Libidoverlust: Ursachen und Behandlung sexueller Unlust
Gelegentlich keine Lust auf Sex zu haben, ist ganz normal. Hält die Unlust jedoch über längere Zeit an, kann das belastend sein – und möglicherweise steckt eine sexuelle Funktionsstörung dahinter. Was sind die Ursachen für sexuelle Unlust bei der Frau und beim Mann und was kann man dagegen tun?
Häufige Fragen und Antworten zu Libidoverlust
Zuerst sollten mögliche Ursachen abgeklärt werden. Manchmal ist eine Hormonbehandlung oder eine Medikamentenumstellung nötig, oft kann eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.
Es gibt keine Medikamente oder Hausmittel, die nachweislich gegen sexuelle Unlust helfen. Wichtig ist es, die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln, wenn ein Leidensdruck besteht. Hilfreich kann jedoch eine Kombination aus ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Entspannung sein.
Besonders hormonelle Veränderungen, etwa nach einer Geburt oder in den Wechseljahren, beeinflussen die Libido bei Frauen. Auch Stress, Beziehungsprobleme und gesellschaftliche Erwartungen können eine Rolle spielen.
Bei Frauen äußert sich ein Libidoverlust häufig in einem fehlenden Verlangen nach Intimität und einer geringeren Erregbarkeit beim Geschlechtsverkehr. Bei Männern zeigt er sich oft durch vermindertes sexuelles Interesse oder Erektionsprobleme.
Was ist Libidoverlust?
Als Libidoverlust wird eine anhaltende sexuelle Lustlosigkeit bezeichnet. Betroffene verspüren über einen längeren Zeitraum hinweg ein vermindertes sexuelles Verlangen oder gar kein Interesse an sexuellen Aktivitäten. Ein vorübergehendes Nachlassen der Libido ist jedoch nicht ungewöhnlich – etwa nach der Geburt eines Kindes oder bei körperlichen Erkrankungen.
Problematisch wird der Libidoverlust meist erst dann, wenn er mit persönlichem Leidensdruck einhergeht oder die Partnerschaft belastet. Dauert der Verlust der Libido mehr als sechs Monate an, sprechen Fachleute von einer sexuellen Luststörung oder Appetenzstörung.
Hinweis: Fehlendes Lustempfinden ist eine der häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen, rund die Hälfte von ihnen ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Bei Männern ist es weniger als ein Drittel.
Ursachen: Woher kommt die sexuelle Unlust?
Ein Libidoverlust kann durch körperliche, psychische oder soziale Faktoren verursacht werden.
Körperliche Ursachen für Libidoverlust
Verschiedene Erkrankungen sowie hormonelle Veränderungen, die zu einer Abnahme des sexuellen Verlangens führen können, sind beispielsweise:
Störungen wie Testosteronmangel, eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Ungleichgewichte (beispielsweise in den Wechseljahren)
chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder rheumatische Beschwerden
urologische und gynäkologische Erkrankungen wie Vernarbungen, Zysten oder eine erektile Dysfunktion (Erektionsstörung)
Krebserkrankungen (sowohl die Krankheit selbst als auch Behandlungen wie eine Chemotherapie)
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (beispielsweise durch Vaginismus)
bestimmte Medikamente (wie Antidepressiva, Blutdrucksenker, Neuroleptika oder hormonelle Verhütungsmittel
Psychosoziale Ursachen für Libidoverlust
Zu den psychischen und sozialen Belastungen, die die Libido beeinflussen, gehören:
berufliche oder persönliche Belastungen (Stress)
Konflikte in der Partnerschaft oder mangelnde emotionale Nähe
Existenzängste, Arbeitslosigkeit oder unrealistische Vorstellungen von Sexualität
Bewegungsmangel und Adipositas (Übergewicht)
übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum
Wichtig: Asexualität kann auch mit wenig oder gar keinem sexuellen Verlangen einhergehen. Sie ist jedoch eine natürliche Variation der Sexualität und keine Störung. Asexuelle Menschen empfinden dies in der Regel nicht als belastend und können Intimität ohne Sex erleben.
Symptome: Wie äußern sich Libidoverlust und Appetenzstörung?
Sexuelle Unlust äußert sich vor allem durch eine anhaltende oder wiederkehrende Verminderung des sexuellen Verlangens. Betroffene verspüren kaum bis gar kein Interesse an sexueller Aktivität – selbst in Situationen, die sie früher als anregend empfunden haben.
Auch sexuelle Gedanken oder Fantasien treten kaum oder gar nicht mehr auf.
In einigen Fällen führt das Desinteresse dazu, dass sexuelle Annäherungen anderer Personen als unangenehm empfunden und bewusst vermieden werden.
Unterschiede im sexuellen Verlangen führen häufig auch zu Spannungen in der Partnerschaft. Scham, Unsicherheit oder Frustration über die veränderte Libido können zudem das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.
Appetenzstörung: Wenn sexuelle Unlust zur Erkrankung wird
Eine sexuelle Appetenzstörung liegt vor, wenn mindestens sechs Monate lang mehrere der folgenden Merkmale auftreten und die Betroffenen darunter leiden:
geringes Interesse an sexueller Aktivität
keine oder seltene sexuelle Fantasien oder Gedanken
wenig Erregung oder Lust bei sexuellen Aktivitäten
keine oder geringe sexuelle Reaktion auf Berührungen oder Reize
kaum Interesse, selbst sexuelle Aktivitäten zu initiieren oder auf Annäherungen des*der Partner*in zu reagieren
Wie wird Libidoverlust diagnostiziert?
Für die Diagnose ist ein ausführliches Gespräch (Sexualanamnese) in der fachärztlichen Praxis (z. B. gynäkologische, urologische oder psychotherapeutische) entscheidend. Dabei werden die persönliche Situation, die Partnerschaft und das Sexualleben thematisiert. Wichtig ist es zudem, die Appetenzstörung von anderen sexuellen Problemen wie Orgasmus- oder Erektionsstörungen abzugrenzen.
Körperliche Untersuchung bei Libidoverlust
Um körperliche Ursachen für die verminderte sexuelle Lust auszuschließen, gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden:
Gynäkologische oder urologische Untersuchungen können Aufschluss über organische Ursachen geben.
Fragebögen helfen dabei, psychische Belastungen oder Stressfaktoren zu erkennen.
Gespräche mit einer*einem Psychotherapeut*in können psychische Ursachen der Lustlosigkeit näher beleuchten.
Zusätzlich kann eine Laboruntersuchung sinnvoll sein, um unerkannte hormonelle Störungen oder chronische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Berücksichtigt werden zudem die psychischen und sozialen Faktoren, die die Lust auf Sexualität verringern können.
Behandlung von Libidoverlust
Die Behandlung der sexuellen Unlust hängt von der jeweiligen Ursache ab. Ein wichtiges Kriterium für medizinische Maßnahmen ist vor allem ein möglicher Leidensdruck der betroffenen Person.
Falls eine Grunderkrankung oder bestimmte Risikofaktoren bekannt sind, sollten diese außerdem vorrangig behandelt werden. Bei Männern mit Testosteronmangel kann etwa eine Testosterontherapie – mit Pflastern, Gels oder Injektionen – infrage kommen.
Liegt die Ursache im psychischen Bereich, basiert die Wahl der Therapie auf den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen oder des Paares. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist häufig die Sexualtherapie.
Dabei lassen sich oft auch Faktoren wie Stress, Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl mitbehandeln, die möglicherweise ein sexuelles Desinteresse auslösen.
Stecken Beziehungsprobleme hinter dem Libidoverlust oder beeinträchtigt diese die Partnerschaft, kann eine Paartherapie sinnvoll sein.
Verlauf und Prognose: Geht ein Libidoverlust wieder weg?
Eine Abnahme des sexuellen Verlangens kann schleichend oder plötzlich auftreten. In den meisten Fällen handelt es sich um ein vorübergehendes Problem. Wird der Libidoverlust als belastend empfunden, sollte immer Rücksprache mit einer*einem Ärztin*Arzt gehalten werden.
Wann sich die Libido wieder stabilisiert, hängt stark von der Ursache und deren Behandlung ab:
Wenn eine zugrunde liegende Erkrankung erfolgreich behandelt oder die Medikation angepasst wird, kann sich die Libido wieder normalisieren.
Psychische Ursachen erfordern oft eine längerfristige Therapie. Der Behandlungserfolg hängt vom Schweregrad und dem individuellen Therapieansprechen ab.
Situative Störungen (Libidoverlust nur in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Partner*innen) lassen sich durch Paartherapie und Kommunikationstraining oft gut behandeln.
So lässt sich einem Libidoverlust vorbeugen
Um einer sexuellen Unlust vorzubeugen, helfen oft schon einfache Maßnahmen. Eine offene Kommunikation über Wünsche und Bedürfnisse sowie eine enge Bindung in der Partnerschaft sind meist hilfreich, um die sexuelle Lust zu erhalten.
Zusätzlich können folgende Faktoren die Libido positiv beeinflussen:
weniger Stress: Stressabbau und Entspannung kann zu einer Verbesserung der Libido und einer gesteigerten Lust auf Sex führen.
regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung: Diese Maßnahmen beugen Übergewicht vor, fördern das allgemeine Wohlbefinden und damit auch die Libido.
ausreichend Schlaf: Wer ausreichend schläft, hat mehr Energie und einen ausgeglicheneren Hormonhaushalt, wodurch die Libido steigen kann.
kein Alkohol und Drogen: Ein bewusster Umgang mit Alkohol und der Verzicht auf andere Drogen unterstützen eine stabile Libido.
ärztliche Check-ups: So lassen sich gesundheitliche oder hormonelle Probleme frühzeitig erkennen.