Alli

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.05.2009
Hersteller: GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Orlistat
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptfrei

Wirkung

alli enthält den Wirkstoff Orlistat.

Orlistat wird zur Behandlung von Fettsucht und Übergewicht eingesetzt, bei denen Maßnahmen wie körperliche Bewegung und Ernährungsumstellung keine Besserung gebracht haben.

Das Maß für die Dickleibigkeit ist der so genannte Körpermasseindex BMI (Body Mass Index). Er wird errechnet, indem man das Körpergewicht durch das Quadrat der Körpergröße teilt. Ab einem BMI von 28 gilt Übergewicht als behandlungsbedürftig, wenn weitere Erkrankungen vorliegen, die eine ernste Gesundheitsgefahr für den Patienten darstellen. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel Diabetes mellitus vom Typ 1, Diabetes mellitus vom Typ 2, Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung.

Eine Fettsucht (Adipositas) wird durch einen BMI ab 30 gekennzeichnet und ist auch ohne weitere Risikofaktoren behandlungsbedürftig, um Schäden am Bewegungsapparat zu vermeiden.

Orlistat wird stets in Verbindung mit einem weitgehenden Behandlungsplan eingesetzt, der eine leichte Diätkost einschließt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Orlistat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abmagerungsmittel/Appetitzügler, zu welcher der Wirkstoff Orlistat gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Übergewicht bei Erwachsenen (Body-Mass-Index BMI über 28 kg/m2) - in Verbindung mit einer Kalorien- und fettarmen Ernährung

Dosierung

Die empfohlene Dosierung für Erwachsene ab 18 Jahren ist dreimal täglich eine Kapsel. Nehmen Sie die Kapsel unmittelbar vor, während oder bis zu einer Stunde nach jeder Hauptmahlzeit mit Wasser ein. Falls Sie eine Mahlzeit auslassen oder eine Mahlzeit kein Fett enthält, sollte auf die Einnahme verzichtet werden. Nehmen Sie Innerhalb von 24 Stunden nicht mehr als drei Kapseln ein.

Die Behandlungsdauer ist möglichst auf sechs Monate zu begrenzen. Falls nach zwölf Wochen Behandlung keine Gewichtsabnahme erreicht wurde, sollten Sie einen Arzt oder Apotheker aufsuchen. Möglicherweise muss dann die Anwendung des Medikaments beendet werden.

Diät und körperliche Betätigung sind wichtige Bestandteile eines Programms zur Gewichtsabnahme. Es wird empfohlen, bereits vor Beginn der Behandlung mit dem Medikament eine Diät und ein Bewegungsprogramm zu beginnen. Es ist während der Einnahme auf eine ausgewogene, leicht kalorienarme Kost zu achten, deren Kalorienanteil nur zu einem Drittel aus Fett bestehen sollte. Bei einer Diät mit beispielsweise 2.000 kcal/Tag wären dies weniger als 67 Gramm reines Fett. Bitte beachten Sie dabei auch den Fettanteil in Lebensmitteln wie Wurst, Käse und Fertigmahlzeiten (entsprechende Hinweise finden sich auf den Verpackungen)! Die tägliche Menge an Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß sollten Sie auf drei Hauptmahlzeiten verteilen.

Die besten und nachhaltigsten Erfolge erzielen Sie, wenn auch nach Beendigung der Einnhame das Diät- und Bewegungsprogramm weitergeführt
wird.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Indigocarmin (E 132)
  • mikrokristalline Cellulose
  • Povidon
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • Gelatine
  • Natriumdodecylsulfat
  • Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz
  • Polysorbat 80
  • Propylenglycol
  • Schellack
  • Sorbitanlaurat

Nebenwirkungen

Die Art und Intensität der Nebenwirkungen ist je nach Dosierung des Wirkstoffs unterschiedlich.

schwächere Dosierung (60 Milligramm)
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Ölige Flecken, Blähungen (auch mit Stuhlabgang), Stuhldrang, fettiger öliger Stuhl, Abgang öliger Ausscheidungen, weicher Stuhl.

Häufige Nebenwirkungen:
Unterbauchschmerzen, Stuhlinkontinenz, flüssige Stühle, vermehrter Stuhlgang, Beklemmungen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Veränderung der Gerinnungswerte (Prothrombin und INR), Überempfindlichkeitsreaktionen (auch allergischer Schock), Bronchialkrämpfe, Gesichtsschwellungen, Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht, Divertikulitis, leichte Afterblutungen, Ablagerungen von Oxalsäure in der Niere (Oxalat-Nephropathie), Leberentzündung (auch schwerwiegende), Gallensteine, Laborwert-Erhöhungen (Transaminasen und alkalische Phosphatase), blasiger Hautausschlag.

höhere Dosierung (120 Milligramm)
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Grippe, Infektion der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, ölige Flecken am After, Bauchschmerzen, Blähungen (mit und ohne Stuhlabgang), Stuhldrang, öliger Stuhl, flüssige Stühle, Abgang öligen Sekrets, vermehrte Stühle.

Häufige Nebenwirkungen:
Infektion der unteren Atemwege, Afterbeschwerden, Afterschmerzen, weiche Stühle, Stuhlinkontinenz, Zahnbeschwerden, Zahnfleischbeschwerden, Harnwegsinfektionen, Abgeschlagenheit, Angstgefühle, Menstruationsbeschwerden,

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Nesselsucht, Ausschlag, Atemwegskrampf, Schock), Gallensteine, Gallenentzündung, Leberentzündung (zum Teil schwer), entzündliche Hautausschläge, Darmblutungen, Divertikulitis, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leber-Enzym-Werterhöhung.

Besonderheiten:
Nebenwirkungen, die nur bei Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 auftraten, waren: sehr häufig Unterzuckerung und häufig Bauchspannen.

Kommt es zu schweren Fällen von Darmbluten, muss der Arzt unbedingt die Ursache abklären.

In Einzelfällen kam es zu einer leberschädigenden Wirkung von Orlistat. Momentan werden dazu weitere Beobachtungen und Studien unternommen.

Wechselwirkungen

Orlistat sollte nicht zusammen mit Acarbose (Mittel zur Blutzuckersenkung) eingenommen werden, da sich die beiden Wirkstoffe wahrscheinlich gegenseitig beeinflussen.

Die Aufnahme der fettlöslichen VitamineVitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K kann durch Orlistat beeinträchtigt werden, es besteht daher die Gefahr eines Vitaminmangels.

Bei gleichzeitiger Einnahme des AntiarrhythmikumsAmiodaron und Orlistat sollte die Herztätigkeit von einem Arzt kontrolliert werden, weil der Wirkstoff die Konzentration des Amiodarons im Blut und damit dessen Wirksamkeit senken kann.

Orlistat kann die Wirkung von Antikoagulanzien verändern. Deshalb müssen die Blutgerinnungswerte bei gleichzeitiger Einnahme besonders sorgfältig überwacht werden.

Außerdem sollte Orlistat nicht mit dem ImmunologikumCiclosporin kombiniert werden, weil der Wirkstoff den Blutspiegel des Ciclosporins senkt und damit dessen Wirksamkeit beeinträchtigt. Damit kann es unter Umständen nach Organverpflanzungen zu Abstoßungsreaktionen kommen.

Zwischen hormonellen Verhütungsmitteln ("Pille") und Orlistat gibt es keine direkten Wechselwirkungen. Durch die Einnahme von Orlistat kann es jedoch zu Durchfällen kommen, die indirekt die Wirkung der Verhütungspräparate verringern. In Fällen schweren Durchfalls wird eine zusätzliche Verhütungsmethode beispielsweise mittels Kondom enpfohlen.

Die Einnahme des Wirkstoffs kann in seltenen Fällen die Wirkung des SchilddrüsenhormonsLevothyroxin so vermindern, dass es zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt. Daher müssen beide Wirkstoffe zeitlich getrennt eingenommen und die Dosierung von Levothyroxin gegebenenfalls vom Arzt verändert werden.

Möglicherweise verändert Orlistat die Aufnahme von Antiepileptika wie Valproinsäure oder Lamotrigin in den Körper, was zu Krämpfen führen kann.

Gegenanzeigen

Orlistat darf bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, einer gestörten Nährstoffaufnahme (Malabsorptionssyndrom) sowie bei Gallenstau nicht eingenommen werden.

Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 sollten während der Behandlung mit Orlistat besonders gut von einem Arzt überwacht werden. Erstens scheint der Wirkstoff bei dieser Patientengruppe weniger wirksam zu sein und zweitens kann er die Wirksamkeit von blutzuckerspiegelsenkenden Mitteln beeinflussen.

Patienten mit einer Nierenerkrankung sollten vor Beginn einer Therapie mit Orlistat einen Arzt befragen. In seltenen Fällen kann der Wirkstoff nämlich zu einer vermehrten Ausscheidung des Stoffwechselprodukts Oxalsäure führen, der die Niere schädigt.

Die tägliche Aufnahme von Fett sollte auf drei Hauptmahlzeiten verteilt werden. Bei Einnahme von Orlistat mit einer sehr fettreichen Mahlzeit ist die Wahrscheinlichkeit von Magen-Darm-Beschwerden erhöht.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da es keine Studien zum Einsatz von Orlistat in der Schwangerschaft gibt, ist die Anwendung in dieser Zeit verboten.

Orlistat kann schweren Durchfall auslösen, der die Einnahme der "Pille" unwirksam machen. In einem solchen Fall wird die Anwendung einer zusätzlichen Verhütungsmethode zur Vorbeugung eines möglichen Versagens der hormonellen Verhütung empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, daher darf Orlistat nicht in der Stillzeit angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Orlistat ist nicht für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren geeignet, weil nicht bekannt ist, welche Auswirkungen der Wirkstoff auf deren Entwicklung haben kann.

Warnhinweise

  • Begleitende Ernährungsempfehlungen sollten bei der Behandlung mit dem Medikament unbedingt eingehalten werden.
  • Bei Diabetikern muss die Wirkung der blutzuckerspiegelsenkenden Wirkstoffe auch vom Arzt überwacht werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte nach zwölf Wochen abgebrochen werden, wenn der Gewichtsverlust nicht mindestens fünf Prozent des Körpergewichtes zu Beginn der Therapie beträgt.
  • Das Medikament ist nicht zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren geeignet.
  • Patienten mit einer Nierenerkrankung sollten vor Beginn einer Therapie mit dem Medikament einen Arzt befragen.
  • Das Medikament kann in seltenen Fällen die Wirkung von Schilddrüsenhormonen vermindern, so dass deren Dosierung vom Arzt verändert werden muss.
  • Möglicherweise verändert das Medikament die Wirkung von Antiepileptika, so dass es vermehrt zu Anfällen kommt.
  • Sollte es durch das Medikament zu schwerem Durchfall kommen, sollten neben der "Pille" andere Verhütungsmethoden angewendet werden.
  • Beim Auftreten von gelben Verfärbungen von Haut oder Augen, Juckreiz, dunkel verfärbtem Urin, Magenschmerzen oder Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen sowie Appetitlosigkeit ist ein Arzt zu befragen.
  • Das Behältnis des Medikaments ist fest verschlossen zu halten, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapsel)
42 Stück Hartkapseln
60 Milligramm Orlistat
84 Stück Hartkapseln
60 Milligramm Orlistat

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über alli sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Orlistat (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.