Kamille
Ob bei Entzündungen, Wundheilung oder Magen-Darm-Beschwerden: Die Echte Kamille ist als Heilpflanze vielseitig einsetzbar. Erfahren Sie mehr über Wirkung und Anwendung und wann sich Kamille besser als Tee oder als Extrakt eignet.
Kamille: Wann eignen sich Tee und Extrakt?
Die Echte Kamille (Chamomilla recutita, Matricaria recutita) lässt sich bei vielen gesundheitlichen Beschwerden anwenden. Zum Einsatz kommen dabei frische oder getrocknete Kamillenblüten oder aus den Blüten gewonnene Extrakte.
Kamille kann zum Beispiel folgendermaßen wirken:
- verdauungsfördernd
- krampflösend
- entzündungshemmend
- wundheilend
- antibakteriell
Für diese Wirkung der Heilpflanze sind vor allem die in der Kamille enthaltenen ätherischen Öle und Flavonoide verantwortlich.
Ätherische Öle
Entzündungshemmend
Kommt es im Körper zu Entzündungsreaktionen, löst das in den Zellen komplexe Signalketten aus. Als Folge setzt der Körper Botenstoffe frei, die Schmerzen und Entzündungen fördern.
Verschiedene Inhaltsstoffe der Kamille greifen jedoch in diese Signalkette ein. Sie hemmen bestimmte Enzyme und führen dazu, dass der Körper weniger schmerz- und entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt.
Magenschützend
Das ätherische Öl der Kamille kann unter Umständen auch gut für den Magen sein. So führt etwa der Bestandteil Alpha-Bisabolol dazu, dass der Magen weniger Pepsin freisetzt.
Pepsin ist ein Enzym, das die Verdauung fördert. Ein Übermaß an Pepsin kann jedoch die Magenschleimhaut schädigen und so Magenschwüre begünstigen. Kamille kann daher in gewisser Weise zum Magenschutz beitragen.
Antibakteriell
Bestandteile des ätherischen Öls sollen auch für die antibakterielle Wirkung verantwortlich sein.
Flavonoide
Krampf- und blähungslösend
Kamillenblüten enthalten verschiedene Flavonoide. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Für die lindernde Wirkung bei Magen-Darm-Beschwerden spielt wahrscheinlich vor allem Apigenin eine Rolle: Der Inhaltsstoff soll für die entkrampfende und blähungslösende Wirkung der Kamille verantwortlich sein.
Inhaltsstoffe Kamille
In den Blüten der Echten Kamille finden sich unter anderem folgende Inhaltsstoffe:
- ätherische Öle (wie Alpha-Bisabolol, Chamazulen)
- Flavonoide (wie Apigenin)
- Schleimstoffe (Polysaccharide)
- Cumarine
- Caprinsäure
- Spiroether
- Gerbstoffe (Tannine)
Kamille: Anwendung
Kamille kommt traditionell unter anderem bei folgenden Beschwerden zum Einsatz:
- Magen-Darm-Problemen wie
- Schlafproblemen
- Entzündungen von Haut und Schleimhaut
- Wundbehandlung
- Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut (z. B. Zahnfleischentzündungen)
- Atemwegsinfekten
- Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich
Kamille lässt sich in Form von Kamillentee oder als Kamillenextrakt sowohl innerlich als auch äußerlich anwenden. Zur äußerlichen Anwendung empfehlen sich Bäder, Umschläge oder Gurgellösungen, für die Atemwege Inhalationen.
Kamillentee & Kamillenextrakt: Was eignet sich wann?
Je nach Zubereitungsform der Kamille können die Anteile der Inhaltsstoffe variieren. Deshalb eignet sich bei Magen-Darm-Problemen wie Krämpfen und Blähungen Kamillentee besser. Denn beim heißen Aufguss lösen sich vor allem Flavonoide und Schleimstoffe aus den Kamillenblüten und gehen ins Wasser über. Ätherische Öle lösen sich dagegen nur in geringem Maß.
Bei Haut- oder Schleimhautentzündungen, aber auch bei manchen Magenproblemen ist dagegen Kamillenextrakt besser geeignet. Denn im alkoholischen Kamillenextrakt lösen sich insbesondere ätherische Öle und Flavonoide gut.
Kamillentee: Zubereitung
Übergießen Sie einen gehäuften Esslöffel Kamillenblüten (2 bis 3 g) mit kochendem Wasser und lassen Sie die Tasse abgedeckt 10 Minuten lang ziehen. Trinken Sie bei Bedarf dreimal täglich eine Tasse Kamillentee zwischen den Mahlzeiten.
Sie können auch Kamille-Fertigpräparate mit Blütenauszügen oder -extrakten verwenden. Achten Sie dann entsprechend auf die jeweilige Dosierempfehlung auf der Verpackung.
Möchten Sie lieber Kamillenblüten verwenden, achten Sie darauf, dass die Blüten Arzneiqualität haben (z. B. in der Apotheke erhältlich). So lässt sich eine bessere Wirkung erzielen, da diese Blüten wirkstoffreicher sind.
Normaler Kamillentee aus dem Supermarkt hat in der Regel eine niedrigere Qualität. Denn er enthält zwar Kamillenblüten, aber auch viel Kamillenkraut. Bei leichteren Beschwerden kann er aber dennoch helfen.
Hinweise
Im Bereich der Augen sollten Sie Umschläge oder Kompressen mit Kamillenblüten besser nicht anwenden: Kamillenblüten besitzen feine Härchen, die die Augen reizen können.
Bei der Einnahme sehr großer Mengen Kamille kann es unter Umständen zu Nebenwirkungen wie Erbrechen kommen.
Bei der Verwendung von Kamille kann es zu allergischen Reaktionen kommen, die aber meist auf Verunreinigungen mit anderen Kamillesorten (z. B. Hundskamille) oder Korbblütlern beruhen. Bei einer bekannten Allergie gegen Kamille oder Korbblütler sollten Sie auf Kamille verzichten.
Kamillenextrakt enthält in der Regel Alkohol.
Kamille selber sammeln?
Im Prinzip kann man Kamillenblüten auch selbst sammeln. Allerdings sollte man sich dann botanisch gut auskennen und beim Sammeln genau hinschauen. Denn die Echte Kamille ist leicht mit ähnlichen Blüten zu verwechseln, etwa mit denen der Hundskamille.
Die Blüten der Hundskamille enthalten jedoch Inhaltstoffe, die zu Unverträglichkeitsreaktionen wie Magenbrennen oder zu allergischen Reaktionen führen können. Im Vergleich zur Echten Kamille treten allergische Reaktionen auf Hundskamille bis zu zehnmal häufiger auf.
Kamille: Wissenswertes & Botanisches
Die zahlreichen volkstümlichen Namen der Kamille, wie Mutterkraut, Mägdeblume oder Kummerblume lassen auf ihre große Bedeutung im Brauchtum schließen. Dort wurde die Kamille besonders in der Frauenheilkunde eingesetzt. Sie war die wichtigste Pflanze bei Wochenbettbeschwerden. Die gesundheitsfördernde Wirkung der Kamille war bereits in der Antike bekannt.
Ursprünglich stammt die Echte Kamille aus Süd- und Osteuropa sowie aus Westasien, mittlerweile ist sie aber in ganz Europa, und auch in Nordamerika und Australien verbreitet. Die Pflanze bevorzugt eher karge Standorte. Bei der Kamille handelt es sich um eine einjährige Pflanze mit einem aufrechten, ästig verzweigten Stängel, der bis zu 80 Zentimeter hoch wachsen kann. Die Blätter stehen wechselständig, sind zwei- bis dreifach gefiedert und schmal mit fadenförmigen Zipfeln.
Die Echte Kamille zählt zur Familie der Korbblütler. Ihre Blütenköpfchen bestehen aus einem Kranz von etwa 15 weißen Zungenblüten, der in der Mitte dicht gedrängt sitzende gelbe Röhrenblüten umfasst. Die weißen Blütenblätter sind oft nach unten umgeschlagen, sodass die Blüte ein wenig einem Badminton-Ball ähnelt.
Die Kamillenblüte ist eine sogenannte "falsche Blüte" (Pseudanthium), weil hier viele einzelne kleine Blüten zusammen scheinbar eine größere Blüte bilden. Der Blütenboden ist kegelförmig und im Längsschnitt innen immer hohl. Beim Zerreiben riechen die Blüten der Kamille angenehm aromatisch.