Ödem: Schwellung durch Wassereinlagerungen
Ein Ödem (Wassersucht) kann harmlos sein und nur vorübergehend auftreten – zum Beispiel infolge hormoneller Veränderungen in der Schwangerschaft. Hinter Wassereinlagerungen etwa in Beinen, Füßen oder im Bauch können jedoch auch verschiedene Erkrankungen stecken. Wann sollten Ödeme ärztlich abgeklärt werden und wie lassen sich Wassereinlagerungen loswerden? Das erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Ödem
Verschiedene Medikamente wie beispielsweise einige Blutdrucksenker, hormonelle Präparate, Antidepressiva, Kortikosteroide und Diabetesmedikamente können bei manchen Menschen zu Wassereinlagerungen führen.
Gegen Wassereinlagerungen kann es beispielsweise helfen, salzarm zu essen, geschwollene Füße oder Beine zu kühlen und hochzulegen, Wechselduschen zu machen und sich regelmäßig zu bewegen. Falls die Ödeme sehr plötzlich und stark auftreten, sich durch die genannten Maßnahmen nicht bessern oder weitere Symptome wie Atemnot hinzukommen, ist dringend ärztlicher Rat gefragt.
Ödemen, die durch hormonelle Veränderungen entstehen, lassen sich nur bedingt vorbeugen. Der Verzehr entwässernder Lebensmittel, ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie regelmäßige Bewegung und Wechselduschen tragen jedoch dazu bei, die Schwellungen gering zu halten.
Beim Reinke-Ödem handelt es sich um eine Verdickung der Stimmlippen durch Flüssigkeitsansammlungen aufgrund von Überbeanspruchung. Sie sind harmlos, können aber je nach Größe den Eingang zum Kehlkopfeingang verengen und zu Atembeschwerden führen.
Was ist ein Ödem?
Ein Ödem ist eine übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit im Raum außerhalb der Körperzellen, die eine Schwellung verursacht. Eine solche Wassersucht entsteht, wenn Wasser aus den Gefäßen heraustritt und sich im Gewebe oder in bestimmten Körperräumen wie der Bauchhöhle einlagert.
Ein Ödem kann überall im Körper vorkommen. Meistens sammelt sich Wasser in den Beinen oder Armen an, dann sprechen Fachleute von einem "peripheren Ödem".
Ödem: Wassereinlagerungen in Beinen und Armen erkennen
Typische Anzeichen für Arm- oder Beinödeme sind:
- dicke, schwere Beine oder Arme (vor allem abends)
- warme, gespannte Haut im Bereich des Ödems
- eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Gelenke
- manchmal Schmerzen
- Gewichtszunahme
- wenn man mit dem Finger auf den angeschwollenen Bereich drückt, bleibt für eine kurze Zeit eine sichtbare Delle zurück
Sonderformen von Ödemen
Darüber hinaus unterscheiden Fachleute beim Ödem je nach Ursache und Lage spezielle Formen, zum Beispiel:
Myxödem: Myxödeme treten vor allem im Gesicht, um die Augen herum, an den Armen und Händen auf. Sie sind meist Folge einer schweren Schilddrüsenunterfunktion, wenn sich übermäßig viele Zucker-Eiweiß-Verbindungen im Gewebe einlagern.
Lymphödem: Das Lymphsystem sorgt dafür, dass Flüssigkeit aus dem Gewebe in das Blutsystem überführt wird. Bei einem Lymphödem ist dieses System gestört und es sammelt sich Lymphflüssigkeit im Gewebe an, vor allem in den Beinen.
Quincke-Ödem (Angioödem): Ein Quincke-Ödem führt zu Schwellungen der Haut und Schleimhäute im Kopf- und Halsbereich, vor allem an Lippen, Augenlidern, Zunge und
Rachen. Es entsteht entweder infolge einer allergischen Reaktion oder durch einen Enzymmangel.Reinke-Ödem: Dabei handelt es sich um Wassereinlagerungen an den Stimmlippen infolge von starker Stimmbelastung. Es tritt meist an beiden Seiten auf und kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Die Stimme klingt in der Folge häufig heiser oder versagt ganz.
Lipödem: Beim Lipödem vermehren sich die Fettzellen unkontrolliert im Fettgewebe der Unterhaut. Zwischen den Fettzellen lagert sich Wasser ein.
Aszites (Bauchwassersucht): Wassereinlagerungen im Bauch verursachen selbst meist keine Beschwerden, sind aber häufig Symptom einer ernsten Erkrankung wie einer schweren Rechtsherzinsuffizienz oder einer Leberzirrhose. Aber auch der sogenannte "Hungerbauch" bei Mangelernährung ist ein Beispiel für Bauchwassersucht.
Lungenödem: Ein Lungenödem ist lebensbedrohlich und muss notärztlich behandelt werden. Häufig ist es Folge einer akuten Linksherzinsuffizienz, weil sich Blut in der Lunge staut.
Ursachen: Wie entsteht ein Ödem?
Zu Ödemen kommt es, wenn Flüssigkeit aus dem Blutplasma aus den Blutgefäßen nach außen strömt. Zum Beispiel aus folgenden Gründen:
- erhöhter Druck von innen auf die Gefäßwände
- erhöhter osmotischen Druck in einem Blut- oder Lymphgefäß
- verminderter Eiweißgehalt im Blutplasma (Hypoproteinämie)
- die Kapillarwände sind durchlässiger als normalerweise
- der Lymphabfluss ist gestört
Harmlose Ursachen für Ödeme
Harmlose Ursachen für Wassereinlagerungen sind:
- langes Stehen oder Sitzen
- hohe Temperaturen
- hormonelle Veränderungen während des weiblichen Zyklus, insbesondere vor der Periode (prämenstruelles Syndrom, PMS)
In solchen Fällen verschwindet die Wassersucht in der Regel rasch von selbst wieder.
Mitunter entsteht ein Ödem auch als Nebenwirkung von Medikamenten. So können beispielsweise Kortison oder gefäßerweiternde Mittel und NSAR-Schmerzmittel (wie Acetylsalicylsäure) eine Wassersucht verursachen.
Krankhafte Ursachen für ein Ödem
Ein Ödem kann auch Anzeichen für eine ernste gesundheitliche Störung sein. Zum Beispiel:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Thrombose, Venenschwäche, Krampfadern oder Herzinsuffizienz kommt es durch den Rückstau von Blut, erhöhte Druckverhältnisse und/oder eine ineffiziente Pumpleistung des Herzens zu Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen ins Gewebe.
Nierenerkrankungen: Bei chronischen Nierenerkrankungen wie dem nephrotischen Syndrom sind die Nieren nicht in der Lage, überschüssige Flüssigkeit und Abfallstoffe aus dem Körper zu filtern, was Ödeme zur Folge hat. Zudem führen sie zu einem Mangel des Proteins Albumin, das normalerweise dabei hilft, Flüssigkeit in den Blutgefäßen zu halten.
Lebererkrankungen: Lebererkrankungen wie eine Leberzirrhose (z. B. nach langjährigem Alkoholmissbrauch) führen dazu, dass weniger des Proteins Albumin produziert wird und mehr Flüssigkeit aus den Blutgefäßen austritt. Zudem kann es bei Lebererkrankungen zu einer Störung der Regulation von Hormonen kommen, die den Salz- und Wasserhaushalt im Körper steuern.
Lungenerkrankungen: Ein Lungenemphysem, COPD oder eine Lungenembolie können zu Ödemen führen, weil sie unter anderem einen erhöhten Druck in den Lungengefäßen, Entzündungen oder einen gestörten Blutfluss begünstigen.
Mangelernährung: Durch einen ernährungsbedingten Eiweißmangel, etwa bei einer Essstörung, kommt es zu Wassereinlagerungen.
Entzündungen, Allergien und Verletzungen: Entzündungsstoffe wie Histamine und Zytokine machen die Blutgefäße durchlässiger und führen so zu Ödemen. Allergische Reaktionen, Verletzungen wie Prellungen, Arthritis oder andere entzündliche Erkrankungen und bakterielle Infektionen können daher Wasseransammlungen zur Folge haben.
Erkrankungen des Hormonsystems: Hormonelle Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom können Ödeme hervorrufen. Beim Cushing-Syndrom wird zu viel Kortisol produziert. Dadurch wird weniger Natrium und Wasser ausgeschieden und es kommt zu Wassereinlagerungen.
Tumoren: Selten sind Tumoren die Ursache für Ödeme, etwa wenn sie auf Blutgefäße und Lymphbahnen drücken und so den Abfluss von Blut und Lymphe behindern.
Wann werden Ödeme gefährlich?
Mitunter sind Ödeme Anzeichen einer dringend behandlungsbedürftigen Erkrankung. Folgende Warnzeichen erfordern eine sofortige ärztliche Kontrolle:
- das Ödem tritt sehr plötzlich auf
- die Schwellung ist sehr stark
- es kommen starke Schmerzen hinzu
- das Ödem tritt einseitig in einem Bein auf (möglicher Hinweis auf tiefe Venenthrombose, in diesem Fall droht eine Lungenembolie)
- es kommen weitere Symptome wie Kurzatmigkeit und Atemnot hinzu
- es besteht Fieber, der geschwollene Bereich ist gerötet und überwärmt
Ödeme in der Schwangerschaft
Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft sind sehr häufig und meist harmlos. Sie entstehen zum einen durch hormonelle Veränderungen: Östrogen und Progesteron fördern die Erweiterung der Blutgefäße, was die Durchlässigkeit der Kapillaren erhöht und so mehr Flüssigkeit in das umliegende Gewebe austreten lässt. Zum anderen sorgen die wachsende Gebärmutter und das Baby für Druck auf die Venen, was den Rückfluss des Blutes zum Herzen erschwert und somit Ödeme fördert.
Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft können allerdings auch krankhafte Ursachen haben – zum Beispiel eine Präeklampsie ("Schwangerschaftsvergiftung"). Bei Beschwerden wie geschwollenen Hände und Schwellungen im Gesicht sowie Schmerzen im Oberbauch und starken, anhaltenden Kopfschmerzen sollte sich die Schwangere rasch ärztlich untersuchen lassen.
Wassereinlagerungen loswerden: Behandlung eines Ödems
Wie ein Ödem behandelt wird, hängt vor allem von seiner Ursache ab. Wichtig ist, eine mögliche Grunderkrankung, etwa von Herz, Nieren oder Leber, zu therapieren.
Es kann jedoch auch sinnvoll sein, direkt gegen die Wassereinlagerungen vorzugehen. Zum Beispiel mit folgenden Maßnahmen:
Diuretika: Wenn eine Erkrankung von Herz, Nieren oder Leber hinter der Wassersucht steckt und der ganze Körper betroffen ist (generalisiertes Ödem), sind dazu unter anderem entwässernde Medikamente (Diuretika) geeignet. Meist kommen sie in Tablettenform zum Einsatz.
Antihistaminika und Kortison: Ist das Ödem infolge einer Allergie entstanden, kommt in der Regel ein Antiallergikum und/oder Kortison zum Einsatz.
Kompressionsstrümpfe: Unter anderem bei venösen Ödemen und Lymphödemen können Kompressionsstrümpfe und -verbände helfen, den venösen Rückfluss zu verbessern und die Flüssigkeitsansammlung in den Beinen zu reduzieren.
Lymphdrainage: Die manuelle Lymphdrainage fördert den Abtransport des Gewebewassers beim Lymphödem.
Eiweißsubstitution: Ist ein Eiweißmangel an der Entstehung der Wassersucht beteiligt, kann die Zufuhr von Proteinen helfen.
Langfristig stehen bei einem Ödem Bewegung und Physiotherapie an erster Stelle – vor allem, wenn venöse Durchblutungsstörungen in den Beinen für die Wassersucht verantwortlich sind.
Was kann man selbst tun gegen Wassereinlagerungen?
Leichte und lokale Ödeme lassen sich häufig mit verschiedenen Maßnahmen loswerden. Zum Beispiel:
- Hochlagern: Die geschwollene Gliedmaße hochzulagern erleichtert das Abschwellen
- Bewegung: Bewegung aktiviert die Venenpumpe, fördert den Rücktransport des Bluts zum Herzen und verhindert, dass sich das Blut in den Beinen staut und das Wasser unter dem Druck ins Gewebe ausweicht. Besonders geeignet sind Venengymnastik, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren.
- Ernährung: Eine salzarme Ernährung, kaliumreiche Lebensmittel und eine ausreichende Trinkmenge tragen dazu bei, Schwellungen zu reduzieren.
- Kühlen: Kalte Umschläge oder kalte Duschen sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen und die Schwellung zurückgeht.
- Entwässernde Mittel: Tees mit Brennnesseln oder Johanniskraut fördern die natürliche Flüssigkeitsausscheidung. Menschen mit Herz- und Nierenerkrankungen sowie Schwangere und Stillende sollten entwässernde Mittel nur nach Absprache mit einer*einem Ärztin*Arzt einnehmen.
- Durchblutung fördern: Wechselduschen und Kneipp-Bäder können die Durchblutung fördern und dazu beitragen, Ödemen vorzubeugen.
- Übergewicht vermeiden: Ein zu hohes Körpergewicht erhöht den Druck auf die Venen und begünstigt Ödeme.