Frau mit Nierenstau fasst sich an den unteren Rücken.
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Nierenstau (Hydronephrose): Symptome und Behandlung

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2023

Beim Nierenstau sammelt sich Urin im Nierenbecken, weil er nicht abfließen kann. Grund dafür sind häufig verengte ableitende Harnwege. Die Behandlung dieses Symptoms ist von der zugrunde liegenden Erkrankung abhängig. Mögliche Symptome und was Ursachen sind.

Zusammenfassung

  • Definition: Beim Nierenstau staut sich Urin bis in das Nierenbecken. Dieses und die Nierenkelche erweitern sich dadurch krankhaft.
  • Symptome: Typischerweise treten Bauch- und Flankenschmerzen sowie Schmerzen beim Wasserlassen auf. Aber auch blutiger Urin, verstärkter Harndrang, Harnverhalt, Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen sind unter anderem möglich.
  • Ursachen: Einem Nierenstau liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde, darunter Nierensteine, Entzündungen, Tumoren oder Druck auf die Harnleiter, zum Beispiel bei einer Schwangerschaft.
  • Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Es kommen unter anderem konventionelle Therapien zum Einsatz wie viel Trinken, aber auch Antibiotika, Katheter sowie Operationen. In manchen Fällen setzt die*der Ärztin*Arzt eine Harnleiterschiene ein.
  • Diagnose: Die körperliche Untersuchung und ein Ultraschall geben erste Hinweise. Diese werden durch Laboruntersuchungen von Urin und Blut und manchmal durch weitere Diagnosemethoden ergänzt.
  • Verlauf: Je früher der Nierenstau behandelt wird, desto günstiger sind Verlauf und Prognose. 
  • Vorbeugung: Als eine Ursache von Nierenstau lassen sich nur die Nierensteine durch eine ausreichende Trinkmenge, regelmäßige Bewegung und den Verzicht von Lebensmitteln wie Spinat und Rhabarber vorbeugen.

Was ist ein Nierenstau?

Von einem Nierenstau (Hydronephrose) ist die Rede, wenn sich der Harn bis zu den Nieren staut, weil er nicht mehr in Richtung Blase abfließen kann. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom als Folge unterschiedlicher Ursachen. Dauert der Nierenstau längere Zeit an, kann es zu einem Nierenversagen kommen. Mitunter ist auch die Rede von einer Stauungsniere oder Harnstauungsniere. 

Welche Symptome treten bei einem Nierenstau auf?

Der Nierenstau kann lange Zeit unbemerkt bleiben oder von wenig konkreten Symptomen begleitet werden, wenn sich das Nierenbecken langsam erweitert. Dies ist tückisch, da sich trotzdem bereits Schäden an der Niere ausbilden können. 

Wiederkehrende Harnwegsinfektionen oder häufig dumpfe Rückenschmerzen auf Höhe der Nieren können erste Hinweise auf eine Hydronephrose oder auf eine Blockade in den Harnwegen geben. Da sich auf Dauer geschädigtes Nierengewebe nicht mehr erholt, ist es wichtig, Nierenbeschwerden zeitnah ärztlich untersuchen zu lassen.

Wird der Nierenstau durch eine Infektion der Harnwege oder einen Nierenstein ausgelöst, treten die Symptome in der Regel schlagartig auf. Typisch sind dann:

Der Harnverhalt, also die Unfähigkeit, die Harnblase zu entleeren, gilt als deutliches Warnzeichen für eine Nierenerkrankung und erfordert eine zeitnahe ärztliche Behandlung. Kann der Körper den Urin und die darin enthaltenen Harnstoffe nicht mehr ausscheiden, nimmt auch der restliche Körper Schaden. Wenn sich zusätzlich Bakterien im gestauten Urin vermehren, ist eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) möglich.

Wodurch wird ein Nierenstau verursacht?

Zu einem Nierenstau kann es kommen, wenn sich das Nierenbecken und die Nierenkelche krankhaft erweitern. Dabei handelt es sich um Strukturen der oberen Harnwege. Hat sich beispielsweise in einem Harnleiter ein Harnstein gebildet, stört diese Verengung den Harnabfluss: Es kommt zu einer Stauung des Urins im darüber liegenden Nierenbecken. Dauert dieser Harnstau über Tage oder Wochen an, steigt der Druck im Nierenbecken. Dadurch weitet es sich und drückt auf das umliegende Gewebe, was die normale Nierenfunktion stören kann.

Weitere Ursachen für einen Nierenstau

Neben Nierensteinen kommen folgende Ursachen für einen Nierenstau infrage: 

  • Tumoren, beispielsweise in Harnleiter, Harnblase, Eierstöcken, Darm oder Prostata, die mit zunehmender Größe auf die Harnleiter drücken können
  • Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane wie Endometriose oder Abszesse
  • Extrauteringravidität (Einnistung der befruchteten Eizelle unter anderem in Eileiter, Eierstock oder Bauchraum)
  • Harnwegsinfektionen
  • Druck auf die Harnwege durch entzündete und geschwollene angrenzende Organe oder bei Schwangerschaft
  • angeborene Fehlbildungen der Harnleiter
  • verengte oder verletzte Harnwege als Folge einer Operation im Bauchraum oder der Harnwege
  • Medikamente

Wie sieht die Behandlung beim Nierenstau aus?

Die Therapie richtet sich nach der Ursache für den Nierenstau sowie dessen Ausmaß. Das erste Ziel der Behandlung ist, dass der Urin schnellstmöglich wieder abfließen kann und sich so gegebenenfalls die Nierenfunktion bessert. Verordnete Medikamente lindern die Schmerzen.

Ist der Nierenstau einem Nierenstein geschuldet, lässt sich dieser bis zu einer bestimmten Größe konservativ behandeln. Das bedeutet, dass die betroffene Person vermehrt trinken sollte und Schmerz- sowie krampflösende Medikamente erhält. Löst sich der Stein und wandert ab, dann ist das Wasserlassen wieder möglich und der Nierenstau bildet sich zurück. Große Nierensteine können im Rahmen einer Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie) entfernt werden.

Bei anderen Ursachen steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. So zum Beispiel bei Diabetes insipidus, bei welchem der Nierenstau nicht durch eine Verengung in den ableitenden Harnwegen ausgelöst wird. Zur Behandlung anderer Ursachen kommen folgende Behandlungsoptionen infrage:

  • Antibiotikatherapie
  • dauerhaft angelegter Blasenkatheter
  • Harnleiterschienen, um den Harnleiter geöffnet zu halten
  • Operationen, beispielsweise bei einer vergrößerten Prostata

Wie erfolgt die Diagnose beim Nierenstau?

In der hausärztlichen Praxis folgt der Anamnese, also dem Gespräch, in dem Symptome und die gesundheitliche Vorgeschichte erörtert werden, eine körperliche Untersuchung. Dazu gehört unter anderem:

  • Messung von Körpertemperatur, Blutdruck und Puls
  • Untersuchung der Flanken auf Flankenklopfschmerz oder tastbare Schwellungen, wie sie von Tumoren kommen können
  • Abtasten der Lymphknoten
  • Eine rektale Untersuchung bei Verdacht auf Prostatavergrößerung, -karzinom oder einen Stuhlstau (Koprostase)
  • Abtasten der Blase auf eine Vergrößerung
  • neurologische Untersuchungen, wenn die Beschwerden auf eine Nervenerkrankung zurückgeführt werden

Ergänzend zur körperlichen Untersuchung werden im Labor Urin und Blut untersucht. Zudem wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Unter Umständen erhalten Betroffene eine Überweisung an eine Fachpraxis der Urologie, wo weitere Untersuchungen angeordnet werden können, wie:

  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Uterorenoskopie (endoskopische Untersuchung von Harnleiter und Nierenbecken)
  • Intravenöse Urographie (durch Kontrastmittel werden die ableitenden Harnwege dargestellt und sichtbar gemacht, ob eine Harnabflussstörung vorliegt)
  • Retrograde Pyelografie (Darstellung von Harnleiter und Nierenbeckenkelchsystem)

Wie verläuft ein Nierenstau?

Der Verlauf eines Nierenstaus ist von der Grunderkrankung und davon abhängig, inwieweit er die Niere bereits geschädigt hat. Wird er rasch behandelt und treten keine Komplikationen auf, kann sich die Niere innerhalb von Tagen bis Wochen wieder erholen. Ein länger andauernder Nierenstau führt in der Regel zu permanenten Nierenschäden. Zudem können Komplikationen auftreten, wie:

  • Nierenkolik
  • Reißen der Harnleiter (Ruptur) durch den erhöhten Druck
  • akutes oder chronisches Nierenversagen
  • Komplikationen nach einer operativen Behandlung
  • Voranschreiten der Grunderkrankung
  • wiederkehrende Nierensteine

Nach vollendeter, aber auch bei laufender Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sinnvoll.

Lässt sich einem Nierenstau vorbeugen?

Einem Nierenstau lässt sich nicht immer vorbeugen, beispielsweise, wenn er durch einen Tumor ausgelöst wird, oder auch im Rahmen einer Schwangerschaft auftritt. Allgemein ist es jedoch sinnvoll, darauf zu achten, täglich ausreichend zu trinken. Empfehlenswert sind neben Wasser und kohlensäurearmen Getränken auch Nieren-, Kamillen- oder Blasentees.

Generell ist es sinnvoll, auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Dazu gehört auch regelmäßige körperliche Bewegung wie Schwimmen oder Fahrradfahren, um die Nierentätigkeit anzuregen. Lebensmittel wie Spinat, Rhabarber oder Mangold können Nierensteine begünstigen, daher empfiehlt sich nur ein Verzehr in Maßen.