Arm oder Bein einer Person mit Wanderröte nach Zeckenbiss
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Wanderröte nach Zeckenstich: Frühsymptom bei Borreliose

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 25.03.2025

Eine runde, sich ausbreitende Hautrötung nach dem Stich einer Zecke kann eine Wanderröte und damit ein wichtiges Warnsignal für Borreliose sein. Unbehandelt können sich die Erreger im Körper ausbreiten und langfristige gesundheitliche Folgen verursachen. Wie genau sieht Wanderröte aus, welche Begleitsymptome sind möglich und wann ist ärztlicher Rat notwendig?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Wanderröte

Nein, Wanderröte (Erythema migrans) ist ein frühes Symptom einer Infektion mit Borrelien, den Erregern der Lyme-Borreliose. Sie zeigt an, dass die Bakterien in den Körper eingedrungen sind.

Was ist Wanderröte?

Wanderröte (Erythema migrans) ist eine Hautreaktion, die nach einem Zeckenstich auftreten kann, wenn dabei Borrelien übertragen wurden. Borrelien sind Bakterien, die die sogenannte Lyme-Borreliose auslösen können. Hierzulande sind vor allem die Arten Borrelia afzelii und Borrelia garinii ursächlich für Borreliose. 

Der Hautausschlag gilt als eines der ersten und wichtigsten Symptome der Infektionskrankheit. Weitere mögliche Beschwerden im frühen Stadium sind zum Beispiel:

Ohne frühzeitige Behandlung können sich die Erreger im Körper ausbreiten und im Spätstadium auf die Gelenke, das Herz und das Nervensystem übergehen.

Wie sieht Wanderröte aus?

Die Rötung beginnt meist als kleiner, runder oder ovaler Fleck um die Einstichstelle. Sie kann zusätzlich jedoch auch an anderen Körperstellen, wie am Kopf, Hals, oder an den Beinen auftreten. Typisch ist die langsame Ausbreitung nach außen, oft mit zentraler Aufhellung, sodass eine ringförmige Struktur auf der Haut entsteht. Die Größe variiert von wenigen Zentimetern bis über 30 Zentimetern. Manchmal bleibt die Rötung gleichmäßig gefärbt. 

Übrigens: Nur Zecken können Borreliose übertragen. Stiche von Mücken, Bremsen oder Flöhen verursachen mitunter zwar Rötungen, diese sind aber allergischer oder entzündlicher Natur und nicht mit der Infektionskrankheit verbunden.

Wanderröte: Wann ärztlichen Rat einholen?

Wer nach einem (vermuteten) Zeckenstich eine Hautrötung entdeckt, bei der es sich um eine Wanderröte handeln könnte, sollte sich zeitnah ärztliche Hilfe suchen. Das gilt auch, wenn weitere Beschwerden nach einem Zeckenstich auftreten. Denn sollte es sich tatsächlich um eine Wanderröte handeln, ist ein früher Behandlungsbeginn wichtig, um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden.

Ein Arztbesuch ist grundsätzlich ratsam, wenn:

  • eine runde oder ringförmige Rötung nach einem Zeckenstich auftritt
  • die Rötung größer wird oder sich verändert
  • zusätzliche Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen oder starke Müdigkeit auftreten
  • neurologische Auffälligkeiten wie Gesichtslähmungen oder Taubheitsgefühle auftreten

Borreliose geht nicht zwangsläufig mit Wanderröte einher

Schätzungen zufolge tritt die Rötung nur bei etwa 70 bis 90 Prozent der Infizierten auf. Deshalb sollten auch grippeähnliche Symptome ohne Hautausschlag nach einem Zeckenstich ernst genommen werden. Auch, weil es eine weitere Krankheit gibt, die oft mit einem Zeckenstich übertragen wird: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 

Wie wird Wanderröte diagnostiziert?

In der Regel diagnostiziert die*der Ärztin*Arzt Wanderröte anhand des typischen Hautbildes. Der Hautausschlag zeigt eine frühe Borrelien-Infektion schon an, während Antikörper im Blut im Frühstadium oft noch nicht nachweisbar sind. Daher ist eine Blutuntersuchung in den meisten Fällen nicht aussagekräftig.

In untypischen Fällen, etwa wenn die Rötung nicht klar abgegrenzt ist oder an mehreren Körperstellen auftritt, können weitere Untersuchungen notwendig sein, um andere Hauterkrankungen auszuschließen. 

Übrigens: Eine Rötung nach einem Zeckenbiss kann auch eine harmlose Reaktion auf den Parasiten sein und muss nicht auf eine Infektion mit Borrelien hindeuten. Im Gegensatz zur Wanderröte jucken diese Reaktionen meist stark.

Wie wird Wanderröte behandelt?

Die Behandlung einer Wanderröte erfolgt mit Antibiotika, um die Borrelien abzutöten. Häufig verordnete Wirkstoffe sind:

Eine frühzeitige Therapie verhindert das Fortschreiten der Borreliose und führt meist zur vollständigen Heilung. Neben der medikamentösen Behandlung wird empfohlen:

  • den Körper zu schonen und Stress zu vermeiden
  • bei Bedarf entzündungshemmende Schmerzmittel einzunehmen
  • den Zeckenstich zu beobachten, um weitere Veränderungen rechtzeitig zu bemerken

Eine vorbeugende Impfung gegen Borreliose gibt es nicht – ein Vakzin ist nur gegen FSME erhältlich. Umso wichtiger ist es, sich vor allem in Risikogebieten vor Zecken zu schützen. 

Verlauf und mögliche Komplikationen

Bei frühzeitiger Diagnose heilt die Borreliose fast immer vollständig aus. Eine verzögerte oder unzureichende Behandlung kann jedoch Komplikationen begünstigen.

Denn dann können sich die Borrelien im Körper ausbreiten. Mögliche Folgen sind:

  • Lyme-Arthritis (Gelenkentzündungen)

  • Neuroborreliose (neurologische Beschwerden wie Nervenschmerzen, Sehstörungen, Taubheitsgefühle, Gesichtslähmung)

  • Lyme-Karditis (Erkrankungen des Herzens wie Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelentzündung)

  • Acrodermatitis (glänzende, haarlose und besonders dünne Hautareale mit durchscheinenden Blutgefäßen, oft zusammen mit kleinen Hautknötchen)

Einige Betroffene entwickeln eine chronische Borreliose mit langanhaltenden Beschwerden wie:

  • starke Erschöpfung (Fatigue-Syndrom)
  • chronische Gelenkschmerzen
  • kognitive Einschränkungen ("Brain Fog")

Eine frühzeitige Therapie ist daher entscheidend, um Spätfolgen zu verhindern.