erhebliches Ungleichgewicht des Mineralhaushalts.
Bei gleichzeitiger Anwendung kann der Wirkstoff die blutdrucksenkende Wirkung anderer Medikamente und die Wirkung von Alkohol verstärken. Dies gilt vor allem auch für die Antiemetika Granisetron, Ondansetron und Tropisetron. Ondansetron sollte gar nicht, die beiden anderen nur mit Vorsicht zusammen mit Apomorphin angewendet werden. Es kann nämlich aufgrund bisher unbekannter Wechselwirkungen zu starkem Blutdruckabfall und Ohnmacht kommen.
Die gleichzeitige Einnahme von Neuroleptika kann die Wirkung von Apomorphin abschwächen.
Clozapin wird zur Behandlung von nervlich-seelischen Komplikationen der Behandlung eingesetzt. Allerdings sind Wechselwirkungen zwischen Clozapin und Apomorphin bekannt.
Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen wurden bislang nicht untersucht. Daher wird empfohlen, insbesondere auf Arzneimittel zu verzichten, deren benötigte Dosis nahe an der möglicherweise gefährlichen Dosis liegt.
Gegenanzeigen
Der Wirkstoff darf nicht eingesetzt werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Apomorphin
- gestörter Atemfunktion
- schweren Funktionsstörungen der Leber
- Verwirrtheit
- Psychosen
- schweren Bewegungsstörungen und unwillkürlichen Bewegungen unter der Behandlung mit Levodopa.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-/Risikobewertung durch einen Arzt darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei:
- Leber- und Nierenfunktionsschwäche
- Herz-Kreislauf- oder Lungenvorschädigung
- Neigung zu Übelkeit und Erbrechen
- älteren und schwachen Menschen
- Patienten mit Neigung zu plötzlichem Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Der Wirkstoff darf in Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Der Wirkstoff darf bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden.
Warnhinweise
- Das Medikament hat eine beruhigende, schläfrig machende Wirkung und kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
- Es gibt Hinweise, dass bestehende Störungen des Bewusstseins durch das Medikament verstärkt werden können.
- Bei Auftreten von krankhafter Spielsucht, gesteigertem Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.
- Apomorphin kann Kleidung oder Oberflächen grün verfärben.
- Die Einstellung auf das Medikament darf nur in einer Spezialklinik durch einen erfahrenen Arzt erfolgen.
- Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.
- Die Ampullen sind im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
- Wird das Medikament verdünnt, muss die fertige Lösung sofort verwendet werden.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Apomorphinhydrochlorid 10 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Apomorphin (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.