Zu viel Eisen im Blut: Symptome, Ursachen und Behandlung
Zu viel Eisen im Blut kann zu ernsthaften Schäden an den Organen führen. Oft steckt eine genetische Ursache hinter dem Symptom. Die Eisenüberladung kann aber auch andere Gründe haben. Erfahren Sie, welche Anzeichen darauf hinweisen, dass sich zu viel Eisen im Blut befindet und welche Behandlung hilft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema zu viel Eisen im Blut
Ist der Eisenspiegel im Blut dauerhaft zu hoch, lagert das Eisen sich in Organen wie Leber, Herz oder Bauchspeicheldrüse ab und schädigt diese ernsthaft.
Mithilfe von Aderlässen lässt das überschüssige Eisen sich aus dem Blut entfernen. Steckt eine andere Grunderkrankung hinter dem Eisenüberschuss, muss dieser parallel behandelt werden.
Ein erhöhter Eisenwert allein ist kein eindeutiger Hinweis auf Krebs, kann aber bei bestimmten Tumoren auftreten. Häufigere Ursachen sind Hämochromatose, Lebererkrankungen, Entzündungen oder häufige Bluttransfusionen. Zur Abklärung sind weitere Blutwerte sowie eine ärztliche Untersuchung erforderlich.
Eine spezielle eisenarme Diät ist bei einer Eisenüberladung nicht erforderlich.
Wer unter einem Eisenüberschuss leidet, benötigt eine professionelle Behandlung mit Aderlässen, eine Ernährungsumstellung ist hier nicht ausreichend.
Eisenüberladung: Wenn sich zu viel Eisen im Blut befindet
Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das für die Bildung roter Blutkörperchen – und damit für den Transport von Sauerstoff im Körper – benötigt wird.
Von zu viel Eisen im Blut spricht man, wenn die Normwerte pro Deziliter Blut überschritten werden:
- bei Frauen: 40 bis 150 Mikrogramm
- bei Männern: 60 bis 160 Mikrogrmam
Der Körper nimmt täglich etwa ein bis zwei Milligramm Eisen aus der Nahrung auf, um den natürlichen Verlust auszugleichen. Dieser Verlust erfolgt über Stuhl, Urin und Schweiß. Wird jedoch zu viel Eisen aufgenommen oder nicht ausreichend ausgeschieden, kann es sich in Organen wie Leber, Herz oder Bauchspeicheldrüse ablagern und diese schädigen.
Fachleute sprechen in diesem Fall von einer Eisenüberladung, einem übergeordneten Begriff für eine krankhaft erhöhte Eisenmenge im Körper. Eine besondere Form der Eisenüberladung ist die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), bei der überschüssiges Eisen in Organen gespeichert wird. Sie kann in zwei Formen auftreten:
primäre Hämochromatose ist eine vererbte Erkrankung des Eisenstoffwechsels. Eine genetische Veränderung führt dazu, dass der Darm zu viel Eisen aus der Nahrung aufnimmt. In Deutschland sind etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
sekundäre Hämochromatose entsteht als Folge anderer Erkrankungen. Ursachen können regelmäßige Bluttransfusionen, bestimmte Blutkrankheiten oder Leberschädigungen sein.
Symptome: Wie äußert sich zu viel Eisen im Blut?
Zu viel Eisen im Blut geht meist mit unspezifischen Beschwerden einher. Viele Betroffene fühlen sich müde und erschöpft oder haben Gelenkschmerzen. Manche bemerken auch Schmerzen im Oberbauch. Im Verlauf lagert sich das überschüssige Eisen in verschiedenen Organen ab und kann dort Schäden verursachen:
Leber: Eine Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie) kann erste Anzeichen geben. Später können Leberfibrose und Leberzirrhose entstehen, was das Risiko für Leberkrebs erhöht.
Bauchspeicheldrüse: Eisenablagerungen können zu Diabetes mellitus führen. Diese Form wird auch "Bronzediabetes" genannt, da sie oft mit einer dunkleren Hautfärbung einhergeht.
Herz: Eine Beteiligung des Herzens kann sich durch Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder eine Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) äußern.
Gelenke: Viele Betroffene haben zunächst Schmerzen in den Fingern, später können auch größere Gelenke wie Knie oder Hüfte betroffen sein.
Haut: Eine bräunlich-bronzefarbene Verfärbung der Haut zeigt sich meist erst bei fortgeschrittener Erkrankung.
Hypophyse: Schäden an der Hirnanhangsdrüse können bei Männern zu Erektionsstörungen und bei Frauen zu Zyklusstörungen führen.
Ursachen für zu viel Eisen im Blut
Zu hohe Eisenwerte können verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten steckt eine primäre Hämochromatose dahinter. Aufgrund eines Gendefekts nimmt der Dünndarm mehr Eisen auf, als der Körper benötigt. Da überschüssiges Eisen nicht ausgeschieden werden kann, wird es in Organen und Gelenken abgelagert. Diese Ablagerungen können langfristig zu Organschäden führen.
eine sekundäre Eisenüberladung ist deutlich seltener und entsteht als Folge anderer Erkrankungen oder äußerer Einflüsse. Mögliche Ursachen sind:
- wiederholte Bluttransfusionen
- Erkrankungen wie chronische Hepatitis oder Thalassämie (Mittelmeeranämie)
- Tumorerkrankungen
- chronischer Alkoholmissbrauch
- übermäßige Einnahme von Eisenpräparaten
Behandlung von zu viel Eisen im Blut
Das wichtigste Ziel der Therapie ist, überschüssiges Eisen aus dem Körper zu entfernen. So sollen Organschäden verhindert und Beschwerden wie Müdigkeit oder Hautveränderungen gelindert werden.
In den meisten Fällen empfehlen Fachleute dafür regelmäßige Aderlässe (Phlebotomien). Dabei wird etwa ein halber Liter Blut entnommen, wodurch der Körper gezwungen wird, neue rote Blutkörperchen zu bilden – dafür wird Eisen verbraucht. Die Behandlung erfolgt in zwei Phasen:
Intensivphase: Je nach Schweregrad der Erkrankung ist anfangs ein- bis zweimal pro Woche ein Aderlass erforderlich. Diese Phase dauert so lange, bis sich die Eisenwerte normalisiert haben – das kann nach 40 bis 100 Aderlässen der Fall sein.
Erhaltungsphase: Anschließend sind meist nur noch alle zwei bis drei Monate Aderlässe notwendig, um den Eisenwert stabil zu halten.
Alternativ kann in bestimmten Fällen eine Erythrozytapherese durchgeführt werden. Dabei werden gezielt nur die roten Blutkörperchen entfernt, während die restlichen Blutbestandteile zurückgeführt werden.
Falls Aderlässe nicht möglich sind – etwa bei Blutarmut oder schwerer Herzinsuffizienz –, können eisenbindende Medikamente (Chelatbildner) eingesetzt werden. Sie binden das überschüssige Eisen, das dann über den Urin oder Stuhl ausgeschieden wird. Diese Medikamente haben jedoch starke Nebenwirkungen und werden nur in Ausnahmefällen empfohlen.
Zusätzlich sollten Betroffene auf Alkohol verzichten, da er die Eisenaufnahme erhöht und das Risiko für Leberschäden steigert. Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen sollten ebenfalls vermieden werden. Eine spezielle eisenarme Ernährung ist normalerweise nicht erforderlich.
Liegt eine sekundäre Hämochromatose vor, muss parallel die Grunderkrankung behandelt werden.
Diagnostik bei zu viel Eisen im Blut
Besteht der Verdacht auf zu viel Eisen im Blut, beginnt die Diagnose mit einer Blutanalyse. Dabei werden Ferritin und die Transferrinsättigung bestimmt:
Serumferritin: Ein erhöhter Wert kann auf eine Eisenüberladung hinweisen, ist aber auch bei Entzündungen oder Infektionen erhöht.
Transferrinsättigung: Ein Wert über 50 Prozent bei Frauen bzw. über 55 Prozent bei Männern gilt als verdächtig.
Zusätzlich erfolgt eine Anamnese, bei der die*der Ärztin*Arzt nach möglichen Risikofaktoren fragt, z. B. häufigen Bluttransfusionen, angeborenen Blutkrankheiten oder bestehenden Lebererkrankungen. Eine körperliche Untersuchung kann Hinweise auf eine vergrößerte Leber oder Hautverfärbungen liefern.
Sind die Eisenwerte auffällig, folgt ein Gentest, um eine erblich bedingte Hämochromatose auszuschließen oder zu bestätigen. Da eine genetische Veranlagung familiär gehäuft auftritt, wird nahen Verwandten oft eine Untersuchung empfohlen. Zusätzlich werden weitere Laborwerte überprüft, um festzustellen, ob zu viel Eisen im Blut bereits Organe geschädigt hat. Dazu gehören:
- Leberwerte (Hinweise auf Leberschäden oder eine beginnende Leberzirrhose)
- Blutzucker (da Eisenablagerungen das Risiko für Diabetes erhöhen)
- Hormonspiegel (z. B. Testosteron, um hormonelle Störungen zu erkennen)
Weitere Untersuchungsmaßnahmen
Um mögliche Organschäden zu erkennen, werden je nach Fall weitere Untersuchungen durchgeführt:
Mithilfe einer speziellen Magnetresonanztomografie (MRT) kann der Eisengehalt in bestimmten Organen erfasst werden.
Eine Ultraschalluntersuchung der Leber zeigt, ob sich das Organ bereits verändert hat.
Mit einer Leberbiopsie kann das Ausmaß der Leberschädigung festgestellt werden.
Echokardiografie und EKG geben Hinweise auf eine mögliche Herzschädigung.
Verlauf und Prognose bei zu viel Eisen im Blut
Zu viel Eisen im Blut bleibt oft lange Zeit unbemerkt bleibt. Männer zeigen meist erst zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr Symptome, Frauen aufgrund der regelmäßigen Eisenverluste durch die Regelblutung im Schnitt 20 Jahre später.
Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und konsequent behandelt – vor allem durch regelmäßige Aderlässe – ist die Prognose sehr gut. Die Lebenserwartung ist dann nicht verkürzt, und es treten keine bleibenden Organschäden auf. Unbehandelt kann sich jedoch überschüssiges Eisen in Organen wie Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse ablagern und dort schwere Schäden verursachen. Mögliche Komplikationen sind:
- Leberzirrhose (verbunden mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs)
- Diabetes mellitus
- Herzmuskelschädigung (Kardiomyopathie)
- Unterfunktion der Hirnanhangdrüse (Hypophyseninsuffizienz)
- Gelenkentzündungen (Arthropathien)
Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten und hat eine Leberzirrhose oder Herzschwäche verursacht, ist die Lebenserwartung verringert. Ohne Behandlung kann ein Eisenüberschuss lebensbedrohlich werden. Die häufigsten Todesursachen sind dann Leberversagen, Herzversagen oder Leberkrebs.
Vorbeugung: Wie lässt sich zu viel Eisen im Blut verhindern?
Da ein Eisenüberschuss in den meisten Fällen eine genetische Ursache steckt, lässt sich wenig zur Vorbeugung tun. Gibt es in der Familie bereits Fälle von genetisch bedingter Hämochromatose, sollten enge Verwandte sich testen lassen, um gegebenenfalls frühzeitig eine entsprechende Behandlung einzuleiten.
Ist die Eisenüberlastung Folge einer anderen Grunderkrankung, muss diese konsequent behandelt werden, um Komplikationen zu verhindern. Die übermäßige Einnahme von Eisenpräparaten sowie der Missbrauch von Alkohol sollten unbedingt vermieden werden.