Cluster-Kopfschmerzen: Was hilft?
Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den stärksten Kopfschmerzarten und treten in wiederkehrenden, einseitigen Attacken hinter dem Auge auf. Zusätzlich kommt es meist zu Begleitsymptomen wie Augentränen oder einer laufenden Nase. Erfahren Sie, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie sich akute Beschwerden lindern lassen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Cluster-Kopfschmerzen
Sie äußern sich durch sehr starke, einseitige Schmerzen, die meist hinter oder um ein Auge herum auftreten. Typische Begleitsymptome sind tränende Augen sowie eine verstopfte oder laufende Nase. Typisch ist auch eine Bewegungsunruhe.
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Alkohol, Nikotin, Stress und bestimmte Medikamente können eine Clusterattacke auslösen oder verschlimmern.
Das Einatmen von reinem Sauerstoff über eine Maske für etwa 15 Minuten lindert bei vielen Betroffenen die Schmerzen. Auch Triptane, die injiziert oder als Nasenspray angewendet werden, wirken innerhalb kurzer Zeit.
Eine einzelne Attacke dauert in der Regel zwischen 15 Minuten und 3 Stunden. Sie treten oft mehrmals täglich auf und können sich über Wochen oder Monate erstrecken, gefolgt von symptomfreien Phasen.
Was sind Cluster-Kopfschmerzen?
Cluster-Kopfschmerzen sind plötzliche, extrem starke Schmerzattacken, die meist einseitig hinter dem Auge auftreten. Sie kommen typischerweise in Clustern vor, mit bis zu acht Attacken pro Tag, und halten über Wochen bis Monate an. In einigen Fällen können diese Phasen bis zu einem Jahr andauern.
Je nach Verlauf werden zwei Formen unterschieden:
episodische Form: Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass Schmerzattacken über eine Woche bis zu mehreren Monaten auftreten. Danach folgen schmerzfreie Intervalle, die Monate bis Jahre dauern können.
chronische Form: Sie liegt vor, wenn die Periode ohne Besserung länger als ein Jahr andauert oder wenn die schmerzfreien Intervalle kürzer als vier Wochen sind.
Weitere Bezeichnungen für die Krankheit sind:
- Bing-Horton-Syndrom
- Erythroprosopalgie
- Hemicrania angioparalytica
Häufigkeit
Beim Cluster-Kopfschmerz handelt es sich um eine seltene Kopfschmerzerkrankung. Etwa einer von 1.000 Menschen ist betroffen, wobei Männer dreimal häufiger erkranken als Frauen. Die chronische Variante tritt bei rund zehn bis 20 Prozent der Fälle auf.
Meistens zeigt sich die Erkrankung erstmal im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.
Symptome bei Cluster-Kopfschmerzen
Cluster-Kopfschmerzen äußern sich durch extrem starke, einseitige Schmerzen, die als stechend oder bohrend beschrieben werden. Die Schmerzen sind in der Regel präzise hinter einem Auge lokalisiert und strahlen oft in den Bereich der Nasenwurzel aus.
Die Attacken beginnen abrupt und häufig während des Schlafs, ohne Vorwarnung. Unbehandelt halten die Symptome zwischen 15 und 180 Minuten an. Typischerweise treten die Schmerzattacken mehrmals täglich auf und betreffen fast immer dieselbe Seite des Kopfes, mit nur wenigen Ausnahmen. Auf derselben Gesichtshälfte entwickeln sich begleitend weitere Symptome wie:
- Tränenfluss
- gerötete Bindehaut
- geschwollenes Auge
- laufende Nase
- verstopfte Nase
- Schwitzen im Bereich der Stirn und des Gesichts
Außerdem ist das durch folgende Symptome charakterisierte Horner-Syndrom auf der betroffenen Kopfseite häufig zu beobachten:
- enge Pupille (Miosis)
- herabhängendes Oberlid (Ptosis)
- leicht in die Augenhöhle eingesunkener Augapfel
Abgrenzung zu Migräne
Manche Symptome der Cluster-Kopfschmerzen, wie einseitige und anfallsartige Schmerzen, sind auch für Migräne typisch. Dennoch unterscheiden sich die beiden Arten von Kopfschmerzen deutlich.
Im Gegensatz zu Patient*innen mit Migräne, die sich während eines Anfalls oft zurückziehen, sind Menschen mit Cluster-Kopfschmerzen während einer Attacke unruhig und verspüren einen starken Drang, sich zu bewegen. Typische Beschwerden einer Migräne wie Übelkeit und Erbrechen, haben sie nicht.
Therapie bei Cluster-Kopfschmerzen
Die gegen den Cluster-Kopfschmerz eingesetzte Therapie hat zwei Ziele:
- Akuttherapie: die Schmerzen während der Anfälle bekämpfen
- Prophylaxe: weitere Anfälle verhindern.
Herkömmliche Schmerzmittel, Entspannungsübungen oder physikalische Therapie bringen keine Linderung. Mit der richtigen medikamentösen Behandlung lässt sich der Schmerz jedoch in den meisten Fällen wirksam kontrollieren.
Akuttherapie
Die Ansprechrate auf gängige Akutbehandlungen ist in der Regel hoch. Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es:
Sauerstoff: Die effektivste Akuttherapie ist das Inhalieren von 100-prozentigem Sauerstoff. Über eine Gesichtsmaske werden acht bis 12 Liter pro Minute eingeatmet. Die Behandlung sollte maximal 15 bis 20 Minuten dauern, da danach keine weitere Wirkung erwartet wird.
Triptane: Verschreibungspflichtige Triptane sind eine bewährte Akuttherapie. Sumatriptan kann unter die Haut gespritzt oder Zolmitriptan als Nasenspray angewendet werden. Täglicher Gebrauch sollte jedoch vermieden werden, da medikamenteninduzierte Kopfschmerzen auftreten können.
nasale Akuttherapie: Alternativ ist es möglich, Lidocain-Spray in die Nase zu sprühen. Dauern die akuten Beschwerden lange an, kann auch eine Therapie mit Sumatriptan (über die Nase) oder Zolmitriptan (über den Mund) helfen.
Intervalltherapie
Bei der episodischen Form ist zusätzlich eine sogenannte Intervalltherapie wichtig, um weitere Attacken zu verhindern. Als Prophylaxe eignet sich vor allem das Medikament Verapamil, daneben auch Glukokortikoide (Kortison). Alternativ können Methysergid, Lithium oder Valproinsäure zur Verhinderung erneuter Attacken eingesetzt werden.
Glukokortikoide werden häufig ergänzend oder überbrückend angewendet, bis beispielsweise Verapamil seine Wirkung entfaltet. Wenn die Beschwerden regelmäßig zur gleichen Tageszeit oder Stunde auftreten, kann Dihydroergotamin als Intervalltherapie hilfreich sein, das etwa zwei Stunden vor einer erwarteten Attacke verabreicht wird.
Behandlung chronischer Beschwerden
Bei einer chronisch verlaufenden Erkrankung ist die Therapie schwieriger. In der Regel erfolgt eine Dauertherapie mit Verapamil oder Lithium. Manchmal ist es nötig, mehrere Medikamente zu kombinieren. Die genaue Behandlung sollte individuell ärztlich besprochen werden.
Cluster-Kopfschmerzen: Ursachen sind unklar
Die genauen Ursachen von Cluster-Kopfschmerzen sind laut Fachleuten noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Fehlregulation im Hypothalamus, einem Bereich des Gehirns, eine zentrale Rolle spielt. Der Hypothalamus steuert unter anderem den biologischen Rhythmus, was erklären könnte, warum Attacken oft zu bestimmten Tageszeiten oder Jahreszeiten auftreten.
Weitere mögliche Faktoren sind:
genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise darauf, dass die Krankheit in einigen Familien gehäuft auftritt.
Nervenbeteiligung: Der Trigeminusnerv, der für die Schmerzwahrnehmung im Gesicht verantwortlich ist, scheint eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Schmerzen zu spielen.
Auslöser: Bestimmte Reize wie Alkohol, starke Gerüche oder Wetterveränderungen können Attacken verursachen.
Cluster-Kopfschmerzen: So erfolgt die Diagnose
Herausforderungen bei der Diagnose
Da die Kopfschmerzerkrankung selten ist, wird sie oft erst nach Jahren korrekt diagnostiziert. Laut der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppe (CSG) in Deutschland beträgt die durchschnittliche Zeit bis zur Diagnose etwa acht Jahre.
Dies liegt auch daran, dass die Krankheit leicht mit anderen Kopfschmerzarten wie Migräne oder Trigeminusneuralgie verwechselt werden kann. Neuralgien, wie die Trigeminusneuralgie, verursachen ebenfalls starke, stechende Schmerzen im Gesicht. Sie sind aber durch eine kürzere Attackendauer gekennzeichnet.
Cluster-Kopfschmerzen: Verlauf und Prognose
Die Krankheit verläuft meist episodisch. Nach Phasen mit häufigen Schmerzattacken folgen oft symptomfreie Intervalle, die mehrere Monate bis Jahre dauern können. Bei etwa zehn bis 15 Prozent der Patient*innen geht eine episodische in eine chronische Verlaufsform über.
Insgesamt leiden 20 Prozent der erkrankten Personen an der chronischen Form, bei der die Beschwerden ohne längere Pausen über ein Jahr anhalten oder die symptomfreien Phasen kürzer als vier Wochen sind.
Prognose
Auch wenn die Krankheit mit den derzeit verfügbaren Behandlungsmethoden nicht vollständig geheilt werden kann, ist eine spontane Besserung möglich. Betroffene mit der episodischen Verlaufsform erleben solche Remissionen bis zu 40 Prozent häufiger als Menschen, die chronisch erkrankt sind.
Lassen sich Cluster-Kopfschmerzen vorbeugen?
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt, daher kann ihr auch nicht vorgebeugt werden. Wer betroffen ist, kann allerdings weitere Schmerzattacken verhindern, indem bestimmte auslösende Reize (sog. Trigger) gemieden werden.
Einige dieser Trigger treffen auf viele Betroffene zu, andere sind sehr personenbezogen und nur durch Ausprobieren zu erkennen. Zu den üblichen Auslösern gehören tyramin- und/oder histaminhaltige Lebensmittel:
- Alkohol
- Schokolade
- Nüsse
- Käse
- Tomaten und Zitrusfrüchte
Ebenfalls als Auslöser von weiteren Attacken bekannt und deshalb zu vermeiden sind:
- flackerndes Licht
- der Aufenthalt in großer Höhe (Flugzeug, Gebirge)
- Rauchen