Das Bild zeigt eine Frau mit einer EEG-Haube auf dem Kopf-
© Jupiterimages/iStockphoto

Biofeedback-Therapie

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Die Biofeedback-Therapie (engl. Feedback = Rückkopplung) ist eine Methode, um unbewusste Körperfunktionen "bewusst" zu machen. Ziel dieses Verfahren ist es, die Kontrolle über die Körperfunktionen zu steigern und somit körperliches und seelisches Wohlbefinden bei Erkrankungen zu fördern.

Allgemeines

Spezielle Biofeedback-Geräte wandeln Funktionen wie

in sicht- oder hörbare Signale (Bildschirm, Lautsprecher) um. Auf diese Weise kann die behandelte Person ihre Körperfunktionen bewusst wahrnehmen und lernen, sie zu beeinflussen. Ziel der Biofeedback-Therapie ist es, durch konsequentes Training die Signale des Körpers zu erkennen und letztendlich dadurch die eigene Gesundheit zu verbessern.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Biofeedback die Behandlung von vielen Krankheiten und Schmerzen wirksam unterstützen kann – vor allem in Kombination mit Entspannungstechniken. So kann die Therapie beispielsweise das Einnässen bei Blasenschwäche verringern und die Schmerzintensität bei Migräne und Spannungskopfschmerzen lindern. Eine Heilung der jeweiligen Krankheit erzielt Biofeedback jedoch nicht. Experten gehen davon aus, dass die bewusste Wahrnehmung von Körpersignalen auch bei anderen Beschwerden, zum Beispiel Asthma bronchiale, Tinnitus oder Rückenschmerzen hilfreich sein kann. Wissenschaftlich ist diese These bislang jedoch nicht belegt.

Historisches

Zu Beginn der 1960er Jahre erforschten Wissenschaftler, inwieweit Versuchspersonen gezielt bestimmte Hirnströme erzeugen können. Die Ergebnisse zeichneten sie per Elektroenzephalographie (EEG) auf. Später kamen dann weitere elektrophysiologische Messverfahren hinzu.

Entstanden ist der Begriff Biofeedback jedoch erst in den späten 1960er Jahren. Wissenschaftler hofften damals, dass diese Therapie eines Tages die Einnahme von Medikamenten bei Krankheiten wie Bluthochdruck überflüssig machen könnte.

Durchführung

Der Biofeedback-Therapeut benötigt zur Durchführung der Behandlung spezielle Geräte, die sogenannte Biosignale aufzeichnen und diese in sichtbare (Bildschirm/PC) oder hörbare (Lautsprecher/Töne) Signale umwandeln. Zu solchen Biosignalen zählen:

Entspannt sich eine Person während der Biofeedback-Therapie, zeigen die Geräte die körperlichen Veränderungen an. Viele Menschen können auf diese Art leichter den Einfluss von Gedanken, Gefühlen, An- und Entspannung auf den Körper erkennen. Sie lernen dadurch, welche Verhaltensweisen (körperliche und geistige) ungünstige oder eben günstige Körperreaktionen auslösen. Ein spezielles Training ermöglicht ihnen schließlich, eigentlich unwillkürliche körperliche Reaktionen, zum Beispiel den Blutdruck, bewusst zu beeinflussen.

Nach erfolgreichem Biofeedback-Training können die Behandelten diese Fertigkeiten auch ohne das Gerät anwenden. Damit die Wirkung anhält, müssen sie jedoch regelmäßig üben – am besten täglich. In der Regel erlernen Patienten während des Biofeedbacks verschiedene Entspannungsübungen. Darüber hinaus sollen sie erkennen, welche äußeren Umstände ihre jeweiligen Symptome auslösen und wie sie diese vermeiden können.

Wirkung

Bei der Biofeedback-Therapie ist die genaue Wirkung noch nicht vollständig geklärt. Experten gehen davon aus, dass die bewusste Entspannung ein wichtiger Aspekt ist. Dies gilt insbesondere bei Krankheiten, die unter anderem stressabhängig sind, zum Beispiel Bluthochdruck (Hypertonie).

Für Patienten mit Lähmungen kann das Biofeedback-Signal auch ein wichtiger Anreiz sein: Senden die Muskeln während der Biofeedback-Therapie Signale, beweist das, dass zumindest noch ein Teil der gelähmten Gliedmaßen aktiv ist. Dieses Wissen kann den Erkrankten motivieren, trotz aller Widrigkeiten konsequent weiter zu üben.

Anwendungsbereiche

Die Biofeedback-Therapie hat viele verschiedene Anwendungsbereiche, sie eignet sich zur begleitenden Behandlung zahlreicher Krankheiten und Symptome. Sie kann unter anderem einen positiven Einfluss auf folgende Krankheiten haben:

Außerdem liegen bei der Biofeedback-Therapie Anwendungsbereiche in der Entspannungs- und Schmerztherapie. Therapeuten wenden sie dabei meist in Verbindung mit anderen Behandlungsmethoden an, vor allem kombiniert mit Entspannungsverfahren.

Risiken und Komplikationen

Die Biofeedback-Therapie bringt insgesamt sehr wenige Risiken und Komplikationen mit sich. Dennoch gibt es Beschränkungen für diese alternative Heilmethode. So sollten Personen, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind oder waren, die Biofeedback-Therapie nicht oder nur unter ärztlicher Kontrolle durchführen: Unter Umständen lösen die Feedback-Signale weitere Wahnvorstellungen aus. Auch bei anderen schweren Persönlichkeitsstörungen ist die Biofeedback-Methode nicht geeignet.

Biofeedback ersetzt keine Behandlung beim Arzt. Bei körperlichen Symptomen, die plötzlich auftreten, lang anhalten oder sich verschlimmern, ist es immer ratsam, zunächst die genauen Ursachen von einem Arzt medizinisch abklären zu lassen.