Tränende Augen: Ursachen, Behandlung und Hausmittel
Tränende Augen sind meist eine Reaktion der Augen auf Einflüsse von außen. Kleine Fremdkörper und Allergene reizen die Augen und führen zu verstärktem Tränenfluss. Aber auch eine trockene Augenoberfläche kann Augen zum Tränen bringen. Erfahren Sie, was Sie gegen tränende Augen tun können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Tränende Augen sind meist eine Reaktion des Auges, um sich zu schützen. Einflüsse von außen oder eine trockene Augenoberfläche regen verstärkten Tränenfluss (Epiphora) an, um beispielsweise Fremdkörper aus den Augen oder dem Tränenkanal zu spülen oder den fehlenden, schützenden Tränenfilm zu ersetzen.
Aufgabe der Tränenflüssigkeit
Tränen befeuchten die Augen – die Lidinnenseite, die Bindehaut und die Hornhaut. Indem sie die Oberfläche des Augapfels glatt und geschmeidig halten, tragen Tränen zu gutem Sehen bei. Ein regelmäßiger Lidschlag sorgt stets für einen frischen Tränenfilm und verhindert auf diese Weise, dass die Augenoberfläche abtrocknet und infolgedessen wund und undurchsichtig wird. Weitere Aufgaben der Tränenflüssigkeit sind:
- keimtötende Substanzen schützen das Auge vor bakteriellen Infektionen
- Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen
- Entsorgung von Stoffwechsel-Abbauprodukten
Auch bei gesunden Menschen unterliegt die Tränenproduktion über den Tag deutlichen Schwankungen bezüglich Menge und Zusammensetzung. Bei Müdigkeit wird beispielsweise weniger Tränenflüssigkeit gebildet und die Augen jucken und brennen abends stärker. Weiterhin verringert sich die Tränenproduktion mit zunehmendem Alter.
Ursachen für tränende Augen
Wenn die Augen tränen, ist dies in der Regel ein Ausdruck dafür, dass sich Produktion und Abtransport von Tränen aus dem Auge nicht mehr im Gleichgewicht befinden. Für tränende Augen gibt es verschiedene Ursachen:
Tränende Augen bei Allergie
Wiederholt und anhaltend tränende sowie juckende Augen sind nicht selten eine Reaktion auf Stoffe aus der Umwelt, die das Immunsystem reizen (Allergene). Unabhängig davon, ob es sich hierbei um eine Pollenallergie (Heuschnupfen), eine Reaktion auf Schimmelsporen oder Tierhaare beziehungsweise eine Hausstauballergie handelt – die akuten Symptome einer allergischen Reaktion auf Partikel aus der Luft ähneln sich in der Regel stark.
Mit dem Start der Pollensaison, besonders im Frühjahr bei Ausflug der Birkenpollen, und im Falle von Haselpollen sogar bereits zur ausklingenden Winterzeit, beginnen die Augen vieler Allergiker*innen regelmäßig zu jucken und zu tränen.
Auch außerhalb der Pollensaison reagieren Allergiker*innen auf verschiedene Substanzen empfindlich: Regelmäßig tränende Augen in Innenräumen können beispielsweise Anzeichen einer Allergie gegen Hausstaubmilben sein.
Wenn Beschwerden wie tränende Augen, Husten und häufiges Niesen am Wochenende verschwinden, kann es sich auch um eine berufsbedingte Allergie handeln, also gegen Substanzen, mit denen am Arbeitsplatz oder in dessen Umgebung Kontakt besteht.
Tränende Augen bei trockenen Augen
Werden Bindehaut und Hornhaut der Augen nur unzureichend von einem schützenden Flüssigkeitsfilm benetzt, dann entstehen sogenannte trockene Augen. Normalerweise verteilt der Lidschlag einen vom Tränenapparat (Tränendrüsen und Tränenwegen) gebildeten, fetthaltigen Flüssigkeitsfilm auf der Augenoberfläche. Bei trockenen Augen wird entweder zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet oder der Tränenfilm reißt infolge stärkerer Verdunstung ab. Menschen mit trockenen Augen haben dann häufig das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Paradoxerweise brennen und jucken trockene Augen nicht nur, auch ein verstärkter reflexartiger Tränenfluss ist die Folge.
Ursachen für trockene Augen sind vor allem Einflüsse aus der Umwelt, wie zum Beispiel der Luftzug von Klimaanlagen sowie lange Arbeit am Bildschirm. Bei langem Sehen auf den Monitor verringert sich die Frequenz des Lidschlags, der die Augen normalerweise regelmäßig befeuchtet.
Weiterhin können verschiedene Krankheiten wie Diabetes mellitus, Rheuma sowie Schilddrüsenleiden beziehungsweise die Einnahme von bestimmten Medikamenten trockene Augen verursachen.
Tränende Augen: Altersbedingte Ursachen
Bei älteren Menschen, insbesondere bei Frauen in den Wechseljahren, können hormonelle Veränderungen die Tränenproduktion und den Tränenfluss stören. Zudem verlieren Muskeln und Bindegewebe des Augenlids, der Tränendrüse und der Tränenpumpe altersbedingt an Spannung. In der Folge läuft der Tränenfluss nicht mehr kontrolliert ab, die Tränenwege sind zum Teil verlegt, sodass die Augen häufiger tränen.
Weitere Ursachen für tränende Augen können sein:
- Fremdkörper, wie zum Beispiel umherfliegende Pflanzenteile oder Sandkörner sowie nach innen verdrehte Wimpern
- hormonell bedingte Verringerung der Tränenflüssigkeit
- Kontaktlinsen
- Infektionen wie beispielsweise Bindehautentzündung
- Medikamente wie beispielsweise die Antibabypille oder Betablocker
- Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Schilddrüsenerkrankungen
- Lähmungen, die den Lidschlag verhindern
Was hilft gegen tränende Augen?
Im Falle einer Benetzungsstörung (trockene Augen) helfen in der Regel spezielle Augentropfen, sogenannte künstliche Tränen. Damit lässt sich die Oberfläche des Auges in regelmäßigen Abständen befeuchten und die Qualität des Tränenfilms verbessern.
Abhängig von der Ursache kommen verschiedene Präparate mit Fettzusätzen in Tropfenform, als Gel oder als Spray zum Einsatz. Wenn die Benetzungsstörung aufgehoben wurde, tränen die Augen in der Regel deutlich weniger.
Ist eine allergische Reaktion die Ursache für tränende und juckende Augen, ermöglichen Präparate mit antiallergischen Wirkstoffen, sogenannte Antihistaminika, schnell Linderung.
Reicht eine Behandlung mit lokal eingesetzten Augentropfen nicht aus, um allergische Reaktionen einzudämmen, raten Fachleute häufig zu Antihistaminika in Tablettenform, die im ganzen Körper wirken.
Bei Entzündungsreaktionen an der Augenoberfläche werden spezielle antientzündliche Präparate am Auge eingesetzt, zum Beispiel Augentropfen mit Kortison oder Cyclosporin.
Achtung: Augentropfen mit gefäßverengender Wirkung verursachen bei anhaltender Nutzung trockene Augen – mit folgenreichen Auswirkungen auf die Sehfähigkeit. Insgesamt ist bei zahlreichen Präparaten zur Anwendung am Auge von einer Selbstmedikation abzuraten, um ungewünschte Auswirkungen zu vermeiden. Es sollte daher bei tränenden Augen immer ein*e Augenarzt*Augenärztin aufgesucht werden!
Hausmittel bei tränenden Augen
Sind die Augen zum Beispiel durch starken Pollenflug gereizt und tränen übermäßig, dann sind kalte Kompressen ein bewährtes Mittel, um die Irritation an den Augen zu lindern.
Allergene in der Nase lösen oft starkes, wiederkehrendes Niesen aus, woraufhin die Augen erneut zu Tränen beginnen. Oft können die Auslöser nicht gemieden werden. Mithilfe einer Nasendusche lassen sich die Reizstoffe ausspülen und die Schleimhäute beruhigen. In Wasser gelöste (isotonische) Salzmischungen helfen, die Nase bestmöglich zu pflegen. Für den Einsatz im Alltag sind auch Nasensprays mit (isotonischen) salzhaltigen Lösungen eine bewährte Alternative.
Die Gründe für tränende Augen sollten ärztlich abgeklärt werden, insbesondere, wenn die Beschwerden länger bestehen. Sind Umweltfaktoren der Grund, helfen diese Tipps:
- Luftbefeuchter oder feuchte Tücher im Raum verhindern zu trockene Luft
- häufiges Stoßlüften und an die frische Luft gehen
- Klimaanlagen und Zugluft meiden
- ausreichend trinken (Wasser und ungesüßten Tee)
- ausreichend schlafen
- gründlich abschminken, auch an den Lidrändern
- Kontaktlinsen regelmäßig reinigen und Tragezeiten beachten
- bei Bildschirmarbeit Pausen machen und gegebenenfalls Augentropfen zur Befeuchtung verwenden
- regelmäßiges Wischen der Böden (mehrmals wöchentlich und nicht zu nass, denn Feuchtigkeit lockt Milben an),
- regelmäßiges Reinigen von Luftfiltern
Weitere Symptome bei tränenden Augen
Tränende Augen sind meist selbst das Symptom verschiedener Ursachen. Zusätzlich zum vermehrten Tränenfluss können je nach Ursache weitere Beschwerden auftreten:
- Fremdkörpergefühl im Auge
- Augenbrennen
- Augenschmerzen
- Druckgefühl in den Augen
- geschwollene Augenlider
- rote Augen (gerötete Bindehaut)
- verklebte und verschleimte Augenlider (bei Infektionen)
- Lichtempfindlichkeit
- Sehstörungen
Diagnose bei tränenden Augen
Wenn Augen über eine längere Zeit ständig oder in regelmäßigen Abständen immer wieder tränen, sollte zeitnah eine augenärztliche Praxis aufgesucht werden. Dabei zielt die Untersuchung nicht ausschließlich darauf ab, eine Ursache für den starken Tränenfluss am Auge direkt zu identifizieren. Mithilfe der Angaben aus dem ärztlichen Vorgespräch (Anamnese) lassen sich auch mögliche Grunderkrankungen ausschließen sowie Folgeerkrankungen verhindern.
Bei Verdacht auf tränende Augen infolge von zu trockenen Augen wird bereits vor der eigentlichen Augenuntersuchung die Umgebung des Auges betrachtet. Trockene Haut im direkten Umfeld und die Stellung des Augenlids können Hinweise auf trockene Augen liefern. Darüber hinaus wird der Lidrand samt seiner Lidranddrüsen und der Lidschluss sowie die Frequenz des Lidschlags begutachtet.
Daraufhin erfolgt in der Regel eine Untersuchung der Augenoberfläche mit dem Biomikroskop, der sogenannten Spaltlampe. Gegebenenfalls wird der Tränenfilm mit einem Farbstoff (Fluoreszin) eingefärbt, um Aufschluss über die Stabilität und die Qualität des Tränenfilms zu erlangen. Hierbei spielt zudem die sogenannte Tränen-Aufrisszeit eine große Rolle: Wie viel Zeit vergeht zwischen Lidschlag und dem Aufreißen des Tränenfilms?
Bei Verdacht auf eine Benetzungsstörung gibt der Schirmer-Test Aufschluss über die Menge der Tränenproduktion. Hierzu wird ein kleiner Filterpapierstreifen in das Auge eingelegt. Nach kurzer Zeit lässt sich ablesen, wie weit der Streifen mit wässriger Tränenflüssigkeit benetzt wird.
Bei Verdacht auf eine Allergie erfolgt eine umfassende Allergie-Diagnostik in einer HNO-Praxis.