Fachperson führt Lymphdrainage am Oberschenkel einer Frau durch.
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Lymphdrainage am Bein oder im Gesicht: Wirkung und Risiken

Von: Monika Hortig (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 14.03.2025

Ob manuell oder mithilfe eines Geräts – eine Lymphdrainage kann Schwellungen und Stauungen im Körper lindern. Wie die Massagetechnik funktioniert und wann sie nicht angewendet werden sollte, erfahren Sie hier. 

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Lymphdrainage

Sofern eine manuelle Lymphdrainage von ausgebildeten Fachpersonen korrekt durchgeführt wird, ist sie nicht schmerzhaft. 

Was ist eine Lymphdrainage?

Die Lymphdrainage ist eine spezielle Form der Massage, die das Lymphsystem stimuliert und den Abtransport von Gewebsflüssigkeit fördert. Sie kommt in erster Linie bei der Behandlung von Lymphödemen (Schwellungen unter der Haut) zum Einsatz. In diesem Fall ist der Abfluss von Lymphe blockiert, sodass sich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt. Die sichtbaren Schwellungen, die häufig auch mit Schmerzen einhergehen, treten unter anderem an den Beinen und im Gesicht auf. 

Durch eine Lymphdrainage können die Schwellungen und damit auch die Beschwerden gelindert werden. Die Lymphdrainage wird sowohl manuell mit den Händen als auch mit einem speziellen Lymphdrainage-Gerät durchgeführt. 

Lymphdrainage verstehen: Wie funktioniert das Lymphsystem?

Das Lymphsystem ist eines der wichtigsten Transportsysteme im Körper und Teil des Immunsystems. Es ist mit dem Blutgefäßsystem verbunden und besteht aus einem Netzwerk aus Lymphgefäßen, -knoten und lymphatischen Organen wie beispielsweise Knochenmark und Milz

Das Lymphsystem ist unter anderem dafür verantwortlich, Nähr- und Abfallstoffe mit der Lymphflüssigkeit (Gewebsflüssigkeit) zu transportieren und sie in Lymphknoten von Krankheitserregern und anderen schädlichen Stoffen zu befreien. In den Lymphknoten werden daraufhin Abwehrzellen (Lymphozyten) gebildet, die zusammen mit der gereinigten Lymphflüssigkeit wieder dem Blutkreislauf zugeführt werden.

Ist der Lymphabfluss zum Blutkreislauf gestört, kann sich die Lymphflüssigkeit anstauen, sodass Ödeme (tastbare und sichtbare Schwellungen) entstehen. Häufig werden Lymphgefäße oder -knoten zum Beispiel durch Erkrankungen oder Behandlungen geschädigt, was Probleme im Lymphabfluss nach sich zieht. 

Anwendungsgebiete: Wann ist eine Lymphdrainage sinnvoll?

Die Lymphdrainage kommt zum Beispiel bei Erkrankungen, aber auch in der Schwangerschaft oder zur Regeneration nach dem Sport zum Einsatz. 

Mögliche Anwendungsgebiete sind zum Beispiel:

  • Bei Lipödem: Diese chronische Erkrankung äußert sich durch eine ungleichmäßige Fettverteilung und damit einhergehenden Symptomen wie beispielsweise Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Bewegungseinschränkungen. Eine regelmäßige manuelle Lymphdrainage ist häufig Teil der Therapie bei Lipödem.

  • Nach chirurgischen Eingriffen: Schwellungen, die nach Operationen auftreten, können durch Lymphdrainage, die meist Teil der Physiotherapie ist, gelindert werden.

  • In der Schwangerschaft: Bei Schwangeren treten oft Wassereinlagerungen im Gewebe auf, die häufig abends oder nach langem Stehen auftreten. Diese Ödeme führen unter Umständen zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Eine Lymphdrainage kann diese Beschwerden kurzfristig lindern. 

  • Zur Regeneration: Nach dem Sport kann Lymphdrainage als Massage zur schnelleren Regeneration beitragen.

Wer darf eine professionelle manuelle Lymphdrainage vornehmen?

Die manuelle Lymphdrainage darf nur von speziell ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden. Dazu gehören: Physiotherapeut*innen, Masseur*innen und medizinische Bademeister*innen mit abgeschlossener Berufsausbildung und spezieller Weiterbildung in der manuellen Lymphdrainage. Außerdem bestimmte Fachärzt*innen, insbesondere in den Bereichen Angiologie, Phlebologie oder Physiotherapie mit entsprechender Weiterbildung.

Wirkungsweise der Lymphdrainage

Bei der Lymphdrainage werden spezielle Handgriffe angewendet, die das Lymphgefäßsystem stimulieren und somit zur Entstauung beitragen. Das wiederum wirkt sich folgendermaßen auf den Körper aus:

  • Anregung des Lymphflusses: Der natürliche Lymphfluss kann unterstützt oder beschleunigt und der Druck in den Lymphknoten gelöst werden. Das Lymphsystem wird auf diese Weise entlastet. 

  • Reduzierung von Schwellungen: Ein Hauptanwendungsgebiet der Lymphdrainage ist die Behandlung von Lymphödemen, die zum Beispiel nach Operationen, Verletzungen oder bei bestimmten Erkrankungen auftreten können. Die Massage soll die angestaute Gewebsflüssigkeit auf sanfte Weise auflösen und den Abtransport fördern. Schwellungen lassen sich so reduzieren und einhergehende Schmerzen lindern.

  • Entgiftung und Stärkung des Immunsystems: Die Lymphdrainage unterstützt den Abtransport von Schadstoffen und trägt somit zur Entlastung des Immunsystems bei. 

Lymphdrainage am Bein, im Gesicht und an anderen Körperbereichen

Grundsätzlich kann eine Lymphdrainage in jeder Körperregion durchgeführt werden. Häufig kommt sie an den Beinen samt Knien, Armen oder in der Kopf-Hals-Region inklusive des Gesichts zum Einsatz. Eine Lymphdrainage am Knie oder Fuß wird meist nach Sportverletzungen oder einer Operation empfohlen.

Phasen einer Lymphdrainage

Eine Lymphdrainage als ganzheitliches Konzept wird in der Regel in zwei Phasen durchgeführt:

  • 1. Phase: Die sogenannte Entstauungsphase ist intensiv und wird in kurzen Abständen oder bei Bedarf auch täglich über zwei bis drei Wochen praktiziert. Dabei soll zunächst die angestaute Gewebsflüssigkeit abtransportiert werden.

  • 2. Phase: In der Erhaltungsphase wird durch gezielte Übungen und dem Tragen von Kompressionsstrümpfen eine erneute Ansammlung verhindert. In dieser Phase reicht es, wenn der*die Patient*in zum Beispiel nur noch alle paar Wochen zur manuellen Lymphdrainage geht.

Der genaue Ablauf einer Lymphdrainage richtet sich immer nach dem individuellen Befund und den betroffenen Körperregionen. 

Lymphdrainage: Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie

Kommt die Lymphdrainage bei der Behandlung von Lymphödemen zum Einsatz, wird sie meist als eine Säule der sogenannte komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) angewandt. Die KPE besteht aus den folgenden Säulen:

  • Manuelle Lymphdrainage (MLD): Dabei handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik. Durch verschiedene Grifftechniken, wie Pump-, Dreh- oder Schöpfgriffe, wird das Lymphsystem stimuliert. Besonders häufig wird die Lymphdrainage für die Beine, das Gesicht oder das Knie angewendet. Eine Lymphdrainagensitzung dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten.

  • Kompressionstherapie: Nach der Lymphdrainage müssen Betroffene oft spezielle Kompressionsbandagen oder maßgefertigte Kompressionsstrümpfe tragen, die einen gleichmäßigen Druck auf die betroffenen Körperstellen ausüben. Dies verbessert den Lymphfluss und unterstützt das Venensystem. 

  • Hautpflege und Nachsorge: Eine sorgfältige Hautpflege ist essenziell für Menschen mit Lymphproblemen, da die Haut durch Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen anfälliger für Infektionen ist. Die richtige Pflege schützt vor Reizungen und verbessert die Hautbarriere. Empfehlenswert sind feuchtigkeitsspendende Cremes ohne reizende Inhaltsstoffe. 

  • Bewegungstherapie: Regelmäßige Bewegung wie Spaziergänge oder Nordic Walking sind essenziell für den Behandlungserfolg. Auch spezielle Gymnastikübungen können nach ärztlicher Einweisung sinnvoll sein.

  • Selbstmanagement: Patient*innen werden dazu angehalten, sich zu Hause an die Bewegungsempfehlungen zu halten und die KPE wie vereinbart zu verfolgen. Auch Selbsthilfegruppen und psychotherapeutische Begleitung gelten als wichtige Maßnahmen zum Beispiel bei der Behandlung von Lymphödemen, die oft auch eine psychische Belastung darstellen.

Lymphdrainage: Kosten der Behandlung

Die Kosten für eine professionelle manuelle Lymphdrainage variieren je nach Dauer der Sitzung und regionalen Preisunterschiede. In Deutschland liegen die durchschnittlichen Preise für eine Lymphdrainage bei 45 bis 90 Euro pro Sitzung.

Ist die Lymphdrainage medizinisch notwendig, übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. In diesem Fall ist eine ärztliche Verordnung erforderlich.

Lymphdrainage selber machen – geht das?

Betroffene Personen dürfen eine leichte Lymphdrainage zu Hause selber machen, allerdings ist diese nicht zu vergleichen mit einer professionellen manuellen Lymphdrainage. Einfache Griffe, die selbst zu Hause ausgeübt werden können, sind zum Beispiel:

  • Stehender Kreis: Durch kreisende Handbewegungen mit der flachen Hand wird stehende Flüssigkeit in Richtung Lymphabfluss, also Richtung Herz, bewegt.

  • Pumpgriff: Dieser Griff eignet sich vor allem für die Anwendung an Armen und Beinen. Dabei befindet sich der Daumen auf der einen und die übrigen Finger auf der anderen Seite. Mit leichtem Druck und Pumpbewegungen wird die Flüssigkeit im Gewebe wieder Richtung Herz abgeleitet.

Alternativ gibt es spezielle Lymphdrainage-Geräte für zu Hause, mit denen Patient*innen die Lymphdrainage selber machen können. Diese Geräte bestehen aus Manschetten für die Beine, Arme oder den Rumpf. Ein dazugehöriger Kompressor erzeugt sanfte Druckwellen, die den Lymphfluss unterstützen. Die Druckwellen werden meist über eine Fernbedienung gesteuert, sodass die Stärke individuell angepasst werden kann. Vor der ersten Anwendung ist eine professionelle Einweisung wichtig, um Fehler und gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Kontraindikationen: Wann ist keine Lymphdrainage möglich?

Obwohl die Lymphdrainage viele gesundheitliche Vorteile bietet, gibt es bestimmte Situationen, in denen sie nicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden sollte. Hierbei unterscheidet man zwischen absoluten und relativen Kontraindikationen.

Absolute Kontraindikationen

In diesen Fällen ist eine Lymphdrainage strikt verboten:

  • Akute Infektionen (z. B. bakterielle oder virale Infekte): Durch die Stimulation des Lymphsystems könnten Krankheitserreger schneller im Körper verteilt werden.

  • Akute Thrombose oder Embolie: Es besteht die Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel löst, was unter Umständen lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Lungenembolie verursacht.

  • Schwere Herzinsuffizienz (dekompensierte Herzinsuffizienz): Das Herz wird durch die gesteigerte Flüssigkeitszirkulation zusätzlich belastet.

  • Maligne (bösartige) Tumore ohne laufende Therapie: Eine Lymphdrainage könnte die Verbreitung von Krebszellen begünstigen. Aber: Da nach einer Krebsoperation oder Strahlentherapie häufig Lymphödeme entstehen, wird in diesem Fall meist eine Lymphdrainage als Teil einer Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie verordnet. 

Relative Kontraindikationen

In diesen Fällen sollte die Lymphdrainage nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen:

  • Niereninsuffizienz: Der Körper scheidet die zusätzlich mobilisierte Flüssigkeit möglicherweise nicht ausreichend aus.

  • Schwere arterielle Durchblutungsstörungen: Die Entstauung könnte die Blutzirkulation in den betroffenen Bereichen zusätzlich verschlechtern.

  • Schwangerschaft bei Risikofaktoren: Eine Lymphdrainage in der Schwangerschaft ist oft hilfreich, aber bei bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Präeklampsie) kontraindiziert.