Muskelschwund (Muskelatrophie)
Muskelschwund kann harmlose Ursachen haben oder auch auf Erkrankungen hindeuten. Erfahren Sie, wie sich Muskelschwund äußert und welche Gründe es für die Muskelabnahme geben kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Muskelschwund (Muskelatrophie)
Als Muskelschwund bezeichnet man die Abnahme der Muskelmasse. Der Fachausdruck hierfür lautet Muskelatrophie. Die Muskelmasse nimmt dabei entweder ab, weil
- die Anzahl der Muskelzellen geringer wird oder
- die einzelnen Muskelzellen kleiner werden.
Muskelschwund kann einseitig oder symmetrisch auftreten und sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Manche Betroffene bemerken vielleicht, dass ein Arm oder Bein im Vergleich zum anderen dünner wirkt. Möglicherweise tritt zudem auch eine Muskelschwäche auf – dies muss jedoch nicht zwingend miteinander einhergehen.
Nicht immer fällt ein Muskelschwund direkt ins Auge, weil sich bei manchen Erkrankungen gleichzeitig das Fett- oder Bindegewebe vermehrt und den Schwund gewissermaßen ausgleicht. Selbst starker Muskelschwund kann so unter Umständen verborgen bleiben.
Muskelschwund (Muskelatrophie): Ursachen
Für Muskelschwund (Muskelatrophie) kann es unterschiedliche Ursachen geben. Zum einen kann die Muskelmasse abnehmen, wenn man Muskeln zu wenig benutzt. Diese Art von Muskelschwund entsteht meist allmählich und tritt häufig bei Menschen auf, die sich allgemein wenig bewegen. Ebenso kommt es im Alter bei vielen Menschen zu Muskelschwund, weil sie eventuell nicht mehr so aktiv sind wie früher oder gesundheitliche Probleme haben.
Auch Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt bewegen können, sind oft von solch einem Muskelschwund betroffen, zum Beispiel bei
- Bettlägerigkeit,
- Ruhigstellung von Gliedmaßen (z. B. durch Gipsverband) oder
- eingeschränkter Bewegungsfähigkeit infolge eines Schlaganfalls, chronischer Schmerzen oder Ähnlichem.
Sind Gliedmaßen ruhiggestellt, kann sich bereits nach wenigen Tagen ein Muskelschwund einstellen, sofern man nicht beispielsweise begleitend mit Krankengymnastik oder ähnlichen Maßnahmen entgegenwirkt.
Ein Muskelschwund entsteht ebenfalls bei fehlender Schwerkraft, etwa bei einem Aufenthalt im Weltall.
Zu Muskelschwund kann es andererseits auch kommen, wenn an Gehirn, Rückenmark, Nerven oder Muskeln Erkrankungen vorliegen oder diese verletzt worden sind.
Außer durch zu wenig Bewegung beziehungsweise Inaktivität kann Muskelschwund beispielsweise auftreten bei
- Mangelernährung beziehungsweise längeren Hungerphasen,
- auszehrenden Erkrankungen (wie Krebs, AIDS oder COPD),
- neuromuskulären Erkrankungen, wie zum Beispiel
- amyotropher Lateralsklerose (ALS),
- Guillain-Barré-Syndrom,
- multipler Sklerose (MS),
- Kinderlähmung (Polio),
- Arthrose,
- rheumatoider Arthritis,
- Rückenmarksverletzungen,
- Schädigungen eines einzelnen Nervs (z. B. Karpaltunnelsyndrom),
- Nervenschädigungen durch Unfälle, Diabetes mellitus, starken Alkoholkonsum oder Giftstoffe,
- spinale Muskelatrophie
- Muskeldystrophie (erblich bedingte Erkrankungen, die mit Muskelschwund einhergehen) oder
- Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden (z. B. bei Morbus Cushing).
Muskelschwund: Diagnose
Um herauszufinden, was hinter dem Muskelschwund steckt, wird der Arzt oder die Ärztin zunächst einige Fragen stellen und die Krankengeschichte aufnehmen. Von Interesse ist hierbei neben den Beschwerden auch, welche Medikamente Betroffene aktuell einnehmen oder eingenommen haben.
Gegebenenfalls wird man den Umfang der betroffenen Gliedmaßen messen und testen, inwieweit Kraft und Bewegung beeinträchtigt sind. Möglicherweise hält die Ärztin oder der Arzt den Befund auch fotografisch fest.
Verschiedene weitere Untersuchungen können dabei helfen, bei Muskelschwund eine Diagnose zu stellen, wie zum Beispiel:
- Blutuntersuchungen (z. B. Kreatinkinase),
- bildgebende Untersuchungen, beispielsweise
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung
- Gewebeproben von Muskeln oder Nerven
- Elektromyographie
Muskelschwund: Behandlung
Welche Therapie bei Muskelschwund (Muskelatrophie) die richtige ist, hängt vor allem von der jeweiligen Ursache ab. Liegt dem Muskelschwund eine Erkrankung zugrunde, so muss diese behandelt werden. In manchen Fällen lassen sich jedoch nur die Symptome behandeln, nicht aber die eigentliche Ursache.
Hat sich die Muskelatrophie beispielsweise im Rahmen einer therapeutischen Ruhigstellung mittels eines Gipsverbands entwickelt, gewinnen die betroffenen Muskeln ihre Kraft nach Gipsabnahme in der Regel innerhalb einiger Wochen und Monate wieder zurück. Teilweise lässt sich ein Muskelschwund allerdings selbst bei intensivem Krafttraining auch Jahre danach noch feststellen. Müssen Gliedmaßen aus medizinischen Gründen ruhiggestellt werden, kann eine begleitende Physiotherapie dabei helfen, einem Muskelschwund entgegenzuwirken.
Je nach Ursache der Muskelatrophie können Maßnahmen wie die folgenden ein Teil der Behandlung sein:
- Bewegungstraining (z. B. Aquatraining, gezieltes Krafttraining)
- Elektrostimulation der betroffenen Muskulatur
- Krankengymnastik bzw. Physiotherapie
- Ergotherapie
- Operationen
- Medikamente
Abhängig von der Art der Erkrankung lässt sich die betroffene Muskulatur nicht in allen Fällen wieder aufbauen.