Das Bild zeigt eine Artischocke.
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Artischocke

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Die Artischocke (Cynara scolymus) hat nicht nur als Nahrung, sondern auch in der Naturheilkunde eine lange Tradition: Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer verwendeten sie als Heilpflanze.

Allgemeines

Die Artischocke stammt aus dem Mittelmeerraum und den Kanarischen Inseln. Sie ist eine ausdauernde distelartige Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae bzw. Compositae). Artischocken haben gewölbte, tief gelappte Blätter, die bis zu 80 Zentimeter lang sind und eine Rosette bilden. Ihr Stängel mit dem Blütenstand, der viele körbchenförmig angeordnete Knospen trägt, erreicht eine Höhe von 1,5 bis 2 Metern. Wenn sich die lila Blüten öffnen, hat der Blütenstand einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern.

Die Blütenstände der Artischocke dienen als Gemüse: Die Artischocke hat einen angenehm bitteren Geschmack. Der essbare Teil der Knospen besteht hauptsächlich aus den fleischigen unteren Teilen der Hüllblätter und deren Grund (den sog. "Herzen"). Die Ernte der Blütenstände findet vor dem Aufblühen statt. Außerdem kommen Extrakte aus Artischocken zum Einsatz, um Magenbitter und Liköre herzustellen.

Medizinisch finden meistens die Blätter der Artischocke Verwendung. Auf dem europäischen Markt sind seit über 30 Jahren folgende Zubereitungsformen zu haben:

  • zerriebene getrocknete Artischockenblätter für Tee
  • pulverisierte Artischockenblätter
  • zähflüssige Auszüge (Extrakte) aus Blättern (mit Wasser oder Ethanol als Auszugsmittel)
  • Trockenauszüge aus Blättern (mit Wasser als Auszugsmittel)

In den geläufigen Arzneimitteln sind meist Trockenauszüge aus frischen Artischockenblättern enthalten. Traditionell sollen diese Artischocken-Extrakte zum Beispiel – basierend auf langjährigen Erfahrungswerten – Verdauungsbeschwerden wie beim Reizmagen (funktionelle Dyspepsie) mit Völlegefühl und Blähungen lindern. Daneben macht sich die traditionelle Pflanzenheilkunde in Europa die Artischocke seit langem beispielsweise als harntreibendes Mittel zunutze.

Wirkung und Inhaltsstoffe

Bei der Artischocke kommen für die medizinische Wirkung verschiedene Inhaltsstoffe infrage. Der angenehm bittere Geschmack von Artischocken ist vor allem ist auf den pflanzlichen Bitterstoff namens Cynarin zurückzuführen: Dieser ist in den grünen Pflanzenteilen enthalten und gilt als eine der wichtigsten biologisch aktiven Substanzen der Artischocke. Am höchsten ist seine Konzentration in den Artischockenblättern. Daher finden in der Pflanzenheilkunde meist Artischockenblätter (bzw. Auszüge daraus) Verwendung.

Weitere biologisch aktive Inhaltsstoffe der Artischocke sind Flavonoide, Sesquiterpenlaktone, Polyphenole und Chinasäure-Abkömmlinge (Caffeoylchinasäuren). Caffeoylchinasäuren und Cynarin verleihen der Artischocke eine anregende Wirkung auf die Gallenabsonderung der Leber. Zusätzlich beeinflussen die Inhaltsstoffe den Fettstoffwechsel und senken die Blutfettwerte. Außerdem helfen wässrige Artischocken-Trockenauszüge gegen Verdauungsbeschwerden wie den Reizmagen (funktionelle Dyspepsie).

Die Verwendung der Artischocke als pflanzliches Heilmittel basiert auf langjähriger Tradition. Es liegen aber auch einige wissenschaftliche Hinweise für den Nutzen der Artischocke als Heilpflanze vor – zum Beispiel als Mittel gegen Reizmagen und erhöhte Blutfettwerte sowie für die positive Wirkung ihrer Inhaltsstoffe auf die Leber. Insgesamt ist die Wirksamkeit von Artischocken aus wissenschaftlicher Sicht aber noch nicht hinreichend untersucht.

Anwendungsgebiete

Die Artischocke hat verschiedene traditionelle Anwendungsgebiete: Basierend auf langjähriger Erfahrung kommen Artischocken vor allem zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl und Blähungen zum Einsatz – unter anderem, wenn eine Störung des ableitenden Gallensystems zugrunde liegt. Außerdem wirkt die Artischocke unterstützend gegen hohe Blutfettwerte (sog. Hyperlipidämie) und als Cholesterinsenker.

In der Volksmedizin ist auch die Anwendung der Artischocke vorbeugend als Leberschutzmittel und zur Behandlung von Leberbeschwerden gebräuchlich. Ferner dienen Artischocken traditionell dazu, die Verdauung zu unterstützen und den Appetit anzuregen.

Dosierung und Anwendung

Bei der Artischocke hängt die Dosierung von der Art der Anwendung ab. In Deutschland sind verschiedene Artischocken-Produkte zur traditionellen Verwendung erhältlich, zum Beispiel:

  • zerriebene oder pulverisierte getrocknete Blätter für Tee: täglich maximal 6 Gramm (verteilt auf bis zu 4 Einzeldosen)
  • pulverisierte getrocknete Blätter: täglich 600 bis 1500 Milligramm (in unterschiedlichen Einzeldosen verfügbar)
  • Trockenextrakt (Droge-Extrakt-Verhältnis = 2,5-7,5:1), Auszugsmittel = Wasser: täglich 600 bis 1320 Milligramm (in unterschiedlichen Einzeldosen verfügbar)
  • Trockenextrakt aus frischen Artischockenblättern (Droge-Extrakt-Verhältnis = 15-35:1), Auszugsmittel = Wasser: täglich 900 bis 2400 Milligramm (in unterschiedlichen Einzeldosen verfügbar)
  • zähflüssiger Auszug aus frischen Artischockenblättern (Droge-Extrakt-Verhältnis = 15-30:1), Auszugsmittel = Wasser: täglich 600 bis 1200 mg (in 200-mg-Einzeldosen) – oder in flüssiger Darreichungsform: täglich 9 Milliliter (20 g Extrakt/100 ml)
  • zähflüssiger Auszug (Droge-Extrakt-Verhältnis = 2,5-3,5:1), Auszugsmittel = Ethanol: täglich 2,1 Gramm (in 3 Einzeldosen)

Allgemein gelten für Trockenauszüge (Auszugsmittel = Wasser) aus der Artischocke bei Einnahme über den Mund 1 bis 2 Gramm als Tagesdosis gegen Verdauungsbeschwerden und erhöhte Cholesterinwerten als empfehlenswert. Im Einzelfall ist immer auf die Gebrauchsinformation zu achten.

Hinweise

Bevor Sie zur Artischocke als Arzneimittel greifen, sollten Sie folgende Hinweise beachten: Artischockenhaltige Arzneimittel können als NebenwirkungenÜbelkeit oder Sodbrennen hervorrufen und leicht abführend wirken.

Gegenanzeigen für die Anwendung der Artischocke sind Allergien gegen Korbblütler (zu denen neben der Artischocke z.B. die Arnika, Kamille und Ringelblume gehört) oder eine Überempfindlichkeit gegenüber einem Artischocken-Inhaltsstoff. Auch Störungen im Bereich der Gallenwege – wie eine Entzündung der Gallengänge (Cholangitis) oder Gallensteine – und eine Leberentzündung (Hepatitis) sprechen gegen die Anwendung der Artischocke als Heilmittel.

Nicht zu empfehlen sind artischockenhaltige Arzneimittel auch für Schwangere Frauen und stillende Mütter, denn: Über die Wirkungen der Artischocke auf das Ungeborene oder den gestillten Säugling liegen keine Erfahrungen vor. Bei Kindern unter zwölf Jahren ist es ebenfalls ratsam, auf Artischocken als Heilmittel zu verzichten.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von blutgerinnungshemmenden Mitteln vom Cumarintyp sind regelmäßige Kontrollen beim Arzt ratsam, da die Artischocke deren Wirkung beeinflussen kann. Ein Arztbesuch ist auch unbedingt angezeigt, wenn die Beschwerden trotz der Behandlung länger als ein bis zwei Wochen anhalten.