Mann mit deutlichem Übergewicht misst seinen Bauchumfang mit Maßband
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Magenverkleinerung: Voraussetzungen, Kosten und Erfolg

Von: Pauline Zäh (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 09.09.2024

Reichen herkömmliche Maßnahmen zum Abnehmen bei starkem Übergewicht (Adipositas) nicht aus, kommt gegebenenfalls eine Magenverkleinerung infrage. Lesen Sie hier, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, wie der Ablauf ist und welche Kosten bei einer Magenverkleinerung entstehen.

FAQ: Häufige Fragen zur Magenverkleinerung

Ziel ist es, den Magen so zu verkleinern, dass nur noch eine geringe Nahrungsaufnahme möglich ist. Gleichzeitig setzt das Sättigungsgefühl früher ein. Beides begünstigt eine Gewichtsabnahme.

Je nach Methode wird ein Großteil des Magens entfernt (Schlauchmagen-OP), der Verdauungsweg verkürzt (Magenbypass), der Magenzugang durch ein Magenband verengt oder der Magen mit einem Ballon gefüllt, um so weniger Nahrung aufzunehmen.

Der Body-Mass-Index (BMI) muss bei mindestens 35 liegen, wenn eine Begleiterkrankung besteht. Ohne Begleitkrankheit gilt ein BMI von über 40 als Grenzwert. Ab welchem Körpergewicht der nötige BMI-Wert erreicht ist, hängt von der Körpergröße ab.

Die einzelnen Verfahren bergen verschiedene Risiken, wie Blutungen, Infektionen und Vernarbungen. Je nach Behandlungsmethode können Betroffene unter Umständen für den Rest Ihres Lebens nur noch kleine Mahlzeiten essen.

Die Kosten belaufen sich meist auf mehrere tausend Euro. Sind alle medizinischen Voraussetzungen erfüllt, übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Zahlung.

Was ist eine Magenverkleinerung?

Der Begriff Magenverkleinerung umfasst verschiedene Verfahren der Adipositaschirurgie, die zur Behandlung von starkem Übergewicht eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion nicht ausreichen.

Eine Magenverkleinerung kann dazu beitragen, deutlich und langfristig an Gewicht zu verlieren. Bei allen Verfahren wird der Magen so stark verkleinert oder verengt, dass es anschließend nur noch möglich ist, kleinere Portionen zu essen. Das Sättigungsgefühl setzt früher ein, sodass Menschen nach einer Magenverkleinerung in der Regel insgesamt weniger Nahrung aufnehmen und an Gewicht verlieren.

In Deutschland ist etwa jede vierte Person von Adipositas betroffen. Das kann zum einen die Lebensqualität beeinträchtigen. Zum anderen erhöht starkes Übergewicht das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus und verschiedene Herz-Kreislauf-Krankheiten, zum Beispiel Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Voraussetzungen für eine Magenverkleinerung

Waren andere Abnehmversuche – etwa Ernährungsumstellung sowie Sportprogramme und Verhaltenstherapie – nicht ausreichend, kann eine Magenverkleinerung erwogen werden. Ein ausführliches ärztliches Gespräch vorab ist entscheidend.

Ein wichtiger Faktor ist der Body-Mass-Index (BMI).  Dieser errechnet sich aus dem Verhältnis der Körpergröße zum Körpergewicht. Daraus ergibt sich ein Wert, der dabei hilft, das Körpergewicht unter anderem in die Kategorien "Normalgewicht", "Übergewicht" und "Adipositas" einzuordnen.

Eine Magenverkleinerung ist zu erwägen, bei:

  • BMI zwischen 35 und 40 (Adipositas Grad 2)
  • zusätzliche Erkrankung, zum Beispiel Diabetes mellitus
  • BMI von 40 (Adipositas Grad 3) oder höher

Ein Beispiel hierzu: Bei einer Frau mit einer Größe von 1,68 Metern entspricht ein BMI von 42 etwa einem Gewicht von 120 Kilogramm.

Für manche Personen mit sehr starkem Übergewicht und einem BMI von über 50 ist eine Magenverkleinerung eventuell ohne vorherige Abnehmversuche sinnvoll. So kann eine bessere Ausgangslage geschaffen werden, damit sich Betroffene wieder mehr bewegen können.

Welche Faktoren gegen eine Magenverkleinerung sprechen

Es gibt einige Kriterien und Erkrankungen, die eine Magenverkleinerung ausschließen oder diese weniger empfehlenswert machen. Hierzu zählen:

  • BMI von unter 35 (Adipositas Grad 1)
  • Schwangerschaft
  • unbehandelte Essstörungen
  • Abhängigkeit von Medikamenten, Drogen und/oder Alkohol
  • akute Krebserkrankungen
  • Schäden im Verdauungstrakt (z. B. durch frühere Operationen)
  • behandelbare Krankheiten, die starkes Übergewicht begünstigen (z. B. Überfunktion der Nebennierenrinde oder Schilddrüsenunterfunktion)
  • schlechter allgemeiner Gesundheitszustand

Methoden zur Magenverkleinerung

Für eine Magenverkleinerung kommen verschiedene Optionen infrage, dazu gehören:

  • Schlauchmagen
  • Magenbypass
  • Magenband
  • Magenballon

Vor der Auswahl erfolgt ein ausführliches ärztliches Gespräch zu den unterschiedlichen Vor- und Nachteilen, um so eine möglichst gute Entscheidung treffen zu können. In den Wochen vor der Operation erhalten Patient*innnen oft die Empfehlung, durch eine Diät oder mithilfe von Medikamenten etwas an Gewicht zu verlieren, um so die OP zu vereinfachen.

Die Magenverkleinerung wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, über mehrere kleine Schnitte in der Bauchhöhle. Das Risiko für Komplikationen ist dadurch geringer und Patient*innen dürfen meist wenige Tage nach dem Eingriff das Krankenhaus wieder verlassen.

Ablauf einer Schlauchmagen-OP

Bei einer Schlauchmagen-Operation werden etwa drei Viertel des Magens chirurgisch abgetrennt und entfernt. Die Form des verkleinerten Magens erinnert anschließend an einen Schlauch. Durch die starke Verkleinerung des Magens kann dieser nur noch wenig Nahrung fassen und ein Sättigungsgefühl tritt früher ein.

Eine Schlaumagen-OP lässt sich nach erfolgreicher Gewichtsabnahme nicht rückgängig machen. Hat die Schlauchmagen-OP nicht zu einer ausreichenden Gewichtsreduktion verholfen, sind später weitere Eingriffe möglich, beispielsweise ein Magenbypass. 

Magenbypass-Operation – was passiert dabei?

Ein Magenbypass umfasst neben der Verkleinerung des Magens auch die Verkürzung des Verdauungsweges. Dafür wird ein kleiner Teil des Magens operativ abgetrennt und mit dem Dünndarm verbunden. Der verbleibende Teil des Magens wird zugenäht, sodass er nicht länger mit der Speiseröhre verbunden ist. Er hat keine Funktion mehr.

Aufgenommene Nahrung verläuft bei einem Magenbypass zum Großteil am Magen vorbei. Sie gelangt über das restliche kleine Stück Magen zügig in den Dünndarm. Durch diesen verkürzten Verdauungsweg nimmt der Körper weniger Kalorien und Nährstoffe aus der Nahrung auf (malabsorptive Technik). Auch die Sättigung setzt deutlich früher als gewöhnlich ein.

Ein Magenbypass hat hormonelle Änderungen zur Folge, die unter anderem eine appetithemmende Wirkung haben und sich positiv auf Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus auswirken können.

Einsetzen eines Magenbands

Bei einem Magenband wird ein elastisches Band aus Silikon fest um den oberen Teil des Magens geschnürt. Der Mageneingang ist dadurch verengt und er kann nur noch wenig Nahrung aufnehmen. Das Sättigungsgefühl tritt früher ein.

Das Magenband enthält eine Kochsalzlösung. Über einen Schlauch lässt sich nach der OP Flüssigkeit einführen oder ablassen, um so das Band zu lockern oder enger zu ziehen. Es ist zudem möglich, den Eingriff später durch eine Entfernung des Magenbands rückgängig zu machen. Dennoch kommt ein Magenband zur Magenverkleinerung nur noch selten zum Einsatz, unter anderem weil es als weniger wirksam gilt als eine Schlauchmagen-OP oder ein Magenbypass.

Magenballon: Magenverkleinerung ohne OP

Bei einem Magenballon handelt es sich um ein nicht-operatives Verfahren, das ambulant möglich ist. Während einer Magenspiegelung wird ein Silikonballon in den Magen eingesetzt. Dieser wird mit einer Kochsalzlösung gefüllt, sodass der Magen größtenteils voll ist. Er kann dadurch weniger Essen fassen und ein Sättigungsgefühl macht sich früher bemerkbar.

Da die Magensäure den Ballon angreift, ist dieser in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten zu entfernen. Der Magenballon ist eine kurzfristige Maßnahme, um die Gewichtsabnahme zu unterstützen. Können Patient*innen das Gewicht anschließend nicht halten und nehmen wieder zu, sind unter Umständen operative Eingriffe nötig.

Mögliche Komplikationen einer Magenverkleinerung

Wie bei anderen medizinischen Eingriffen besteht auch bei einer Magenverkleinerung ein gewisses Risiko für Komplikationen. Generell kann es nach der Magenverkleinerung zu

kommen, wenn Behandelte zu schnell oder zu viel essen. Bei einem Magenband können diese Beschwerden ebenfalls auftreten, wenn das Band zu eng gezogen ist.

Bei den chirurgischen Methoden zur Magenverkleinerung bestehen zudem Risiken nach der Operation. Hierzu gehören:

  • Blutungen
  • Wundinfektionen
  • Verletzungen des Magen-Darm-Trakts oder der Speiseröhre
  • undichte Nähte
  • Vernarbungen

Dumping-Syndrom

Nach einer komplizierten Magenbypass-Operation kann es außerdem zum sogenannten Dumping-Syndrom kommen.

  • frühes Dumping-Syndrom: Dabei gelangt eine größere Menge unverdaute Nahrung schnell in den Dünndarm. Um die vielen Nährstoffe zu verdünnen, zieht der Körper viel Flüssigkeit aus den Blutgefäßen und leitet diese in den Dünndarm. Die Flüssigkeit fehlt dann jedoch im Blutkreislauf und der Blutdruck fällt ab. Verstärktes Schwitzen, Benommenheit, Bauchschmerzen und Übelkeit sind mögliche Folgen. Das frühe Dumping-Syndrom entwickelt sich oft in der ersten halben Stunde.

  • spätes Dumping-Syndrom: Dieses ist seltener und kann etwa ein bis drei Stunden nach der Aufnahme von sehr kohlenhydratreichen Speisen auftreten. Der Körper setzt zu viel Insulin frei. Eine Unterzuckerung mit Symptomen wie Schwäche, Schwindel und Schwitzen ist die Folge.

Als verhältnismäßig risikoarm gilt der Magenballon. Allerdings ist unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Magengeschwüre (tiefe Wunden in der Magenschleimhaut) durch einen Magenballon erhöht. Auch ist es möglich, dass der Ballon platzt. In solchen Fällen ist eine zeitnahe Entfernung des Ballons während einer Magenspiegelung notwendig, um einen lebensbedrohlichen Darmverschluss zu verhindern. 

Prognose und Verlauf nach einer Magenverkleinerung

Der Gewichtsverlust nach einer Magenverkleinerung kann unterschiedlich hoch ausfallen. Ob Betroffene das geringere Gewicht auch langfristig halten, haben sie vor allem selbst in der Hand. 

Wie viel nimmt man mit einer Magenverkleinerung ab?

Auch wenn die Ergebnisse von Person zu Person variieren, lässt sich die Gewichtsabnahme wie folgt grob einschätzen:

  • Im Anschluss an eine Schlauchmagen- oder Magenbypass-OP verlieren Patient*innen mit Adipositas ungefähr 15 bis 25 Prozent Ihres Gewichts im ersten Jahr. Bei einem Ausgangsgewicht von beispielsweise 120 Kilogramm entspricht dies einer Gewichtsreduktion von 18 bis 30 Kilogramm.

  • Menschen mit Magenband nehmen im ersten Jahr ungefähr 10 bis 25 Prozent ihres Körpergewichts ab. Wiegt eine Person vorab 120 Kilogramm, könnte sie so ungefähr 12 bis 30 Kilogramm verlieren. 

  • Personen mit Magenballon verlieren im Schnitt ungefähr 15 Prozent ihres Körpergewichts im ersten halben Jahr. Bei 120 Kilogramm Körpergewicht wären dies 18 Kilogramm. 

Lebensstilanpassung nach einer Magenverkleinerung 

Um nicht wieder zuzunehmen, ist ein dauerhaft gesunder Lebensstil entscheidend, der mit reichlich Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung einhergeht. Hierbei kann eine professionelle Ernährungsberatung helfen.

Nach einer Magenverkleinerung empfiehlt es sich:

  • kleine Portionen über den Tag verteilt aufzunehmen

  • langsam zu essen und gut zu kauen

  • nicht gleichzeitig zu essen und zu trinken, da der Magen beides gleichzeitig kaum fassen kann

  • zucker- und fettreiche Nahrungsmittel zu meiden

  • wenig oder am besten keinen Alkohol zu trinken, der der Körper diesen unter Umständen deutlich schneller als sonst aufnimmt

Kosten für eine Magenverkleinerung 

In der Regel übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Magenverkleinerung, wenn diese aus medizinischen Gründen sinnvoll ist und andere Behandlungsmethoden keinen ausreichenden Erfolg bringen konnten. Für die Kostenübernahme ist zunächst ein Antrag notwendig, der ein ärztliches Attest enthält.

Unter Umständen ist es hilfreich, weitere Unterlagen – etwa Teilnahmebescheinigungen an Sportkursen und Ernährungsberatungen – beizulegen. Häufig verlangen die Krankenkassen zudem ein Motivationsschreiben, aus dem hervorgeht, dass die Patient*innen bereit sind, sich nach dem Eingriff gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen. 

Sollte ein Antrag nicht genehmigt werden, gibt es gegebenenfalls die Möglichkeit, eine Magenverkleinerung als Selbstzahlerleistung durchführen zu lassen. Hierbei ist es besonders wichtig, sich vorab über die genaue Kostenaufstellung und eventuelle Folgekosten zu informieren. Denn eine Magenverkleinerung kostet oft mehrere tausend Euro.

Manche Menschen erwägen eine Magenverkleinerung im Ausland, beispielsweise in der Türkei, da sie häufig etwas günstiger ist. Gerade dann ist es essenziell, sich vorab ausführlich über die medizinische Qualität und Versorgung vor Ort zu informieren.