Wermut
Wermut (Artemisia absinthium) kennen viele Menschen als Bestandteil von Absinth – dem alkoholischen Getränk, das Auszüge bestimmter Kräuter enthält. Aber Wermut ist nicht nur Zutat einiger alkoholischer Getränke. Die Blätter und Zweigspitzen des Wermuts, auch Wermutkraut genannt, werden zur Blütezeit gesammelt und für medizinische Zwecke genutzt.
Allgemeines
Wermutkraut kommt etwa zum Einsatz, um leichte Verdauungsprobleme zu lindern. Wermut hat eine kräftigende Wirkung auf Magen und Gallenwege, zudem beruhigt er den Verdauungstrakt. Darüber hinaus ist Wermut
- entzündungshemmend,
- krampflösend und
- er fördert die Magensaftproduktion und den Gallefluss.
Bei folgenden Beschwerden hat sich Wermut beziehungsweise Wermutkraut bewährt:
- bei Appetitlosigkeit
- bei leichten Verdauungsproblemen, z.B. Völlegefühl (sog. dyspeptische Beschwerden)
- bei Bewegungsstörungen (Motilitätsstörungen) der Gallenwege ohne organische Ursache (Dyskinesie).
Wermut in der Volksmedizin
Beliebt ist Wermutkraut auch als Mittel bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen, so zum Beispiel bei verminderter oder fehlender Magensaftproduktion, aber auch bei Menstruationsproblemen oder Blutarmut. Wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit von Wermutkraut in diesen Fällen jedoch nicht.
Charakteristisch ist der Geruch des Wermuts, der durch die darin vorkommenden ätherischen Öle zustande kommt. Bis zu zwei Prozent der Pflanze bestehen aus ätherischen Ölen mit Bestandteilen wie zum Beispiel Thujon. Bitterstoffe im Wermut wie Absinthin sorgen für den typisch bitteren Geschmack.
Wermut beziehungsweise Wermutkraut enthält darüber hinaus vor allem Gerbstoffe und bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe, die Flavonoide.
Wermut erhalten Sie zum Beispiel
- als Tee aus Wermutkraut,
- als Wermutsaft,
- in Kapselform oder
- als Tropfen.
Wissenswertes
Wermut wächst insbesondere in warmen Gefilden. Man findet ihn vor allem in Mittel- und Südeuropa, Westasien und Nordamerika. Der bis zu einen Meter hohe Halbstrauch aus der Familie der Korbblütler bildet Rispen mit kleinen gelben Blüten. Wermut ist auch unter den Namen Alsem, Allsei, oder Bitterer Beifuß bekannt. Wermut kann mit Beifuß verwechselt werden, der etwas größer und rötlicher ist.
Anwendungshinweise
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Wermut sind bei gesunden Erwachsenen in der Regel keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten. Sie sollten Präparate oder Tees aus Wermutkraut allerdings nicht länger als drei bis vier Wochen am Stück einnehmen und die Tagesdosis sollte drei bis vier Gramm Wermut nicht übersteigen.
Nicht einnehmen sollten Sie Wermut, wenn Sie
- schwanger sind,
- stillen,
- überempfindlich auf Bestandteile von Wermut oder anderen Pflanzen aus der Familie der Korbblütler reagieren,
- unter einem Verschluss der Gallenwege leiden,
- an einer Entzündung der Gallenwege leiden (sog. Cholangitis) oder
- Magen- oder Darmgeschwüre haben.
Bei anderen Gallenerkrankungen wie etwa Gallensteinen sollten Sie vor der Anwendung den Arzt aufsuchen. Auch Kindern und Jugendlichen wird Wermut nicht empfohlen.
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten, ob Wermut für Sie geeignet ist, und fragen Sie ihn nach möglichen Wechselwirkungen mit Medikamenten.
Vorsicht Thujon
Bei hohen, nicht bestimmungsgemäßen Dosen oder bei chronischem Missbrauch kann Wermut zu Vergiftungserscheinungen führen. Grund ist das im ätherischen Öl des Wermuts enthaltene Thujon. Der Thujongehalt schwankt: Wie viel Thujon im Wermut steckt, ist unter anderem von der Jahreszeit abhängig, in der er geerntet wurde.
Im Zusammenhang mit Alkohol verstärkt Thujon zudem den Rausch, was das Abhängigkeitspotenzial erhöhen kann. Wermut wird in alkoholischen Getränken zur Aromatisierung von Magenbittern oder Aperitifs verwendet.
Auch Absinth besteht aus alkoholischen Auszügen von Wermutkraut, neben Anis, Fenchel und Zitronenmelisse. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dieses als "grüne Fee" bezeichnete Getränk vor allem in Frankreich häufig konsumiert. Ein berühmter Absinth-Liebhaber war beispielsweise Vincent van Gogh.
Aufgrund der unerwünschten Wirkungen von hohem Thujonkonsum wurde Absinth Anfang der 1920er Jahre in vielen Ländern verboten, so auch in Deutschland. Im Zuge der Angleichung der Rechtsvorschriften innerhalb der EU ist die Verwendung des Giftstoffs Thujon seit 1991 wieder erlaubt, sofern bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden.
Thujon löst in höherer Konzentration Vergiftungserscheinungen aus. Hierzu zählen etwa
- Lähmungen,
- Bauchschmerzen,
- Krämpfe,
- Benommenheit,
- Erbrechen sowie
- Halluzinationen und Verwirrtheitszustände.
Über lange Zeit eingenommen kann Thujon zu Degenerationserscheinungen des zentralen Nervensystems (Hirn und Rückenmark) führen (sog. Absinthismus).
Thujon-Grenzwerte für alkoholische Getränke
Alkoholgehalt | Erlaubte Thujon-Höchstkonzentration |
bis zu 25 % vol | 5 mg / L |
über 25 % vol | 10 mg / L |
sog. Bitterspirituosen (Spirituosen mit bitterem Geschmack wie viele Absinth-Getränke)l | max. 35 mg / L |