Juckreiz: Ursachen und was hilft bei Pruritus?
Ob am ganzen Körper oder nur an einer Stelle: Juckreiz ist ein sehr unangenehmes Gefühl. In den meisten Fällen ist Hautjucken zwar lästig, aber harmlos. Welche Auslöser können hinter juckender Haut stecken und was hilft gegen den Juckreiz?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Juckreiz
Hinter plötzlichem Juckreiz am ganzen Körper, der ohne Ausschlag auftritt, können verschiedene Ursachen wie Nieren- oder Lebererkrankungen, hormonelle Schwankungen, Stoffwechselkrankheiten, etwa Diabetes mellitus, Nebenwirkungen von Medikamenten oder psychische Auslöser wie Angststörungen und Depressionen stecken. Betroffene sollten ärztlichen Rat einholen, um eine genaue Diagnose zu erhalten.
Lebererkrankungen wie eine Leberzirrhose, Leberentzündung (Hepatitis) oder aber eine Gallenstauung können sich durch Juckreiz am ganzen Körper äußern. Typisch ist vor allem ein Jucken an den Fußsohlen oder Handinnenflächen.
Bei juckender Haut ist es zunächst wichtig, nicht zu kratzen. Je nach der zugrundeliegenden Ursache können kalte Umschläge, kühle Duschen, feuchtigkeitsspendende Cremes oder Antihistaminika helfen.
Juckreiz kann abends oder nachts besonders ausgeprägt sein, da das Jucken dann stärker wahrgenommen wird. Zudem stauen sich unter der Bettdecke Wärme und Feuchtigkeit, was Hautjucken zusätzlich verstärkt.
Was ist Juckreiz?
Juckreiz (Pruritus) ist ein unangenehmes Gefühl in der Haut. Meist löst es das Bedürfnis aus, an der Körperstelle zu reiben, zu scheuern oder zu kratzen. Diese Kratzbewegungen dienen dazu, etwaige Insekten, Parasiten oder Fremdkörper von der Hautoberfläche zu entfernen. Juckreiz ist deshalb eine Art Schutzreflex.
Im Gegensatz zu einem kurzfristigen, akuten Juckreiz – für den es nicht immer einen erkennbaren Grund gibt – kann langanhaltender, chronischer Juckreiz auf eine Erkrankung oder Störung hinweisen. In den meisten Fällen steckt hinter chronischem Juckreiz eine Hauterkrankung.
Juckreiz: Mit und ohne Ausschlag möglich
Nicht immer ist an der juckenden Stelle auch eine Hautveränderung sichtbar. Juckreiz kann jedoch auch mit weiteren Beschwerden einhergehen, wie zum Beispiel:
- Ausschlag
- Hautrötungen
- Hautbläschen
- Quaddeln
- trockener Haut
- Schuppungen
- Schmerzen
In manchen Fällen hält der Juckreiz über Wochen an oder stört abends oder nachts sogar den Schlaf. Ständig juckende Haut kann den Alltag stark beeinträchtigen und unter Umständen Erschöpfung, Ängste oder depressive Beschwerden nach sich ziehen.
Lokalisierung von Juckreiz: Am ganzen Körper, Intimbereich oder After
Es gibt verschiedene Formen von Hautjucken. Ein sogenannter lokalisierter Juckreiz tritt an einer einzelnen Körperstelle auf. Beispiele dafür sind:
- Juckreiz am After, etwa durch Hämorrhoiden, Ekzeme oder Analfissuren
- Juckreiz im Intimbereich, zum Beispiel bei Pilzinfektionen wie Scheidenpilz
- Jucken im Ohr, meist ebenso durch eine Pilzinfektion
- juckende Kopfhaut, etwa bei Hautkrankheiten wie Schuppenflechte
Wenn nicht nur ein Bereich, sondern der ganze Körper juckt, sprechen Fachleute von einem generalisierten Juckreiz.
Ursachen: Juckreiz am ganzen Körper und lokalen Stellen
Je nach Art und betroffenem Körperbereich kommen bei Juckreiz verschiedene Ursachen infrage.
Was löst Juckreiz am ganzen Körper aus?
Generalisierter Juckreiz am ganzen Körper kann aufgrund verschiedener Ursachen entstehen. Meist tritt generalisierter Juckreiz ohne Hautveränderungen wie Ausschlag auf.
Zu den Ursachen von Juckreiz am ganzen Körper zählen:
- Erkrankungen der Leber oder Niere wie Leberzirrhose, Leberentzündung, Gallenstauung, Nierenschwäche oder Nierenversagen
- Blutkrankheiten wie Eisenmangelanämie oder Mastozytose
- neurologische Erkrankungen, beispielsweise Polyneuropathie oder Multiple Sklerose
- Stoffwechselkrankheiten, etwa Schilddrüsenfunktionsstörungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes mellitus
- Infektionskrankheiten, zum Beispiel Gürtelrose, Windpocken, Masern oder HIV-Infektion
- Krebserkrankungen wie Lymphom, Leukämie oder Plasmozytom
- psychische Erkrankungen, etwa Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen oder Anorexia nervosa (Magersucht)
- Nebenwirkungen von Arzneimitteln, zum Beispiel ACE-Hemmer, Antibiotika, Opioide, Antimalariamittel
Was löst lokalisierten Juckreiz aus?
In etwa 90 Prozent der Fälle geht Juckreiz auf eine Hautkrankheit zurück, die sich meist auf bestimmte Hautbereiche beschränkt. Oft zeigen sich auch Hautveränderungen wie Ausschlag, Pusteln, Bläschen oder Hautschuppungen.
Mögliche Ursachen, die lokalisiertes Jucken auslösen können, sind:
- Krankheiten der Haut, beispielsweise Neurodermitis, Kontaktallergie, Schuppenflechte (Psoriasis), Nesselsucht (Urtikaria), Ekzeme (atopische Dermatitis), Sonnenallergie
- Sonnenbrand
- Infektionen mit Parasiten, etwa mit Krätzmilben (Krätze), Läusen sowie Haken- oder Spulwürmern
- Pilzinfektionen (Mykosen) wie Ringelflechte, Tinea oder Fußpilz
- bakterielle Infektionen, zum Beispiel Impetigo
- allergische Reaktionen, etwa bei Lebensmittelallergie, Pollenallergie, Tierhaarallergie, Kontaktallergie oder auf Insektenstiche oder Medikamente
- Kontakt mit Pflanzen wie Riesenbärenklau oder Brennnesseln
Weitere mögliche Ursachen für juckende Haut sind:
- trockene Haut, oft Grund bei älteren Menschen
- kratzige Kleidung
- Insektenstiche oder -bisse wie Mückenstiche oder Grasmilben
- Stress
- hormonelle Schwankungen, etwa während der Schwangerschaft oder Wechseljahre
Behandlung: Was hilft gegen Juckreiz?
Bei Juckreiz richtet sich die Therapie nach der zugrundeliegenden Ursache. Wird das Jucken etwa durch eine Grunderkrankung wie eine Stoffwechselstörung oder Bluterkrankung ausgelöst, kann eine gezielte Behandlung auch gegen Juckreiz vorgehen. Darüber hinaus können spezielle Cremes und Medikamente ärztlich verschrieben werden.
Salben und Cremes gegen Juckreiz
Um den Juckreiz zu lindern, können verschiedene Salben und Cremes zum Einsatz kommen. Hilfreich sind etwa Lotionen mit:
- Cayennepfeffer-Extrakt (Capsaicin)
- lokalen Anästhetika (z. B. Lidocain)
- Harnstoff (Urea)
- Kortison
- Calcineurininhibitoren (z. B. Tacrolimus)
Medikamente bei Juckreiz
Zudem wird Juckreiz in manchen Fällen mit Medikamenten behandelt. Bei Allergien helfen etwa Antihistaminika (z. B. Cetirizin). Diese blockieren einen bestimmten Botenstoff (Histamin), der eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen spielt. Chronische Hautkrankheiten werden oftmals mit kortisonhaltigen Tabletten behandelt. Bei psychischen Ursachen können gegebenenfalls angstlösende, beruhigende Medikamente (Anxiolytika) und Neuroleptika verschrieben werden.
Weitere Behandlungsmaßnahmen bei juckender Haut
Darüber hinaus kann bei juckender Haut auch eine Behandlung mit UV-B-Strahlen hilfreich sein. Insbesondere entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder ein atopisches Ekzem profitieren von einer UV-Phototherapie.
Bei Betroffenen mit chronischem Juckreiz, die sich ständig kratzen, kann eine psychosomatische Begleittherapie infrage kommen. Dabei sollen sie durch einen verhaltenstherapeutischen Ansatz lernen, wie sie das ständige Kratzen vermeiden können.
Hausmittel und Tipps: Was hilft gegen Juckreiz?
Neben der ärztlichen Behandlung können folgende Hausmittel und Tipps dabei helfen, Juckreiz zu lindern und Hautverletzungen durch Kratzen vorzubeugen:
Kratzen vermeiden: Besser als zu kratzen ist es, sanft auf die juckende Stelle zu klopfen.
Kühlen: Kühlen wirkt sich meist lindernd auf juckende Haut aus. Hierfür zum Beispiel eine Kühlpackung oder kalte Kompresse auf die Hautstelle legen. Auch feuchte Umschläge können helfen.
Wassertemperatur: Die Wassertemperatur beim Baden oder Duschen sollte kühl bis lauwarm sein. Tipp: Die Haut stets trocken tupfen und nicht mit dem Handtuch reiben.
Hautpflege: Milde Seifen und Pflegeprodukte bevorzugen. Bei trockener Haut sollte auf eine ausreichende Feuchtigkeitspflege und Rückfettung der Haut nach dem Duschen und Baden geachtet werden.
richtige Kleidung: Synthetische und raue Kleidung beziehungsweise Stoffe meiden und luftige, atmungsaktive Kleidung bevorzugen.
Entspannung: Bei Hautjucken durch Stress kann aktive Entspannung, etwa durch Yoga oder Meditation, lindernd wirken.
Juckreiz: Wann ist ärztlicher Rat wichtig?
Betroffene sollten spätestens nach einer Woche ärztlichen Rat einholen, wenn
- sich der Juckreiz nicht bessert,
- Ausschlag entsteht oder sich ausbreitet und
- Nachtschweiß und/oder Müdigkeit auftreten.
Kommt es neben Juckreiz zu den folgenden Symptomen, sollte umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden:
- Gelbfärbung der Haut und Augen (Gelbsucht)
- Bauchschmerzen
- ausgeprägtes Durstgefühl
- häufiges Wasserlassen
- Gewichtsverlust
Wichtig: Bei starkem Juckreiz in Kombination mit Hautausschlag, Atemproblemen oder Ohnmacht sollte umgehend der Notruf (112) abgesetzt werden. Es könnte sich um Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks handeln.
Juckreiz: Diagnose und Untersuchungen
Um herauszufinden, welche Ursachen der Juckreiz hat, steht zunächst ein ärztliches Gespräch an. Dabei stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und zur Einnahme von Medikamenten.
Nach der Befragung folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei werden Patient*innen beispielsweise nach Kratzspuren, trockenen Hautstellen, farblichen Veränderungen oder Hinweisen auf Krankheitserreger abgesucht.
Zur erweiterten Diagnostik können zählen:
- Untersuchung einer Gewebeprobe der Haut, um mögliche Erreger nachzuweisen
- Blutuntersuchungen
- Allergietest
- Ultraschalluntersuchung des Bauchraums
Je nach vermuteter Ursache können zudem weitere Untersuchungen angeordnet werden.