Nachtschweiß: Ab wann ist nächtliches Schwitzen bedenklich?
Nachts schweißgebadet aufzuwachen, ist unangenehm, aber meist harmlos. In einigen Fällen kann Nachtschweiß jedoch auch auf eine Erkrankung hinweisen. Länger anhaltendes nächtliches Schwitzen sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden. Lesen Sie, ab wann man von Nachtschweiß spricht und was Betroffene tun können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Nachtschweiß
Von Nachtschweiß sprechen Fachleute, wenn eine Person nachts regelmäßig intensiv schwitzt. Schlafanzug und Bettzeug können so durchnässt sein, dass sie gewechselt werden müssen. Eine nur leicht feuchte Haut ist dagegen nicht als nächtliche Hyperhidrose anzusehen.
Eine ärztliche Abklärung ist sinnvoll, wenn die nächtlichen Schwitzattacken regelmäßig und über einen längeren Zeitraum auftreten. Auch, wenn weitere unspezifische Beschwerden hinzukommen, ist eine medizinische Untersuchung ratsam.
Nachtschweiß ist ein häufiges Begleitsymptom einiger Krebserkrankungen wie Lymphdrüsenkrebs und Leukämie. Der Körper erkennt die Krebszellen als fremd, dieser Abwehrprozess kann eine Entzündungsreaktion hervorrufen, die wiederum zu Schweißausbrüchen führt. Auch Hormon- und Stoffwechselveränderungen im Rahmen von Krebs können nächtliches Schwitzen auslösen.
Nachtschweiß: Was ist das?
Von Nachtschweiß ist die Rede, wenn eine Person nachts übermäßig stark schwitzt. Eine solche nächtliche Hyperhidrose kann ein Symptom unterschiedlicher Krankheiten sein oder ein eigenständiges Krankheitsbild ohne weitere erkennbare Ursache darstellen.
Warum schwitzen wir?
Schwitzen ist zunächst ein natürlicher Prozess, den der Körper nutzt, um die Temperatur zu regulieren. Wenn die Schweißdrüsen aktiviert werden, produzieren sie Schweiß, der auf der Haut verdunstet und eine kühlende Wirkung hat – ähnlich wie bei einem Ventilator. Dieser Mechanismus ist besonders wichtig, um bei körperlicher Anstrengung oder an heißen Sommertagen eine Überhitzung des Körpers zu verhindern.
Auch nachts ist eine gewisse Schweißproduktion völlig normal. Denn im Schlaf kommt es zu Temperaturschwankungen. So sinkt die Körpertemperatur in der Tiefschlafphase ab, während sie in der REM-Phase (Traumschlaf) leicht ansteigen kann.
Regelmäßiges nächtliches Schwitzen ohne erklärbare Ursache kann jedoch auf eine Erkrankung hinweisen und sollte daher dringend ärztlich abgeklärt werden. Zudem führt intensiver Nachtschweiß in vielen Fällen zu Schlafstörungen, da Betroffene häufig aufwachen und sich am nächsten Morgen nicht erholt fühlen.
Ursachen für Nachtschweiß
Eine erhöhte Schweißproduktion im Schlaf ist nicht immer ein Hinweis auf eine Erkrankung. In vielen Fällen handelt es sich um eine natürliche Reaktion des Körpers, um die ideale Körpertemperatur zu regulieren, zum Beispiel, wenn es im Schlafzimmer zu warm ist. Als Richtwert für optimale Raumtemperatur gelten 18 bis 20 Grad Celsius.
Weitere mögliche unbedenkliche Gründe für nächtliches Schwitzen sind:
- eine zu dicke Bettdecke oder ein zu warmer Schlafanzug beziehungsweise Bekleidung aus synthetischen Materialien
- scharfe Gewürze oder üppige Mahlzeiten vor dem Schlafengehen
In manchen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache feststellen. Fachleute sprechen dann von idiopathischem Nachtschweiß.
Krankhafte Ursachen von Nachtschweiß
In einigen Fällen können nächtliche Schweißausbrüche ein Hinweis auf eine körperliche oder psychische Erkrankung sein. Zu den möglichen Ursachen zählen:
- akute und chronische Infektionskrankheiten, z. B. Grippe, Herzinnenhautentzündung (Endokarditis), Tuberkulose, Pfeiffersches Drüsenfieber, Malaria, Borreliose
- Autoimmunerkrankungen, etwa Kollagenosen, chronische Polyarthritis, Polymyalgia rheumatica (PMR), Granulomatose oder Riesenzellarteriitis (RZA)
- Krebserkrankungen wie Leukämie und das Hodgkin-Lymphom (häufig in Kombination mit Fieber und ungewollter Gewichtsabnahme)
- neurologische Erkrankungen, z. B. Morbus Parkinson, Epilepsie, Schlaganfall
- hormonelle Störungen, etwa Schilddrüsenüberfunktion
- Stoffwechselerkrankungen, z.B. Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus
- psychische oder psychosomatische Ursachen wie Stress oder Angsterkrankungen
- Übergewicht (Adipositas)
- sonstige Erkrankungen wie Schlafapnoe (meist in Kombination mit Schnarchen), ME/CFS und Refluxkrankheit (GERD)
Hormonell bedingter Nachtschweiß bei Frauen und Männern
Hormonelle Veränderungen sowie Erkrankungen und medizinische Eingriffe, die das Hormonsystem beeinflussen, sind ebenfalls eine häufige Ursache für Nachtschweiß.
Mögliche hormonelle Ursachen bei Frauen sind etwa:
- Menopause und Wechseljahre, wenn der Östrogenspiegel sinkt, was neben zahlreichen anderen Symptomen auch zu Hitzewallungen führt
- Frühschwangerschaft, da in dieser Phase vermehrt Progesteron ausgeschüttet wird
- Ovarialinsuffizienz (Eierstockschwäche)
Gründe für hormonell bedingte nächtliche Schwitzattacken bei Männern sind:
- Andropause, wenn der Testosteronspiegel sinkt und es neben Nachtschweiß unter anderem zu Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und einer verminderten Libido kommt
- Orchiektomie (operative Entfernung eines oder beider Hoden), die z. B. bei Prostatakrebs durchgeführt wird
Nachtschweiß durch Medikamente
Bestimmte Medikamente können Nachtschweiß als Nebenwirkung verursachen, darunter:
- Antidepressiva
- Neuroleptika
- Betablocker
- Hormonpräparate
- fiebersenkende Mittel
- Medikamente gegen Asthma bronchiale
Auch der Entzug von Drogen kann Schwitzattacken im Schlaf auslösen.
B-Symptomatik: Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsabnahme
Tritt eine erhöhte Schweißproduktion zusammen mit Fieber und ungewolltem Gewichtsverlust auf, spricht man von einer sogenannten B-Symptomatik. Diese Kombination kann auf schwerwiegende Erkrankungen wie Tuberkulose, eine HIV-Infektion oder Krebserkrankungen hinweisen. Das gleichzeitige Auftreten dieser Symptome ist jedoch noch keine Diagnose und bedarf gründlicher Untersuchungen.
Wann zum Arzt bei Nachtschweiß?
Schweißausbrüche in der Nacht können ein Warnsignal des Körpers sein, das nicht ignoriert werden sollte. Grundsätzlich empfiehlt es sich, ärztlichen Rat aufzusuchen, wenn Nachtschweiß
- besonders stark ist,
- über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder auftritt und
- nicht durch Veränderungen der Schlafumgebung oder des Lebensstils verschwindet.
Nachtschweiß: Wie erfolgt die Diagnose?
Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Je nach vermuteter Ursache kann dann eine Überweisung an eine Facharztpraxis erfolgen.
Die*der Ärztin*Arzt wird im Rahmen eines Gesprächs (Anamnese) zunächst fragen,
- seit wann der Nachtschweiß besteht,
- wie häufig er vorkommt (z. B. jede Nacht oder mehrmals im Monat…),
- wie stark das nächtliche Schwitzen ist und ob
- weitere Beschwerden wie Fieber oder eine unerklärliche Gewichtsabnahme vorliegen.
Auch wird erfragt, ob der*die Patient*in bestimmte Medikamente einnimmt oder unter Vorerkrankungen leidet.
Nach dem Gespräch erfolgt eine gründliche Untersuchung, unter anderem durch:
- Abhören von Herz und Lunge (Auskultation)
- Messung von Körpertemperatur, Puls und Blutdruck
- Abtasten der Lymphknoten
- Inspektion der Haut
- Bluttests
Je nachdem, welche Erkrankung die*der Ärztin*Arzt vermutet, können weiterführende Untersuchungen notwendig sein. Möglich sind etwa bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung und Röntgenaufnahmen.
Nachtschweiß: Was hilft?
Da nächtliche Schwitzattacken durch ganz unterschiedliche Umstände oder Erkrankungen hervorgerufen werden können, ist die Therapie von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Einige Beispiele:
Steckt eine bakterielle Infektion hinter dem Nachtschweiß, ist gegebenenfalls eine Behandlung mit Antibiotika nötig.
Löst ein Medikament das Schwitzen aus, kann das Mittel nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt oder durch ein anderes Präparat ersetzt werden.
Ist nächtliches Schwitzen psychischer Natur, kann gegebenenfalls eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Tipps gegen Nachtschweiß ohne körperliche Ursachen
Lässt sich keine erkennbare Ursache für den Nachtschweiß finden, können unter Umständen folgende Maßnahmen Abhilfe schaffen:
- üppige, fettige und scharf gewürzte Mahlzeiten vor dem Schlafengehen vermeiden
- auf koffeinhaltige Getränke und Alkohol am Abend verzichten
Zudem sollten Betroffene für gute Schlafbedingungen sorgen: Neben einer zu hohen Raumtemperatur kann eine zu feuchte oder trockene Luft den Schlaf ebenfalls stören und nachts Hitzewallungen auslösen.