Frau macht Sport und hat Seitenstechen.
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Seitenstechen: Woher kommt der Schmerz und was hilft?

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 05.09.2024

Als Seitenstechen werden stechende Schmerzen unterhalb des Rippenbogens bezeichnet, die bei Belastung auftreten. Zur Entstehung gibt es verschiedene Theorien. Im Zusammenhang mit Sport ist Seitenstechen ungefährlich. Nur selten stecken ernste Erkrankungen dahinter. Was sollten Betroffene mit Seitenstechen tun und wie lässt sich vorbeugen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Seitenstechen

Seitenstechen tritt durch eine Verkrampfung des Zwerchfells auf, zumeist bei körperlicher Belastung. Woran das liegt, ist noch nicht abschließend geklärt.

Treten stechende Schmerzen in der linken Seite ohne Anstrengung auf, können sie auf eine Erkrankung der Milz hindeuten. Seitenstechen rechts kann außerhalb des Trainings Anzeichen eines Leberproblems sein. Auch in der Schwangerschaft kann Seitenstechen vermehrt auftreten.

Gegen Seitenstechen hilft es im Akutfall, die Belastung zu unterbrechen, den Oberkörper vorzubeugen und ruhig zu atmen. Zur Vorbeugung von Seitenstichen sollte man beispielsweise zwei bis drei Stunden vor dem Sport nichts mehr essen und Dehnübungen für die Flanken beim Aufwärmen integrieren.

Seitenstechen: Was ist das?

Seitenstechen – auch Seitenstiche – äußert sich in Form von stechenden Schmerzen, die unterhalb des Rippenbogens auftreten. Auslöser ist meistens körperliche Anstrengung, wie etwa Sport, wodurch es zu einer schmerzhaften Verkrampfung des Zwerchfells kommt. Das Zwerchfell ist eine Muskel-Sehnen-Platte. Es ist der wichtigste Atemmuskel und trennt Bauch- und Brustraum voneinander.

Seitenstiche können so stark sein, dass sie etwa beim Sport eine Pause notwendig machen. Typischerweise halten sie nur wenige Minuten an.

Tritt das Seitenstechen ausschließlich im Zusammenhang mit körperlicher Belastung auf, ist es in der Regel harmlos. In seltenen Fällen und ohne einen akuten Auslöser wie körperliche Anstrengung kann es jedoch auf eine Erkrankung der Leber oder der Milz hindeuten.

Seitenstechen: Ursachen der Schmerzen

Für Seitenstechen beim Sport gibt es noch keine abschließende wissenschaftliche Erklärung. Diskutiert werden verschiedene mögliche Theorien:

  • zu wenig Sauerstoff im Zwerchfell
  • Organe wie Magen oder Leber "ziehen" am Zwerchfell und reizen es
  • verringerte Durchblutung von Leber oder Milz aufgrund der Anstrengung
  • zu schnelle Atmung
  • Essen direkt vor dem Sport, denn Blut wird dann im Magen für die Verdauung benötigt und das wird Zwerchfell weniger durchblutet
  • Ungleichgewicht der Mineralstoffe im Blut
  • Belastung der Bänder, welche die Organe im Bauchraum fixieren
  • Reizung des Bauchfells, das den Bauchraum von innen auskleidet

Seitenstechen ohne Anstrengung?

Zudem kann es insbesondere in der Frühschwangerschaft zu Seitenstechen kommen. Ursachen können das Wachstum und die Bewegungen des Babys sein. Auch Verdauungsprobleme können zu Seitenstechen führen. Treten die Beschwerden regelmäßig auf, ist sicherheitshalber eine gynäkologische Abklärung angezeigt.

Seitenstechen links oder rechts

Tritt Seitenstechen rechts ohne Anstrengung auf, könnte dies auf eine Lebererkrankung hindeuten. Seitenstich-ähnliche Schmerzen im linken Oberbauch könnten auf ein Problem mit der Milz zurückgehen.

Seitenstechen: Wann ist ärztlicher Rat wichtig?

Seitenstechen beim Sport ist in der Regel harmlos. Kommt es zu einem oder mehreren der folgenden Warnzeichen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden: 

  • regelmäßige Beschwerden
  • Seitenstechen ohne Anstrengung
  • dauerhafte Schmerzen unter dem Rippenbogen
  • häufiges Seitenstechen in der Schwangerschaft
  • weitere Beschwerden, etwa Atemnot, Krankheitsgefühl, Fieber

Welche Untersuchungen sind bei Seitenstechen notwendig?

Tritt Seitenstechen regelmäßig oder ohne körperliche Aktivität auf, könnte eine Erkrankung dahinterstecken. Um die genaue Ursache herauszufinden, sollte eine hausärztliche Praxis aufgesucht werden. Dort finden zunächst ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt. Häufiges Seitenstechen in der Schwangerschaft sollte gynäkologisch abgeklärt werden.

Besteht der Verdacht, dass eine Erkrankung der Leber oder der Milz hinter den Seitenstichen steckt, können weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen:

  • Blutuntersuchung
  • Ultraschall
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Angiographie (Untersuchung der Blutgefäße mit Kontrastmittel und anschließendem bildgebendem Verfahren wie CT oder Röntgen)
  • Leberbiopsie (Entnahme einer Gewebeprobe mit einer Hohlnadel)

Was tun bei Seitenstechen?

Gegen Seitenstiche hilft als Sofortmaßnahme, die Belastung zu reduzieren oder vorübergehend zu beenden. Eine vorgebeugte Körperhaltung und bewusst ruhige Atmung können ebenfalls Abhilfe schaffen. Ebenso kann mit der Hand sanfter Druck auf die schmerzhafte Stelle ausgeübt werden.

Auch Dehnübungen können helfen. Betroffene mit Seitenstechen können beispielsweise den Rumpf abwechselnd nach rechts und links beugen und dabei den jeweils anderen Arm über den Kopf ausstrecken. Wer sich nach links beugt, streckt den rechten Arm über den Kopf – beim Beugen nach rechts, wird der linke Arm über den Kopf gestreckt. Die Position jeweils für einen Moment halten, auf einen ruhigen Atem achten und mehrmals abwechselnd wiederholen.

Tipps: Wie lässt sich Seitenstechen vorbeugen?

Um Seitenstechen vorzubeugen, sind folgende Tipps geeignet:

  • zwei bis drei Stunden vor dem Joggen bzw. Sport keine Mahlzeit mehr zu sich nehmen
  • zuckerarme Ernährungsweise
  • mindestens zwei Liter täglich über den Tag verteilt trinken
  • gründliches Aufwärmen vor dem Sport
  • Dehnübungen für die Flanken, um die Muskulatur aufzuwärmen
  • Rumpfmuskulatur (die Muskeln im Bauch, Rücken und der Brust) kräftigen
  • Ausdauer durch Cardiotraining langsam steigern, etwa Laufen, Radfahren, Seilspringen oder Rudern
  • ruhig einatmen und ausatmen, ggf. Atemtraining