Schnarchen (Rhonchopathie): Ursachen und was tun?
Schnarchen – fast jede zweite Person ist betroffen. In den meisten Fällen ist Schnarchen gesundheitlich ungefährlich und insbesondere für andere Menschen störend. Manchmal kann es jedoch auch Anzeichen einer behandlungsbedürftigen Ursache sein. Was hinter Schnarchen stecken kann, wann ärztlicher Rat wichtig ist und was Betroffene tun können, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was genau ist Schnarchen?
Als Schnarchen wird ein im Schlaf auftretendes, knatterndes, atemabhängiges Geräusch bezeichnet. Die Geräusche entstehen durch Vibrationen des weichen Gewebes von Gaumen, Rachen oder Kehlkopf. Nächtliches Schnarchen kann eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel aufweisen – das entspricht etwa einem Presslufthammer in zehn Meter Entfernung. Leichtes, moderates Schnarchen gilt grundsätzlich als ungefährlich. Kommt es jedoch zusätzlich zu Atemaussetzern, kann das ein Hinweis auf Schlafapnoe sein.
Rund jede zweite Person schnarcht, wobei Männer häufiger als Frauen betroffen sind. Besonders oft schnarchen Menschen zwischen 45 und 55 Jahren.
Schnarchen: Ursachen und Risikofaktoren
Schnarchen kann Folge einer Verengung der oberen Atemwege und zeitgleich erschlaffter Muskulatur des Mund- und Rachenraums sein. Dadurch wird der Atemstrom abgebremst und kann so die weichen Bereiche des Gaumens, Rachens oder Kehlkopfs in Vibration versetzen – was letztlich die Geräusche erzeugt.
Folgende Ursachen können Schnarchen auslösen:
- behinderte Nasenatmung, durch geschwollene Schleimhäute (z. B. durch Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung oder Heuschnupfen) oder anatomische Besonderheiten (wie Polypen, vergrößerte Nasenmuschel oder Nasenscheidewandverkrümmung)
- Schlafapnoe-Syndrom
- Übergewicht (Adipositas), wodurch das Zwerchfell nach oben gedrückt wird und so die Atemwege verengt
- Fehlbildung oder Fehlstellung des Kiefers (Überbiss)
- Vergrößerung der Gaumen- und Rachenmandeln, des Gaumenzäpfchens oder des Zungen- oder Gaumengrunds
Zusätzlich können diese Risikofaktoren Schnarchen begünstigen:
- zunehmendes Alter
- männliches Geschlecht
- genetische Veranlagung
- Konsum von Alkohol oder Nikotin
- Einnahme von Schlafmitteln
Schnarchen bei Kindern
Auslöser von Schnarchen bei Kindern sind meist vergrößerte Gaumen- oder Rachenmandeln. Aber auch Übergewicht kommt als Ursache infrage. Wichtig ist eine kinderärztliche Untersuchung, um die genaue Ursache herauszufinden und gegebenenfalls zu behandeln.
Schnarchen: Bei diesen Symptomen ärztliche Hilfe einholen
In der Regel bemerken Betroffene das nächtliche Schnarchgeräusch selbst nicht, sondern werden von anderen Menschen darauf hingewiesen. Nur manchmal erwachen Betroffene selbst durch das eigene Schnarchen.
Es gibt allerdings einige Symptome, die auf Schnarchen und mögliche Atemstörungen wie kurzzeitige Atemstillstände in der Nacht hinweisen können:
- trockener Mund am Morgen
- Tagesmüdigkeit aufgrund des nicht erholsamen Schlafes
- morgens Kopfschmerzen
- Konzentrationsschwäche
- Gedächtnisstörungen
- depressive Verstimmungen bis hin zu Angstzuständen
- Schwindel
Wer unter derartigen Symptomen leidet, sollte ärztlichen Rat einholen.
Behandlung: Was tun gegen Schnarchen?
Grundsätzlich besteht bei Schnarchen keine medizinische Notwendigkeit einer Behandlung. Dennoch kann es für Betroffene und unter Umständen auch Partner*innen sinnvoll sein, etwas gegen das Schnarchen zu tun. Einfache Tipps und Hausmittel können oftmals schon hilfreich sein, das Schnarchen zu verhindern oder zu verringern:
- Gewichtsreduktion
- keinen Alkohol am Abend trinken
- Nikotinverzicht
- keine schweren Mahlzeiten zum Abendessen
- Schlafposition ändern und möglichst auf dem Bauch oder in Seitenlage schlafen
- wer nur in Rückenlagen schlafen kann, sollte sich erhöht auf ein Keil- oder Stillkissen legen
- auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus achten
- möglichst keine Schlafmittel einnehmen
- unter Umständen den Unterkiefer mithilfe einer zahnärztlichen Bissschiene (Protrusionsschiene) vorverlagern, um die Atemwege zu weiten
- abschwellende Nasensprays oder -tropfen können kurzfristig zum Einsatz kommen, um die Nasenatmung zu erleichtern
- spezielle Übungen für die Muskulatur im Mund- und Rachenraum können hilfreich sein
- Nasenpflaster aus der Drogerie oder Apotheke können die Nasenflügel von außen stabilisieren und so Schnarchen verhindern
- Nasenspreizer (Nasendilatatoren) und Clips aus Drogerie oder Apotheke können die Atmung durch die Nase erleichtern
Für Personen, die sich mit schnarchenden Menschen ein Bett teilen, kann es hilfreich sein, spezielle Ohrstöpsel zu tragen. Diese können gezielt das Schnarchen ausblenden und so zu einem erholsamen Schlaf verhelfen.
Operative Behandlung bei Schnarchen
Ein operativer Eingriff kommt bei Schnarchen möglicherweise infrage, wenn die Qualität des Schlafs stark eingeschränkt ist oder wie bei der Schlafapnoe ein Risiko für die Gesundheit und etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeht.
Abhängig der zugrunde liegenden Ursache kommen verschiedene operative Maßnahmen infrage:
- Kürzung oder Entfernung des Zäpfchens und Straffung des Gaumensegels
- Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) und Rachenmandeln (Adenektomie)
- Operation einer verkrümmten Nasenscheidewand (Nasenseptumplastik)
- Verkleinerung der Nasenmuscheln (Conchotomie)
Schlaftherapiegeräte und CPAP-Masken
Eine Therapie mit einer CPAP-Maske kommt erst infrage, wenn die Diagnose einer Schlafapnoe gestellt wurde. Bei dieser kontinuierlichen Positivdruckbeatmung (CPAP = continuous positive airway pressure) erzeugt ein Gerät über ein Gebläse einen Überdruck und überträgt ihn über eine Atemmaske zu den Atemwegen. Dieser Überdruck hält die Atemwege offen. Atemaussetzer und starkes Schnarchen lassen sich so bestenfalls verhindern.
Schnarchen: Welcher Arzt stellt die Diagnose?
Erste Anlaufstelle kann bei Schnarchen die hausärztliche Praxis sein. Je nach vermuteter Ursache erhalten Betroffene möglicherweise eine Überweisung zu einer Fachpraxis für Schlafmedizin, Hals-Nasen-Ohren- (HNO), Nerven- oder Lungenheilkunde.
Zunächst werden im Rahmen des ärztlichen Gesprächs Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und Einnahme von Medikamenten sowie zu den Schlafgewohnheiten gestellt. An die Anamnese schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei der Nase und Rachen kontrolliert werden.
Um Mund-, Nasen- und Rachenraum genauer auf die Ursachen des Schnarchens zu begutachten, können folgende bildgebende Verfahren veranlasst werden:
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Computertomographie (CT)
- Digitale Volumentomographie (DVT)
- Kephalometrie (Fernröntgen seitlich)
- Orthopantomogramm (OPG)
- Panoramaschichtaufnahme (PSA)
Unter Umständen können weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen wie eine Nasenspiegelung (Rhinoskopie), Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) oder Allergietests.
Schlaflabor und Polygraphie bei Verdacht auf Schlafapnoe
Wenn sich der Verdacht auf ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) erhärtet, ist es sinnvoll, eine Nacht im Schlaflabor zu verbringen. Dort werden verschiedene Körperwerte aufgezeichnet und zum Beispiel mit Hirnstrommessungen in Bezug gebracht, die über Tiefschlafphasen Auskunft geben. So lassen sich auch Atemaussetzer nachweisen.
Eine Art mobiles Schlaflabor für zu Hause ist die sogenannte Polygraphie. Die zu untersuchende Person bekommt ein kleines, mobiles Gerät mit nach Hause, das selbst angelegt werden kann und das über Nacht verschiedene Körperwerte aufzeichnet.