Schmerzen beim Sex: Ursache und Therapie bei Männern
Schmerzen beim Sex (Dyspareunie) kommen bei Männern zwar deutlich seltener vor als bei Frauen, sind für Betroffene aber nicht weniger belastend. Was sind mögliche Ursachen und welche Behandlung hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wenn Männer Schmerzen beim Sex haben
Schmerzen beim Sex bezeichnen medizinische Fachleute auch als Dyspareunie. Generell sind Männer deutlich seltener von dem Problem betroffen als Frauen. Doch auch bei ihnen kann der Geschlechtsverkehr mit körperlichen Schmerzen einhergehen.
Hat ein Mann Schmerzen beim Sex, treten diese meist
- am Penis,
- in der Region zwischen After und den äußeren Geschlechtsorganen (Damm oder auch Perineum),
- an den Hoden (Hodenschmerzen) oder
- oberhalb des Schambeins
auf. In bestimmten Fällen kann sich der Schmerz auch durch die Harnröhre und den Samenleiter ziehen.
Wie äußern sich Schmerzen beim Sex?
Schmerzen beim Sex können sich für den Mann brennend, stechend oder ziehend anfühlen. Sie können ganz plötzlich auftreten und sehr stark sein (akute Schmerzen), sich langsam verschlimmern oder dauerhaft über einen langen Zeitraum bestehen (chronische Schmerzen).
Dabei können die Schmerzen erst beim Geschlechtsakt entstehen und sich mit zunehmender Erregung steigern oder schon vorher vorhanden sein und sich durch den Sex verstärken. Bei einigen Männern ist der Samenerguss beziehungsweise die Ejakulation mit Schmerzen verbunden.
Schmerzen beim Sex: Folgen für den Mann
Je nach Ausmaß können die Beschwerden unterschiedliche Folgen haben:
- Auswirkungen auf den Orgasmus: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können dazu führen, dass ein Mann den sexuellen Höhepunkt weniger intensiv oder gar nicht erlebt.
- Erektionsstörungen: In vielen Fällen ist wegen der Schmerzen bereits keine Erektion des Penis möglich.
- Libidoverlust: Auch wenn der Geschlechtsakt trotz der Schmerzen noch möglich ist, können Betroffene die Lust am Sex verlieren und grundsätzlich kein Bedürfnis mehr nach Geschlechtsverkehr haben. Dies kann für eine Partnerschaft auf Dauer eine Belastung darstellen.
- Psychische Probleme: Der hohe Leidensdruck kann sich auf die Psyche auswirken und etwa zu depressiven Verstimmungen führen.
Aufgrund der möglichen Folgen und weil hinter den Beschwerden ein gesundheitliches Problem stecken kann, sollten betroffene Männer zeitnah ärztlicher Rat einholen.
Ursachen: Warum haben Männer Schmerzen beim Sex?
Eine Dyspareunie beim Mann hat meist körperliche Ursachen. So ist oft eine Vorhautverengung (Phimose) für die Schmerzen beim Sex verantwortlich: Dabei ist die Vorhaut des Mannes so eng, dass sie sich nicht über die Eichel zurückschieben lässt. Eine Erektion des Penis ist dann in den meisten Fällen schmerzhaft.
Auch Entzündungen beziehungsweise Krankheiten sorgen häufig dafür, dass ein Mann Schmerzen beim Sex hat. Dazu gehören:
- Harnröhrenentzündung (Urethritis)
- Harnblasenentzündung (Zystitis)
- Eichelentzündung (Balanitis) und/oder Vorhautentzündung (Posthitis)
- Prostataentzündung (Prostatitis)
- Dickdarmentzündung (zum Beispiel Divertikulitis)
Geschlechtskrankheiten als Ursache
Darüber hinaus kommen verschiedene Geschlechtskrankheiten als Auslöser für die Beschwerden infrage. Hierzu zählen beispielsweise:
- Herpes genitalis
- Ulcus molle (weicher Schanker)
- Trichomoniasis
- Chlamydien
- Syphilis
- Tripper (Gonorrhö)
Penisverkrümmung führt zu Schmerzen beim Sex
Eine weitere mögliche Ursache für die Beschwerden ist die sogenannte Induratio penis plastica (IPP). Dabei handelt es sich um eine Gewebeveränderung im Penis. Sie kann dazu führen, dass der Penis im erigierten Zustand von der geraden Achse abweicht. Die sogenannte Penisverkrümmung kann angeboren sein oder etwa nach einer Verletzung entstehen.
Plötzliche und sehr starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können beim Mann durch einen sogenannten Penisbruch entstehen: Hierbei reißt ein Schwellkörper des Penis ein.
Schmerzen beim Sex: Weitere Ursachen beim Mann
Mitunter zählen auch Allergien zu den Auslösern: Eine allergische Reaktion auf
- latexhaltige Kondome,
- chemische Verhütungsmittel (Spermizide) oder
- Vaginalhygieneprodukte der Partnerin
kann die Eichel so reizen, dass der Geschlechtsverkehr als schmerzhaft empfunden wird.
Sehr selten kommt es vor, dass ein Mann aufgrund einer Krebserkrankung Schmerzen beim Sex hat. Möglich ist zum Beispiel Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium. Meist verspüren betroffene Männer dann aber bereits vor beziehungsweise unabhängig vom Geschlechtsverkehr Schmerzen.
Schmerzen beim Sex: Wie erfolgt die Diagnose?
Wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten, sollten der Mann nicht zögern und ärztlichen Rat einholen – zum Beispiel in einer urologischen Praxis. Dies gilt spätestens dann, wenn die Beschwerden wiederholt auftreten.
Der erste Schritt zur Diagnose ist eine ausführliche Befragung (Anamnese). So können zum Beispiel folgende Angaben erste Hinweise für mögliche Gründe liefern:
- Zu welchem Zeitpunkt treten die Schmerzen auf? Ist zum Beispiel schon die Erektion schmerzhaft oder treten die Schmerzen erst beim Sex auf?
- Sind die Schmerzen auch ohne Geschlechtsakt vorhanden?
- Fühlt sich der Schmerz dumpf, stechend oder brennend an?
- Bestehen irgendwelche Begleitsymptome, wie Schmerzen beim Wasserlassen?
- Wurden Penisveränderungen (etwa eine Vorhautverengung) bemerkt?
Um die Ursache für die Schmerzen weiter einzugrenzen, untersucht der*die Arzt*Ärztin anschließend die äußeren Geschlechtsorgane und die angrenzenden Körperregionen auf Rötungen, Entzündungen oder andere Auffälligkeiten.
Um die Diagnose zu sichern, können eine Blut- und Urinuntersuchung erfolgen. Zu den weiteren Maßnahmen zählen außerdem gegebenenfalls:
- eine Ultraschalluntersuchung des Penis und der Harnwege
- ein Abstrich zur möglichen Bestimmung von Bakterien, Viren oder Pilzen
- eine rektale Tastuntersuchung
- eine Computertomographie des Beckens
Schmerzen beim Sex: Wie erfolgt die Behandlung?
Je nach Ursache werden Schmerzen beim Sex unterschiedlich behandelt. Sind die Schmerzen beim Sex Symptom einer Erkrankung, muss diese in jedem Fall gezielt therapiert werden. Einige Beispiele:
Liegt beim Mann eine bakterielle Entzündung der Harnröhre oder Prostata vor, können Antibiotika zum Einsatz kommen. Um einer erneuten Infektion vorzubeugen, ist eine gute Genitalhygiene wichtig, zudem sollten Partner*innen mitbehandelt werden.
Unter Umständen ist eine chirurgische Behandlung notwendig: Steckt zum Beispiel eine Vorhautverengung hinter den Schmerzen beim Sex, kann der Mann dies durch einen kleinen Eingriff beheben lassen, bei dem die Vorhaut entfernt wird (sogenannte Beschneidung oder Zirkumzision). Auch bei einem Penisbruch ist ein schneller chirurgischer Eingriff ratsam.
Ist eine Überempfindlichkeit der Eichel oder eine Allergie des Mannes Auslöser der Schmerzen, sollten die auslösenden Produkte beziehungsweise Inhaltsstoffe vermieden oder durch Alternativen getauscht werden.