Schmerzen beim Stuhlgang: Ursachen und Therapie
Schmerzen beim Stuhlgang kommen häufig vor – aber kaum jemand spricht darüber. Vor allem Menschen mit chronischer Verstopfung oder anderen Magen-Darm-Beschwerden leiden häufig unter Schmerzen beim Stuhlgang. Welche Ursachen kommen infrage und was lässt sich gegen schmerzhaften Stuhlgang tun?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Schmerzen beim Stuhlgang: Überblick und begleitende Symptome
Fachleute ordnen Schmerzen beim Stuhlgang zu den sogenannten Proktalgien, zu denen auch weitere Analbeschwerden zählen. Sie können sich auf unterschiedliche Art äußern. Möglich ist etwa ein Brennen im Analbereich während der Darmentleerung. Zudem können die Schmerzen beim oder nach dem Stuhlgang auftreten. Kommt es häufig zu derartigen Beschwerden, schränken diese die Lebensqualität Betroffener stark ein.
Je nach zugrunde liegender Ursache können Schmerzen beim Stuhlgang mit weiteren Symptomen einhergehen:
- Blähungen
- Verstopfung
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Juckreiz am After
- Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
- Blut im Stuhl
- veränderte Farbe des Stuhlgangs
- Schmerzen im Unterleib
Schmerzen beim Stuhlgang: Welche Ursachen sind möglich?
Schmerzen beim Stuhlgang können verschiedene Ursachen haben. Häufig entstehen sie durch eine akute oder chronische Verstopfung. Ist der Stuhl sehr hart, müssen Betroffene stark pressen, um den Darm zu entleeren. Eine chronische Verstopfung begünstigt außerdem Hämorrhoiden, die wiederum selbst zu Schmerzen und Problemen beim Stuhlgang führen können. Auch eine Analthrombose, ein Blutgerinnsel in den kleinen Gefäßen des Analkanals, kann mit Schmerzen verbunden sein.
Bei Durchfall reizt der häufige Kontakt mit den Ausscheidungen unter Umständen die sensible Schleimhaut des Afters. In der Folge kann sich diese entzünden und rissig werden. Sobald die gereizten Schleimhäute dann mit Urin oder Stuhl in Berührung kommen, können brennende Schmerzen am After auftreten. Auch wer sehr scharf isst, empfindet mitunter einen brennenden Schmerz beim Stuhlgang. Meist liegen in solchen Fällen kleinste oberflächliche Risse der Analschleimhaut vor (Analrhagaden) und keine Fissur, wie manche Betroffene annehmen.
Bei einer Analfissur (Afterriss) handelt es sich um einen längs verlaufenden Riss der Schleimhaut im Bereich des äußeren Enddarms. Sie macht sich neben Schmerzen beim und nach dem Stuhlgang mitunter auch durch Blut im Stuhl bemerkbar.
Ebenfalls schmerzhaft sind Analabszesse, also eitrige Entzündungsherde, die sich im Gewebe abkapseln und zu starken Schmerzen beim Stuhlgang führen. Als Folge von Analabszessen können sich Analfisteln bilden – entzündlich veränderte, schlauchartige Gänge im Analbereich. Eher selten treten Analfisteln auch im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auf.
Zu den möglichen Ursachen für Schmerzen beim Stuhlgang zählt außerdem das Analekzem, eine unangenehme, stark juckende Entzündung am After, die mit einer geröteten Haut im Afterbereich einhergeht. Daneben können auch Geschlechtskrankheiten (wie Syphilis oder Feigwarzen) Schmerzen beim Stuhlgang verursachen. Selten sind dagegen bösartige Erkrankungen (wie Analkarzinom oder Enddarmkrebs) für die Beschwerden verantwortlich.
Schmerzen beim Stuhlgang in der Schwangerschaft und nach der Geburt
Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft oder nach der Geburt an Verstopfung und unter Schmerzen beim Stuhlgang. Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen ist die Verdauung während der Schwangerschaft verlangsamt. Denn durch die Hormonumstellung werden Bindegewebe und Muskeln weicher und schlaffer – und damit auch die Darmmuskulatur. Im Darm wird der Nahrungsbrei daher langsamer als sonst transportiert. Der Stuhl entwässert und wird hart. Als Folge müssen Betroffene beim Stuhlgang stärker pressen, was mit Schmerzen verbunden sein kann.
Zum anderen nimmt während der Schwangerschaft der Druck im Analbereich durch den wachsenden Bauch, das verstärkte Pressen bei Verstopfung und die hormonell bedingte Weitstellung der Blutgefäße zu. Das führt bei einigen Schwangeren zur Entwicklung von Marisken. Das sind harmlose äußere Hautfalten des Afters, die aber anschwellen und sich leicht entzünden können.
Möglicherweise kommt es während der Schwangerschaft zudem zu Hämorrhoiden. Ein solches Hämorrhoidalleiden ist nicht gefährlich, geht im fortgeschrittenen Stadium aber auch mit Schmerzen beim Stuhlgang einher. Weiterhin kann auch eine Analthrombose während der Schwangerschaft mit schmerzhaftem Stuhlgang verbunden sein.
Schmerzen beim Stuhlgang: Wann ist ärztlicher Rat notwendig?
Wer häufig unter Schmerzen beim Stuhlgang leidet, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen, insbesondere wenn weitere Beschwerden wie Blut im Stuhl auftreten. Da sich viele Analbeschwerden wie Hämorrhoiden in frühen Stadien gut behandeln lassen, sollten Betroffene eine ärztliche Untersuchung nicht aufschieben. Zudem ist es wichtig, potenziell bösartige Ursachen wie Analkrebs oder Darmkrebs auszuschließen, selbst wenn diese Erkrankungen selten auftreten.
Schmerzen beim Stuhlgang: Diagnose
Wer Schmerzen beim Stuhlgang hat, sollte sich zunächst an die hausärztliche Praxis wenden. Unter Umständen folgt die Überweisung an eine fachärztliche Praxis für Enddarmerkrankungen (proktologische Praxis).
Um eine Diagnose stellen zu können, werden im Rahmen der Anamnese einige Fragen gestellt, etwa:
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Nässt und juckt der After?
- Wie oft kommt es zu Stuhlgang?
- Findet sich im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier Blut?
- Kommt es häufig zu Verstopfung oder Durchfall?
- Sind ein Hämorrhoidalleiden oder andere Erkrankungen bekannt?
Anschließend erfolgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der Ärzt*innen die Analregion genauer begutachten. Dafür legen sich Betroffene seitlich mit angewinkelten Beinen auf einer Untersuchungsliege. Zunächst wird überprüft, ob bereits mit bloßem Auge erkennbare Veränderungen, Schleimhautrisse oder Entzündungen vorliegen. Mit dem Finger können zudem Veränderungen im Mastdarm ertasten werden (digital-rektale Untersuchung). Zusätzlich kann ein Spiegelinstrument Aufschluss geben: Indem das Gerät einige Zentimeter in den Analkanal eingeführt wird, lassen sich Auffälligkeiten erkennen (Proktoskopie).
Je nach Verdacht sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Ursache der Schmerzen beim Stuhlgang zu ermitteln. Dazu zählen beispielsweise:
- Blutuntersuchung
- Endoskopie des Mastdarms (Rektoskopie)
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Abstriche der Analschleimhaut
- Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie)
Video: Vergrößerte Hämorrhoiden
Schmerzen beim Stuhlgang: Wie erfolgt die Behandlung?
Welche Therapie sich bei Schmerzen beim Stuhlgang eignet, hängt von der jeweiligen Ursache der Beschwerden ab. Führt eine Verstopfung zu Schmerzen beim Stuhlgang, hilft es manchen Betroffenen bereits, sich mehr zu bewegen sowie genügend Flüssigkeit und Ballaststoffe zu sich zu nehmen. So wird die Konsistenz des Stuhls insgesamt lockerer, er kann schneller ausgeschieden werden und der Druck auf den Schließmuskel wird reduziert. Auch sanfte Bauchmassagen können dabei helfen, eine hartnäckige Verstopfung zu lösen.
Andere Patient*innen wiederum benötigen Medikamente wie Abführmittel oder Mittel, die die Darmpassage fördern (Prokinetika), um die Verstopfung zu lösen. Diese sollten jedoch nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden.
Bei vielen Analbeschwerden, die zu Schmerzen beim Stuhlgang führen, lindern Salben, Zäpfchen oder Einläufe (Klysmen) die Symptome – sie enthalten schmerzstillende sowie juckreiz- und entzündungshemmende Wirkstoffe (etwa Kortison, Lidocain und Hamamelis).
Auch Sitzbäder mit Kamille oder Teebaumöl erweisen sich möglicherweise als wohltuend – durch Studien belegt ist dies nicht. Wichtig ist jedoch, dass diese Stoffe hautverträglich sind und die Schleimhaut des Afters nicht zusätzlich reizen. Teebaumöl sollte stets verdünnt verwendet werden.
Operative Behandlungsmöglichkeiten
Bei einem Hämorrhoidalleiden als Ursache für die Schmerzen beim Stuhlgang reicht eine Therapie mit Salben und Zäpfchen häufig nicht aus. Dann ist es mitunter notwendig, die Knoten zu veröden (Sklerosierung), abzubinden (Ligatur) oder operativ zu entfernen. Eine Analvenenthrombose oder Analabszess kann unter Umständen ebenfalls chirurgisch behandelt werden.
Bösartige Tumoren im Anal- und unteren Darmbereich erfordern eine spezielle, umfangreiche Behandlung, wie etwa Chemo- und Strahlentherapie oder gegebenenfalls eine Operation.
Wie lassen sich Schmerzen beim Stuhlgang vorbeugen?
Wer häufig unter Schmerzen beim Stuhlgang leidet, kann diesen mit einigen Maßnahmen und Hausmitteln diesen möglicherweise vorbeugen:
- Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und Sport regen die Verdauung an und wirken sich positiv auf schmerzhaften Stuhlgang aus.
- ausreichend trinken: Rund eineinhalb Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee täglich gelten als ideal.
- Ernährung: Empfehlenswert ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Stuhlgang nicht unterdrücken: Der Stuhlgang sollte nicht unterdrückt und starkes Pressen zugleich vermieden werden.
- Toilettenpapier: Zudem empfiehlt es sich, weiches Toilettenpapier zu verwenden. Feuchtes Toilettenpapier enthält oftmals reizende Inhaltsstoffe, weshalb die meisten Produkte Schmerzen begünstigen. Alternativ kann das Toilettenpapier mit Leitungswasser befeuchtet und so Stuhl und Urin sanft entfernt werden.