Haartransplantation: Kosten, Methoden und Risiken
Ein gewisses Maß an Haarverlust ist völlig normal. Übermäßiger Haarausfall stellt für viele Betroffene jedoch eine große Belastung dar. Dann kann eine Haartransplantation eine Option sein. Dabei werden Haarfollikel von einer Körperstelle an eine andere verpflanzt. Lesen Sie hier, welche Methoden es gibt, mit welchen Kosten und Risiken zu rechnen ist und warum eine Haartransplantation bei Frauen oft komplizierter ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen & Antworten zur Haartransplantation
Haartransplantationen werden in der Regel mit Eigenhaar durchgeführt – Dieses wird Bereichen entnommen, in denen gesunder Haarwuchs stattfindet. Oft handelt es sich dabei um Partien des Hinterkopfes.
Dank lokaler Betäubung ist der Eingriff meist schmerzfrei. Im Anschluss kann es zwar zu leichtem Druckgefühl oder Schwellungen kommen, in der Regel klingen diese Wundschmerzen aber nach ein bis zwei Tagen ab.
In Deutschland beträgt der durchschnittliche Preis rund 5.000 bis 6.000 Euro, abhängig von Klinik, Methode und Umfang der Transplantation. In der Regel sind die Kosten selbst zu tragen.
Empfohlen werden milde, pH-neutrale Shampoos, die speziell für empfindliche Kopfhaut geeignet sind. Meist geben Kliniken nach dem Eingriff Pflegehinweise.
Eine Haartransplantation ist dauerhaft, nach dem Heilungsprozess wachsen die Haare lebenslang weiter. Der langfristige Erfolg einer Haartransplantation hängt jedoch davon ab, wie gut die transplantierten Haarfollikel an der neuen Stelle "anwachsen" und durchblutet werden.
Haartransplantation: Was ist das?
Bei einer Haartransplantation (Haarverpflanzung) werden Haare von einer Körperstelle an eine andere gesetzt. Der Eingriff funktioniert nur mit den eigenen Haaren, weshalb Fachleute auch von einer Eigenhaartransplantation oder Eigenhaarverpflanzung sprechen.
Die zu transplantierenden Haare werden Bereichen ausgewählt, wo noch ein gesundes Haarwachstum stattfindet. Meist handelt es sich dabei um eine Partie aus dem Haarkranz am Hinterkopf. Findet sich am Kopf keine Stelle mit ausreichender Haardichte, können aber auch Haarfollikel aus dem Bart-, Brust-, Rücken-, oder Wadenbereich verwendet werden.
Die gesunden Haare werden in sogenannten follikularen Einheiten in kahle oder ausgedünnte Bereiche verpflanzt. Jede dieser Einheiten besteht aus ein bis vier Haarwurzeln, die von Fachleuten als "Graft" bezeichnet wird. Mithilfe einer Haarverpflanzung lässt sich nicht nur das Kopfhaar verdichten, möglich sind auch eine
- Augenbrauentransplantation sowie
- bei Männern eine Barttransplantation.
Für wen kommt eine Haartransplantation infrage?
In der Regel erfolgt der Eingriff aus rein ästhetischen Gründen. Vor allem Menschen mit genetisch bedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) entscheiden sich oft für eine Haarverpflanzung. Diese Erkrankung ist irreversibel, also unumkehrbar.
Bei dieser Form des Haarausfalls lassen sich mit der Haartransplantation in der Regel sehr gute Ergebnisse erzielen. Denn bei androgenetischer Alopezie werden nur bei einem Teil der Haare die Wurzeln in ihrem Wachstum gehemmt und fallen aus. In anderen Bereichen wachsen die Haare normal und können an die kahlen Stellen verpflanzt werden.
In der Regel raten Ärzte*Ärztinnen erst zu einer Transplantation, wenn vorher bereits andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Der Eingriff sollte gut überlegt sein. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren. Dennoch wird empfohlen, den Eingriff erst später durchführen zu lassen, da der Verlauf des Haarwuchses in jüngeren Jahren schwer einzuschätzen ist. Auch sollte der Haarausfall in dem betroffenen Bereich bereits zum Stillstand gekommen sein.
Faktoren, die gegen den Eingriff sprechen, können zum Beispiel sein:
Der Haarausfall ist hormonell bedingt und kann unter Umständen mit Medikamenten behandelt werden.
Die betroffene Person ist noch jung und der Haarausfall noch nicht zum Stillstand gekommen.
Der oder die Betroffene neigt zu einer starken Narbenbildung oder zu einer schlechten Wundheilung.
Kosten einer Haartransplantation
Wie viel eine Haartransplantation kostet, ist abhängig von der angewandten Methode sowie der Anzahl der Haare, die verpflanzt werden.
In den meisten Fällen ist mit einem Preis zwischen 3.000 und 10.000 Euro zu rechnen. In Deutschland beträgt der durchschnittliche Preis rund 5.000 bis 6.000 Euro, während der Eingriff in Ländern wie der Türkei etwas günstiger ist.
In der Regel muss die Behandlung selbst gezahlt werden. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten lediglich, wenn der Haarausfall durch eine Verletzung oder Hauterkrankung bedingt ist und/oder schwere psychische Leiden auslöst. Letzteres muss in einer psychotherapeutischen Praxis bescheinigt werden.
Haartransplantation: Mögliche Methoden
Je nach Ausmaß des Haarausfalls und Wunsch des*der Patient*in werden bei einer Haartransplantation bis zu 4.000 Grafts umgepflanzt. Das entspricht rund 12.000 Haaren. Um die Haare aus dem Spenderbereich zu entnehmen, gibt es verschiedene Methoden:
FUE-Haartransplantation (Follicular Unit Extraction)
Die FUE-Methode ist die häufigste Verfahrensweise. Hier werden die Haarwurzelgruppen mithilfe einer Nadel mit Hohlraum als kleine Inseln entnommen. Eine Vollrasur erleichtert der*dem Ärztin*Arzt den Eingriff und sorgt für einen besseren Überblick über die Haardichte. Zudem besteht ohne Rasur das Risiko, dass die Haare während der Prozedur verkleben.
Mit feinen Klingen werden im Anschluss winzige Empfangskanäle in Form von Schlitzen in die Zielbereiche geschnitten. Dabei ist besonderes Geschick geboten: Die Ausführung der Schlitz-Technik hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie gut die Spenderfollikel einwachsen und wirkt sich somit maßgeblich auf das Endergebnis aus.
DHI-Methode (Direct Hair Implantation)
Die DHI-Methode gilt als Weiterentwicklung der FUE-Technik. Der Unterschied: Bei der DHI-Methode können die Haarfollikel unmittelbar nach der Entnahme eingesetzt werden. Anders als bei der FUE-Technik muss die Kopfhaut dafür nicht eingeschnitten werden. Stattdessen kommt ein Implantations-Pen zum Einsatz.
FUT-Haartransplantation (Follicular Unit Transplantation)
Die FUT-Haartransplantation ist kostengünstiger als die FUE-Technik, zudem ist im Vorfeld keine Vollrasur nötig. Man spricht auch von der "Streifenmethode", da die Grafts als kleine Hautstreifen aus dem Gewebe herausgeschnitten werden.
Ein Nachteil ist, dass die Entnahmestellen großflächiger sind als bei der FUE-Technik. Daher muss im Anschluss genäht werden, wodurch sich Narben bilden. Im Idealfall werden diese aber nach einiger Zeit von den nachwachsenden Haaren verdeckt.
Crosspunch-Methode
Mithilfe der Crosspunch-Technik, auch als Punch- oder Stanztechnik bekannt, soll der Effekt nachgeahmt werden, der von lockigem Haar ausgeht: Dieses kaschiert grundsätzlich besser und sorgt für eine dichtere Abdeckung der Kopfhaut.
Die entnommenen Follikel werden in gegeneinander abgestuften Winkeln in das Zielareal eingesetzt. Der dadurch entstehende Neigungswinkel soll für eine optisch dichtere Kopfhautabdeckung sorgen. Auch hier entstehen, ähnlich wie bei der FUT-Methode, relativ auffällige Narben, weshalb diese Technik immer mehr von der modernen FUE-Methode abgelöst wird.
Haartransplantation: Ablauf
Eine Haarverpflanzung sollte erst nach einer umfassenden Beratung des*der Patient*in stattfinden. Zunächst gilt es, eine geeignete Praxis zu finden. Hier ist besondere Sorgfalt geboten. Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine*n Fachärztin*Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie zu konsultieren.
Vor dem Eingriff sollte der*die Patient*in eingehend untersucht werden. So kann geprüft werden, wo die Ursache für den Haarausfall liegt und ob eine Haartransplantation zu empfehlen ist.
Vor der Verpflanzung werden die betroffenen Hautstellen (meist die Kopfhaut) unter Umständen rasiert. Ob dies nötig ist, hängt von der Transplantationstechnik ab. Im Anschluss wird die Haut desinfiziert und betäubt. Erst dann beginnt die eigentliche Transplantation. Diese besteht grundsätzlich aus drei Schritten:
- Entnahme der Haarfollikel
- Zwischenlagerung der entnommenen Haarfollikel
- Einpflanzen der Haarfollikel
Schritt 1: Entnahme der Haarfollikel
Der*die Chirurg*in entnimmt Haarfollikel aus einer Körperstelle, an der ein gesunder Haarwuchs stattfindet. Die Follikel werden in der Regel nicht einzeln entnommen. Vielmehr trennt man kleinste Hautpartien ab, auf denen mehrere Haare wachsen (Graft). Unterschieden wird zwischen:
- Micro-Grafts, die nur aus 2 bis 3 Haaren bestehen
- Mini-Grafts, die aus 4 bis 8 Haaren bestehen
- Grafts, die aus über 8 Haaren bestehen
Schritt 2: Zwischenlagerung der entnommenen Haarfollikel
Nach der Entnahme werden die Haarfollikel sofort in einer Kochsalzlösung gelagert. Diese sorgt dafür, dass die Haarwurzeln während der kurzen Wartezeit nicht austrocknen und weiterhin funktionsfähig bleiben.
Schritt 3: Einpflanzen der Haarfollikel
Nun erfolgt die eigentliche Verpflanzung der Haarfollikel. Bei den meisten Methoden setzt der*die Chirurg*in hierzu winzige Kanäle oder Öffnungen in die Kopfhaut, die vorher präzise markiert wurden. So lässt sich die natürliche Wuchsrichtung und Dichte nachahmen. Anschließend werden die vorbereiteten Follikel mithilfe feiner Instrumente in die Öffnungen eingesetzt. Diese Phase erfordert höchste Präzision und Geduld, da die Ausrichtung und Platzierung maßgeblich das Ergebnis beeinflussen.
Nach dem Einsetzen der Spenderhaare ist der Eingriff abgeschlossen, und die betroffenen Hautstellen werden versorgt, damit der Heilungsprozess beginnen kann.
Verlauf nach Haartransplantation
Der Heilungsverlauf hängt von der Transplantationstechnik, der Menge der verpflanzten Haare sowie der individuellen Wundheilung des*der Patient*in ab. Unmittelbar nach der Transplantation wird ein Druckverband angelegt. Dieser kann in der Regel nach drei bis vier Tagen vom Arzt oder der Ärztin entfernt werden.
Durch die Transplantation entstehen Krusten. Bis sich diese ablösen, sollte möglichst auf die normale Haarwäsche mit Shampoo verzichtet werden. Im Anschluss empfiehlt es sich, auf mildes, pH-neutrales Shampoo zurückzugreifen.
Bis das Ergebnis der Haartransplantation vollständig sichtbar ist, können mehrere Monate vergehen. Denn bis die neu verpflanzten Haare zu wachsen beginnen, dauert es circa acht bis zwölf Wochen. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es sogar zu einem vorübergehenden Haarausfall kommen, da das Hautgewebe stark gereizt ist. Das ist allerdings normal und kein Grund zur Besorgnis.
Wie lange kein Sport nach Haartransplantation?
Nach einer Haartransplantation wird empfohlen, für mindestens zwei Wochen auf Sport zu verzichten. Das gilt besonders für Aktivitäten, die intensives Schwitzen verursachen. Denn dies kann die frisch verpflanzten Haarfollikel reizen und das Infektionsrisiko erhöhen.
Mit Kontaktsportarten wie Kampfsport sollte man bis zu vier Wochen warten, da Stöße oder Reibung die Heilung beeinträchtigen und die neuen Haarfollikel schädigen könnten. Auch Schwimmbäder und Saunen gilt es für etwa einen Monat zu meiden, da Chlor und Hitze die Kopfhaut zusätzlich belasten.
Risiken einer Haartransplantation
Die Haartransplantation lässt sich ambulant durchführen und gilt grundsätzlich als ein risikoarmer und unkomplizierter Eingriff. Auch die Operation an sich ist schmerzfrei, da die Transplantationsareale lokal betäubt werden.
Trotzdem kann es im Anschluss an den Eingriff in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen:
In einigen Fällen verheilen die Wunden schlecht, kleinere Blutungen treten auf und die Kopfhaut infiziert sich.
Zudem kann es zu leichten Schwellungen und Hautreizungen kommen, wenn die Narkose abklingt. Hier können nach ärztlicher Rücksprache Schmerzmittel eingenommen werden.
Woran erkennt man eine misslungene Haartransplantation?
In einigen Fällen kann es vorkommen, dass ein Teil der Follikel nicht anwächst, was das Endergebnis beeinflussen kann. Dies lässt sich daran erkennen, dass das Haarwachstum ausbleibt.
Wird die Haarverpflanzung nicht fachgerecht durchgeführt, wirkt sich das ebenfalls auf das Ergebnis aus:
ungleichmäßige Dichte: Wenn die Haare nicht gleichmäßig verteilt sind, kann der Bereich lückenhaft oder ungleichmäßig aussehen.
unnatürliche Haarlinie: Ist die Haarlinie zu gerade oder zu tief angesetzt, wirkt das Ergebnis oft künstlich.
unnatürliche Wuchsrichtung: Wenn die Haare nicht im richtigen Winkel eingesetzt wurden, können sie auffällig abstehen oder wirr wachsen.
sichtbare Narben: Bei der FUT-Methode oder unsauberer FUE-Technik bleiben in seltenen Fällen deutlich sichtbare Narben zurück, was ebenfalls auf eine mangelhafte Durchführung hindeutet.
Entzündungen oder Infektionen: Diese deuten auf eine schlechte Nachsorge oder hygienische Probleme während der Transplantation hin und können das Endergebnis stark beeinträchtigen.
Haartransplantation bei Frauen: Ablauf und Heilung oft komplexer
Insgesamt erfordern Haartransplantationen bei Frauen meist spezialisierte Methoden und Techniken. Während bei Männern vor allem Geheimratsecken und ein zurückweichender Haaransatz typisch sind, tritt Haarausfall bei Frauen eher als allgemeine Ausdünnung des gesamten Kopfes auf.
Die Erfolgsaussichten bei Frauen sind aufgrund der oft diffusen Ausdünnung und der geringeren Spenderhaardichte etwas niedriger. Zudem ist der Haarausfall bei Frauen oft hormonell bedingt und kann wiederkehren, was die Ergebnisse mitunter beeinflusst.
Nicht zuletzt entscheiden sich viele Frauen für einen Haartransplantation ohne Rasur. Das verkompliziert nicht nur den Eingriff, auch der Heilungsprozess kann sich in die Länge ziehen.