Stinknase: Ich rieche was, was du nicht riechst
"Aasig", "süßlich-faulig" oder einfach nur "übel" – so wird in der Literatur der penetrante Geruch beschrieben, der von einer Stinknase ausgeht. Tückisch: Die Betroffenen riechen ihre Stinknase selbst nicht. Wie eine Stinknase entsteht und was man dagegen tun kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Stinknase: Ich rieche was, was du nicht riechst
Schon aus einem Meter Abstand kann man eine Stinknase deutlich riechen. Für Kollegen, Familienmitglieder und Freunde ist der Gestank nahezu unerträglich. Für die Betroffenen bedeutet eine Stinknase vor allem eins: soziale Ausgrenzung. Sie nehmen den Geruch nicht wahr, wohl aber das Verhalten der Umgebenden. Zum Glück ist eine Stinknase hierzulande eine Seltenheit.
Was ist eine Stinknase?
Eine Stinknase (auch: Ozaena) ist das Begleitsymptom einer bestimmten Erkrankung: der Rhinitis atrophicans. Dabei ist die Nasenschleimhaut dauerhaft entzündet und bildet sich immer weiter zurück. Einen solchen Gewebeschwund bezeichnen Ärzte als Atrophie. Der typisch faulige Geruch entsteht, wenn sich in diesem Zusammenhang Keime in der Nase ansiedeln.
Normalerweise sorgen schleimproduzierende Zellen (Becherzellen) in der Nasenschleimhaut dafür, dass die Nase feucht bleibt. Bei einer Rhinitis atrophicans gehen diese Zellen im Zuge des Schleimhautrückgangs zugrunde. Die Folge: Das Sekret im Naseninneren wird immer trockener. Nach und nach entstehen dadurch Krusten und Borken in der Nasenhöhle. Auch die Nasenmuscheln – die Schwellkörper im Inneren, die die Atemluft befeuchten und anwärmen – können von der Rhinitis atrophicans betroffen sein.
Für Keime ist dieses Milieu ein wahres Eldorado: Wenn die Rhinitis atrophicans fortgeschritten ist, können sich verschiedene Krankheitserreger leicht an den Verkrustungen in der Nase ansiedeln. Sie produzieren durch Zersetzungsprozesse einen übelriechenden Belag – die Stinknase ist entstanden. Unter Medizinern ist dann von einer Rhinitis atrophicans cum foetore (= mit üblem Geruch) die Rede.
Stinknase: Die Ursache bleibt häufig unbekannt
Ärzte unterscheiden zwei Formen der Rhinitis atrophicans – und somit auch der Stinknase: die
- primäre und die
- sekundäre
Die primäre Rhinitis atrophicans entsteht ohne äußere Einflüsse. Die Ursache ist unbekannt.
Die sekundäre Form der Rhinitis atrophicans kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen vor allem:
- Operationen im Bereich der Nase/Nasennebenhöhlen
- eine Strahlenbehandlung bei Tumoren im Nasen- oder Nasennebenhöhlenbereich
- langjähriger Missbrauch von Nasenspray/Nasentropfen
- lang anhaltende chemische oder physikalische Reize
- Entzündung der Nasenschleimhaut durch bestimmte Erreger (z.B. das Bakterium Klebsiella rhinoscleromatis, der Pilz Candida albicans oder Tuberkulose-Bakterien)
Wie häufig ist die atrophische Rhinitis?
Wie häufig die atrophische Rhinitis vorkommt, ist regional sehr unterschiedlich. Die Erkrankung tritt in bestimmten Volksgruppen häufiger auf, insbesondere in Osteuropa und Indien. Schätzungen zufolge erkranken in diesen Gebieten zwischen 3 und 10 von 1.000 Personen daran. Vor allem Frauen sind betroffen, insbesondere im mittleren Erwachsenenalter. In Westeuropa kommt die Rhinitis atrophicans nur selten vor.
Woran erkennt man eine Stinknase?
Natürlich: Am Geruch. Aber nicht nur. Folgende Symptome können auf eine Rhinitis atrophicans mit oder ohne Stinknase hinweisen:
- sehr trockene Nasenschleimhaut
- Krusten- und Borkenbildung in der Nase; bei Keimbesiedlung sind die Verkrustungen gelb-grünlich bis braun gefärbt
- zäher Schleim im Nasen-Rachen-Raum
- vermindertes oder fehlendes Geruchsvermögen
- Kopfschmerzen
- Nasenbluten
Auch im Rachen und im Kehlkopfbereich kann die Schleimhaut trocken werden und sich entzünden, sodass sich Krusten bilden. Die Nasengänge sind häufig erweitert. Im fortgeschrittenen Stadium kann es neben der Stinknase auch zu einem Rückgang der knöchernen Struktur der Nasenmuscheln kommen.
Warum bemerken die Betroffenen selbst nicht, dass ihre Nase stinkt?
Wer an einer Rhinitis atrophicans erkrankt ist, bemerkt natürlich die trockene, verkrustete Nase. Wenn sich aber Keime dort verbreiten und zur Stinknase führen, nehmen Betroffene dies nicht wahr. Der Grund: Im Zuge des Gewebeschwunds bildet sich auch die Riechschleimhaut (Riechephithel) zurück.
Stinknase: Was hilft?
In vielen Fällen hat sich die Nasenschleimhaut dauerhaft zurückgebildet. Dieser Prozess kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Dann kann man lediglich die Symptome lindern. Eine langfristige Behandlung ist zudem wichtig, um zu verhindern, dass sich weitere Krusten bilden.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Stinknase (Ozaena) sind
- Nasenspülungen oder Inhalationen mit Salzlösungen, die die Nasenschleimhaut feucht halten und die Verkrustungen lösen
- Nasensalben oder Emulsionen, welche die Schleimhaut pflegen
Bei konsequenter Pflege lässt sich der üble Geruch, den die Stinknase verbreitet, deutlich mindern.
Ist die Ursache bekannt (z.B. ein bestimmter Krankheitserreger), wird der Arzt versuchen, diese gezielt zu bekämpfen.
In ausgeprägten Fällen kann eine Operation infrage kommen, in der die Nasenhöhlen verengt werden. Eine Heilung kann sie allerdings nicht garantieren.