Ohrenschmerzen: Was können Betroffene tun?
Als Ohrenschmerzen werden alle Schmerzen bezeichnet, die im äußeren Ohr, im Mittelohr oder Innenohr auftreten – einseitig oder beidseitig. Besonders häufig sind Kinder betroffen. Welche Ursachen gibt es und was können Betroffene tun?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Ohrenschmerzen
Die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen sind Entzündungen des Mittelohrs oder Gehörgangs, Fremdkörper im Gehörgang, Verletzungen oder Druckveränderungen etwa beim Fliegen.
Hausmittel wie Zwiebelsäckchen, Wärme oder ein Dampfbad mit Kamille können die Beschwerden lindern.
Wie fühlen sich Ohrenschmerzen an?
Ohrenschmerzen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie können
- einseitig oder beidseitig bestehen,
- plötzlich auftreten und wieder verschwinden,
- länger anhalten,
- als drückender Schmerz oder Stechen im Ohr zu fühlen sein
- oder sich nur beim Kauen bemerkbar machen.
Die Ohren sind in ihren äußeren und mittleren Anteilen besonders schmerzempfindlich. Die feine Haut, die Knochen und Knorpel umgibt, ist von zahlreichen Nerven durchzogen.
Was hilft gegen Ohrenschmerzen?
Was genau gegen Ohrenschmerzen hilft, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ärzt*innen verschreiben Medikamente wie
- Antibiotika bei einer Infektion mit Bakterien und
- Antimykotika, wenn Pilze die Infektion auslösen.
Unter Umständen erhalten Betroffene mit Ohrenschmerzen auch weitere Medikamente, zum Beispiel Schmerzmittel wie Ibuprofen. Bei einer Entzündung des Gehörgangs kommen entzündungshemmende und antibiotische Ohrentropfen zum Einsatz.
Bei einer Mittelohrentzündung helfen mitunter auch abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen, damit die Ohren gut belüftet werden und Entzündungssekret abfließen kann. Auch bei Ohrenschmerzen im Rahmen einer Erkältung kann die Anwendung sinnvoll sein.
Welche Hausmittel helfen gegen Ohrenschmerzen?
Es gibt Hausmittel, die gegen Ohrenschmerzen helfen. Wichtig ist jedoch, dass Betroffene vor der Anwendung die Ursache der Ohrenschmerzen ärztlich abklären lassen. Mitunter ist die Einnahme von Medikamenten notwendig.
Folgende Hausmittel können dazu beitragen, die Ohrenschmerzen zu lindern:
Zwiebelsäckchen: Zwiebel klein schneiden, erwärmen, in ein Tuch wickeln und auf das schmerzende Ohr legen. Dabei sollte möglichst nur eine Stoffschicht zwischen Zwiebel und Ohr liegen, das Päckchen sollte möglichst klein sein.
Wärme: Zusätzlich wirkt Wärme oft wohltuend gegen Ohrenschmerzen. Dafür eignen sich etwa Rotlicht oder ein erwärmtes Traubenkernkissen.
Dampfbad: Ein Dampfbad mit Kamille kann entzündungshemmend wirken und so Ohrenschmerzen reduzieren. Hierfür einen Topf mit Kamillentee aufkochen und kurz ziehen lassen. Dann das betroffene Ohr für einige Minuten über den Wasserdampf halten.
Wie lässt sich Ohrenschmerzen vorbeugen?
Ohrenschmerzen lassen sich nicht immer verhindern. Mit einigen Tipps und Maßnahmen kann jedoch das Risiko für schmerzende Ohren reduziert werden:
Ohrreinigung: Die richtige Ohrreinigung ist essenziell, um Ohrenschmerzen vorzubeugen. Dabei ist es ausreichend, sichtbar austretendes Ohrenschmalz an der Ohrmuschel mit einem feuchten Lappen zu entfernen. Wattestäbchen sind ungeeignet, da sie die empfindliche Haut verletzen und so eine Infektion begünstigen können.
Zugluft meiden: Zugluft und Kälte sollten möglichst gemieden werden, weshalb sich vor allem im Winter das Tragen von Mützen und Schals empfiehlt.
Bei Schnupfen: Vor allem bei einer beginnenden Erkältung mit Schnupfen ist es wichtig, ausreichend zu trinken, um den Schleim zu verflüssigen. Auch ein abschwellendes Nasenspray kann hilfreich sein, um die Ohren gut zu belüften und Schmerzen vorzubeugen.
Beim Schwimmen: Wer häufig unter Ohrenschmerzen nach einem Schwimmbadbesuch leidet, kann mit speziellen Ohrstöpseln aus der Apotheke oder einer Badehaube diesen vorbeugen. So lässt sich verhindern, dass Wasser ins Ohr gelangt, was Entzündungen begünstigt.
Ohrstöpsel wechseln: Menschen, die häufig Ohrstöpsel tragen, sollten diese regelmäßig säubern und wechseln. Auf ihnen vermehren sich oft Erreger, die Ohrenschmerzen auslösen können.
Druckausgleich: Bei Ohrenschmerzen während einer Flugreise können ebenfalls spezielle Ohrstöpsel zum Druckausgleich aus der Apotheke verwendet werden. Auch Kaugummikauen oder Schlucken sind hilfreiche Maßnahmen.
Begleitende Symptome bei Ohrenschmerzen
Da sich im Ohr das Hörorgan und das Gleichgewichtsorgan befinden, treten bei Ohrenschmerzen manchmal zusätzlich begleitende Symptome wie Hörprobleme und Schwindel auf. Daneben haben Betroffenen zum Beispiel häufig ein Fremdkörpergefühl im Ohr oder Ohrgeräusche (Tinnitus). In manchen Fällen kann sich Flüssigkeit im Ohr befinden und austreten. Auch ein Jucken im Ohr ist möglich.
Ohrenschmerzen: Wann ist ärztlicher Rat nötig?
Menschen mit Ohrenschmerzen fragen sich häufig, wann sie zum*zur Arzt*Ärztin gehen sollten. Kommt es zu Schmerzen oder etwa Druck im Ohr nach einer Flugreise oder einem Aufenthalt im Schwimmbad, verschwinden die Beschwerden oft von allein.
Halten die Ohrenschmerzen jedoch an und kommt es zu weiteren Symptomen, wie
- Fieber,
- Schwindel,
- Hörproblemen oder
- Ausfluss von Sekret aus dem Gehörgang,
sollten Betroffene umgehend einen Termin in einer Hals-Nasen-Ohren-(HNO) oder hausärztlichen Praxis vereinbaren. Eine zu späte oder falsche Behandlung von Ohrenschmerzen oder deren Grunderkrankung kann schlimmstenfalls zu bleibenden Schäden im Ohr führen.
Ursachen: Was kann Ohrenschmerzen auslösen?
Ohrenschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben. Auch die Intensität der Ohrenschmerzen variiert je nach der zugrunde liegenden Ursache. Mitunter strahlen auch Schmerzen anderer Erkrankungen, die nicht die Ohren betreffen, bis in die Ohrregion aus.
Mögliche entzündliche Ursachen sowie Infekte, die Ohrenschmerzen bedingen, sind:
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- äußere Gehörgangsentzündung (Otitis externa)
- Erkältung (grippaler Infekt)
- Grippe (Influenza)
- Corona-Infektion
- Furunkel im Ohr oder Gehörgang
- Wundrose (Erysipel)
- Gürtelrose (Herpes zoster)
- Ohrmuschelentzündung (Perichondritis)
- Infektion der Gehörgangshaut mit Pilzen oder Bakterien
- Entzündungen des Warzenfortsatzes (Mastoiditis)
- Mandelentzündung (Tonsillitis)
- Entzündungen im Bereich der Zähne wie Zahnfleischentzündungen
- Ohrspeicheldrüsenentzündung etwa durch Mumps oder Masern
Zudem kommen auch nicht-entzündliche Ursachen für Schmerzen in den Ohren infrage:
- Gelenkerkrankungen im Kiefer
- Karies oder Zahnverletzungen
- Nervenbeeinträchtigungen im Bereich der Halswirbelsäule
- Fremdkörper im Gehörgang, etwa zu viel Ohrenschmalz, ein Ohrenschmalzpfropf, Schmutz, Kinderspielzeug oder Insekten
- Trommelfellverletzungen wie ein Loch im Trommelfell
- Tumor im Gehörgang oder in der Ohrmuschel
- Ohrverletzungen
Außerdem spüren manche Menschen zum Beispiel beim Fliegen, Tauchen oder bei Autofahrten mit großem Höhenunterschied Schmerzen oder einen unangenehmen Druck im Ohr: In diesem Fall ist ein veränderter Luftdruck verantwortlich für die Ohrenschmerzen.
Ohrenschmerzen bei Kindern
Besonders häufig sind Kinder von Ohrenschmerzen betroffen – Jungen häufiger als Mädchen. In sehr vielen Fällen ist dann eine Mittelohrentzündung Auslöser der Schmerzen. Grund ist, dass die Verbindungsröhre zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr bei Kindern kürzer ist als bei Erwachsenen. Bakterien gelangen deshalb bei einer Erkältung oder Grippe leichter in das Mittelohr und rufen dort eine Entzündung hervor.
Ohrenschmerzen: Wie erfolgt die Diagnose?
Bei Ohrenschmerzen besteht der erste Schritt der Diagnose in einer ausführlichen Befragung (Anamnese). Dabei erkundigt sich der*die Arzt*Ärztin nach Art, Ort, Dauer und Intensität der Ohrenschmerzen. Darauf folgt die genaue Untersuchung der Ohren. Dabei sieht sich der*die Arzt*Ärztin zunächst die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang an, um anschließend das Trommelfell mithilfe einer Ohrspiegelung (Otoskopie) genauer zu betrachten. Gegebenenfalls wird ein Abstrich aus dem Ohr entnommen, um mögliche Erreger zu bestimmen.
Um zu testen, ob die Ohrtrompete (Tuba) durchlässig ist, können bei Ohrenschmerzen verschiedene Tubenfunktionsprüfungen zum Einsatz kommen. Um eine mögliche Hörminderung festzustellen, stehen unterschiedliche Hörtests zur Verfügung.
Je nachdem, welche Ursache hinter den Ohrenschmerzen vermutet wird, sind zur weiteren Diagnose zusätzliche Untersuchungen sinnvoll, wie zum Beispiel
- Röntgenuntersuchung des Kiefers
- zahnärztliche Kontrolle
- Blutuntersuchung
- Spiegelung des Nasen-Rachen-Raums