Tachykardie: Symptome und Ursachen von Herzrasen
Meist sind Herzrasen und Herzklopfen eine normale körperliche Reaktion auf Stress oder Anstrengung. Mitunter hat eine Tachykardie jedoch auch krankhafte Ursachen. Hier erfahren Sie, welche Krankheiten sich durch Herzrasen äußern können, was ventrikuläre und supraventrikuläre Tachykardien sind und wann ärztlicher Rat nötig ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Tachykardie
Meistens tritt Herzrasen nicht speziell im Ruhezustand auf. Allerdings bemerken Betroffene ein schnell schlagendes Herz eher im Liegen oder wenn sie nicht beschäftigt sind.
Herzrasen tritt nach dem Essen recht häufig auf. Das kann das am Essen selbst liegen, weil beispielsweise sehr salziges Essen Herzklopfen begünstigen kann. Herzrasen kann auch auftreten, wenn Betroffene zuvor unterzuckert waren. Eine weitere mögliche Ursache ist das Roemheld-Syndrom, bei dem verschluckte Luft im Oberbauch das Herz beeinträchtigt.
Das sogenannte Valsalva-Manöver lässt den Druck im Brustkorb ansteigen und den Puls sinken: Dafür Nase und Mund zuhalten und gegen den geschlossenen Mund ausatmen. Ebenfalls kann es helfen, den Karotissinusnerv am Hals durch leichte Massage zu stimulieren. Falls das Herzrasen nicht nachlässt, sollte (not-)ärztliche Hilfe gerufen werden.
Es gibt sowohl harmlose Ursachen für spürbares Herzklopfen als auch krankhafte. Häufig auftretende oder nicht nachlassende Tachykardie sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
Ja, denn in angespannten Situationen wie Stress oder Angst setzt der Körper Hormone wie Adrenalin frei, die den Herzschlag beschleunigen.
Definition: Was bedeutet Tachykardie?
Bei gesunden Erwachsenen schlägt das Herz in Ruhe etwa 60- bis 90-mal pro Minute. Beschleunigt sich die Herzfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute, liegt eine Tachykardie vor.
Eine leichte Tachykardie ist für die Betroffenen nicht immer spürbar. Falls doch, beschreiben sie den beschleunigten Herzschlag meist als "Herzklopfen" (Palpitationen).
Ab einer Herzfrequenz von 250 liegt Kammerflattern vor. Im schlimmsten Fall erreicht das Herz mehr als 320 Schläge pro Minute. Dann handelt es sich um lebensgefährliches Kammerflimmern, einen Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Fällt die Herzfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute, sprechen Fachleute im Gegensatz zur Tachykardie von einer Bradykardie, einem verlangsamten Herzschlag.
Ventrikuläre Tachykardie und supraventrikuläre Tachykardie
Fachleute unterscheiden je nach Entstehungsort der Beschwerden zwischen zwei Formen der Tachykardie:
- supraventrikuläre Tachykardie: Die Störung betrifft den Bereich über den Herzkammern, etwa die Vorhöfe (Vorhoftachykardie), den Sinusknoten oder den AV-Knoten.
- ventrikuläre Tachykardie (Kammertachykardie): Die Tachykardie betrifft die Herzkammern.
Wann ist ärztliche Hilfe nötig bei Tachykardie?
Ärztlichen Rat einholen sollte man, wenn
- die Herzfrequenz dauerhaft erhöht bleibt,
- der Herzschlag zusätzlich unregelmäßig wird (Herzrhythmusstörungen) oder
- das Herzrasen plötzlich und ohne ersichtlichen Grund auftritt.
In diesen Fällen kann die Tachykardie Symptom einer Herzkrankheit oder einer anderen Erkrankung sein, die einer Behandlung bedarf.
Tachykardie: Symptome von Herzrasen
Eine Tachykardie geht meist mit weiteren Symptomen einher. Neben Herzklopfen kommt es häufig zu:
- Schwindel
- Kurzatmigkeit
- Brustschmerz
- Nervosität/Unruhe
- Angst
Schlägt das Herz sehr schnell (mehr als 200 Schläge pro Minute) können außerdem folgende Beschwerden hinzukommen:
- Verwirrtheit
- Benommenheit
- Bewusstlosigkeit
Tachykardie: Welche Ursachen hat Herzrasen?
Herzrasen ist nicht immer Symptom einer Erkrankung. Auch ein Übermaß an Kaffee oder Alkohol sowie bestimmte Medikamente können bewirken, dass sich der Herzschlag beschleunigt.
Außerdem kann Herzrasen eine normale körperliche Reaktion auf Angst, Stress oder Anstrengung sein. Das Herz pumpt dann mehr Blut durch den Körper, um die Muskeln mit Sauerstoff und Energie zu versorgen und optimale Voraussetzungen für eine Flucht oder einen Kampf zu schaffen. Ebenso kann ein Mangel an Elektrolyten (z. B. Kalium) hinter starkem Herzklopfen stecken.
Herzerkrankungen als Ursache von Tachykardien
Hinter Tachykardien können Herzerkrankungen stecken, beispielsweise:
- Herzinsuffizienz
- Angina pectoris (Symptom der koronaren Herzkrankheit)
- Schwangerschafts-Kardiomyopathie (auch peripartale Kardiomyopathie, kurz PPCM)
- Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
- Bluthochdruck
Weitere Ursachen von Tachykardie
Zudem gibt es auch Krankheiten, die zwar nicht vom Herzen ausgehen, aber trotzdem mit Herzrasen einhergehen können. Dazu zählen:
- Blutarmut (Anämie)
- Diabetes mellitus (bei Unterzuckerung)
- Angststörung
- Lungenembolie
- starke allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock)
- Reisekrankheit
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Infektionen (z. B. Lungenentzündung)
- Roemheld-Syndrom
Manchmal tritt Herzrasen auch als Nebenwirkung bestimmter Wirkstoffe bzw. Medikamente auf:
- Antidepressiva wie Citalopram und Escitalopram
- Schilddrüsenhormon Levothyroxin (bei Überdosierung)
- Cetirizin (Antihistaminikum)
AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie ist die häufigste Ursache für anfallsartige Tachykardien. Sie tritt vorwiegend bei jungen und ansonsten gesunden Menschen auf, ist nicht gefährlich und lässt sich in der Regel gut behandeln.
Der sogenannte AV-Knoten ist dafür zuständig, die elektrischen Signale vom Sinusknoten aufzunehmen und in die Kammern zu leiten. Normalerweise erfolgt die Erregungsleitung in eine Richtung, der AV-Knoten ist also eine Einbahnstraße.
Bei Menschen mit AV-Knoten-Reentry-Tachykardie befinden sich zwei Leitungsbahnen im AV-Knoten, sodass er wie ein Kreisverkehr funktioniert: Die Erregung wandert von den Vorhöfen in die Kammern und wieder zurück (engl. Reentry = Wiedereintritt). So kommt es zu einer kreisenden Erregung, die sich unter anderem durch plötzlich auftretendes (anfallsartiges) Herzrasen bemerkbar macht.
Herzrasen in der Schwangerschaft
Die sogenannte Schwangerschafts-Kardiomyopathie oder peripartale Kardiomyopathie (PPCM) ist eine sehr seltene Form der Herzschwäche, die meist in den letzten Schwangerschaftswochen und bis zu sechs Monate nach der Geburt auftritt. Sie kann sich unter anderem durch anhaltendes Herzrasen äußern. Hinzu kommen in der Regel weitere Symptome. Zum Beispiel:
- Kurzatmigkeit
- Schwellungen in den Unterschenkeln (Ödeme)
- Müdigkeit, Schwindel und Abgeschlagenheit
- häufiger nächtlicher Harndrang
Die Ursachen der Schwangerschafts-Kardiomyopathie sind noch nicht endgültig geklärt. Bei den Betroffenen wird das Stillhormon Prolaktin vermehrt in eine Substanz gespalten, die das Herz schädigen kann.
Schwangere sollten Herzrasen ärztlich abklären lassen. Eine frühzeitige Behandlung steigert die Chancen auf eine vollständige Genesung.
Tachykarde Patientinnen bekommen unter anderem ein Medikament mit dem Wirkstoff Bromocriptin verabreicht, das die Prolaktin-Bildung hemmt und somit verhindert, dass das herzschädigende Spaltprodukt entsteht.
Herzrasen in den Wechseljahren
Manche Frauen verspüren in den Wechseljahren Herzrasen. Eine genaue Erklärung für diesen Zusammenhang gibt es noch nicht. Möglicherweise sind die Herzbeschwerden – ebenso wie die Hitzewallungen und Schweißausbrüche – eine Folge der hormonellen Veränderungen, die sich in den Wechseljahren vollziehen.
Allerdings können hinter dem Herzrasen auch Herzerkrankungen stecken. Um solche Ursachen auszuschließen, sollten betroffene Frauen die Beschwerden sicherheitshalber ärztlich abklären lassen.
Tachykardie: Welche Behandlung hilft?
Sind Erkrankungen die Ursache von Herzrasen, werden diese behandelt: Beispiele sind:
- Bei Herzrhythmusstörungen können unter anderem Medikamente wie Antiarrhythmika helfen.
- Auch gegen Bluthochdruck gibt es Medikamente wie ACE-Hemmer, Diuretika und Betablocker.
- Bei einem starken Blutverlust als Ursache können Bluttransfusionen zum Einsatz kommen.
Neben einer medikamentösen Behandlung besteht außerdem die Möglichkeit der elektrischen Kardioversion. Dabei werden mittels eines Defibrillators elektrische Impulse an das Herz abgegeben, die es in den normalen Sinusrhythmus zurückbringen sollen. Dies kann sowohl notfallmäßig geschehen (Defibrillation), als auch geplant unter Kurznarkose.
Was Betroffene selbst tun können
Zudem können tachykarde Menschen mit Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit selbst zur Besserung der Symptome beitragen, indem sie:
- nicht rauchen
- Übergewicht vermeiden und wenn nötig abnehmen
- sich ausreichend bewegen,
- Alkohol nur in Maßen trinken
- sich gesund und abwechslungsreich ernähren
Behandlung anderer Ursachen für Tachykardie
Liegt dem Herzrasen eine Schilddrüsenüberfunktion zugrunde, ist eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Thyreostatika wirksam. Hat eine zu hohe Dosis Levothyroxin das Herzrasen ausgelöst, wird die Dosierung angepasst.
Wenn Stress oder psychische Belastung Herzklopfen auslösen, können unter Umständen Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung helfen.
Behandlung der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Der akute Tachykardie-Anfall kann häufig durch Medikamente beendet werden. Eingesetzt werden etwa Mittel mit den Wirkstoffen Adenosin oder Verapamil sowie Betablocker.
Um die AV-Knoten-Reentrytachykardie dauerhaft zu unterbinden, ist allerdings ein operativer Eingriff nötig: die sogenannte Katheterablation. Dabei wird die zusätzliche Leitungsbahn im AV-Knoten mithilfe eines Katheters verödet und die Störung so beseitigt.
Akutes Herzrasen selbst stoppen
Manchmal hilft bei akutem Herzrasen das sogenannte Valsalva-Manöver: Die betroffene Person hält sich die Nase zu, schließt den Mund und versucht kräftig auszuatmen, wodurch sich seine Atem- und Bauchmuskeln anspannen.
Auch die sogenannte Karotissinusmassage ist eine Möglichkeit: Dafür im Liegen mit Mittel- und Zeigefinger den Puls der Halsschlagader ertasten und den Bereich leicht massieren. Immer nur eine Seite behandeln.
Falls das Herzrasen nicht nachlässt, sollte notärztliche Hilfe gerufen werden. Generell sollte plötzlich oder häufig auftretendes sowie nicht nachlassendes Herzrasen ärztlich abgeklärt werden.
Tachykardie: Diagnose von Herzrasen
Ob Herzrasen harmlose Ursachen hat oder es sich um eine behandlungsbedürftige Rhythmusstörung handelt, kann nur ein*e Arzt*Ärztin feststellen.
Untersuchungen bei Tachykardie
Bei einer körperlichen Untersuchung werden gemessen:
- Puls
- Blutdruck
- Temperatur
Außerdem wird
- das Herz mit dem Stethoskop abgehört und
- Blut abgenommen.
Wichtige Hinweise auf die Ursachen des Herzrasens kann auch das sogenannte Elektrokardiogramm (EKG) liefern. Damit lässt sich erkennen, ob der Herzrhythmus regelmäßig ist oder z. B. Vorhofflimmern oder Vorhofflattern vorliegt.
Je nachdem, welche Ursachen für das Herzrasen vermutet werden, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen zum Beispiel:
- Belastungs-EKG
- Langzeit-EKG
- Echokardiographie (Ultraschall des Herzens)
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs
- Langzeit-Blutdruckmessungen