Muskelzucken: Was ist die Ursache?
Muskelzucken tritt häufig am Oberarm, Bein oder Augenlid auf – meist in Ruhe, wenn die Muskeln nicht aktiv sind. Eine Erkrankung wie ALS steckt nur selten dahinter. Bei vielen Betroffenen treten Muskelzuckungen vor allem bei Stress oder Angst auf, sind also psychosomatisch bedingt. Hier erfahren Sie, welche Ursachen infrage kommen und wann ärztliche Hilfe nötig ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist die Ursache für Muskelzucken?
Muskelzucken kann überall im Körper auftreten. Besonders häufig kommt es jedoch in den Beinen (Waden und Oberschenkeln), Armen und Augen vor. Und zwar typischerweise in Ruhe: Obwohl man den Muskel nicht bewusst anspannt, zieht er sich wiederholt leicht zusammen. Die feinen, unwillkürlichen Bewegungen sind meist kaum spürbar und nur beim genauen Hinschauen als Zucken unter der Haut zu sehen. Fachleute bezeichnen sie auch als Faszikulationen.
Mögliche Ursachen von Muskelzucken sind zum Beispiel
- psychische Einflüsse wie Stress, Angst oder Nervosität,
- Schlafmangel,
- körperliche Überlastung (z. B. durch intensives Training),
- ein Übermaß an Koffein oder
- ein Mangel an Nährstoffen (z. B. Magnesium oder Kalium).
Außerdem gibt es Medikamente (z. B. Diuretika, Kortikoide, Hormone) und Drogen (z. B. Amphetamine), deren Einnahme zu Muskelzucken führen kann.
Bei welchen Krankheiten kommt es zu Muskelzuckungen?
Seltener ist eine Erkrankung Ursache der Zuckungen, etwa:
- Diabetes mellitus (Polyneuropathie)
- Nervenerkrankungen wie amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Epilepsie oder Parkinson
- Erkrankungen des Gehirns (z. B. Gehirnentzündung, Gehirntumor)
- Infektionen
- Autoimmunerkrankungen wie das Isaacs-Syndrom
Die Zuckungen sind bei diesen Erkrankungen ein Anzeichen für Nervenschäden: Das Gehirn ist über Nervenbahnen mit der Muskulatur verbunden. Es steuert die Aktivität der Muskeln, indem es ihnen über die Nerven Signale schickt. Wenn ein Nerv geschädigt ist, funktioniert die Kommunikation zwischen Gehirn und Muskel unter Umständen nicht mehr richtig.
Myoklonien: Ruckartige Zuckungen
Im Unterschied zu den Faszikulationen sind bei den sogenannten Myoklonien größere Muskelpartien betroffen und das ruckartige Zucken der Muskulatur ist von außen deutlich sichtbar. In der Regel sind diese Zuckungen ebenfalls harmlos und können beispielsweise in der Einschlaf- und Aufwachphase auftreten. Seltener werden sie durch Erkrankungen wie Epilepsie und Multiple Sklerose ausgelöst.
Weitere Symptome bei neurologischen Erkrankungen
Neurologische Erkrankungen können sich unter anderem in Muskelzucken äußern – aber nicht nur. Meist haben Betroffene in diesem Fall noch weitere Symptome. ALS zum Beispiel macht sich häufig bereits zu Beginn durch Muskelschwäche, Sprechstörungen und schmerzhafte Krämpfe bemerkbar. Eine durch Diabetes bedingte Polyneuropathie ruft Kribbeln und Missempfindungen hervor.
Kann Muskelzucken psychosomatisch bedingt sein?
Oft lässt sich Muskelzucken nicht auf eine körperliche Erkrankung zurückführen. Fachleute sprechen dann auch von benignen Faszikulationen, also gutartigen Zuckungen. Bei vielen Betroffenen treten diese nur oder vor allem dann auf, wenn sie Stress oder Angst haben.
Deshalb vermutet man, dass das Phänomen psychosomatisch bedingt ist. Das heißt: Es beruht offenbar auf Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper. Durch die psychische Anspannung werden einzelne Nerven leichter erregbar.
Warum, ist noch nicht geklärt. Wie bei vielen psychosomatischen Phänomenen ist die genaue Ursache bislang nicht bekannt. Klar ist, dass das Zucken meist wieder abklingt, sobald der Stress nachlässt.
Muskelzucken am Auge
Viele Menschen haben immer mal wieder ein zuckendes Augenlid. Zum Beispiel, wenn sie sich gestresst fühlen oder zu viel Alkohol oder Kaffee getrunken haben. Das ist zwar störend, aber fast immer harmlos.
Die genaue Ursache von Augenzucken ist noch nicht geklärt. Zwar gibt es Nervenerkrankungen, die sich durch Zuckungen äußern können. Dazu zählt etwa die amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Typisches Muskelzucken bei ALS tritt aber in der Regel an den Armen, Beinen, Füßen und Händen auf, nicht an den Augen.
Muskelzucken im Bein und Arm: Wann ärztlichen Rat einholen?
In der Regel lässt Muskelzucken in den Armen oder Beinen nach kurzer Zeit von selbst wieder nach. Wenn die Zuckungen nicht mehr aufhören oder immer wieder auftreten, sollte jedoch ärztlicher Rat eingeholt werden. Das gilt insbesondere, wenn weitere Beschwerden wie zum Beispiel Muskelschwäche oder Krämpfe hinzukommen. In diesem Fall könnte eine Erkrankung die Ursache sein, zum Beispiel die amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
Dann können beispielsweise elektrodiagnostische Tests wie die Elektromyographie (EMG) zur Diagnose beitragen.
Lässt sich Muskelzucken behandeln?
Wer sehr häufig unter störendem Muskelzucken ohne krankhafte Ursache leidet, kann selbst oder mit ärztlicher Hilfe versuchen herauszufinden, was der Grund dafür sein könnte und dann Abhilfe schaffen:
Fehlt es dem Körper an Nährstoffen wie Magnesium oder Kalium? In ärztlicher Absprache können Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz kommen oder die Ernährung wird umgestellt.
Ist dauernder Stress das Problem, können Entspannungstechniken, autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder auch eine Psychotherapie helfen.
Könnten Schlafmangel oder ein ungesunder Lebensstil mit viel Alkohol, Koffein und Nikotin hinter den Muskelzuckungen stecken? Dann ist möglicherweise eine Änderung der Lebensgewohnheiten sinnvoll.
Ist das Muskelzucken Nebenwirkung eines Medikaments, kann dieses möglicherweise durch ein anderes Präparat ersetzt werden. Eigenständig absetzen sollte man das Medikament jedoch nicht.
Im seltenen Fall, dass eine Nervenerkrankung die Ursache der Muskelzuckungen ist, richtet sich die Behandlung nach der Art der Erkrankung. In den meisten Fällen sind sowohl Medikamente als auch andere Maßnahmen wie Physiotherapie und Ergotherapie notwendig.