Acarbose-ratiopharm 50 mg/ -100 mg Tabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.05.2015
Hersteller: ratiopharm GmbH
Wirkstoff: Acarbose
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Acarbose-ratiopharm 50 mg/ -100 mg Tabletten enthält den Wirkstoff Acarbose.

Acarbose wird bei der Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) zusätzlich zu diätetischen Maßnahmen eingesetzt.

Bei Diabetes mellitus vom Typ 2 kann Acarbose allein und in Kombination mit anderen oralen Antidiabetika, wie Metformin oder Sulfonylharnstoffen und Abkömmlingen verwendet werden. Acarbose kann bei Typ-2-Diabetikern auch zusammen mit Insulin verabreicht werden.

Beim Diabetes mellitus vom Typ 1 ist Acarbose zwar auch für die Behandlung zugelassen, kommt dort aber nur in Einzelfällen zur Anwendung.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Acarbose sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen orale Antidiabetika, Antidiabetika, zu welcher der Wirkstoff Acarbose gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Zuckerkrankheit, die nicht mit Insulin behandelt werden muss und wenn durch Diät und körperliche Betätigung keine ausreichende Blutzuckersenkung erreicht wurde

Dosierung

Die Dosierung muss in jedem Einzelfall vom behandelnden Arzt angepasst werden, weil Wirksamkeit und Verträglichkeit individuell unterschiedlich sind.

Die Therapie kann begonnen werden mit: dreimal täglich einer 50 mg-Tablette Acarbose oder dreimal täglich 1⁄2 100 mg-Tablette (entsprechend 150 mg Acarbose/Tag).

Zur Verminderung von Nebenwirkungen im Verdauungskanal hat es sich bei einigen Patienten bewährt, die Behandlung mit Acarbose langsam ("einschleichend") mit ein- bis zweimal täglich 50 Milligramm Acarbose zu beginnen.

Je nach Blutzuckerwert kann der Arzt die Dosis stufenweise erhöhen. Die Höchstdosierung liegt bei 300 Milligramm Acarbose/Tag). Werden höhere Dosen benötigt, sollten Tabletten mit höherer Dosisstärke eingesetzt werden. Die durchschnittliche Dosierung beträgt abhängig von den individuellen Erfordernissen 150 bis 300 Milligramm Acarbose pro Tag. Eine weitere Dosissteigerung kann in Ausnahmefällen bis auf dreimal täglich zwei 100mg-Tabletten Acarbose nötig sein.

Wenn störende Nebenwirkungen trotz genauer Diätbefolgung eintreten, wird der Arzt die Dosis nicht weiter steigern, beziehungsweise auch absenken.

Die beste Wirkung von Acarbose-Tabletten wird erreicht, wenn sie unmittelbar vor der Mahlzeit unzerkaut mit etwas Flüssigkeit, beziehungsweise mit dem ersten Bissen der Mahlzeit eingenommen werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Maisstärke
  • mikrokristalline Cellulose
  • pflanzliches Magnesiumstearat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blähungen, Darmgeräusche

Häufige Nebenwirkungen:
Bauchschmerzen, Durchfall

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit

Seltene Nebenwirkungen:
Anstieg der Leberenzyme

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Verstopfung, Darmverschluss und Darmbewegungseinschränkung (Subileus ), Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautbläschen, Rötung, Ausschlag, juckender Nesselausschlag), Gelbsucht und/oder Leberentzündung und damit verbundene Leberschäden, Wassereinlagerungen vorwiegend im Bereich der Beine

Besonderheiten:
Bei der Behandlung mit Acarbose gelangen unverdaute Kohlenhydrate in tiefere Darmabschnitte. Im Dickdarm werden solche Kohlenhydrate durch dort vorhandene Darmbakterien abgebaut. Dabei entstehen unter anderem organische Säuren und Gase wie Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Diese Abbauprodukte sind für die wesentlichen Nebenwirkungen der Acarbose verantwortlich. Diese treten besonders zu Beginn einer Behandlung mit Acarbose auf. Durch eine allmähliche Aktivitätssteigerung der a-Glukosidasen im Dünndarm während der ersten Behandlungswochen gelangen schließlich weniger unverdaute Kohlenhydrate in den Dickdarm. Auch eine zuckerarme Ernährung hilft, die genannten Beschwerden zu vermeiden.

In Japan wurden einzelne Fälle von bedrohlichem Leberversagen beobachtet, wobei der Zusammenhang mit der Einnahme von Acarbose unklar ist.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Cholestyramin (Gallemittel), säurebindenden Mitteln (Antazida), Verdauungsenzymen oder adsorbierenden Stoffen wie beispielsweise medizinischen Kohletabletten kann die Wirksamkeit von Acarbose vermindern.

Andere Mittel bei Diabetes mellitus (wie beispielweise Insulin, Metformin oder Sulfonylharnstoffe und Abkömmlinge) können in ihrer Wirkung unter Acarbosebehandlung derartig verstärkt werden, dass Unterzuckerungen (Hypoglykämien) auftreten können. Zum schnellen Ausgleich der Unterzuckerung kommt nur Traubenzucker in Frage. Haushaltszucker ist wegen der verzögerten Zuckeraufspaltung im Darm unter Acarbose für einen schnellen Ausgleich ungeeignet.

Die Aufnahme des herzwirksamen Glykosids Digoxin aus dem Darm und damit dessen Wirkung kann durch Acarbose verringert werden.

Haushaltszucker (Rohrzucker oder auch Saccharose) und Nahrungsmittel mit diesem Zucker können Durchfall und Darmbeschwerden wie schmerzhafte Blähungen etc. verursachen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Acarbose darf der Wirkstoff nicht gegeben werden.

Chronische Erkrankungen des Darmes, bei denen die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm gestört sind, stellen Gegenanzeigen dar. Acarbose sollte ebenfalls nicht eingesetzt werden, wenn Erkrankungen des Darms vorliegen, die sich durch eine verstärkte Gasbildung im Darm verschlechtern könnten. Hier sind beispielsweise größere Eingeweidebrüche, Verengungen und Geschwüre des Darms zu nennen.

Acarbose darf außerdem nicht bei starker Einschränkung der Nierenfunktion und während Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Für die Anwendung von Acarbose bei schwangeren Frauen und stillenden Müttern liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Acarbose sollte daher bei diesen Patientengruppen nicht eingesetzt werden.

Acarbose reguliert den Blutzuckerspiegel nicht so zuverlässig wie Insulin. Durch auftretende massiv überhöhte Blutzuckerspiegel (Hyperglykämien) während der Schwangerschaft kommt es zu einer erhöhten Fehlbildungsrate. Daher muss vor einer geplanten Schwangerschaft Acarbose abgesetzt und der Blutzucker mit Insulin eingestellt werden. Tritt während der Therapie mit Acarbose eine Schwangerschaft ein, so muss das Medikament sofort durch eine Insulintherapie ersetzt werden. In diesem Fall muss die Entwicklung des Kindes durch Ultraschallfeindiagnostik kontrolliert werden.
Es sollte auf jeden Fall versucht werden, den Blutzuckerspiegel mit Insulin gut einzustellen.

Auch während der Stillzeit muss noch auf die Einnahme von Acarbose verzichtet werden und die Blutzuckereinstellung mit Insulin erfolgen. Die Einnahme einer einzelnen Dosis von Acarbose erfordert jedoch kein Abstillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollen Acarbose nicht einnehmen, da keine ausreichenden Erfahrungen über die Behandlung mit Acarbose vorliegen. Die Einstellung des Blutzuckerspiegels erfolgt bei dieser Altersgruppe in der Regel mit Insulin.

Warnhinweise

  • In den ersten sechs bis zwölf Behandlungsmonaten müssen die Leberwerte regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss eine Diabetesdiät auch weiterhin eingehalten werden.
  • Ein Therapieabbruch sollte wegen einem möglichen Anstieg des Blutzuckers nur mit Wissen des Arztes erfolgen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament muss in den Diabetikerausweis eingetragen werden.
  • Unterzuckerungen, die durch das Medikament und die gleichzeitige Gabe von Insulin-, Metformin- oder Sulfonylharnstoff-Präparaten auftreten, müssen mit Traubenzucker behandelt werden, weil Haushaltszucker (Rohrzucker) zu langsam wirkt.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
21 Stück Tabletten
50 Milligramm Acarbose
105 Stück Tabletten
50 Milligramm Acarbose
21 Stück Tabletten
100 Milligramm Acarbose
105 Stück Tabletten
100 Milligramm Acarbose

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Acarbose-ratiopharm 50 mg/ -100 mg Tabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Acarbose (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.