Ständige Müdigkeit: Ursachen und was hilft
Müdigkeit ist zunächst ein normaler, nicht krankhafter Zustand: Dahinter können körperliche oder seelische Anstrengungen stecken – und natürlich zu wenig Schlaf. Wenn man sich allerdings ständig müde fühlt, ohne dass dies zu erklären ist, kann es ein Symptom für eine Erkrankung sein. Welche Ursachen dahinter stecken können und was hilft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Müdigkeit: Normal oder krankhaft?
Nur sehr wenige Menschen suchen ärztlichen Rat, weil sie sich müde und abgeschlagen fühlen. Oft geschieht dies erst, wenn eine scheinbar grundlose und ständige Müdigkeit den Alltag beeinträchtigt. Dabei kann die Abgeschlagenheit dadurch entstehen, dass man sich entweder dauernd müde fühlt (sog. Dauermüdigkeit) oder zu schnell ermüdet.
Das Gefühl der Erschöpfung, das sich bei ständiger Müdigkeit breitmacht, äußert sich zum einen durch körperliche Schlappheit und eine Neigung einzuschlafen. Zum anderen wirkt sich die Übermüdung auch auf nicht-körperliche Bereiche aus: Wer müde und schlapp ist, …
- … fühlt sich lust- und antriebslos (= emotionale Aspekte),
- … ist in seiner geistigen Leistungsfähigkeit eingeschränkt (= kognitiver Aspekt) und
- … zeigt einen Leistungsknick (= Verhaltensaspekt).
Über 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind manchmal oder häufig so müde, dass sie sich davon beeinträchtigt fühlen. Frauen empfinden häufiger eine so starke Müdigkeit als Männer. Angehörige höherer sozialer Schichten und Menschen in Partnerschaften sind seltener betroffen.
Ursachen für ständige Müdigkeit
Die möglichen Gründe für ständige Müdigkeit sind vielfältig. So kann eine körperliche oder seelische Anstrengung dauerhaft müde machen, aber auch Schlafmangel oder Schlafstörungen. Neben diesen einfachen, nicht unbedingt krankhaften Gründen kann dauerhafte Ermüdung allerdings auch ein Symptom für eine Störung oder Erkrankung sein.
Ursachen können unter anderem sein:
- Schlafapnoe
- Virusinfektion der Atemwege
- Eisenmangel (Blutarmut oder Anämie), Vitamin-B-12-Mangel, Folsäure-Mangel
- niedriger Blutdruck
- Schilddrüsenunterfunktion
- Diabetes mellitus
- Hepatitis
- Zöliakie
- Long-Covid/Post-Covid
- seelische Störungen und psychische Belastungen (wie Depressionen, Burnout und Angststörungen)
- chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS)
- Fibromyalgie
- neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose oder Parkinson)
- (in seltenen Fällen) Krebserkrankungen
Auch einige Medikamente wie Blutdruck senkende Mittel, Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und Parkinsonmittel können Grund für eine ständige Müdigkeit sein.
Ebenso können alle suchterzeugenden Substanzen müde machen – dies gilt vor allem für Alkohol. Außerdem kommen für eine krankhaft häufige oder ständige Müdigkeit verschiedene Umwelteinflüsse als Ursachen infrage – wie Blei, Amalgam, Kohlenmonoxid oder Kohlenwasserstoffe.
In den meisten Fällen ist ständige Müdigkeit kein Anzeichen für Krebs – dennoch ist es ratsam, auf Nummer sicher zu gehen: Wer sich permanent müde und schlapp fühlt, sollte zum*zur Arzt*Ärztin gehen. Dort kann mithilfe verschiedener Untersuchungen überprüft werden, ob die Beschwerden auf Krebs hinweisen oder nicht.
Therapie: Was tun bei ständiger Müdigkeit?
Wenn die ständige Müdigkeit keine organische Ursache hat, kann man selbst einiges tun, um gegen die Müdigkeit anzugehen.
Tipps gegen Müdigkeit:
- ausreichender Schlaf und Erholung für den Körper
- regelmäßiger Tagesrhythmus mit Pausen
- Wechselduschen nach dem Aufstehen, um den Kreislauf anzuregen
- Bewegung (z. B. Spaziergänge) an der frischen Luft
- Verzicht auf Beruhigungsmittel und Alkohol
- Konsum von Kaffee, Tee und Schokolade einschränken, nur bei Bedarf
- ausreichend Trinken
- gesunde, ausgewogene Ernährung
Wer müde ist, weil er*sie nicht ein- oder durchschlafen kann, kann nach ärztlicher Rücksprache und wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind, vorübergehend Schlafmittel (z. B. Doxylamin, Flurazepam) einnehmen, um die Schlafstörungen zu lindern und so die Müdigkeit zu bekämpfen. Bei leichten Schlafstörungen helfen oft auch pflanzliche Mittel wie Baldrian, Hopfen oder Melisse.
Ist eine andere Grunderkrankung (z. B. Atemwegsinfektion durch Viren, Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus) Auslöser für die ständige Müdigkeit, steht die Therapie dieser Krankheit im Vordergrund.
Wann zum Arzt bei ständiger Müdigkeit?
Wenn die ständige Müdigkeit über längere Zeit die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität stark einschränkt, sollte die Ursache abgeklärt werden. In der ärztlichen Befragung wird beispielsweise Folgendes geklärt:
- Ausmaß der Müdigkeit: Verspüren Sie eher einen Energiemangel oder Schläfrigkeit oder sind Sie oft so müde, dass Sie einnicken? Ist der Alltag deutlich beeinträchtigt?
- Dauer der Müdigkeit: Seit wann fühlen Sie sich ständig müde und schlapp?
- Tageszeitlicher Verlauf: Sind Sie schon morgens immer müde oder setzt die Müdigkeit später ein? Sind Sie dann gleichbleibend müde oder nimmt die Müdigkeit und Abgeschlagenheit im Lauf des Tages zu/ab?
Um die Ursache der ständigen Müdigkeit abzuklären, sind auch Informationen zur beruflichen, familiären und sonstigen sozialen Situation wichtig. Im Arztgespräch wird deshalb geklärt:
- Schlafdauer und Schlafqualität
- Vorerkrankungen
- Auffälligkeiten wie schnarchen
- Medikamente, die eingenommen werden
Um nach organischen Ursachen der Müdigkeit zu suchen, ist eine körperliche Untersuchung nötig, bei der unter anderem die Leber, Milz und Lymphknoten abgetastet, das Herz und die Lunge abgehört und die oberen Atemwege und Schleimhäute kontrolliert werden.
Je nachdem, welche Gründe für die Müdigkeit vermutet werden, können weitere Untersuchungen folgen.